Kauzenburg
Um das Jahr 1045 schenkte der römisch-deutsche König Heinrich III. dem Bischof von Speyer ein kleines Stück Land am Südufer der Nahe, am Fuße des Kauzenbergs [Anm. 1]. Rund 20 Jahre später übertrug der Bischof dieses Land als Lehen den Grafen von Sponheim. Wahrscheinlich wurden schon zu diesem Zeitpunkt Überlegungen angestellt, dort den neuen Machtmittelpunkt der Grafschaft Sponheim zu verlegen, sodass man mit dem Bau einer Burg, der heutigen Kauzenburg, und einer neuen Siedlung begann [Anm. 2]. Die erstmalige Erwähnung dieser Burg erfolgte 1206, als der König Philipp von Schwaben den Weiterbau verbot. Sich dem widersetzend, wurde die Errichtung der Burg 1230 durch den Grafen Gottfried III. von Sponheim und seinen Sohn Johann I. beendet. Sie galt fortan als Residenz der vorderen Grafschaft Sponheim. Viele der Kreuznacher Bewohner zogen zu ihrem eigenen Schutz von ihren vorigen Wohnsiedlungen nahe des Römerkastells [Anm. 3] unterhalb die Burg und so verlagerte sich der Lebensmittelpunkt zur historischen Neustadt, der heutigen Altstadt Bad Kreuznachs. Der Name der Burg wird zu ersten Mal 1438 mit „Cutzenburg“ bezeugt [Anm. 4].
Nach dem Aussterben der vorderen Sponheimer Linie erfolgte die Teilung der Burg zwischen den Sponheimer Grafen und dem Pfalzgrafen Ludwig III. Weitere Teilungen folgten, sodass schließlich die Kauzenburg unter den Grafen der Kurpfalz, Baden und Zweibrücken-Veldenz aufgeteilt war. Zwischen den Jahren 1450 – 1470 muss es zu wesentlichen Erweiterungen und Umbauten gekommen sein, welche überwiegend auf Philipp, Kurfürst von der Pfalz, zurückgehen [Anm. 5].
Die Kauzenburg im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzer Erbfolgekrieg
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) musste die Burg mehrmals ihren Besitzer wechseln. 1620 eroberte ein spanischer Marquis aus dem Geschlecht der Spinola Stadt und Burg, die er zwölf Jahre bewohnte und weiter ausbauen ließ. 1632 hielten die schwedischen Truppen unter Gustav II. Adolf Einzug in die Stadt, die Burg musste am 4. März desselben Jahres kapitulieren. Nach einer Waffenstillstandsvereinbarung zwischen schwedischen und spanisch-kaiserlichen Truppen im Dezember 1635 blieb die Kauzenburg bis Mai 1636 unter schwedischer Herrschaft. Danach wurde die Burg als neutraler Ort ausgehandelt und von den Grafen Baden und Pfalz-Simmern verwaltet. 1639 eroberte Henri II. d'Orléans-Longueville die burg zurück und blieb zwei Jahre lang in seinem Besitz. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde die Kauzenburg der Pfalz und Baden zugesprochen, damals bezeichnete man die zum erstem Mal als "Veste" [Anm. 6].
Im Pfälzer Erbfolgekrieg wurde die Kauzenburg vollständig zerstört. Im Oktober 1688 nahmen französischen Truppen unter General Bouffleur die Neustadt Kreuznach nebst ihrer Burg ein. Am 18. April 1689 sprengten sie die Burg und brannten sie vollständig nieder. Der Bauschutt soll von den Franzosen im Brunnenschacht des Schlosses versenkt worden sein [Anm. 7]. Zeitgenössische Tagebuchaufzeichnungen [Anm. 8] und eine Zeichnung aus dem Jahre 1689[Anm. 9] ergeben, dass aus der Kauzenburg inzwischen ein Schloss entstanden war.
Die Kauzenburg in der Gegenwart
Von der ehemaligen Kauzenburg sind heute nur noch die Mauerreste vorhanden. Der Gewölbekeller blieb der Ruine erhalten und konnte von Verschüttungen geborgen werden. Ab 1803 war es in privater Nutzung der Familien Recum, Pirelli und Gräff.
1972 wurden die Burg unter Leitung des Architekten Gottfried Böhm umgebaut. Heute dient die Kauzenburg als Hotel und Restaurant mit einem Panoramablick über die Stadt Bad Kreuznach. Ihren Name erhielt die Kauzenburg aufgrund der vielen Käuze, die man über der Stadt hören konnte.
Verfasserin: Sarah Griwatz
Erstellt am: 13.03.2015.
Literatur:
o Dotzauer, Winfried, Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes von den Anfängen bis zur französischen Revolution, Stuttgart, 2001.
o Hornberger, Rudolf; Vogt, Werner, Burgen und Schlösser an Rhein und Nahe, Bad Kreuznach 1993.
o Vogt, Werner, Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, in: Nassauische Annalen 66, S. 276–278.
o https://www.bad-kreuznach-tourist.de/sehenswuerdigkeiten/geschichte-von-bad-kreuznach/ (letzter Zugriff: 24.02.2015).
o http://www.badkreuznach.de/sv_bad_kreuznach/Tourismus,%20Kultur,%20Sport/Stadtportr%C3%A4t/Streifzug%20durch%20die%20Stadtgeschichte/ (letzter Zugriff: 24.02.2015).
o http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Kreuznach (letzter Zugriff: 24.02.2015).
o http://de.wikipedia.org/wiki/Kauzenburg (letzter Zugriff: 24.02.2015).
Anmerkungen:
- Vgl. Dotzauer, Geschichte, S.158. Zurück
- Vgl. Hornberger/Vogt, Burgen, S. 50. Zurück
- Die Ursprünge der Stadt Kreuznach liegen im heutigen Gebiet des Brückes/Gensingerstraße/Pfingstwiese, vgl. https://www.bad-kreuznach-tourist.de/sehenswuerdigkeiten/geschichte-von-bad-kreuznach/ (letzter Zugriff: 11.03.15) Zurück
- Vgl. Hornberger/Vogt, Burgen, S.50. Zurück
- Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kauzenburg (letzter Zugriff: 11.03.15) Zurück
- http://de.wikipedia.org/wiki/Kauzenburg (letzter Zugriff: 11.03.15). Zurück
- HWZB U 1,2 Nr. 1: Extract aus der Carmeliter-historiola Angeli (Abschrift). Zurück
- HWZB U 1,2 Nr. 8: Tagebuch des Seilers Tischinger 1689-1735 (Abschrift). Zurück
- Hornberger/Vogt, Burgen, S.50. Zurück