Allendorf im Rhein-Lahn-Kreis

Geschichte von Allendorf

Die Herren “von Allendorf” bewirtschafteten im Auftrag der Grafen von Katzenelnbogen einen Hof im heutigen Ortsgebiet. Das kleinadelige Geschlecht kam nach und nach auch zu Besitz im Rheingau und in Rheinhessen. [Anm. 1]

Als Ritter und Edelknechte standen die Herren von Allendorf im Dienst der Katzenelnbogener Grafen. 1276 findet sich der Name “von Allendorf” auf einer Siegelumschrift von Heinrich von Katzenelnbogen. [Anm. 2]Um 1280 ist ein Besitz in Gutenacker bekannt, wo sie als Grundherren mit dem Recht der Landeshoheit bis mindestens 1513 “mit aller Obrigkeit” herrschten. [Anm. 3] Außerdem besaßen sie Hoheitsrechte über die Vogtei in Lierschied und Einkünfte aus diversen Gütern sowie Streubesitz. 

Um 1385 gibt es eine Nennung eines Herren von Allendorf als katzenelnbogischer Amtmann zur Ellar und um 1410 wird ein Allendorfer Herr als Amtmann zu Hohenstein genannt. Im Jahr 1462 ist ein Henne von Allendorf als Burggraf zu Rheinfels und im Jahr 1462 ein weiterer Henne von Allendorf als Schultheiß zu Nastätten bekannt. [Anm. 4]

Allendorf - Pumpbrunnen Hauptstraße[Bild: Peter Kaminsky, Berndroth - Eigenes Werk CC BY-SA 4.0 ]

Nach der Erbteilung des Besitzes der Herren von Allendorf (vermutlich vor 1357) ist zur älteren Linie der Allendorfer, der zuvor schon das Burglehen zu Katzenelnbogen, der Hof Allendorf, das Dorf Gutenacker sowie einen Anteil am Besitz Lierschied gehörte, nach einem Güterverzeichnis von 1527 dann auch Besitz in Rheinhessen und an der unteren Nahe bekannt. Der Stammsitz der älteren Linie war in Nierstein. Die jüngere Linie erhielt einen Anteil an Lierschied, einen Hof in Allendorf und vermutlich noch weiteren Besitz rund um Katzenelnbogen. [Anm. 5] Der Sitz der jüngeren Linie befand sich in Erbach. Hierzu ist darüber hinaus noch überliefert, dass der Herrscher Kraft von Allendorf (gest. 1483) Lehen in Erbach, Eltville und Hattenheim übernahm.  Der Besitz der jüngeren Linie ging nach deren Aussterben 1568 an die Herren von Riedt über. [Anm. 6] 

Aus den Jahren von 1591 bis 1605 sind zwei Eisensteingruben namens „Die Wees“ und „Die Kaute“ bekannt. Arbeiter aus Allendorf, Berghausen, Dörsdorf, Eisighofen, Munderhausen und aus Berndroth waren beim Abtransport des Eisensteins hin zu einer Hütte im Wispertal beteiligt. Die genaue Lage der Gruben um Allendorf ist nicht mehr bekannt. [Anm. 7]

Um 1660 herum kam der Eisensteinabbau im Kirchspiel Katzenelnbogen durch Wallonen aus Lüttich, den Herren von Marioth, wieder in Gang und wurde bis ins Jahr 1736 betrieben. [Anm. 8] 1668 wurden Marmorfunde bei Allendorf gemacht. 1670 wurde oberhalb des Dorfes zu deren Abbau ein Marmorbruch angelegt. 1720 und 1722 wurden weitere Abbaugenehmigungen erteilt. [Anm. 9] Eine Lieferliste aus dem Jahr 1767 belegt, dass damit jedoch keine großen Gewinne erzielt wurden. Ein Vermerk aus dem Jahr 1806 berichtet vom Versiegen des Abbaus. Der „Allensteiner Marmor“ wurde in der gotischen Pfarrkirche in Idstein („Unionskirche“ in den Säulen der Emporen), im Schloß Pommersfelden bei Bamberg (Festsaal) und in der Jesuitenkirche in Mannheim verwendet. [Anm. 10]

1641 wurden von damals 19 bestehenden Häusern in Allendorf 13 Häuser durch einen unabsichtlich entstandenen Brand vernichtet. [Anm. 11]1791 verzeichnete Allendorf 34 Häuser, in denen 152 Menschen lebten. Unter ihnen waren zwei Schuster, ein Schneider und sieben Leineweber. In der Zeit gehörte Allendorf zum Kirchspiel Katzenelnbogen, was die Dörfer Ebertshausen, Gutenacker, Katzenelnbogen, Klingelbach, Mittelfischbach, Niedertiefenbach, Oberfischbach und Schönborn umfasste. [Anm. 12]

Vom 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Eisenerze in Allendorf, Mudershausen, Zollhaus, Oberneisen, Lohrheim und Fachingen abgebaut. Um das Jahr 1900 herum gab es zirka 20 Gruben im Allendorfer Bereich und darüber hinaus. [Anm. 13] Hierzu gehörten beispielsweise die damaligen Bergwerke „Fuchsenhöhle“, „Rotherberg“ und „Gelber Berg“. [Anm. 14]

Ab 1806 gehörte Allendorf zusammen mit den weiteren Dörfern, die die spätere Verbandsgemeinde Katzenelnbogen bildeten, zum Herzogtum Nassau.  [Anm. 15]

Ab 1972 gehörte Allendorf zur Verbandsgemeinde Katzenelnbogen, die im Rahmen einer großen Verwaltungsreform gebildet wurde. Die Verbandsgemeinde Katzenelnbogen ging 2019 in die Verbandsgemeinde Aar-Einrich über, die aus dem freiwilligen Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Hahnstätten und Katzenelnbogen gebildet wurde.

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis, Mainz 2018, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis.pdf, S. 3 (Aufruf: 22.05.2020).

  • Herold, Rudolf: Katzenelnbogen und der Einrich. Katzenelnbogen 1974.

  • Herold, Rudolf: Streifzüge durch die Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte der Gemeinden im Katzenelnbogener Raum. Katzenelnbogen 1985.

Erstellt am: 22.05.2020

Anmerkungen:

  1. Herold 1985, S. 69. Forschungen ergaben 54 Namensträger des kleinadeligen Geschlechts „von Allendorf“.  Zurück
  2. Herold 1985, S. 69.    Zurück
  3. Herold 1985, S. 70.  Zurück
  4. Herold 1985, S. 69.  Zurück
  5. Herold 1985, S. 70.  Zurück
  6. Herold 1985, S. 72.  Zurück
  7. Herold 1985, S. 74.  Zurück
  8. Herold 1985, S. 74-75.  Zurück
  9. Herold 1985, S. 78.  Zurück
  10. Herold 1985, S. 80.  Zurück
  11. Herold 1985, S. 73-74.  Zurück
  12. Herold 1985, S. 74.  Zurück
  13. Herold 1985, S. 75.  Zurück
  14. Herold 1985, S. 77.  Zurück
  15. Herold 1974, S. 13.  Zurück