Lautert
Eine schon frühe Besiedlung im Raum der heutigen Gemeinde Lautert bestätigen mehrere Grabhügel aus der Hallstattzeit (ca. 1000 bis 500 v. Chr.) in den Distrikten Hecken und Obere und Untere Heidenlöcher. Es handelt sich hierbei um Bestattungen in Urnen. Nur ein einzelner Grabhügel weist eine Körperbestattung mit erhaltenem Skelett auf.[Anm. 1]
Lautert wurde erstmals im Jahr 1102 urkundlich als „Laudroth“ erwähnt. Die Endsilbe „-roth“ gibt einen Hinweis auf die Entstehung des Ortes aus einer Waldrodung. „Lau-“ oder „Lu-“ wie in den folgenden Schreibweisen „Lutrat“ (1361) oder „Lutrod“ (1463) stammt vermutlich von einem Personennamen wie etwa Luitpold.
Im Mittelalter gehörte es zur niederen Grafschaft Katzenelnbogen, ab 1361 zum Landgericht der vier Herren auf dem Einrich. Das bedeutet, dass Lautert vier verschiedenen Autoritäten unterstand: Den Grafen von Hessen, Nassau, Oranien Usingen und Weilburg. Aus dieser Konstellation ergaben sich häufig Schwierigkeiten für die Einwohner, die als Leibeigene verschiedene Verpflichtungen und Abgaben zu leisten hatten.
Im 14. Jahrhundert gehörte Lautert zum Kirchspiel Oberwallmenach-Lautert-Rettershain und war mit 14 Häusern der größte Ort dort. Das heißt, die Bewohner besuchten die gemeinsame Kirche in Oberwallmenach, der Friedhof wurde bis in die 1950er Jahre gemeinsam benutzt, und auch die Kinder gingen dort zur Schule, bis 1862 eine eigene Schule in Lautert errichtet wurde. Diese wurde 1966 endgültig auf- und durch die Schule in Nastätten abgelöst. Kirchengemeindlich gehört Lautert noch heute zu Oberwallmenach.
Die anliegende Siedlung Beichert (Ersterwähnt 1238 als „Badischenrod“) wurde noch vor dem Dreißigjährigen Krieg aufgegeben, da der Boden unfruchtbar war.
Im Dreißigjährigen Krieg erfuhr Lautert wie fast alle umliegenden Dörfer großes Leid durch die umherziehenden Truppen, Seuchen und Hungersnöte.
1775 kam das Kirchspiel von Oberwallmenach mit seinen zugehörigen Ortschaften in den Besitz der Landgrafen von Hessen-Kassel. Von 1806 bis 1813 war das Gebiet der Niedergrafschaft unter französischer Verwaltung Napoleons (Pays réservé de Catzenellenbogen). Im Wiener Kongress 1815 schließlich wurden Lautert und 34 andere Gemeinden dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Es war zunächst der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet und ab 1885 dem neu gegründeten Kreis Sankt Goarshausen.
1905 zählte Lautert 187 Einwohner.[Anm. 2] Im Ersten Weltkrieg fielen sieben Männer aus der Gemeinde. Von 1919 bis 1930 waren Lautert und Umgebung französisch besetzt, da der Ort innerhalb des 30km Umkreises des Brückenkopfes Koblenz lag. Im Zweiten Weltkrieg ließen elf Soldaten aus Lautert ihr Leben. Durch einen Luftangriff in den letzten Kriegsmonaten wurde eine Scheune zerstört, Zivilisten kamen nicht um.
1946 kam Lautert in das neu entstandene Bundesland Rheinland-Pfalz. Seit 1972 gehört es der Verbandsgemeinde Nastätten im Kreis Rhein-Lahn an.
Nachweise
Dieser Artikel basiert auf: Groß, Edmund: 700 Jahre Miehlen. Hrsg von der Ortsgemeinde Miehlen. Miehlen ²1979.
Verfasserin: Katrin Kober
Erstellt am: 27.08.2020
Anmerkungen:
- Keiling, Manfred: Keltische Hügelgräber und Ringwälle. In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft – Geschichte – Kultur unserer Heimat. Hrsg. v. der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises. Oberwesel/Rhein 1987, S. 78ff. Zurück
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Lautert, Bevölkerung – Zeitreihen http://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714107078&tp=194431&ts=tsPop01 (Aufruf am 07.08.2020). Zurück