Schifferstadt in der Pfalz

Zur Geschichte von Schifferstadt

Frühgeschichte und Ersterwähnung

Die ältesten Siedlungsspuren auf dem Gebiet von Schifferstadt stammen aus der Jungsteinzeit. Zahlreiche archäologische Funde lassen darauf schließen, dass hier auch später zu römischer Zeit Menschen siedelten. Eine Zeit lang könnte Schifferstadt während der Herrschaft der Römer auch eine hohe Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt gehabt haben, denn einerseits wurde es von der großen römischen Heerstraße zwischen Speyer und Worms tangiert, andererseits kreuzten sich im Stadtgebiet noch zwei weitere Römerstraßen. In der Spätantike geriet Schifferstadt, wie die gesamte Pfalz, in die Wirren der Völkerwanderung und war somit ständig Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. [Anm. 1] Eine dauerhafte Siedlung bildete sich im Gebiet Schifferstadts im 6. Jahrhundert, als fränkisch Heerkönige dort ihre Gefolgsleute ansiedelten. [Anm. 2]

Zum ersten Mal erwähnt wurde Schifferstadt als „Sciffestadt“ in einer Urkunde Ludwig des Deutschen im Jahr 868. [Anm. 3] Die Herkunft des Namens „Sciffestadt“ ist nicht genau geklärt. Wahrscheinlich bedeutet es „Stätte des Sciffo (Sciffo= Schöffe)“. [Anm. 4] Als erster Besitzer von Schifferstadt wird im 10. Jahrhundert der Salier Otto von Worms genannt. [Anm. 5]

Mittelalter

Bis zum Jahr 1035 gehörte Schifferstadt zur Gaugrafenschaft Speyer. Nachdem das Dorf 30 Jahre lang der Abtei Limburg unterstand, schenkten die Salier im Jahr 1065 Schifferstadt dem Hochstift Speyer, bei dem es bis zum Jahr 1797 verblieb. [Anm. 6]
Eine eigene Entwicklung nahm der Stadtteil „Klein-Schifferstadt“. Auch dieser Stadtteil wurde vermutlich im 7./8. Jahrhundert von den Franken gegründet und gehörte ab 1331 zur Kurpfalz. Besitzer blieb allerdings die Abtei Limburg, bis diese im Jahr 1564 aufgelöst wurde. In der Benennung wurde Klein-Schifferstadt bis zum 14. Jahrhundert nicht von Groß Schifferstadt unterschieden. Danach wurde es meist „Schifferstadt auf der Wiesen“ oder „Oberdorf“ genannt. Weil die Kurpfalz nach der Reformation protestantisch wurde, stellte Klein-Schifferstadt einen Kontrast zum katholischen Groß-Schifferstadt dar. Zu dieser Zeit waren beide Städte schon eng miteinander verbunden. So lässt sich aus Akten des 16. Jahrhundert ablesen, dass beide Dörfer sich die Allmende teilten und deshalb die Einwohner Klein-Schifferstadts auch in Groß-Schifferstadt ihren Bürgereid leisteten. Außerdem wurden im Jahr 1550 die Gerichte der beiden Städte zusammengelegt. Die enge Verbindung der beiden Dörfer führte immer wieder zu Fehden, weil die Zuständigkeiten oft nicht genau geklärt waren. [Anm. 7] Zu einer Vereinigung der beiden Städte kam es durch einen Staatsvertrag zwischen dem Hochstift Speyer und der Kurpfalz im Jahr 1709. [Anm. 8]

Im 14. Jahrhundert wurde Schifferstadt von mehreren Katastrophen heimgesucht. Zunächst wütete 1313 in der gesamten Pfalz eine Pestepidemie gefolgt von einer Hungersnot. Als zwei Jahre später das Reich vom Bürgerkrieg zwischen dem römisch-deutschen König Ludwig dem Bayer und Gegenkönig Phillip dem Schönen heimgesucht wurde, stellte sich Speyer auf die Seite Ludwigs. Nachdem sich Ludwig nach Speyer zurückzog und Friedrich die Stadt nicht erobern konnte, verwüsteten seine Truppen die Umgebung, darunter auch Schifferstadt. Erneut zerstört wurde Schifferstadt 1388 im Krieg der Reichsstädte gegen die Fürsten. [Anm. 9]

Frühe Neuzeit

Während des Deutschen Bauernkrieges 1524/25 beteiligten sich die Schifferstadter Bauern nicht an den Aufständen, wofür sie von der Obrigkeit gelobt wurden und sogar ihre Waffen weiter tragen durften, während im restlichen Hochstift das Tragen von Waffen verboten war. Die Kriege im Zuge der Reformation zogen auch Schifferstadt in Mitleidenschaft. So war die Stadt sowohl vom Schmalkaldischen Krieg (1546/47) als auch vom Fürstenaufstand (1552) betroffen, in denen beide Male Kaiser Karl V. gegen die protestantischen Fürsten Kriege führte. Während des Fürstenaufstandes der Markgraf von Brandenburg, Albrecht Alcibiades, auf Schifferstadter Gebiet sein Feldlager auf und erzwang von der Stadt 2.875 Gulden. Um dieses Geld aufzubringen musste Schifferstadt einen Teil seines Gemeindewaldes verpfänden. [Anm. 10] 

Auch im 17. Jahrhundert war Schifferstadt von schweren Schicksalsschlägen betroffen. Zwischen 1621 und 1622 war Schifferstadt zum ersten Mal von dem seit 1618 wütenden Dreißigjährigen Krieg betroffen, als der Söldnerführer Ernst von Mansfeld mit seinen Truppen die Pfalz überfiel und durch Raub und Plünderungen schwere Verwüstungen hinterließ. Nachdem die Region 10 Jahre lang von Kriegshandlungen verschont geblieben war, wurde die Region um Schifferstadt zwischen 1632 und 1634 Schauplatz der Kämpfe zwischen französischen und schwedischen Truppen auf der einen und bayrischen und österreichischen Truppen auf der anderen Seite. Wiederholte Plünderungen während den jahrelangen Kämpfen führten im Jahr 1636 zu einer Hungernot, welche die Schifferstadter Bevölkerung deutlich dezimierte. Weil die Soldaten während des Krieges immer wieder durch Schifferstadt marschierten zogen viele Bewohner Schifferstadts in das kurpfälzische Klein-Schifferstadt um. [Anm. 11]

1666 wurde die Stadt von kurpfälzischen Dragonern geplündert, kurz darauf fiel über die Hälfte der Bevölkerung der Pest zum Opfer. Der Bevölkerungsverlust wurde durch starke Zuwanderung in den Folgejahren ausgeglichen. [Anm. 12] Die Ruhephase währte jedoch nur kurz: die Pfalz und damit auch Schifferstadt wurde 1672 in den Krieg zwischen den Vereinigten Niederlanden und Frankreich („Holländischer Krieg“) hineingezogen, als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation auf Seiten der Niederlande in den Krieg eintrat. Dies hatte zur Folge dass die Pfalz Schwerpunkt des Krieges wurde. In den folgenden Jahren marschierten immer wieder französische Truppen durch die Region und auch die Zivilbevölkerung blieb von den Kriegshandlungen nicht verschont. Das Ende des Holländischen Krieges bedeute für Schifferstadt keineswegs eine langfristige Friedensperiode. Bereits im Jahr 1688 brachte der pfälzische Erbfolgekrieg erneute Zerstörung durch das französische Militär. Auch das Ende dieses Krieges im Jahr 1697 brachte nur eine kurze Erholungspause, denn im Jahr 1701 brach der 13 Jahre dauernde spanische Erbfolgekrieg aus, dessen Schauplatz hauptsächlich links des Rheins lag. Auch vom polnischen (1733-1735) und vom österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) war die Vorderpfalz betroffen, weil sich dort ständig Truppenmassen aufhielten, die sich vor allem aus den umliegenden Orten versorgten. Nachdem im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) erneut Truppen in der Schifferstadter Gegend stationiert waren folgte eine etwa 30 jährige Friedensperiode, in der sich die Stadt merklich erholen konnte. [Anm. 13]

Als ab 1792 die Französische Revolution auf den Rest Europas übergriff wurde die Pfalz erneut zum Kriegsschauplatz. In Schifferstadt bezog der Befehlshaber der französischen Rheinarmee, General Claude Ignace Francois Michaud, im Juli 1794 in Schifferstadt sein Hauptquartier. Zur Versorgung der 3000 französischen Soldaten, die ab Ende August in Schifferstadt einquartiert wurden, mussten die Bewohner von Schifferstadt Fronarbeit leisten. Die Situation verschlechterte sich, als die Pfalz zwei Jahre später Schauplatz des Ersten Koalitionskrieges wurde. Als Folge dieses Krieges wurde das Linke Rheinufer, und damit die Pfalz, an Frankreich angegliedert. In den folgenden Jahren verarmte Schifferstadt aufgrund von Kontributionsforderungen, Steuern und sonstiger Lasten der fast ununterbrochenen Kriege Frankreichs mit den anderen europäischen Mächten. [Anm. 14]

19. und 20. Jahrhundert

Auf dem Wiener Kongress 1814/15, der die Neuordnung Europas nach der Niederlage des revolutionären Frankreichs regelte, wurde die Pfalz bayrisch und Schifferstadt Regierungssitz des „Bayrischen Rheinkreises“. Schiffstadt erlebte eine längere Friedensperiode, dank derer in den folgenden Jahren ein langsame wirtschaftliche Erholung des Dorfes einsetzte. [Anm. 15]

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Schifferstadt noch sehr von Landwirtschaft und Handwerk geprägt. Nachdem zwischen 1845 und 1847 die erste pfälzische Eisenbahn gebaut und im Jahr 1865 im nahegelegen Mannheim die BASF gegründet wurde wuchs die Bevölkerung Schifferstads stark an und das ehemalige Bauerndorf entwickelte sich  zu einer Arbeiterwohngemeinde. Vor allem Arbeiter der BASF zogen nach Schifferstadt. Die Industrialisierung verstärkte das Bevölkerungswachstum und Schifferstadt wurde bald  zur größten pfälzischen Gemeinde. [Anm. 16] 

Der zweite Weltkrieg beendete für Schifferstadt die seit dem Wiener Kongress bestehende Friedenszeit. Die Stadt wurde drei Mal durch Fliegerangriffe schwer getroffen. Am 23. März 1945 marschierten dann die siegreichen Truppen der Alliierten in Schifferstadt ein. [Anm. 17] 

Im Jahr 1946 wurde das Land Rheinland-Pfalz gegründet und Schifferstadt gehörte aber 1948 zum Landkreis Speyer, der 1969 aufgelöst wurde. Am 1. 10.1950 erhob die rheinland-pfälzische Landesregierung Schifferstadt zur Stadt. Heute ist Schifferstadt ein Mittelzentrum des Landkreises Rhein-Main-Kreis. Website der Gemeinde

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Armin Huber

Verwendete Literatur:

  • Eckrich, Lorenz: Das alte Rathaus von Schifferstadt. Hrsg. von der Stadtsparkasse Schifferstadt. Schifferstadt 1989. (Beiträge zur Ortsgeschichte; 2).
  • Eckrich, Lorenz: Die Waldschenkung Herzog-Ottos. In: Stadtverwaltung Schifferstadt (Hrsg.): Ein Jahrtausen Waldbesitz in Schifferstadt 1983. S. S. 22-41.
  • Sturm, Georg: Geschichte meiner Heimatgemeinde Schifferstadt. Schifferstadt 1961.

Erstellt am: 09.10.2014

Anmerkungen:

  1. Sturm: Schifferstadt. S. 12-21. Zurück
  2. Eckrich. Waldschenkung. S. 22. Zurück
  3. Webseite der Gemeinde Zurück
  4. Landesamt für Denkmalpflege: Kulturdenkmäler. Kreis Ludwigshafen. S. 302. Zurück
  5. Sturm: Schifferstadt- S. 61. Zurück
  6. Eckrich: altes Rathaus Schifferstadt. S. 2-3. Zurück
  7. Sturm: Schifferstadt. S. 30. Zurück
  8. Landesamt für Denkmalpflege: Kulturdenkmäler. Kreis Ludwigshafen. S. 302. Zurück
  9. Sturm: Schifferstadt. S. 23-24. Zurück
  10. Sturm: Schifferstadt. S. 25-26. Zurück
  11. Sturm: Schifferstadt S. 36-37. Zurück
  12. Eckrich: altes Rathaus Schifferstadt. S. 2-3. Zurück
  13. Sturm: Schifferstadt: S.43-46. Zurück
  14. Sturm: Geschichte Schifferstadts. S. 47-55. Zurück
  15. Landesamt für Denkmalpflege: Kulturdenkmäler Kreis Ludwigshafen. S. 302. Zurück
  16. Webseite der Gemeinde Zurück
  17. Sturm: Schifferstadt. S. 57. Zurück