Bettenhausen in der Pfalz

Bettenhausen

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsteil der Ortsgemeinde Glan-Münchweiler, Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler, Landkreis Kusel

Einwohner 1961: 99, davon 91 ev., 7 kath., 1 ohne Angabe (neuere Angaben s. Glan-Münchweiler)

0.2.Lage

Das Straßendorf verläuft rechts des Glans unterhalb der Mündung des Moorbachs. In der Länge von etwa einem Kilometer zieht es sich entlang einer Landesstraße, die Glan-Münchweiler mit Landstuhl verbindet (Bettenhausener Straße). Während der Ort selbst etwa 215 Meter hoch über NN liegt, erreichen die Berghänge im Osten Höhen von 350 Metern über NN (Springeberg). Zitat aus dem späten 18. Jahrhundert:,,Böttenhausen ist das kleinste Dörflein oder Weiler des Oberamts [damals Lauterecken] am Glane, zwo Stunden von Reichenbach entlegen. ... Durch selbigen [den Kirchsprengel] führet die von Lautern ... auf Kusel führende gemeine Landstraße.“ (Widder IV S. 372) Die Gemarkung des Ortes grenzt im Osten und Südosten an die Gemarkung von Niedermohr im Landkreis Kaiserslautern, im Süden und Westen an die alte Gemarkung des ursprünglichen Ortes Glan-Münchweiler, im Norden an die Gemarkung von Rehweiler.

 

0.3.Siedlung und Bebauung

Ursprünglich standen wenige stattliche Bauernhöfe an der Straßenseite zum Berghang hin, die nur noch zum Teil erhalten geblieben sind. Hervorzuheben sind die Wohn- und Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Gutshofes Rüb, die abweichend von dem üblichen westpfälzischen Einhaus in Hufeisenform um einen großen abgeschlossenen Hof angeordnet sind. (Vgl. Schüler-Beigang S. 70) Heute dominieren die Bauernhäuser nicht mehr im Ort. Wohnhäuser in früheren Baulücken und auf der Straßenseite zum Glan hin bestimmen in stärkerem Maß das Ortsbild.

0.4.Name

Der Ortsname wird erstmalig 1393 als „Bottenhusen“ in einer Urkunde genannt, deren Inhalt jedoch erst in einer Wiedergabe des 18. Jahrhunderts erscheint. 1489 begegnet uns in einer Originalurkunde der Name „Bettenhusen“. Der heutige Name erscheint bereits 1588, doch in weiteren Urkunden lesen wir auch „Buttenhaussen (17. Jhd.), „Böttenhausen“ (Widder 1787) und „Petehausen“ (1797) genannt. Es handelte sich ursprünglich um die Siedlung eines Mannes mit dem Namen Botto. (Vgl. Dolch/Greule S. 59)

0.5.Wappen

Bettenhausen führte vor der Vereinigung mit Glan-Münchweiler ein eigenes Wappen. Die obere Hälfte zeigte einen blauen Löwen mit gelber Zunge und gelben Krallen auf silbernem Grund, in der unteren Hälfte einen silbernen Pfahl auf blauem Grund. Der Löwe bezieht sich auf die frühere Zugehörigkeit von Bettenhausen zu Veldenz, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Veldenz und zu der Kurpfalz. Der silberne Pfahl bezieht sich auf die Grafen von der Leyen, die in Bettenhausen einen Gutshof besaßen, wenngleich der Ort selbst nie zu deren Grafschaft gehörte. Das Wappen wurde durch die Bezirksregierung in Neustadt genehmigt, ist aber wegen der Vereinigung mit Glan-Münchweiler nur noch von untergeordneter Bedeutung. (Vgl. Debus S. 149)

0.6.Geschichte

0.6.1.Vor- und Frühgeschichte

Nach archäologischen Funden in fast allen benachbarten Dörfern dürften auch in der Umgebung von Bettenhausen in vorgeschichtlicher Zeit und in der Römerzeit Menschen gelebt haben. Über Funde am Ort selbst werden jedoch keine Einzelheiten gemeldet.

 

0.6.2.Mittelalter

Sollte der Ort schon vor dem 13. Jahrhundert bestanden haben, so lag er in dem freien Reichsland um die Stadt Kaiserslautern. Ein Teil dieses Reichslandes kam im 13. Jahrhundert als Reichspfandschaft zunächst an die Grafen von Veldenz, 1444 an die Pfalzgrafen (Herzöge) von Pfalz-Zweibrücken.

0.6.3.Neuzeit

1543 begründete Pfalzgraf Ruprecht, der für den minderjährigen Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken die Regierung übernommen hatte, die neue Grafschaft Pfalz-Veldenz mit der Residenz Lauterecken. Bettenhausen lag nun im Amt Jettenbach-Reichenbach dieser neuen Pfalzgrafschaft. Der Chronist dieser Pfalzgrafschaft Goswin Widder schrieb über den Ort: „Böttenhausen ist das kleinste Dörflein oder Weiler des Oberamts am Glane, ... zwo Stunden von Reichenbach entlegen. Durch selbigen ziehet die von Lautern den Glan hinab auf Kusel führende gemeine Landstraße. ... Der Graf von der Leyen besitzet allhier einen freiadelichen Hof.“ (Widder IV S. 372)

Während des 30-jährigen Krieges wurde das Dorf durch die kaiserlichen Truppen (Kroaten) vollkommen zerstört. Die Bewohner flüchteten oder kamen ums Leben. Erst 1700, also nach den Auseinandersetzungen mit Frankreich unter König Ludwig XIV., kamen neue Siedler in das Dorf. Mit dem Tod des Pfalzgrafen Leopold Ludwig im Jahr 1694 erlosch die Grafschaft Pfalz-Veldenz. Um die Nachfolge kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Pfalzgrafschaft Zweibrücken und der Kurpfalz. Den Streit beendete 1733 der Mannheimer Successionsvertrag zu Gunsten der Kurpfalz. Bettenhausen wurde bis zum Zusammenbruch des alten Feudalwesens durch die Ereignisse der Französischen Revolution kurpfälzisch.

Das Gutshaus der Grafen von der Leyen wurde 1794 durch Revolutionstruppen zerstört, während das Dorf selbst verschont blieb. In der Napoléonszeit lag Bettenhausen ab 1801 im Département Mont Tonnerre (Donnersberg), im Arrondissement Kaiserslautern, im Canton Landstuhl und in der Mairie Obermohr.

In der nachfolgenden Zeit des Königreiches Bayern kam das Dorf zur Bürgermeisterei Niedermohr im Kanton Landstuhl und im Landkommissariat Homburg. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt das Saargebiet und heutige Saarland einen autonomen Status, auch der westliche Teil des Kreises Homburg mit der Kreisstadt selbst gehörte zu diesem von den Siegermächten gebildeten Gebiet. „Bettenhausen war die kleinste sich selbst verwaltende Gemeinde in Bayern“. (Rüb 1990 S. 180) Das Dorf kam wie Gimsbach und Matzenbach dann zu dem Landkreis Kaiserslautern und 1968 zum Landkreis Kusel. 1969 wurde es ein Ortsteil der Ortsgemeinde Glan-Münchweiler. Ältere Wahlergebnisse für Bettenhausen liegen nicht vor. (Neuere Ergebnisse der gesamten Ortsgemeinde unter Ortsgemeinde Glan-Münchweiler)

Wahlergebnisse

Siehe Glan-Münchweiler

0.7.Zeittafel

Vor 1100Wahrscheinliche Entstehung des Dorfes im Reichsland um die Burg Lautern
1349Das reichsfreie Amt Reichenbach kommt an die Grafschaft Veldenz
1367Erstmalige Nennung als „Bottenhusen“
1444Bettenhausen in der Pfalzgrafschaft (Herzogtum) Zweibrücken
1543Gründung der Grafschaft Pfalz-Veldenz (Marburger Vertrag)
1632Zerstörung des Dorfes durch Kroaten
1700Beginn der Neubesiedlung
1733Bettenhausen wird kurpfälzisch (Successionvertrag zu Mannheim)
1794Zerstörung des Gutshauses der Grafen von der Leyen durch Revolutionstruppen
1801Département Donnersberg, Arrondissement Kaiserslautern, Canton Landstuhl
1816Baierischer Rheinkreis, Landkommissariat Homburg, Kanton Landstuhl
1857Einrichtung einer Badeanstalt auf Anregung des Königs von Bayern
1921Kanton Landstuhl, Bezirksamt Kaiserslautern
1945Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg
1947Land Rheinland-Pfalz
1968Anschluss an den Landkreis Kusel
1969Ortsteil in der Ortgemeinde Glan-Münchweiler

0.8.Religion

„Die Lutherischen sind zu Deinsberg [Theisberg], die Katholischen auf den Remigiusberg und die Reformierten zu Neunkirchen eingepfarret.“ (Widder IV S. 372) Von der späteren Entwicklung her rückschließend ist anzunehmen, dass kaum Katholiken in dem Dorf gelebt haben, wiewohl starke gegenreformatorische Tendenzen in der späten kurpfälzischen Zeit bestanden. Mit Erstaunen vernehmen wir, dass die Katholischen zwei Drittel des Kirchenzehnten empfingen und an die Kirche von St. Wendel ablieferten. Es mag sich um Zugeständnisse der Kurpfalz an die Grafen von der Leyen gehandelt haben, die in Bettenhausen wie in Sankt Wendel begütert waren. Das restliche Drittel soll an den lutherischen Pfarrer von Theisberg gegangen sein, und die Reformierten sind wohl leer ausgegangen. Dabei wohnten 1802 lediglich 27 Lutheraner und 12 Reformierte im Dorf und keine Katholiken.

Beide evangelischen Konfessionen vereinigten sich 1820 in der Pfälzischen Union, und bis heute sind die „Protestanten“ stark in der Überzahl. Bereits seit 1820 gehören diese zur Kirche von Glan-Münchweiler, während die Katholiken ursprünglich zur Kirche des Remigiusbergs gehörten und ab 1803 der Kirche von Kirchmohr bei Niedermohr zugeteilt wurden. Die wenigen jüdischen Bewohner besuchten früher die Synagoge in Steinbach.

Eine eigene Schule besaß die kleinste Gemeinde in Bayern (und später auch in Rheinland-Pfalz) nie. Rüb: „Man ging ... gemeinsam in die Schule nach Münchweiler, später Glan-Münchweiler.“ (Rüb 1990) Und das ist von 1820 an bis heute so geblieben.

0.9.Bevölkerung

Zitat zu Bettenhausen nach Widder IV S. 327: „Es finden sich darin 8 Familien, welche 50 Seelen betragen; sechs Hofhäuser nebst einem gemeinen [gemeindeeigenen] Gebäude. Die Gemarkung beträgt 159 Morgen Äcker, 32 Morgen Wiesen und 63 Morgen Wald. ... Die Waldbüsche aber gehören der Gemeinde. Jedoch hat die kurfürstliche Hofkammer auch im Hochwald 32 Morgen.“ Unter den 50 Einwohnern galt einer noch als Leibeigener des Fürsten, der diesem jederzeit zum Frondienst zur Verfügung stehen musste. (Vgl. Gümbel S. 130) Bettenhausen war also im Ursprung ein reines Bauerndorf.

Im Prinzip blieb dieser Charakter des Dorfes bis ins 20. Jahrhundert hinein erhalten. Die Verdoppelung der Einwohnerzahlen bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weist darauf hin, dass sich inzwischen auch viele Nichtbauern niedergelassen hatten. Unregelmäßigkeiten in den Einwohnerzahlen kommen teilweise durch Auswanderungen zu Stande. Die Tendenz zur Abwendung von der Landwirtschaft verstärkt sich bis heute, und damit verliert ein Wort des Gutsbesitzers Karl Rüb seine Gültigkeit, jeder Bewohner von Bettenhausen sei ein Landbesitzer gewesen. Ebenso dürfte ein anderes Wort zu relativieren sein, dass stets ein jeder jedem geholfen habe. Heute leben kaum noch Menschen in diesem Ortsteil nur von der Landwirtschaft.

Bei den in den alten Einwohnerlisten aufgezählten Juden handelte es sich um die Familie lsaak, die über mehrere Generationen hinweg mit Schafen, Ziegen und Fellen gehandelt hatte und 1906 nach Glan-Münchweiler umgezogen ist. (Vgl. Rüb 1990)

Ehemaliger Gutshof Rüb

0.10.Einwohnerzahlen nach Alter (Pfalzatlas)

182518351871190519391961
gesamt 697454608099
katholisch1 7
evangelisch64 91
israelitisch4 ---
sonstige--- 1

0.11.Kultur, Vereine

Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts richteten die Bewohner von Bettenhausen auf Anregung des Königs von Bayern am Glan eine Badeanstalt ein, die bis zum Zweiten Weltkrieg in Betrieb war. Im Jahr 1900 gründeten sie einen Leseverein, in dem man sich die damals verbreiteten Zeitschriften und schönsten Bücher besorgen konnte.

Heute lehnt sich das kulturelle Leben weitgehend an das von Glan-Münchweiler an.

0.12.Wirtschaftliche Verhältnisse, Verkehr

Die frühere Landwirtschaft war wesentlich durch die Viehzucht geprägt (Simmentaler Rinder, Glan-Vieh, Shorthorn), weniger durch Getreideanbau. Es bestanden Obstbrennereien und eine Molkerei. Heute kommt die Landwirtschaft zum Erliegen. Berufstätige aus unterschiedlichen Berufen suchen den Broterweb außerhalb des Dorfes.

Seit eh und je lag Bettenhausen an einer Durchgangsstraße. 1903 wurde die so genannte „Strategische Linie“ in Betrieb genommen und gab den Bewohnern die Möglichkeit zum Auspendeln. Heute besteht noch die Bahnlinie Kusel - Landstuhl mit Haltestelle in Glan-Münchweiler. Wichtiger ist jetzt der Straßenverkehr. Die Landesstraße 363 mündet nahe bei dem Dorf in die B 423 ein. Eine Auffahrt zur Autobahn (A 62) liegt nur etwa zwei Kilometer weit entfernt bei Glan-Münchweiler.

0.13.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Rüb, Karl: Ortsgeschichte von Bettenhausen, in: Westricher Heimatblätter Jg. 21, Kusel 1990, S.180-218.
  • Rüb, Karl: Aus alten Gesindebüchern, in: Westricher Heimatblätter Jg. 24, Kusel 1993, S. 60-80.
  • Rüb, Karl: Auswanderer von Bettenhausen im 19. Jahrhundert, in: Westricher Heimatblätter Jg. 24 Kusel 1993, S. 81-89.