Oberwallmenach
Vorgeschichtliche Funde aus Oberwallmenach beweisen eine schon frühe Besiedlung der Umgebung. Zwischen Oberwallmenach und Lipporn wurden bereits im Jahr 1857 mehrere Hügelgräber gefunden. Es handelt sich um Brandbestattungen mit einem Kerngrab, welches zuerst angelegt worden war, und mehreren Nachbestattungen danach. Als Beigaben wurden Plättchen aus Goldblech sowie eine bronzene Schnabelkanne etruskischer Herkunft gefunden. Diese ist für die Region einzigartig, denn es handelt sich um einen Luxusartikel aus dem Mittelmeerraum, der erst erhandelt werden musste und dementsprechend nur Personen mit hohem Status als Beigabe verliehen wurde.[Anm. 1]
Der Ort Oberwallmenach selbst wurde erstmals im Jahr 1260 urkundlich erwähnt.
Seit 1361 gehörte er zum Landgericht der vier Herren auf dem Einrich. Das bedeutete, dass Oberwallmenach vier verschiedenen Autoritäten unterstand: Den Grafen von Hessen, Nassau, Oranien Usingen und Weilburg. Aus dieser Konstellation ergaben sich häufig Schwierigkeiten für die Einwohner, die als Leibeigene verschiedene Verpflichtungen und Abgaben zu leisten hatten.
Im 14. Jahrhundert war der Ort Teil des Kirchspiels Oberwallmenach-Lautert-Rettershain. Mit 14 Häusern war Lautert die größte Gemeinde. Die Bewohner der drei Orte besuchten die gemeinsame Kirche in Oberwallmenach, der Friedhof wurde bis in die 1950er Jahre gemeinsam benutzt, und auch die Kinder gingen dort zur Schule, bis 1862 eine eigene Schule in Lautert errichtet wurde. Bis 1970 wurden die kleinen ortseigenen Schulen durch weiterführende Schulen und eine Grundschule in Nastätten abgelöst. Kirchengemeindlich gehört Lautert noch heute zu Oberwallmenach.
Im Dreißigjährigen Krieg erfuhr Oberwallmenach wie fast alle umliegenden Dörfer großes Leid durch die umherziehenden Truppen, Seuchen und Hungersnöte.
1775 kam das Kirchspiel von Oberwallmenach mit seinen zugehörigen Ortschaften in den Besitz der Landgrafen von Hessen-Kassel. Von 1806 bis 1813 war das Gebiet der Niedergrafschaft unter französischer Verwaltung Napoleons (Pays réservé de Catzenellenbogen). Im Wiener Kongress 1815 schließlich wurden Oberwallmenach und 34 andere Gemeinden dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Es war zunächst der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet und ab 1885 dem neu gegründeten Kreis Sankt Goarshausen.
Von 1815 bis 1905 war die Einwohnerzahl von 165 auf 197 Personen gewachsen.[Anm. 2]
Nach dem Ersten Weltkrieg war Oberwallmenach von 1923 bis 1930 französisch besetzt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg lag Oberwallmenach nach der Einnahme durch US-amerikanische Truppen am 27. März 1945 in der französischen Besatzungszone. Wie genau sich der Nationalsozialismus auf den Ort auswirkte, ist noch nicht erforscht.
1946 kam Oberwallmenach in das neu entstandene Bundesland Rheinland-Pfalz. Seit 1972 gehört es der Verbandsgemeinde Nastätten im Kreis Rhein-Lahn an.
Anmerkungen:
- Spriestersbach, Albert: Zur Vor- und Frühgeschichte des Nastätter Raumes. In: Stadtverwaltung Nastätten (Hg.): Nastätten. Geschichte und Gegenwart. Nastätten 1992, S. 24f. Zurück
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Oberwallmenach, Bevölkerung – Zeitreihen, http://www.infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714107105&tp=2047&ts=tsPop01 (Aufruf am 14.08.2020). Zurück