Herxheim am Berg in der Pfalz

Herxheim am Berg

0.1.Allgemeine Angaben

Gemarkung: 447 ha, davon 230 ha Anbaufläche für Wein

0.2.Lage

[Bild: Gemeinde Herxheim am Berg]

Herxheim am Berg liegt 212 m über N. N. auf einem Vorhügel der Haardt und ist somit der am höchsten gelegene Ort an der Deutschen Weinstraße. Im Westen erstreckt sich der Pfälzer Wald. Vom ehemaligen Schlossgarten hinter der Kirche blickt man in die Rheinebene bis zum Taunus, Odenwald und Schwarzwald.

0.3.Name

Der Name „Heriesheim“ leitet sich von dem Eigennamen Hari oder Heri ab. Erstmals erwähnt wurde der Ort 774 in einem Schriftstück des Klosters Weißenburg. In der Zeit vom 13. bis 17. Jahrhundert wird zur Unterscheidung von Herxheim bei Landau der Namenszusatz „am Berg“ verwendet, der auf die Lage des Dorfs am Hang verweist (1272 Hangendenhergesheim, 1421 Hangendehergeßheim). 1461 wurde das Dorf aufgrund einer Fehde zwischen dem Kurfürsten und Graf Emich III. von Leiningen-Hardenburg zerstört. Die Bewohner bauten es unterhalb des Hangs unter dem Namen „Herxheim am Sand“ erneut auf. Dieses ging jedoch bald unter und Herxheim wurde wieder auf dem Hang errichtet. 1699 hieß der Ort „Hangherxum“. Die Schreibung Herxheim am Berg wird seit 1824 verwendet.

0.4.Wappen

Das Herxheimer Wappen zeigt eine silberne Hacke mit goldenem Stiel auf rotem Grund. Sie steht auf einem grünen Dreiberg. Vermutlich deutet dieser die Höhenlage des Ortes an. Die Hacke wird als ein Gemarkungszeichen interpretiert. Das Wappen geht auf ein Siegel zurück, das bis 1500 zurückverfolgt werden kann und das gleiche Bild wie das heutige Wappen zeigte. Auf einem jüngeren Siegel war der Buchstabe H zwischen zwei Rosen dargestellt.

0.5.Abriss der Ortsgeschichte

0.5.1.Frühzeit

Für die vorgeschichtliche Zeit sind Funde aus der früheren Bronze- sowie der jüngeren Steinzeit (um 2000 v. Chr.) belegt. Seit Ende des 3. Jahrhunderts dominierte im pfälzischen Gebiet die bäuerliche Kultur. Nach 1000. v. Chr. siedelten keltische Stämme an Maas und Mosel, am Hochrhein und im Alpenvorland. Beim Bahnbau fand man 1864 zwischen Bad Dürkheim und Wachenheim ein keltisches Fürstengrab aus der Latènezeit. In der Nähe des Peterskopfs bei Bad Dürkheim stand eine keltische Fliehburg. Für die Römerzeit ist eine Heeresstraße nachgewiesen, die von Weißenburg im Haardtgebirge über Neustadt, Wachenheim und Dürkheim nach Mainz führte. Ihr Verlauf erstreckte sich unterhalb des heutigen Dorfes Herxheim am Berg, ungefähr entlang der heutigen Bahnlinie. Die Anfänge von Herxheim am Berg liegen in der Zeit der fränkischen Landnahme im 6. Jahrhundert. Das Dorf zählt zur ältesten Dorfform auf pfälzischem Boden: dem Haufendorf. Dieses wurde im Verlauf des Mittelalters mit einer Mauer befestigt, der im Osten ein Graben vorgelagert war. Zwei Eingangstore führten damals ins Dorf. Das westliche der beiden, das sogenannte Pfaffenhoftor, ist heute noch erhalten. Im Hochmittelalter entwickelte sich Herxheim vom fränkischen Herrenhof zum Klostergut, da zahlreiche Klöster Besitz im Dorf erwarben. Das ehemalige Hofgut des Klosters Höningen ist im Gebiet des Pfaffenhofs noch teilweise erhalten.

0.5.2.Mittelalter

Zur Entstehung Herxheims liegen keine schriftlichen Zeugnisse vor. Es handelt sich bei dem Ort um eine fränkische Gründung. Merowingische Grabfunde aus der Zeit vom 5. bis 8. Jahrhundert zwischen Herxheim und Leistadt belegen die Besiedlung. Auch die charakteristische Randlage der Kirche deutet auf die Franken als Gründer des Dorfes hin. Es wird angenommen, dass sich der Gründungshof und somit der Siedlungskern Herxheims auf dem Gebiet des Pfaffenhofs westlich der Kirche befand. Herxheim gehörte im fränkischen Reich zum Wormsgau, der durch die Isenach als natürliche Grenze vom Speyergau abgetrennt war. Das Dorf schützte eine 1500 m lange Befestigungsmauer. Heute sind davon noch 930 m erhalten. Im Osten stößt sie an die Terrassenmauer des früheren Kirchhofs sowie den ehemaligen Garten des Reineckschen Schlösschens.

[Bild: gemeinfrei]

Mit der Zeit wurde aus dem fränkischen Herrenhof ein Klostergut. 774 wird der Ort erstmals im Besitzverzeichnis des Klosters Weißenburg erwähnt. Dieses besaß Grundbesitz, ein Hofgut und Weinberge in Herxheim, die mit einem bestimmten Jahresbetrag veranschlagt waren. Hufenland, das zuvor in den Händen von zinspflichtigen Bauern lag, war mittels Schenkungen oder Stiftungen ins Eigentum des Klosters übergegangen. Seine Anfänge sind ungeklärt, die Gründung wird aber um 650/60 angenommen. Im 8. und 9. Jahrhundert ist bedeutender Landbesitz des Weißenburger Klosters in Herxheim und Umgebung nachweisbar. Für das 10. Jahrhundert wird besonders sein Weinbergbesitz im Ort hervorgehoben. Mit dem Besitzrecht ging die höhere Gerichtsbarkeit, also das Recht über Leben und Tod, einher. Da der Gerichtsherr im gegebenen Fall auch Todesurteile aussprechen musste – und dies den Mönchen nicht gestattet war – bestellten sie weltliche Vögte, die gleichzeitig für ihren Schutz sorgen sollten. Diese Aufgabe kam den Grafen zu Leiningen zu und sie erhielten Herxheim als Lehen. Eine Urkunde von 1268 bestätigt Graf Friedrich zu Leiningen, dass die in seiner Herrschaft gelegenen Güter, also auch Herxheim, völlig frei sind. 1350 wird das Dorf Hangen-Herxheim von Abt Eberhardt des Klosters Weißenburg an Graf Emich V. zu Leiningen als Lehen gegeben. Die Zugehörigkeit Herxheims zur Grafschaft Leiningen endete erst 1793, als die Leininger vor den französischen Revolutionsheeren über den Rhein flüchteten.

Neben dem Kloster Weißenburg und den Grafen zu Leiningen gab es auch noch andere adlige und klösterliche Besitzrechte in Herxheim. Beispielsweise ist 1209 erstmals ein Hofgut des Klosters Höningen, der heutige Pfaffenhof, nachweisbar. Das Kloster war als Erbbegräbnis von Graf Emich II. zu Leiningen und dessen Ehefrau Alberad 1120 gestiftet worden. 1241 erwarb es im Tausch mit dem Kloster Murbach im Elsass das Patronatsrecht an der Kirche St. Jakob in Herxheim und erhielt fortan deren Zehnten. Des Weiteren sind das Große und das Kleine Hofgut des Höninger Klosters überliefert. Für 1371 ist das Kloster Werschweiler als Gutsherr in Herxheim nachweisbar, Güter des Deutschen Ritterordens sind seit 1414 bezeugt.

0.5.3.Neuzeit

Im 16. Jahrhundert besaß das Kloster Rosenthal einen Hof im Ort, 1663 ist das Kaiserslauterer Spitalgut belegt. Seit dem späten 17. Jahrhundert pachtete die Familie von Reineck mehrere geistliche sowie weltliche Güter und wurde dadurch im 18. Jahrhundert zum größten Grundbesitzer in Herxheim. 1771 errichtete Friedrich Ludwig von Reineck das sogenannte Schlösschen, das bis ins 19. Jahrhundert bestand. 1788 verkaufte dessen Sohn Adalbert den Besitz an das Domkapitel Speyer.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde Hangen-Herxheim, das bereits 1461 niedergebrannt worden war, erneut zerstört. Die Bewohner bauten es aber direkt nach Kriegsende wieder auf. Am 10. Mai 1794 besetzten französische Truppen den Ort. In der Folgezeit war Herxheim wechselnd eine französische oder befreite Ortschaft, die der jeweiligen Besatzung Abgaben zu leisten hatte. Seit 1798 bestanden die vier linksrheinischen Départements, die im Frieden von Lunéville 1801 Frankreich zugesprochen worden waren. Der französische Konsularbeschluss von 1802 hob die Klöster und Orden auf und die ehemaligen Klostergüter gingen in den Besitz des französischen Staates über. Das Kloster Höningen war bereits 1569 in Folge der Einführung der Reformation durch Graf Philipp I. zu Leiningen-Westerburg untergegangen.

0.5.4.Neueste Zeit

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg erlitt die Herxheimer Bevölkerung große Verluste. Neben dem Eingang der St. Jakob Kirche ist eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs angebracht. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgte 1945 erneut die französische Besatzung.
1902 bis 1932 hatte Herxheim zum damals eingerichteten Kreis Bad Dürkheim gehört. 1969 wurde es dem neu erstandenen Kreis wieder zugeteilt und gehört darin zur Verbandsgemeinde Freinsheim.

0.6.Zeittafel

5. bis 8. Jh.Merowingische Grabfunde bei Herxheim.
650/660Gründung des Klosters Weißenburg.
774Erste urkundliche Erwähnung als "Heriesheim" im Besitzverzeichnis des Weißenburger Klosters. Dieses besitzt einen Hof und Grundbesitz im Dorf.
1120Gründung des Klosters Höningen.
1131Gründung des Klosters Werschweiler.
1209Erstmalige Nennung des Höningenschen "Großen Hofguts", dem heutigen Pfaffenhof.
1350Hangenden Herxheim wird den Grafen zu Leiningen vom Kloster Weißenburg zu Lehen gegeben.
1461Der Ort wird niedergebrannt. Herxheim am Sand entsteht im Tal.
1464Hangenden Herxheim ist erneut Lehen der Grafen zu Leiningen.
1600Für den Ort sind 53 Familien nachgewiesen.
1792Besetzung der Grafschaft Leiningen durch die Franzosen.
1801Herxheim hat 328 Einwohner.
1918Französische Besatzung.
1934Die protestantische Kirche St. Jakob brennt ab.
1937Gründung der Winzergenossenschaft.
1945Französische Besatzung.
seit 1969Zugehörigkeit zum Kreis Bad Dürkheim und darin zur Verbandsgemeinde Freinsheim.

0.7.Bevölkerung

Zu den Bevölkerungsverhältnissen Herxheims im Mittelalter sind fast keine Unterlagen vorhanden. Dafür liegt für 1600 ein namentliches Familienverzeichnis vor, das die Namen von 53 Familien aus Herxheim enthält. Dies entspricht in etwa einer Einwohnerzahl von 265. Für das Jahr 1706 sind im Herxheimer Morgenbuch 43 Familiennamen für Bürger vermerkt, die ein Grundstück besitzen. Daraus schließt Berlet auf eine Einwohnerzahl von etwa 200, zu der noch die Zahl der Einwohner ohne Grundbesitz hinzu zu rechnen sei. 

0.8.Einwohnerzahlen

Entwicklung der Einwohnerzahlen ab 1970 (Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz)
19701980199020002012
606465547726733

0.9.Religion

Der Gründungszeitpunkt der protestantischen St. Jakob Kirche in Herxheim wird auf 1014 datiert. Sie wurde 1214 erstmals urkundlich erwähnt und ist seit 1379 als Pfarrei nachweisbar. In Folge der Reformation wurden die Kirche 1566 lutherisch. Für das Jahr 1806 werden 352 Einwohner gezählt, von denen 54 Katholiken, 26 Reformierte, 251 Lutheraner sowie 3 Mennoniten und 18 Juden waren.

Heute gehört Herxheim am Berg zum Kirchenbezirk Bad Dürkheim.

0.10.Politik

Verschiedene Wahlergebnisse (Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz)
WahlWahlbeteiligungCDUSPDFDPGRÜNELINKESonstige
in %
Gemeinderatswahl 200970,922,039,019,50,00,019,5
Europawahl 200960,731,023,822,27,94,210,9
Bundestagswahl 200976,330,520,823,09,79,46,6
Landtagswahl 201173,735,331,89,014,21,78,0

0.11.Schulen, Kultur, Vereinswesen

Die Herxheimer Volksschule lag seit dem 17. Jahrhundert in den Händen der Grafen zu Leiningen. Graf Christoph Christian zu Leiningen erließ 1711 eine "Leiningen'sche Polizey-Verordnung", in der die Eltern dazu aufgefordert wurden, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Außerdem wurden darin die Geistlichen mit der Aufsicht über die Schule im Ort betraut und finanzielle Maßnahmen zur Schulerhaltung angeordnet. Mit der "Leiningen'schen Generalpolizey-Ordnung" des Jahres 1776 wurde die Volksschulpflicht eingeführt.

Im Kirchenbuch von Herxheim werden mehrere Schullehrer genannt. Als Schulhaus diente bis 1856 das nahe der Kirche gelegene Gemeindehaus. 1891 baute man die zuvor einzügige Schule zu einer zweizügigen aus.

Heute gibt es in Herxheim selbst keine Schule mehr. Schülerinnen und Schüler aus dem Ort verteilen sich auf vier Grundschulen (Freinsheim, Kallstadt, Weisenheim am Berg, Weisenheim am Sand) sowie eine weiterführende Schule (Realschule Plus Weisenheim am Berg) innerhalb der Verbandsgemeinde Freinsheim.

Volksfeste und Vereinswesen

[Bild: Gemeinde Herxheim am Berg]

Die Weingüter und die Winzergenossenschaft des Ortes organisieren jährlich eine Weinwanderung durch die Herxheimer Weinlage "Himmelreich". Am zweiten Juliwochenende findet das Wein- und Sektsymposium auf dem ehemaligen Schlossgarten statt, von dem man den Blick über die Rheinebene schweifen lassen kann. Im August folgt die traditionelle Weinkerwe.

Herxheim am Berg hat außerdem einige Vereine zu bieten. Neben der Freiwilligen Feuerwehr gibt es unter anderem den Weinbauverein der Bauern und Winzerschaft, den Kirchenchor, Pro-Ost e. V., den Historischen Stammtisch sowie den Fastnachtsverein Ajo-Gesellschaft.

Verfasserin: Janina Kühner

Erstellungsdatum:

 

Quellen:

 

Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

 

Literatur:

 

Berlet, Jakob: Ortsgeschichte des Edelweindorfes Herxheim am Berg. Herxheim am Berg 1960.

 

Oexner, Mara: Stadt Grünstadt, Verbandsgemeinden Freinsheim, Grünstadt-Land und Hettenleidelheim, in: Landesamt für Denkmalpflege (Hg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Bad Dürkheim, Band 13.2, Worms 2006.