Wiesweiler in der Pfalz

Wiesweiler

0.1.Allgemeine Angaben

Einst zwei Dörfer zu beiden Seiten des Glans

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken

Einwohner (2007): 456

Einwohner (2010): 453

Wohnplätze: Alter Ortskern Wiesweiler links des Glans und ehemaliges selbstständiges Dorf Berschweiler rechts des Glans

Gemarkung: 333 ha, davon ca. 11 ha Siedlungsfläche und 24 ha Wald

0.2.Lage

Der Ort liegt im Glantal in rund 165 Metern Höhe über dem Meeresspiegel unterhalb von Offenbach-Hundheim und oberhalb der Stadt Lauterecken. Die Erhebungen zu beiden Seiten des Tals erreichen Höhen von etwa 320 Metern.   

0.3.Siedlung und Wohnung

Die ursprünglichen Orte sind jeweils in Form von Straßendörfern angelegt, die parallel zum Fluss, zur Straße und zur Bahnlinie verlaufen. Die Kirche steht rechts des Glans am südlichen Ortsausgang des früheren Dorfes Berschweiler. Das Gebäude der früheren Schule steht in der Mitte des Dorfteiles links des Glans, die ehemalige Mühle auf der rechten Glanseite im nördlichen Bereich. Eine Brücke über den Glan verbindet im Bereich der Mühle die ehemals selbstständigen Dörfer. Der ehemalige Bahnhof steht links des Flusses, etwa fünfzig Meter oberhalb der Brücke. Die alten Häuser sind zum großen Teil Einfirsthäuser (Quereinhäuser) und lassen erkennen, dass das Dorf früher ein Bauerndorf war.

0.4.Wüstungen

Das frühere Dorf Berschweiler wurde schon im Mittelalter mit Wiesweiler vereinigt. Insofern ist es nicht als Wüstung anzusehen.

0.5.Name

Wiesweiler

In der Kopie einer Urkunde von 1336, die um 1440 überliefert wurde, und in einer Originalurkunde von 1366 wird das Dorf jeweils als Winsewilre bezeichnet. 1393 heißt es dann Winsswilr, 1415 Wyneswilre, 1436 Wensewilre, 1445 Winzewiller, 1477 Wenßwiler, 1535 Wentzweiller, 1578 Winßwiller. 1790 taucht die Bezeichnung Weißweiler auf, die Dolch und Greule als "mißdeutende Verhochdeutschung" bezeichnen. Nach dem Grundwort handelt es sich um eine der weit verbreiteten Weilersiedlungen, die, dem Bestimmungswort entsprechend, wahrscheinlich von einem Siedler mit Namen Winso gegründet wurde.

Berschweiler  

Der ursprünglich selbständige Ort wurde 1364 als Bernswilre bezeichnet, 1366 als Berswijlre uf dem Glane bi Winsewijlre, 1393 als Bersswilr, 1411 als daz gerichte zu Berßwilre, 1581 und 1643 als Berschweiller. Unter Auswertung des Grundwortes Weiler und des Bestimmungswortes Berni als einem Personennamen muss der Ort ursprünglich die Siedlung eines Mannes mit Namen Berni gewesen sein. (Vgl. Dolch/Greule 1991 S. 58 und 491)

0.6.Wappen

Es ist dreigeteilt, zeigt in der oberen Hälfte den rotbewehrten und rotbezungten, blauen veldenzischen Löwen, in der unteren Hälfte auf einem Feld eine silberne Blüte auf grünem Grund und in einem anderen Feld ein schwarzes Kreuz auf rotem Grund. Der Löwe weist darauf hin, dass die Dörfer Wiesweiler und Berschweiler lange Zeit zur Grafschaft Veldenz gehörten. Die silberne Blume soll an die Steinmetze erinnern, die in Wiesweiler lebten, und das schwarze Kreuz an die Kirche, die im 19. Jahrhundert angeblich auf dem Untergrund einer altrömischen Kultstätte erbaut wurde. Das Wappen wurde 1964 durch das Ministerium des Innern des Landes Rheinland-Pfalz genehmigt.

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Frühgeschichte

Mit Sicherheit war die Umgebung des Ortes schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Zur Römerzeit bestand in der Ortslage eine villa rustica, deren Fundamente rechts des Glans unterhalb der Mühle schon im 19. Jahrhundert entdeckt wurden.  "Auf dem rechten Glanufer finden sich ... noch Fundamente, welche auf einen Bau schließen lassen und wurden schon zweimal Nachgrabungen veranstaltet. Zum ersten Mal geschah dies durch den ehemaligen Besitzer des betreffenden Grundstücks, und zwar in den fünfziger Jahren des vorigen [19.] Jahrhunderts. Es wurden damals unter anderem Ziegeln, Teile von Tonkrügen, eine Art steinerner Altar und dgl. gefunden, jedoch nichts, was von besonderer Bedeutung war. Im Jahre 1897 wurde nochmals eine Ausgrabung veranstaltet, ... welche ebenfalls ohne besonderen Erfolg blieb. Man nimmt an, dass es sich um eine römische Niederlassung... handelt. Eine Aufzeichnugn der Fundamente ist durch den Herrn Kreisbaumeister von St. Wendel vorgenommen worden. (Ausschnitt aus einer Schulchronik) Auch im Mauerwerk des Kirchturms sind Römersteine zu erkennen.

0.7.2.Mittelalter

Wann die beiden Orte Wiesweiler und Berschweiler entstanden sind, lässt sich heute nicht mit Sicherheit feststellen. Sie entstanden wohl vor dem Jahr 1000. Ursprünglich lagen beide Dörfer im Nahegau. Der Nahegau teilte sich ab dem 12. Jahrhundert in verschiedene Untergrafschaften auf, und es wird schwierig, die beiden Orte exakt einzuordnen. Bereits 1287 wird Wiesweiler in einer Urkunde des Klosters Hornbach genannt, nach der dessen Abt dem Kloster Hane [auch Hagen] bei Kirchheimbolanden ein Einkommen in "Wiswilre" bestätigte. Dieser Ort gehörte jedoch zu dem Hochgericht auf der Heide und war damit Besitz der Wild- und Rheingrafen. Von Andreas Neubauer wurde diese Urkunde in den Regesten des Klosters Hornbach fälschlich auf den Ort Weitersweiler bei Göllheim bezogen, ebenso später von Dolch/Greule im Siedlungsnamenbuch der Pfalz.

Somit gehörten Wiesweiler und Berschweiler im 13. Jahrhundert zu unterschiedlichen Herrschaften. Beide Orte gehörten aber nicht zu den Dörfern des Gebietes um Grumbach, die 1363 an Sponheim-Starkenburg und 1443 an das Herzogtum Zweibrücken als Lehen vergeben wurden. Auch Wiesweiler gehörte damit nicht zur Wildgrafschaft, sondern zur Grafschaft Veldenz, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründet wurde. Aus einer Urkunde von 1336 erfahren wir, dass Wiesweiler damals ein veldenzisches Lehen des Ritters Emich vom Steine und seiner Frau Hildegunt war. Dieses Lehen wurde 1366 um das Dorf Berschweiler auf der anderen Glanseite erweitert. 1381 heißt es dann, Peter Hubenriß von Odenbach habe in Wiesweiler die Hälfte eines Lehens des verstorbenen Emich vom Steine durch Graf Heinrich III. von Veldenz (1378-1389) empfangen, also zusammen mit Berschweiler. Der Ort rechts des Glans war damals Sitz eines eigenen Gerichts, denn 1411 erfahren wir, dass Friedrich III., (1396-1444), der letzte Graf der ursprünglichen Grafschaft Veldenz, das Gericht Berschweiler erneut an einen Clais von Kellenbach vergeben hat. 1415 gab dann Friedrich III. das Odenbach'sche Lehen, jetzt ohne Berschweiler, zusammen mit anderen Liegenschaften an seinen Dienstmann Syfrid von Oberstein, um 1436 den Besitz Wiesweiler erneut den Herren Hubenriß von Odenbach zu bestätigen. Die Hubenriß von Odenbach müssen ihren Besitz in Wiesweiler dann am Ende des 15. Jahrhunderts an die Fust von Stromberg weitergegeben haben. Anzunehmen ist, dass die andere Hälfte dieses Lehens bei den Erben des Clais vom Stein in der Wildgrafschaft geblieben ist.

Demnach waren Wiesweiler und Berschweiler im späten Mittelalter veldenzischer Besitz, manchmal gemeinsam und manchmal unabhängig voneinander, wiederholt vergeben als Lehen an den wildgräflichen Ritter vom Stein und an die Hubenriß von Odenbach. Wiesweiler allein war vorübergehend auch veldenzisches Lehen der Herren von Oberstein und der Fust von Stromberg. Während Berschweiler im späten Mittelalter vorübergehend Sitz eines eigenen Gerichts war, gehörte es sonst zum Gericht Hinzweiler im Eßweiler Tal. Wiesweiler befand sich wohl bis ins 16. Jahrhundert im Hochgericht auf der Heide.

Ergänzung

Die Ortsgemeinde Wiesweiler feierte im Jahr 2011 das 675-jährige Jubiläum einer urkundlichen Ersterwähnung.  Dieses Jubiläum entspricht den Angaben von Dolch/Greule nach einer Urkunde von 1336 mit der Namensbezeichnung "Winsewilre" wiedergegeben in einer Kopie aus dem Jahr 1440. Nachforschungen ergaben inzwischen, dass Wiesweiler in der Bezeichnung "Wiswilre" bereits 1287 in einer Urkunde des Klosters Hornbach erwähnt wurde. Demnach wäre im Jahr 2087 eine 800-jährige urkundliche Ersterwähnung zu feiern. Von Andreas Neubauer wurde in dem Buch "Regesten des Klosters Hornbach" irrtümlich der Ort Wiswilre dem Ort Weitersweiler zugeordnet, und die Verwechseung erscheint wieder bei Dolch/Greule. Besonderes Verdienst um die Neuentdeckung ist Frau Anette Jost aus Wiesweiler zuzuschreiben. Die entsprechenden Änderungen werden demnächst in den vorliegenden Ortsbericht eingeordnet. Das Literaturverzeichnis ist auch um die Jubiläums-Neuerscheinung zu ergänzen.

0.7.3.Neuzeit

Die Geschichte der beiden Orte verlief nach der Reformationszeit allmählich in gemeinsamen Bahnen. Durch den Marburger Vertrag vom 18. November 1543 kamen beide Orte an jene neue Pfalzgrafschaft Veldenz, später Veldenz Lützelstein, die Pfalzgraf Wolfgang für seinen Oheim Ruprecht (R. der Hinkende) eingerichtet hatte, und als deren Residenzstadt Lauterecken galt. Die Neueinrichtung dieser Grafschaft war ein Entgegenkommen für Ruprecht, der als Vormund von Wolfgang in dessen jungen Jahren, zusammen mit Wolfgangs Mutter Anna, das Herzogtum Zweibrücken verwaltet hatte. Dabei blieben die Lehensverhältnisse mit dem niederen Adel zunächst unberührt. Wiesweiler war zu diesem Zeitpunkt an die Fust von Stromberg, Berschweiler an die Herren vom Stein verliehen. Die Fust von Stromberg verkauften, wahrscheinlich 1557, Wiesweiler an die Wild- und Rheingrafen. Da die Pfalzgrafen von Zweibrücken für Wiesweiler Oberlehensträger waren, bestand für diesen Verkauf keine rechtliche Grundlage. Wild- und Rheingraf Philipp Franz verzichtete deshalb 1558 auf seine Rechte und Ansprüche in Wiesweiler zu Gunsten Herzog Wolfgangs von Zweibrücken, indem er sich von diesem durch eine Zahlung von 500 Gulden abfinden ließ. Wolfgang übergab den Ort gemäß der Abmachungen im Marburger Vertrag sofort an Veldenz-Lützelstein. Pfalzgraf Ruprecht war inzwischen verstorben, Georg Hans (geb. 1543) hatte die Nachfolge angetreten, und während seiner Unmündigkeit regierte für ihn Herzog Wolfgang als Verweser. In Berschweiler besaßen die Herren von Kellenbach bis zum Ende der alten Feudalzeit noch gewisse Rechte, vor allem am Wald.

Wie die meisten Orte der Glangegend hatten auch Wiesweiler und Berschweiler unter den Kriegen des 17. Jahrhunderts zu leiden, unter dem Dreißigjährigen Krieg wie auch unter den Kriegen Ludwigs XIV. Allerdings bot während des 30-jährigen Krieges die nahe Residenzstadt Lauterecken den Bewohnern eine Zuflucht. Lauterecken wurde nicht erobert. Dennoch hielt der Tod durch Hunger und Pest auch hier reiche Ernte.

Die Pfalzgrafschaft Veldenz-Lützelstein war 1694 durch den Tod des letzten regierenden Pfalzgrafen Leopold Ludwig verwaist. Es entstand nun ein Streit darüber, ob sie - und mit ihr die Dörfer Wiesweiler und Berschweiler - an die Kurpfalz oder an das  Herzogtum Zweibrücken fallen sollten. Zunächst hatte das Herzogtum, das damals von dem Schwedenkönig Karl XI. regiert wurde, die Ämter Veldenz und Lauterecken und den Remigiusberg in Besitz genommen. 1697 erschienen dann kurpfälzische Truppen, das Amt Lauterecken und auch die beiden Dörfer am Glan wurden nun durch die Kurpfalz verwaltet. Eine endgültige Lösung des Streits erfolgte erst 1733 durch den sogenannten Successionsvertrag von Mannheim zu Gunsten der Kurpfalz.

Während nominell die beiden Orte schon seit 1558 als vereint galten, wuchsen sie nun in Verlauf des  18. Jahrhunderts endgültig zusammen und erholten sich von den Kriegsschäden. Während des Mittelalters hatte Berschweiler als der wichtigere Ort gegolten, doch nun gewann Wiesweiler größere Bedeutung. Johann Goswin Widder schreibt 1788 in seinem Werk Geographische Beschreibung der Kur=Pfalz: "Diese beiden Orte zusammen machen nur ein geringes Dorf aus. Sie liegen am Glane eine halbe Stunde oberhalb Lauterecke südwärts, Bersweiler auf der rechten und Winsweiler auf der linken Seite desselben. Weder von dem einen noch von dem anderen trifft man sichere ältere Nachrichten an, weswegen zu vermuthen ist, daß solche anfänglich nur geringe zur Burg Lauterecke dienstbare Weiler gewesen, die hernach in eine Dorfgemeinde eingewachsen sind. Der Glan treibt eine an seinem rechten Ufer gelegene Cameral-Erbbestandsmühle. Durch Bersweiler ziehet auch die von Mainz über Kreuznach Meisenheim nach Zweibrücken und in Lotharingen führende Strase, weswegen in dem Dorfe ein Landzoll erhoben wird." (Widder 1788 Bd. IV S. 365)  

0.7.4.Neueste Zeit

Während der Zeit der Französischen Revolution und der Regierungszeit des Kaisers Napoleon hatte Frankreich das linksrheinische Deutschland annektiert. Die beiden Dörfer waren damals unter dem Namen Wiesweiler fest zusammengeschlossen. Der Ort gehörte nun zum Canton Grumbach und zur Mairie Offenbach, außerdem zum Arrondissement Birkenfeld und zu dem Département de la Sarre (Saar). Schon 1793 zogen französische Truppen durch das Glantal und nahmen auch in den Dörfern bei Grumbach Quartier. Dabei kam es zu Übergriffen der Revolutionstruppen gegen die Bevölkerung.  

Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde im Wiener Kongress das Fürstentum Lichtenberg begründet, das in den Besitz des Herzogtums Sachsen-Coburg kam. Wiesweiler lag nun innerhalb dieses Fürstentums Lichtenberg. 1834 verkaufte Sachsen-Coburg das Fürstentum an Preußen. Es bildete nun innerhalb der preußischen Rheinprovinz den Kreis St. Wendel. Dieser Kreis war in mehrere Ämter aufgeteilt. Wiesweiler gehörte innerhalb des Kreises St. Wendel zum Amt Grumbach.

Weitere Veränderungen ergaben sich nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Großteil des Kreises St. Wendel verblieb 1919 bei dem autonomen Saargebiet. Aus dem bei Preußen verbliebenen Teil des Kreises entstand zunächst der so genannte "Restkreis St. Wendel-Baumholder" mit Sitz in Baumholder. 1937 wurde dieser Restkreis mit dem bis dahin oldenburgischen Kreis Birkenfeld vereinigt, und es entstand ein neuer Kreis Birkenfeld innerhalb des preußischen Regierungsbezirks Koblenz. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Ort zunächst im Regierungsbezirk Koblenz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968 wurde das Amt Grumbach aufgelöst. Wiesweiler kam 1972 zur neu gegründeten Verbandsgemeinde Lauterecken, gleichzeitig vom Regierungsbezirk Koblenz in den neu gegründeten Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz, der inzwischen auch nicht mehr besteht.

0.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen

SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Landtag 200155,018,57,62,9---16,0
Landtag 200655,823,38,31,32,98,4
Landtag 201149,726,53,89,21,69,2
Bundestag 200252,428,08,95,5---5,2
Bundestag 200548,521,311,75,07,55,9
Bundestag 200930,523,018,08,014,06,3
Bundestag 201335,637,63,63,66,712,9

0.9.Zeittafel

RömerzeitBei Wiesweiler eine gallo-römische villa rustica
Frühes MittelalterDie beiden Orte Wiesweiler und Berschweiler wurden im 8. oder 9. Jahrhundert innerhalb des Nahegaus gegründet.
1127Wiesweiler und Berschweiler kommen in den Besitz der Grafen von Veldenz
1336Wiesweiler veldenzisches Lehen des Ritters Emich vom Steine und seiner Frau Hildegunt
1366Das Lehen des Emich vom Steine wird um das Dorf Berschweiler erweitert
1381Peter Hubenriß von Odenbach übernimmt das Lehens des verstorbenen Emich vom Steine
1387Brüderteilung der Grafen Friedrich II. und Heinrich III. von Veldenz, Wiesweiler und Berschweiler fallen dem Grafen Friedrich zu
1411Friedrich III. (1396-1344) von Veldenz, übergibt das Gericht Berschweiler an einen Clais von Kellenbach
1415Friedrich III. gibt das Odenbach´sche Lehen ohne Berschweiler an seinen Dienstmann Syfrid von Oberstein
1436Wiesweiler kommt erneut an den Herren Hubenriß von Odenbach
vor 1600Die Hubenriß von Odenbach geben ihren Besitz in Wiesweiler an Fust von Stromberg
1543Marburger Vertrag. Beide Orte kommen an die neue Grafschaft Veldenz-Lauterecken
1537Einführung der Reformation durch die Pfalzgrafschaft Zweibrücken
1558Bartholomäus Fust von Stromberg verkauft Wiesweiler widerrechtlich an den Wild- und Rheingrafen Philipp Franz. Dieser verzichtete auf seine Rechte am Ort zu Gunsten Herzogs Wolfgang von Zweibrücken gegen eine Zahlung von 500 Gulden. Der Pfalzgraf gibt den Ort weiter an den Pfalzgrafen von Veldenz-Lauterecken Georg Hans
1694Tod des letzten Pfalzgrafen Leopold Ludwig, die Pfalzgrafschaft Veldenz-Lützelstein ist verweist.
1697Kurpfälzische Truppen nehmen Besitz vom Amt Lauterecken und auch von Wiesweiler und Berschweiler
1733Durch den Successionsvertrag kommen Wiesweiler und Berschweiler endgültig an Kurpfalz.
1788Bericht über die beiden Orte bei Johann Goswin Widder. Sie haben gemeinsam 156 Einwohner
1798Eingliederung des linksrheinischen deutschen Gebietes an Frankreich, beide Orte sind vereint unter dem Namen Wiesweiler in der Mairie und im Kanton Grumbach, im Arrondissement Birkenfeld und im Département de la Saar (Saar).
1818Wiesweiler gehört im Amt Grumbach zum Fürstentums Lichtenberg, das selbst wiederum zu dem Land Sachsen-Coburg gehört
1834Wiesweiler gehört innerhalb des Kreises St. Wendel zur preußischen Rheinprovinz
1844Bau einer Steinbrücke über den Glan, nachdem die alte Holzbrücke durch Hochwasser zerstört wurde
1862Das Dorf erhält ein Schulhaus
1904Bahnstation Wiesweiler
1932Elektrisches Stromnetz
1934Wasserleitung
1918Ende des Ersten Weltkrieges. Wiesweiler liegt zunächst im sogenannten Restkreis St. Wendel-Baumholder
1937Wiesweiler kommt zum Kreis Birkenfeld
1944/45Durch wiederholte Fliegerangriffe wird Wiesweiler erheblich beschädigt
1945Ende des Zweiten Weltkrieges. Wiesweiler gehört innerhalb des Bundeslandes Rheinland-Pfalz zunächst weiterhin zum Amt Grumbach
1968Gebiets- und Verwaltungsreform des Landes Rheinland-Pfalz, Wiesweiler wird 1972 Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken

0.10.Religiöse Verhältnisse

Evangelische Kirche

Im Ortsteil Berschweiler steht wohl seit dem frühen Mittelalter eine Kirche, ein romanischer Turm blieb bis heute erhalten. Dass die beiden Dörfer je eine eigene Kirchengemeinde bildeten, ist unwahrscheinlich. Möglicherweise gehörten Wiesweiler und Berschweiler zeitweise zu unterschiedlichen Kirchspielen. Als der Ort zur Pfalzgrafschaft Zweibrücken gehörte, unterstand er der zweibrückischen Kirchenorganisation, nach dem Umschwung von 1733 der Kirchenorganisation in der Kurpfalz. 1537 wurde die Reformation eingeführt. Die Kurpfalz förderte schon früh die Wiedereinführung der katholischen Konfession. Das hat sich auf Wiesweiler nur geringfügig ausgewirkt. Dennoch war die Kirche schon 1684, also vor der kurpfälzischen Zeit, eine Simultankirche.

Wann zum ersten Mal an Stelle der heutigen Kirche ein Kirchengebäude erbaut wurde, ist nicht mehr zu ermitteln. Der noch bestehende romanische Turm dürfte in seiner Urform im frühen 12 Jahrhundert entstanden sein. Umbauten erfolgten mit Sicherheit zur Zeit der späten Gotik. Das ursprüngliche Kirchenschiff wurde 1818 abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt. Dieses blieb bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten, wurde 1970/71 nach Plänen eines Architekten aus Trier wiederum erneuert. Nach der kirchlichen Organisation ist Wiesweiler heute ein Filialort von Offenbach im Kirchenkreis Sankt Wendel der Rheinischen Kirche.

 

0.11.Bewohner

Das Dorf blieb bis heute ländlich strukturiert. In früherer Zeit war neben der Landwirtschaft die Wollweberei Erwerbsgrundlage am Ort. Auch heute noch wird die Gemarkung landwirtschaftlich genutzt. Ansonsten sind direkt am Ort keine guten Arbeitsbedingungen vorzufinden. Bereits 1955 mussten von 179 Berufstätigen 173 außerhalb des Ortes ihrem Broterwerb nachgehen. Die Nähe zur Stadt Lauterecken bedingte eine relative Beständigkeit der Bevölkerungsgröße bis zum Jahr 2000. Seitdem ist jedoch wie in anderen Orten der Umgebung ein gravierender Rückgang zu verzeichnen.

0.12.Einwohnerzahlen

178818151860190019251958200020072010
156269465527523594600456451

0.13.Schulen, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Schule

Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es bereits im 16. Jahrhundert Bemühungen, die Kinder des Ortes im Lesen und Schreiben zu unterrichten, da die Pfalzgrafen von Zweibrücken die Reformation eingeführt und ein besonderes Interesse daran hatten, dass die Landeskinder selbst in der Lage sein sollten, die Bibel zu lesen. In einem gewöhnlichen Wohnhaus wurde unterrichtet. Der erste bekannte und eigentlich berufsfremde Lehrer hieß Molitor. Dem folgte Anton Dessauer, ein bereits ausgebildeter Schulmann. Er war der Sohn eines Lehrers aus dem benachbarten Offenbach. Erst 1862 erhielt der Ort ein eigenes Schulhaus, zunächst für eine einklassige Schule. 1886 wurde eine zweite Klasse eingerichtet. Das Schulhaus blieb bis heute erhalten, doch die Schule wurde 1968 aufgelöst. Letzter Lehrer war Gustav Wommer. Heute besuchen die schulpflichtigen Schüler die Grund- und die Hauptschule in Lauterecken, nachdem die Grundschüler zwischen 1969 und 2010 die Grundschule Grumbach-Hoppstädten besucht hatten.  In Lauterecken  besteht auch die Möglichkeit zum Besuch des Gymnasiums. 

0.13.2.Feste, Brauchtum und Vereine

Feste und Brauchtum

Die Kirmes von Wiesweiler findet am dritten Wochenende im September statt, ein Weihnachtsmarkt am 1. Advent. Altes Brauchtum, wie es in früherer Zeit in allen Dörfern der Glangegend üblich war, wird heute kaum noch gepflegt. 

Vereine

Angelsportverein, Bischoff-Club, Dart-Club, Evangelische Frauenhilfe, Gesangverein, Landfrauenverein, Turn- und Sportverein mit Förderverein, Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr, VdK 

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Allgemeinärzte können in Lauterecken und in Offenbach aufgesucht werden. An beiden Orten bestehen auch Apotheken. Die nächst gelegenen Krankenhäuser sind die von Meisenheim und von Kusel. Zuständige Sozialstation für die Pflege von alten und behinderten Menschen ist die von Lauterecken-Wolfstein neben weiteren ähnlichen Institutionen.

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Neben der Landwirtschaft bestanden in beiden Orten der heutigen Ortsgemeinde Wiesweiler bereits im 16. Jahrhundert Wollwebereien, die durchweg in Heimarbeit arbeiteten. Die Mühle auf dem rechten Ufer des Glans wurde 1542 erbaut und diente lange Zeit den Wollwebern als Walkmühle. Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert lohnte sich die Weberei in Heimarbeit wegen der Konkurrenz durch Tuchfabriken nicht mehr. Immer mehr Erwerbstätige, die nicht in der Landwirtschaft beschäftigt waren, suchten außerhalb des eigenen Ortes ihren Arbeitsplatz. 1959 waren es bereits 173 von 179. An handwerklichen Betrieben bestand lange vor Ort lediglich ein größerer Zimmermannsbetrieb. Auch die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe wie die Größe der insgesamt landwirtschaftlich genutzten Fläche ging seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stark zurück. Der Ort liegt an der Bundesstraße 420, die von Oppenheim nach Neunkirchen/Saar führt. Die Stadt Lauterecken liegt nur zwei Kilometer weit entfernt, zum Nachbarort Offenbach werden knapp drei Kilometer zurückgelegt. Die Kreisstadt Kusel liegt indessen etwa 25 Kilometer weit entfernt, ist aber wegen der guten Busverbindungen auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln verhältnismäßig leicht zu erreichen. Die Autobahnauffahrten bei Kusel und Kaiserslautern liegen jeweils etwa 30 Kilometer weit entfernt. Wiesweiler lag an der zweigleisigen Bahnlinie Bad Münster am Stein - Homburg, die 1904 eröffnet und 1985 geschlossen wurde. Der frühere Bahnhof ist heute in Privatbesitz. Auf den Schienen verkehren zwischen Frühling und Herbst Draisinen als Touristenattraktion.

0.15.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm und Anette Jost

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Dolch, Martin; Greule, Albrecht: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.
  • Fabricius, Wilhelm: Das Hochgericht auf der Heide - Die Wildgrafschaft zwischen Oberstein, Meisenheim, Lauterecken und Kusel, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst Jg. 24, Trier 1905.
  • Gümbel, Theodor: Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, Kaiserslautern 1900.
  • Karsch, Otto: Geschichte des Amtes Grumbach, Neuwied 1959.
  • Ortsgemeinde Wiesweiler (Hrsg.): Wiesweiler einst und heute, Geschichte und Geschichten aus unserem Dorf, Wiesweiler 2011.
  • Schneider, Carl: Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundsrücken, Kreuznach 1854.
  • Zink, Albert: Chronik der Stadt Lauterecken, Landau/Pfalz 1968.

Anmerkung:

Der Ort verfügt noch über eine umfangreiche Schulchronik.