Rutsweiler am Glan
Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Altenglan
Einwohner (2006): 367 (ev. 75 %, kath. 14 %, sonstige 1 %, keine Religion 6 %)
Zusätzlich 16 Einwohner mit Nebenwohnsitz. – Ausländer insgesamt 2 %
Einwohner (2007): 346
Einwohner (2010): 485
Gemarkung 159 ha, davon 144 ha Wald-, Acker- und Wiesenland.
0.1.Allgemeine Angaben
0.2.Lage
Der Ort liegt auf der rechten Glanseite in nord-südlicher Richtung an der Bundesstraße 423 (Altenglan - Glan-Münchweiler - Saargemünd). Die Talsohle liegt zwischen 207,0 und 203,3 m über NN, zum Potzberg-Gipfel (ostwärts) steigt das Gelände stark an. Die Hanglage und die geringe Qualität des Bodens verhindern hier jede intensive Nutzung.
0.3.Siedlung
Wie aus dem Ortsplan von 1850 hervorgeht, konzentrierte sich die Bebauung früher in aufgelockerter Form um den Dorfbrunnen in der Ortsmitte. Bis Ende der 50er Jahre erfolgte die Ausdehnung hauptsächlich in nord-südlicher Richtung entlang der Hauptstraße. Erst mit der Erschließung von Neubaugebieten hat sich der Ort zum Potzberg hin verbreitert. Insgesamt entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg 65 Neubauten. Aus dem ursprünglichen Arbeiterdorf mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb ist heute fast ausschließlich ein Wohnort für Auspendler geworden.
0.4.Name
In dem veldenzischen Widmungsbrief von 1303 wird der Ort "Ruzwilre" genannt. E. Christmann vermutet, dass der Name mit dem Stamm Hruod (Jünger Ruot) gebildeter anderer Rufname sei oder die dazu gehörende Kurzform "Ruozzo". Um 1590 nannte sich der Ort ,,Rützweiller", um 1835 "Rudtsweiler am Glan".
0.5.Wappen
Das Wappen wurde am 27. September 1978 von der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz genehmigt. Die Wappenbeschreibung lautet: Auf grünem Dreiberg in Silber rechts ein blaues Merkurium -Zeichen, darüber ein ebenfalls blauer Reichsapfel, links ein rotbewehrter und rotbezungter blauer Löwe.
0.6.Ortsgeschichte
Rutsweiler gehört zu den ältesten Dörfern des mittleren Glantales. Vor und während der Römerzeit war die Umgebung von Kelten besiedelt. Nach dem Abzug der Römer drangen fränkische Siedler vor. Die Gründung des Dorfes mag im 7. oder 8. Jahrhundert erfolgt sein. Zusammen mit dem Kirchspiel Deinsberg gehörte es ursprünglich zum Reichsland um Lautern. Nach der Ersterwähnung im Jahr 1303 ist davon auszugehen, dass sich der Ort als so genannte Reichspfandschaft in den Händen des Speyergauer Landvogts Graf Georg I. von Veldenz befand. Mit dem Ende der Grafschaft Veldenz im Jahre 1444 ging der Ort zum Fürstentum Pfalz-Zweibrücken über. Mit der Neugründung der Grafschaft Veldenz-Lützelstein im Jahre 1543 wurde auch das Amt Bosenbach, zu dem Rutsweiler damals gehörte, von dem Fürstentum Pfalz-Zweibrücken wieder abgetrennt. 1694 endete diese Herrschaft mit ihrem letzten Grafen Leopold Ludwig und wurde fortan zum Zankapfel zwischen dem Fürstentum Pfalz-Zweibrücken und der Kurpfalz, zu der Rutsweiler schließlich bis zum Jahre 1801 gehörte. Während der Besetzung durch Frankreich zwischen 1801 und 1814 gehörte der Ort zur Mairie Neunkirchen am Potzberg, zum Canton Landstuhl und dem Arrondissement Deux Ponts (Zweibrücken) des Départements Mont Tonnerre (Donnersberg). Mit dem Übergang der Pfalz ins Königreich Bayern entstand 1818 das Landkommissariat Kusel, das wiederum aus drei Kantonen bestand. Rutsweiler wurde dem Kanton Wolfstein zugeschlagen und unterstand dem Bürgermeisteramt Neunkirchen bis 1825, von 1826 bis 1853 dem Verband der Bürgermeisterei Mühlbach, ab 1853 der Bürgermeisterei Godelhausen bzw. Theisbergstegen, ab 1972 der neu gegründeten Verbandsgemeinde Altenglan.
0.7.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen
CDU | SPD | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | |
Landtag 2001 | 16,0 | 62,4 | 4,4 | 7,2 | --- | 9,9 |
Landtag 2006 | 11,3 | 63,1 | 4,3 | 5,0 | 6,4* | 9,9 |
Landtag 2011 | 42,0 | 23,5 | 4,3 | 17,9 | 3,1 | 11,1 |
Bundestag 2002 | 19,7 | 61,1 | 5,4 | 8,4 | --- | 5,4 |
Bundestag 2005 | 16,2 | 52,9 | 6,4 | 5,9 | 11,8 | 6,9 |
Bundestag 2009 | 25,2 | 32,5 | 9,3 | 5,3 | 19,9 | 7,9 |
Bundestag 2013 | 31,9 | 40,0 | 3,1 | 5,6 | 7,5 | 12,0 |
*WASG |
0.8.Zeittafel
1303 | Erste Erwähnung des Dorfes |
1112-1444 | Unter der Hoheit der Grafen von Veldenz |
1444-1797 | Unter der Hoheit der Pfalz-Zweibrücker |
um 1500 | Quecksilberabbau am Potzberg |
1835 | Auf Antrag wird der Ort vom Kanton Wolfstein dem Kanton Kusel zugeschlagen. |
1845 | Rutsweiler erhält ein Schulhaus |
1893-1903 | Vier Versuchskohlenbohrungen am Potzberg, davon zwei auf Gemeindeterritorium |
1899 | Das Schulhaus wird aufgestockt und erhält einen Glockenturm mit Glocke |
1908 | Am 15. Mai werden die Wasserleitung und der Hochbehälter in Betrieb genommen |
1921 | Das elektrische Licht hält Einzug im Dorf |
1944 | Am 24. Dezember wird der Ort bombardiert, dabei 2 Tote unter der Zivilbevölkerung |
1945 | Rutsweiler wird am 19. März von amerikanischen Truppen eingenommen |
1953 | Einweihung des Ehrenmals auf dem Friedhof |
1962 | Einweihung des neuen Schulhauses (24. 11.) |
1978 | Rutsweiler erhält ein Wappen |
1986 | Der Ort nimmt am Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" teil und erringt den 2. Platz auf Kreisebene |
0.9.Religiöse Verhältnisse
Die Gemeinde besaß zu keiner Zeit eine eigene Kirche. Die Bevölkerung war früher fast ausschließlich protestantisch. Ihre religiöse Vergangenheit ist daher stets mit der Geschichte der Kirche zu Deinsberg (Theisbergstegen) am Potzberg identisch, während die Katholiken immer zur Pfarrei St. Remigius am Remigiusberg gehörten. Eine erste Aufschlüsselung liegt aus dem Jahr 1802 vor, wonach die Bevölkerung aus 9 Katholiken, 99 Lutheranern und 9 Reformierten bestand. 1837 waren es 11 Katholiken und 138 Protestanten. Nach den jüngsten statistischen Erhebungen von 1986 und 1997 hat sich der Anteil der evangelischen Christen von 82 % auf 76 % verringert, während der der Katholiken mit 12 % unverändert blieb. Etwa 10 % der Bevölkerung gehören mittlerweile zu anderen Religionsgemeinschaften oder bekennen sich zu keiner Kirche.
0.10.Bewohner
Die 388 Einwohner gliedern sich altersmäßig wie folgt (30.06.97):
Bis 19 Jahre 19 %, von 20- 59 Jahre 59 % über 60 Jahre 32 %
Älteste Aufzeichnungen über Einwohner stammen aus einer Steuerliste von 1594 (Mey Bedt = Maisteuer), in der 13 Steuerpflichtige aufgeführt sind, das entspricht etwa 50 - 55 Einwohnern.
Die Bevölkerungsverluste im Ersten Weltkrieg betrugen vier Gefallene und im Zweiten Weltkrieg 22 Gefallene, Tote und Vermisste. Trotz der vielen neu errichteten Wohnhäuser stagniert die Einwohnerzahl seit 30 Jahren, scheint neuerdings wieder abzusinken. Die Ursache mag beim Geburtenrückgang liegen, auch beim geringen Zuzug von außerhalb. Die früher gesprochene Mundart unter Einbeziehung französischer Ausdrücke hat sich längst abgeflacht, und die älteren Bürger bedienen sich ihrer gelegentlich noch oder können sie zumindest deuten.
0.11.Bevölkerungsentwicklung
1790 | 1825 | 1835 | 1871 | 1905 | 1939 | 1961 | 1986 | 1997 | 2005 | |
gesamt | 72 | 142 | 139 | 156 | 203 | 297 | 368 | 393 | 372 | 378 |
katholisch | 13 | 21 | ||||||||
evangelisch | 129 | 344 |
0.12.Schule, Kultur, Vereinswesen
0.12.1.Schule
Im Jahr 1844 erhielt das Dorf erstmals eine Schule. Bis dahin besuchten die Kinder die jeweilige Konfessionsschule in Theisbergstegen. Das in seiner Größe bescheidene Gebäude beherbergte gleichzeitig noch die Lehrerwohnung. Die völlig unzureichenden Verhältnisse zwangen die Gemeinde, das Gebäude 1897 aufstocken. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Schulbetrieb nach und nach reduziert, die Kinder mussten sich wieder nach Theisbergstegen bzw. Godelhausen orientieren. Steigende Kinderzahlen veranlassten den Gemeinderat 1960 ein neues Schulhaus mit separater Lehrerwohnung zu errichten, das im November 1962 eingeweiht wurde. Die Prognose, eine große Zukunftsinvestition getan zu haben, hatte nur 10 Jahre Gültigkeit. Mit Ende des Schuljahres 1970/71 wurde der Schulunterricht eingestellt. Seitdem besuchen die Schüler die Grundschule in Theisbergstegen, die Hauptschule in Altenglan und die weiterführenden Schulen in Kusel. 1988 wurde das bis dahin leer stehende Schulhaus in ein Dorfgemeinschaftshaus umgewandelt.
0.12.2.Volksfeste, kulturelle Einrichtungen und Vereinswesen
An Volksfesten ist die Kirchweih (3. Sonntag im September) zwar erhalten geblieben, hat aber keinerlei Bedeutung mehr. Ab 1985 fand über mehrere Jahre am 2. Wochenende im August ein Dorffest statt. Nachlassender Besuch und fehlende Bereitschaft, sich als Helfer zur Verfügung zu stellen, veranlassten die Gemeinde, das Fest bis auf weiteres ruhen zu lassen. Die Gemeinde lädt im Dezember jeden Jahres ihre Mitbürger, die 65 Jahre alt und älter sind, zu einer Altenfeier ein.
Das Vereinswesen ist derzeit noch als rege zu bezeichnen, auch wenn alle Vereine unter Nachwuchsproblemen leiden. Ältester Verein und Kulturträger ist der Gesangverein, der 1904 gegründet wurde und während der beiden Weltkriege seinen Sangesbetrieb einstellen musste. Nach dem 2. Weltkrieg nahm er seine Tätigkeit als gemischter Chor wieder auf. Der Unterhaltungsverein, gegründet 1950, veranstaltet mit zeitlichen Unterbrechungen Theateraufführungen. Der Landfrauenverein (1973) zeichnet sich durch besondere Aktivitäten wie Koch- Näh- und Bastelkurse aus.
0.13.Gesundheits- und Sozialwesen
Für die medizinische Versorgung sind die praktischen Ärzte in Altenglan und Theisbergstegen sowie die Fachärzte und das Kreiskrankenhaus in Kusel (Westpfalzklinik II) vorhanden. Durch die Sozialstation Kusel erfolgt die ambulante Betreuung der pflegebedürftigen Personen.
0.13.1.Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Der Großteil der Bevölkerung arbeitete noch bis in die 50-er Jahre dieses Jahrhunderts in den Steinbrüchen rund um den Remigiusberg. Daneben betrieben sie als Nebenerwerb Landwirtschaft, da der karge Boden eine intensivere Bewirtschaftung nicht zuließ. Inzwischen hat sich ein großer Wandel vollzogen. Heute finden die Menschen Beschäftigung in Dienstleistungsbetrieben, in der Verwaltung und in der Industrie in Kusel und im Raum Kaiserslautern. Die landwirtschaftliche Fläche liegt größtenteils brach. An selbständigen Betrieben sind derzeit vorhanden: eine Bäckerei, ein Forellenzuchtbetrieb, ein Baugeschäft und eine Elektroinstallationsfirma.
1893 bis 1901 wurde an zwei Stellen auf dem Potzberg eine Tiefbohrung vorgenommen, die Aufschluss über das Vorhandensein von Steinkohlen im Innern des Potzberges bringen sollten. Das Ergebnis blieb trotz zwei weiterer Bohrungen auf anderen Gemarkungen unbefriedigend.
Verkehr
Neben der Bundesstraße B 423, die längs durch den Ort führt, besitzt die Gemeinde fünf Ortsstraßen, wobei mit Ausnahme der Wingertstraße die übrigen miteinander verbunden sind. Die durch den Ort führende Hauptstraße hieß früher Moorstraße. Diese Bezeichnung verdankte sie wohl der Nähe des Glans, da sie häufig überschwemmt, außerdem unbefestigt und ständig sumpfig war. Darüber hinaus soll auch der im Landstuhler Bruch gestochene Torf teilweise über diese Straße transportiert worden sein. Die Ortsstraßen sind alle nach den Fluren benannt, durch die sie verlaufen. Der Fluss „Glan“ durchfließt das Dorf von Süden nach Norden. Der Name "Glan" ist wahrscheinlich ein keltischer Name. Er soll von dem Fisch "Silurus glanis" oder "glanus" abstammen.
Der Potzberg leitet seinen Namen wohl ab von dem Wort "Putsch" = Busch, also ein Berg mit niedrigem buschartigem Gehölz.