Geschichte von Langenlonsheim
Die Ersterwähnung von Langenlonsheim erfolgt in einer Urkunde von 769. [Anm. 1] Als Bezeichnung für den Ort ist in den ersten Urkunden mit „Longistisheim“ und „Longastesheim“ dokumentiert. Die Endung „-heim“ verweist auf eine Siedlungsbezeichnung der seit circa 500 n.Chr. im Nahetal niedergelassenen Franken. Die Bezeichnung „Longast“ kann als Teil eines damaligen fränkischen Vornamens und somit als „Heim des Longast“ gedeutet werden. Ab 1400 tritt der Name „Langenlonßheim“ auf, der in einer Urkunde von 1410 nachgewiesen werden kann und der sich ab 1600 allgemein einbürgert. [Anm. 2]
Vorgeschichte und Altertum
Nachweisbare Siedlungsplätze im Ortsumfeld von Langenlonsheim lassen sich auf mehr als 5.000 Jahre zurückdatieren. Im Nahegebiet nimmt man die ältesten menschlichen Spuren von Neandertalern vor mehr als 150.000 Jahre an. [Anm. 3] Jungsteinzeitliche Scherbenfunde, ab etwa dem 3. Jahrtausend v. Chr. und weitere Funde in der Langenlonsheimer Gemarkung weisen auf die weitere Besiedelung hin. Aus der Bronzezeit ab etwa 1.800 v. Chr. stammen Funde aus Hügelgräbern im Langenlonsheimer Wald. [Anm. 4] Ursprünglich soll es sich um etwa 80 bis 100 Gräber gehandelt haben, sie wurden jedoch in früherer Zeit ausgeraubt. [Anm. 5] Auch keltische Funde aus der Zeit von 500 bis 100 v. Chr. und wenige römische Überreste zeigen die Herrschaftsstrukturen im Ortsbereich. [Anm. 6]
Mittelalter
Aus der Ansiedlung fränkischer Bauern im heutigen Ortskern von Langenlonsheim um 500 n. Chr. ist einer der größten fränkischen Friedhöfe aus dieser Zeit im Rhein-Main-Nahe-Raum bekannt. Archäologische Untersuchungen von 1970 bis 1981 von 457 der circa 1.200 Gräber brachten trotz früherer Ausraubungen noch eine Vielzahl von Artefakten zutage, die auf eine große Siedlung hinweisen. [Anm. 7]
Das bäuerliche Leben um 800 wurde von Arbeiten in Acker und Weinberg bestimmt. Urkunden weisen auf beträchtlichen Weinbau in der Gemarkung hin. Im 9. Jh. sind Hungersnöte und Seuchen, strenge Winter und trockene Sommer nachgewiesen, die das Leben der Menschen erschwerten. Weitere Urkunden gibt es erst wieder ab 1140. [Anm. 8] Ab da werden mehrere Güter von Adeligen und Klöstern in Langenlonsheim erwähnt. [Anm. 9]
Um 1200 ist das Dorf ein geschlossenes Wohngebiet mit einer Kirche, was in den Besitz der Grafen von Sponheim kam, wobei das Zehntrecht bei den Herren von Bolanden lag. [Anm. 10] Durch diese Zweiteilung kam es im späteren Verlauf immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Häusern. [Anm. 11] Nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim ging Langenlonsheim im Jahr 1393 inklusive des Zehntrechts an die Grafen von Nassau-Saarbrücken über. [Anm. 12]
Neuzeit
Im Bayerisch-Pfälzischen Erbfolgekrieg (1503-1507) verwüsteten die Truppen Langenlonsheim, dessen EinwohnerInnen in den Wald flüchten mussten. 1540 brannte in einer weiteren Katastrophe das Dorf bis auf ein Haus ab. [Anm. 13]
Ab 1556 führte der pfälzische Kurfürst Otto Heinrich (1502-1559) die Reformation im Land ein. In den 1580er Jahren wechselten die Landesherren und mit Ihnen auch alle Untertanen zum reformierten Bekenntnis. Für das Jahr 1601 wird die „Anzahl von Feuer- und Herdstätten“ in Langenlonsheim mit 166 angegeben. Dadurch kann eine Zahl von 750 bis 800 Einwohnern angenommen werden. Durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und die Pest 1666 wurde diese Zahl der Einwohner jedoch stark dezimiert. [Anm. 14] 1673 kam es zu einer neunwöchigen Einquartierung französischer Soldaten im Dorf im Rahmen der französischen Eroberungskriege von König Ludwig XIV. von Frankreich (1638-1715). 1675 und 1677 mussten die EinwohnerInnen vor kaiserlichen Truppen fliehen und litten im Verlauf des erneuten Kriegsausbruchs von 1688-1697 unter den Kriegslasten und Kriegsschäden. [Anm. 15]Nach dem Pestjahr 1666 gab es circa 300 EinwohnerInnen in Langenlonsheim, um 1700 etwa 470 Einwohner. [Anm. 16]
1792 besetzten die Franzosen Bad Kreuznach und umliegende Orte und verteidigten die Stadt in wechselvollen Kämpfen, bis es ab 1796 zu einer 18 Jahre dauernden ständigen französischen Herrschaft kam, die auch in Langenlonsheim immer wieder zu Einquartierungen und wirtschaftlicher Not führte. [Anm. 17] Mit Beginn der Herrschaft Napoleons (1769-1821) normalisierte sich die Lage allmählich. [Anm. 18] Ab 1800 bis 1814 wurde Langenlonsheim zur „Mairie“, zur Bürgermeisterei. [Anm. 19]
Langenlonsheim in der neuesten Zeit
Nach dem Sieg des Königreiches Preußen 1815 gegen die Franzosen wurde das linke Rheingebiet nördlich der Nahe preußisch. [Anm. 20] Im Jahr 1810 vermerkt eine Statistik 800 DorfbewohnerInnen in 211 Haushalten. [Anm. 21] 1928 wurde aus der „Bürgermeisterei“ das „Amt Langenlonsheim“. [Anm. 22] Die Kriegszeiten im Ersten und Zweiten Weltkrieg forderten auch in Langenlonsheim viele Opfer, derer in einer Gedenkanlage am Friedhof gedacht wird. [Anm. 23] Nach der Währungsreform von 1948 geht die Landwirtschaft zurück und Gewerbe, Handel und Industrie entwickeln sich in Langenlonsheim. Die Betriebe werden auf den Seiten 291-302 im Einzelnen beschrieben. [Anm. 24] 1969 entstand aus dem „Amt Langenlonsheim“ die „Verbandsgemeinde Langenlonsheim“. [Anm. 25] Zum 1. Januar 2020 fusionierte die Verbandsgemeinde Langenlonsheim mit der Verbandsgemeinde Stromberg zur Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg. [Anm. 26]
NACHWEISE
Verfasserin Text: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 2020, S. 70-72, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf (Aufruf: 06.11.2020).
- Schmitt, Friedrich (u.a.): Ortsgeschichte Langenlonsheim, Langenlonsheim 1991.
Erstellt am: 13.11.2020
Anmerkungen:
- Schmitt 1991, S. 15 und 25. Zurück
- Schmitt 1991, S. 14. In den erhaltenen Abschriften einer Urkunde aus dem Jahr 1338 wird Langenlonsheim auch als „Lansheim“ oder „Lainsheim“ bezeichnet. Die noch erfolgten weiteren Entwicklungen des Ortsnamens werden in der Ortsgeschichte zusätzlich zu Deutungsvorschlägen zum Zusatz „Langen-" aufgeführt. Die Inhalte der ersten Urkunden werden auf den Seiten 25-28 dargestellt. Vgl. ebd. Zurück
- Schmitt 1991, S. 15. Die ältesten Spuren wurden in Lindel bei Guldental gefunden. Zurück
- Schmitt 1991, S. 16-17. Zurück
- Schmitt 1991, S. 18. 1980 wurde ein Grabhügel systematisch von Wissenschaftlern der Universität Mainz untersucht. Die Ergebnisse sind in der Ortsgeschichte ausführlich dargestellt. Vgl. ebd. S. 18-20. Zurück
- Schmitt 1991, S. 21-22. Zurück
- Schmitt 1991, S. 22-23. Zurück
- Schmitt 1991, S. 29. Zurück
- Schmitt 1991, S. 30. Die damaligen Güter sind im Einzelnen aufgelistet inklusive der angenommenen Größe. Die Güter ortsfremder Grundeigentümer, die es um 1800 herum gab, werden auf den Seiten 202 bis 223 beschrieben. Zurück
- Schmitt 1991, S. 31 und 33. Der Herrschaftssitz der Grafen von Sponheim war nach der Burg Sponheim zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Kauzenburg in Bad Kreuznach: https://www.regionalgeschichte.net/naheland/bad-kreuznach/kulturdenkmaeler/kauzenburg.html. Zum Besitz der Herren von Bolanden gehörte ebenfalls Waldlaubersheim: https://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/waldlaubersheim.html Zurück
- Schmitt 1991, S. 35. Über die mittelalterlichen Steuern und Abgaben wird auf den Seiten 41-44 berichtet. Zurück
- Schmitt 1991, S. 40. Zurück
- Schmitt 1991, S. 46. Auf den Seiten 47-48 wird über den Brand mit 8 Toten und vielen Verletzten berichtet. Zurück
- Schmitt 1991, S. 49. Die spanische Belagerung von Bad Kreuznach im Jahr 1620 erfolgte mit 5.000 Mann, was zu vielen Schäden in den umliegenden Dörfern führte. Vgl. ebd. S. 50-52. Zurück
- Schmitt 1991, S. 53-54. Die Lasten und Schäden werden ausführlich dargestellt. Vgl. ebd. S. 54-56. Zurück
- Schmitt 1991, S. 57. Zurück
- Schmitt 1991, S. 65. Die Kosten für die Einquartierungen und die weiteren Kriegskosten werden auf den Seiten 65-74 dargestellt. Zurück
- Schmitt 1991, S. 74. Zurück
- Schmitt 1991, S. 131 und 139. Zurück
- Schmitt 1991, S. 77. Zurück
- Schmitt 1991, S. 81. Zurück
- Schmitt 1991, S. 150. Zurück
- Schmitt 1991, S. 87-107. Zurück
- Schmitt 1991, S. 108. Zurück
- Schmitt 1991, S. 162. Zurück
- http://www.langenlonsheim-stromberg.de/ Zurück