Herold im Rhein-Lahn-Kreis

Geschichte von Herold

In einem Teilungsvertrag der Grafen von Katzenelnbogen zwischen den Grafen Diether V. (gest. 1276) und Eberhard I. (gest. 1311), der um das Jahr 1260 datiert wird, werden katzenelnbogische Leibeigene erstmals urkundlich in „Herberod“ erwähnt. [Anm. 1]

Der Ortsname „Herberod“ verweist auf eine „Rodung des Herbert, Heribert, Herbart, Herold“, [Anm. 2] die an einem Nebenbach des Dörsbach als Rodungssiedlung eines fränkischen Siedlers oder Kriegers entstanden ist. Die Franken hatten um 500 n. Chr. die Gebiete an Mosel, Rhein und Main von den Römern erobert und der germanische Verband der Franken wurde in der Region vorherrschend. Zunächst wurde das Gebiet des Einrichs jedoch umgangen, und die fruchtbaren Senken beispielsweise im Limburger Becken und im Rheintal wurden besiedelt. [Anm. 3] Nach weiteren fränkischen Besiedelungen im 7. und 8. Jahrhundert sind ab dem 9. Jahrhundert Orte mit der Namensendung „-rod“ nachgewiesen. Rodungssiedlungen machen den höchsten Anteil der Gesamtbesiedelung im Dörsbachgebiet aus. [Anm. 4]

Rat- und Backhaus in Herold[Bild: Robse (CC BY-SA 4.0)]

Herold entwickelte sich von einem Einzelgehöft über einen Weiler mit wenig Häusern nach weiteren Rodungen zu einer kleinen Siedlung. 1526 sind acht „Hausgesäße“, bzw. „Feuerstätten“ in einem Verzeichnis der vierherrischen Orte nachgewiesen.  [Anm. 5] Im Katzenelnbogener Raum – und somit auch in Herold – wurde um 1530, wie nach und nach in ganz Hessen, die Reformation eingeführt. [Anm. 6] 1587 sind 18 Feuerstätten bekannt, 1629 gab es zirka 80 Bewohner in Herold. 1786 waren es 170 Einwohner in 34 Haushalten. 1871 sind 277 Ortsbewohner aus einer Volkszählung bekannt. [Anm. 7]

Das älteste Gebäude Herolds ist das alte Backhaus, genannt „Backes“. Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ist 1648 hierzu vermerkt worden, dass „ein Kuhhirt im gemeindeeigenen Backhaus“ wohnen würde. Bausubstanz und Baustil deuten darauf hin, dass eine Erbauungszeit um 1500 angenommen werden kann. [Anm. 8] Um den Backes herum gruppierten sich die Häuser des Ursprungsdorfes.

1629 wird in einem Steuerregister des Amtes Hohenstein ein Hof des Hospitals Gronau inklusive umfangreichen Landbesitz in Herold genannt. [Anm. 9] Nahe Herold wird in einer Urkunde von 1197 eine Mühle namens „Heyer Mühle“, später „Haarmühle“ im Zusammenhang mit dem „Bleidenbacher Hof“ und den „Herrn von Klingelbach“ und ihren Nachfolgern erwähnt. [Anm. 10] 1671 wurde in der Nähe der Mühle eine Eisenhütte gebaut. 1696 wurden für deren Arbeiter in der gleichen Gegend eine Bierbrauerei, eine Branntweinbrennerei und eine Bäckerei angelegt.  [Anm. 11] 1816 gibt es noch einen Nachweis eines „Müllers der Haarmühle“. Danach geht die Mühle an verschiedene Besitzer über. [Anm. 12] 1733 wird in einer Urkunde die „Dillenberger Mühle“ in einer Herolder Gemarkung erwähnt. [Anm. 13] 1841 wird diese als „Malmühle auf dem Dörstbach“ mit einem zweistöckigen Wohnhaus in einem Kataster genannt. Auch hier fanden im Nachgang häufige Besitzerwechsel statt. [Anm. 14] 1872 richtete ein Feuer in der Dorfmitte großen Schaden an. [Anm. 15]

Zunächst gab es in Katzenelnbogen eine „Kirchspielschule“ für Klingelbach, Ebertshausen, Ergeshausen und Herold. Seit 1725 war die Kirchspielschule in Klingelbach. [Anm. 16] Die alte Dorfschule in Herold bestand seit 1828. [Anm. 17] Von 1951 bis 1976 war der letzte Dorfschulmeister in Herold tätig. [Anm. 18] Eine neue Schule wurde 1964 eingeweiht. Sie wurde Ende des Schuljahrs 1974/1975 aufgelöst. [Anm. 19]

Ab 1816 gehörte Herold zusammen mit den weiteren Dörfern, die die spätere Verbandsgemeinde Katzenelnbogen bildeten, zum Herzogtum Nassau. [Anm. 20] Ab 1972 gehörte Herold zur Verbandsgemeinde Katzenelnbogen, die im Rahmen einer großen Verwaltungsreform gebildet wurde. Die Verbandsgemeinde Katzenelnbogen ging 2019 in die Verbandsgemeinde Aar-Einrich über, die aus dem freiwilligen Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Hahnstätten und Katzenelnbogen gebildet wurde. [Anm. 21]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Keiling, Manfred (verantw.), Ortsgemeinde Herold (Hg.): Herold – Spuren, Daten und Geschichte(n). O.A.

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis, Mainz 2018, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis.pdf, S. 40 (Aufruf: 24.07.2020).

  • Herold, Rudolf: Katzenelnbogen und der Einrich. Katzenelnbogen 1974.

  • Herold, Rudolf: Streifzüge durch die Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte der Gemeinden im Katzenelnbogener Raum. Katzenelnbogen 1985.

Erstellt am: 24.07.2020

Anmerkungen:

  1. Keiling, Chronik Herold, S. 14. Keiling erläutert, dass die Geschichtsforschung 1250 als das frühestmögliche Datum der Ausstellung der Urkunde hält, das Jahr 1260 als spätestmögliches Datum.  Zurück
  2. Keiling, Chronik Herold, S. 9. Keiling zählt an anderer Stelle die 16 verschiedenen urkundlich erwähnten Namen von Herold auf, die es seit 1250/60 bis 1658 gegeben hat. Vgl. S. 15. Zurück
  3. Keiling, Chronik Herold, S. 9. Keiling erklärt in dem Zusammenhang auch den Namen „Einrich“ in damaliger Vorstellung als „einzeln, einsam, abgelegen“. Den fränkischen Erstsiedlern der Region kam die Gegend abweisend und siedlungsfeindlich vor. Vgl. ebd. S. 10. Zurück
  4. Keiling, Chronik Herold, S. 15. Keiling zählt als weitere Beispiele für Rodungssiedlungen u.a. Berndroth, Rettert und Roth auf. Keiling zieht bei seinen Ausführungen zur Besiedelung (s. S. 14-15) das Fazit: „Unser Dorf ist also rund 1000 Jahre alt.“ Vgl. ebd.  Zurück
  5. Keiling, Chronik Herold, S. 17. Zum Begriff „vierherrisch“ erläutert der Heimatforscher Rudolf Herold: „Cirka 1260 teilten sich die Grafen von Nassau und Katzenelnbogen in jeweils zwei weitere Linien. So wurde der Einrich als „Vierherrengericht auf dem Einrich“ von zwei Nassauer und zwei Katzenelnbogener Linien regiert. Vgl. Herold 1985, S. 97.  Zurück
  6. Herold 1985, S. 237 und S. 239.  Zurück
  7. Keiling, Chronik Herold, S. 17. Eine Liste der Einwohner im Jahr 1681 findet sich auf der Seite 117. Im Kapitel „Die Herolder: Namen, Familien, Schicksale erläutert Keiling die „alten Herolder Familien und ihre Hausnahmen“ ausführlich. Vgl. ebd. S. 78-108.  Zurück
  8. Keiling, Chronik Herold, S. 19. Keiling verweist auf eine erforderliche aufwendige Untersuchung seitens eines Bauarchäologen, wenn die genaue Datierung ermittelt werden soll. Vgl. ebd. Zurück
  9. Keiling, Chronik Herold, S. 20. Keiling zeigt auf, dass das Hospital Gronau vorher ein Eigenkloster der Grafen von Katzenelnbogen war, was 1542 von Landgraf Philipp dem Großmütigen (1504-1567) in ein Krankenhaus umgewandelt wurde. Vgl. ebd. Dem generellen Thema der „Flurnamen der Herolder Gemarkung“ ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Vgl. ebd. S. 29-40. Den „alten Grenzsteinen am Hüttenwald“ ebenfalls. Vgl. ebd. S. 49-52.  Zurück
  10. Keiling, Chronik Herold, S. 41. Kreiling schildert die Entwicklung des Hofs Bleidenbach auf Seite 41-43 detailliert. Vgl. ebd.   Zurück
  11. Keiling, Chronik Herold, S. 44.  Zurück
  12. Keiling, Chronik Herold, S. 45.  Zurück
  13. Keiling, Chronik Herold, S. 46.  Zurück
  14. Keiling, Chronik Herold, S. 48.  Zurück
  15. Keiling, Chronik Herold, S. 25.  Zurück
  16. Keiling, Chronik Herold, S. 66.  Zurück
  17. Keiling, Chronik Herold, S. 9 sowie S. 68-69.  Zurück
  18. Keiling, S. 8. Manfred Keiling, verwantwortlich für die Ortschronik „Herold – Spuren, Daten und Geschichte(n)“ war der letzte Dorfschulmeister in Herold.  Zurück
  19. Keiling, Chronik Herold, S. 76-77. Keiling beschreibt die Details der Schulgeschichte auf den Seiten 66-77 ausführlich und reich bebildert.  Zurück
  20. Herold 1974, S. 15.  Zurück
  21. Die Ortsgemeinde Herold erläutert die Historie auf ihrer Internetseite wie folgt: „Herold ist ein Rodungsdorf aus nachkarolingischer Zeit und wird erstmals bei der katzenelnbogischen Teilung um 1260 erwähnt. Es war Teil des Vierherrischen und nach Klingelbach eingepfarrt. Zur hessischen Quart gehörig, kam es ebenso wie Ergeshausen und Kördorf erst 1816 zum Herzogtum Nassau.“ Ortsgemeinde Herold „Historisches und Sehenswürdigkeiten“ https://www.vg-aar-einrich.de/ortsgemeinden/herold/ (Aufruf: 24.07.2020).  Zurück