Zur Geschichte von Hambach
Über die Frühgeschichte von Hambach ist nichts Konkretes bekannt. Aufgrund des Flurnamens „Kelterbaum“ wurde eine keltische Vorgeschichte des Dorfes in Betracht gezogen, wobei auch Grabfunde in der Gückinger Kiesgrube diese Annahme stützen könnten.[Anm. 1]
Die urkundliche Ersterwähnung Hambachs erfolgt 1290 im Nekrolog des Stifts St. Lubentius zu Dietkirchen, in dem eine Einnahme aus Grundbesitz im Dorf Hambach erwähnt wird. Allerdings war das Dorf Hambach weniger vom Stift Dietkirchen als vielmehr vom Stift Diez und dem Benediktinerkloster Dirstein abhängig, die, wie einige Urkunden zeigen, jeweils einige Wiesen bzw. Höfe in Hambach besaßen.[Anm. 2]
Hambach war Teil der Grafschaft Diez. Nach dem Aussterben des Diezer Grafengeschlechts im Mannesstamm 1388 sowie dem Tod des Schweigersohns des letzten Grafen 1420 wurde die Grafschaft zwischen dem Haus Nassau und dem Haus Eppstein aufgeteilt. Die Hälfte des Eppsteiner Erbteils fiel 1535 an das Erzbistum Trier. Diese territorialpolitische Konstruktion wurde erst mit dem Diezer Vergleich von 1564 zwischen dem Trierer Erzbischof und Johann VI. von Nassau gelöst. Nach dem Vergleich führte Johann VI. in seinem Gebiet der Grafschaft Diez – und damit auch in Hambach – die Reformation durch.[Anm. 3]
Hambach lag am Nordrand der Grafschaft. Ob diese Lage das Dorf vor Übergriffen, etwa zu Kriegszeiten, schützte, ist durchaus zweifelhaft. So gibt die Chronik des Dorfes Hambach an, dass aus dem Dreißigjährigen Krieg keine Verwüstung des Orts bekannt sei. Ein anderes Fazit zieht aber Richard Kroeller, der eine Chronik zum nahegelegenen Gückingen verfasst hat. Nach seinen Informationen sei Hambach nämlich „gänzlich entvölkert“ gewesen. Eine konkrete Quellenangabe fehlt allerdings, so dass hier zunächst keine Aufklärung erfolgen kann.[Anm. 4]
Die Grafschaft Diez fiel 1806 an das neugeschaffene Herzogtum Nassau. Das Dorf hatte 1815 100 Einwohnerinnen und Einwohner. Im 19. Jahrhundert gewann der Bergbau, genauer gesagt die Beschäftigung in diesem Sektor, in Hambach stark an Bedeutung. Der größte Teil der Hambacher war im 19. Jahrhundert von diesem Sektor abhängig. Nur wenige Familien konnten allein von der Landwirtschaft leben. 1840 bat ein Hambacher um Beleihung des Eisensteinlagers im Bezirk „Hub“. 1846 bat ein Birlenbacher Bürger um Beleihung der Eisensteingrube „Hubert“ in Hambach. Diese Grube, die dann unter dem Namen „Hub“ firmierte, gelangte 1871 in den Besitz der Firma Alfred Krupps. Ebenfalls wichtig für Hambach waren die Gruben Gückingen/Aull. Allerdings hatten diese Gruben 1871 ihren Zenit schon überschritten. Waren 1867 in den Gruben Gückingen/Aull noch 1718 Menschen beschäftigt, so waren es 25 Jahre später nur noch 1120. Bereits ein Jahr später kam der Erzbergbau aufgrund von erschöpften Lagerstätten zum Erliegen. Bereits ein Jahr zuvor hatte die Schiefergrube „Cäsar“ zwischen Hambach, Elz und Görgeshausen ihren Betreib aufgenommen. Wann genau diese Schiefergrube dann stillgelegt wurde, ist nicht bekannt.[Anm. 5]
Die Hambacher Schulkinder gingen bis 1890 in Aull zur Schule. Ab 1890 besuchten sie – es waren in diesem Jahr 33 Kinder – eine Schule in ihrer Gemeinde. Diese war zunächst fast 50 Jahre lang in Betrieb. Als 1937 jedoch zu wenige Kinder vorhanden waren, mussten die Hambacher Kinder kurzzeitig nach Gückingen zur Schule. 1947 wurde die Hambacher Schule wiedereröffnet. 1961 verließ der Lehrer jedoch die Schule. Die Kinder gingen für wenige Jahre nach Eppenrod, ab 1964 dann in die Verbandsschule in Altendiez.[Anm. 6]
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs erhielt Hambach seine erste Wasserleitung. Damit wurden die zuvor genutzten zwei Brunnen im Ort überflüssig. Wegen des immer weiter ansteigenden Verbrauchs wurde 1966 eine neue Quelle erschlossen.[Anm. 7] Im Ersten Weltkrieg wurden 11 Hambacher getötet oder waren vermisst. Die Nachkriegszeit ab 1918 brachte sowohl technische Neuerung wie die 1922 erfolgte Elektrifizierung des Ortes, als auch Unannehmlichkeiten in Form französischer Besatzungstruppen, die ab 1919 den Brückenkopf Koblenz besetzten. Hambach wurde so zum Grenzort und einer der Hauptumschlagspunkte für den Schwarzhandel in der Region.[Anm. 8] Die Besatzungszeit endete 1929.
Über die zwölfjährige Herrschaft des Nationalsozialismus und ihre konkrete Ausgestaltung und Auswirkungen auf Hambach ist kaum etwas bekannt. Im Zweiten Weltkrieg fielen acht Hambacher, sieben wurden vermisst. Nach Kriegsende wurde Hambach erneut Teil der französischen Besatzungszone. Seit 1946 gehört die Gemeinde zu Rheinland-Pfalz.[Anm. 9]
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich die Gemeinde stark gewandelt. Ab 1948 entstanden neue Häuser im Ortskern. Anfang der 1960er Jahre setzte eine starke Bautätigkeit ein. Dabei wurden neue Baugebiete – Waldstraße, Anton-Hirschberger-Straße, später auch Berg- und Bornstraße sowie Biengartenstraße – erschlossen. Die Bevölkerungszahl stieg zwischen 1950 und 1999 entsprechend von 185 auf 525 Einwohnerinnen und Einwohner. Sie ist seitdem leicht rückläufig.[Anm. 10]
VerfasserIn: Christoph Schmieder
Verwendete Quellen und Literatur:
- Kroeller, Richard: Gückingen. Die Geschichte des Dorfes und seiner engeren Heimat. In: Ortsgemeinde Gückingen (Hrsg.): Gückingen. Damals und heute. Gückingen 2008. S. 7-274.
- Herold, Rudolf: Die Einführung der Reformation im heimischen Raum. In: Agnes Allroggen-Bedel (Hrsg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987. S. 166–183.
- Gemeinde Hambach (Hrsg.): 700 Jahre Hambach bei Diez/Lahn 1290–1990. Unser Dorf in Vergangenheit und Gegenwart. Hambach 1990. Online: https://www.magglance.com/Magazine/12b5f8f1d2c45a7229cb6f02420214e5/white (30.07.2020), zitiert als „Chronik“.
Zuletzt geändert: 09.09.2020.
Anmerkungen:
- Chronik, S. 10. Zurück
- Chronik, S. 8, S. 11f., S. 30–35. Zurück
- Herold, S. 179; Chronik, S. 42. Zurück
- Chronik, S. 39; Kroeller, S. 70. Zurück
- Chronik, S. 48f., S. 52. Zurück
- Chronik, S. 58–60. Zurück
- Chronik, S. 67. Zurück
- Chronik, S. 64, S. 116. Zurück
- Chronik, S. 100f., S. 116. Zurück
- Chronik, S. 71f.; Chronik, S. 71f.; https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714103052&tp=1027&ts=tsPop01">https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714103052&tp=1027&ts=tsPop01 (30.07.2020). Zurück