Geschichte von Reckenroth
Das Dorf Reckenroth wird 1235 erstmals unter dem Namen „Rodung des Recco“ urkundlich erwähnt.[Anm. 1]
In der Zeit zwischen 1413 und 1430 wurde eine Marienkapelle in Reckenroth erbaut, deren ursprüngliche Lage heute nicht mehr bekannt ist. Man vermutet, dass die heutige evangelische Kirche am selben Standort erbaut wurde. [Anm. 2]
Abrechnungen in der Katzenelnboger Zentralverwaltung in Hohenstein aus dem Jahr 1425 zeichnen detailliert die Herkunft und Verwendung des Baugeldes für die Marienkapelle nach. [Anm. 3] Aus der Zeit von 1446 ist ein sogenanntes „Marienglöckchen“ der Kapelle bekannt. [Anm. 4]Reckenroth stand seit 1479 unter hessischer Herrschaft, davor unter Katzenelnbogischer Regentschaft. [Anm. 5]
Im gesamten Katzenelnbogener Raum – und somit auch in Reckenroth – wurde um 1530, wie nach und nach in ganz Hessen, die Reformation eingeführt. [Anm. 6] Die Betreuung der Kirchengemeinde Reckenroth wurde im Laufe der Jahre immer wieder zwischen Laufenselden und Ackerbach gewechselt. [Anm. 7]
1543 ist die Zuständigkeit für Reckenroth beispielsweise in einem Ackerbacher Kirchbuch vermerkt. Der Pfarrer erhielt dafür damals von der Gemeinde Reckenroth „an Korn 8 Malter und 6 Säcke Hafer jährlich“ sowie einige Gulden Bezahlung. 1557 wiederum ist die Betreuung von Reckenroth in einem Laufenseldener Kirchenbuch mit anderen Angaben zur Bezahlung vermerkt. ANM> Neuper 1985, S. 27-28. Im Jahr 1975 wurde die Betreuung der Kirchengemeinde Reckenroth vom Pfarrer des Kirchspiels Dörsdorf übernommen. [Anm. 8]
Um 1600 gingen die Reckenrother Kinder in die Schule nach Laufenselden. [Anm. 9] Für 1771 ist aus einem Schreiben bekannt, dass die Gemeinde Reckenroth auch an deren Finanzierung beteiligt war, jedoch vor 1770 auch schon ein eigener „Nebenschulmeister“ bezahlt wurde und somit vermutlich auch eine eigene Schule existiert hat. [Anm. 10] 1959 wurde ein neues Schulgebäude am Schulberg errichtet, was jedoch 10 Jahre später nach der Verlagerung der schulischen Aktivitäten nach Katzenelnbogen zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut wurde. [Anm. 11]
Die Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung vermerkten im Jahr 1630 für Reckenroth 20 Familien mit 200 Schafen und 3 kleinen Wäldchen. [Anm. 12]
1695 wird in einem Bericht das „Kapellengut“ in Reckenroth erwähnt, das bei der Marienkapelle lag und als Erbleihe an die Reckenrother Eheleute Burggraf vergeben wurde. [Anm. 13] Der ehemalige Besitz des Klosters Gronau bei Egenroth, das 1542 in ein Hospital umgewandelt wurde, war als „Hospitalgut in Reckenroth“ bekannt. Der Besitz in Reckenroth wurde zur Unterstützung des Hospitals verwendet. 1825 wird von einem „Hof mit mehreren Gebäuden und drei Gärten bei der Hofreite“ berichtet. [Anm. 14] Es gehörte damals zu zwei Dritteln zur Kirche von Langenschwalbach und zu einem Drittel der Kirche in Laufenselden. [Anm. 15] 1737 wird in den Akten der Gemeinde Reckenroth die Grundstücksgröße des Hospitalgutes mit „ca. 35 Morgen groß“ angegeben.
Die Gemarkung Reckenroth bestand in dieser Zeit aus vier Gemarkungsteilen: dem Rauheeckerfeld, dem Hahnerfeld, dem Michelbacher Feld sowie Wiesen und Gärten. [Anm. 16]
1738 wurde die neue evangelische Kirche von Reckenroth als kleiner Saalbau gebaut. [Anm. 17] Als erste Orgel wurde laut der Ackerbacher Kirchenchronik eine vom „Hospital Gronau“ gestiftete Orgel aus dem 16. Jahrhundert eingebaut, die 1895 durch eine neue Orgel der Firma Kessler aus Limburg ersetzt wurde. [Anm. 18]
In den Jahren zwischen 1792 und 1796 verursachten durch das Dorf ziehende deutsche und französische Truppen erhebliche Schäden im Dorf Reckenroth und im ganzen Umland von Katzenelnbogen. [Anm. 19] Ab 1816 gehörte Reckenroth zusammen mit den weiteren Dörfern, die die spätere Verbandsgemeinde Katzenelnbogen bildeten, zum Herzogtum Nassau. [Anm. 20] 1864 sind 214 Dorfbewohner mit 36 Häusern, in denen 56 Familien lebten, bekannt. [Anm. 21] 1886 werden 38 Wohnhäuser mit 42 Haushalten in einer Volkszählung genannt. [Anm. 22] 1974 werden 170 Einwohner in einem Bericht erwähnt. [Anm. 23]
Ab 1972 gehörte Reckenroth zur Verbandsgemeinde Katzenelnbogen, die im Rahmen einer großen Verwaltungsreform gebildet wurde. Die Verbandsgemeinde Katzenelnbogen ging 2019 in die Verbandsgemeinde Aar-Einrich über, die aus dem freiwilligen Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Hahnstätten und Katzenelnbogen gebildet wurde.
NACHWEISE
Verfasserin Text: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
Neuper, Hilmar (verantw.), Ortsgemeinde Reckenroth (Hg.): 750 Jahre Reckenroth 1235-1985. Mainz 1985.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis, Mainz 2018, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis.pdf, S. 75 (Aufruf: 10.07.2020).
Herold, Rudolf: Katzenelnbogen und der Einrich. Katzenelnbogen 1974.
- Herold, Rudolf: Streifzüge durch die Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte der Gemeinden im Katzenelnbogener Raum. Katzenelnbogen 1985.
Erstellt am: 17.07.2020
Anmerkungen:
- Herold 1985, S. 253. Zurück
- Herold 1985, S. 253. Zurück
- Herold 1985, S. 253-254. Zurück
- Herold 1985, S. 253. Zurück
- Herold 1985, S. 253. Zurück
- Herold 1985, S. 237 und S. 239. Zurück
- Herold 1985, S. 255. Zurück
- Herold 1985, S. 255. Zurück
- Neuper 1985, S. 29. Zurück
- Neuper 1985, S. 34. Zurück
- Neuper 1985, S. 35. Zurück
- Neuper 1985, S. 40. Zurück
- Neuper 1985, S. 20. Zurück
- Neuper 1985, S. 37. In der Chronik sind die Gemarkungsnamen des ehemaligen Hospitalgutes aufgeführt. Vgl. ebd. S. 39. Zurück
- Neuper 1985, S. 21. Zurück
- Neuper 1985, S. 24. Die Namen der heutzutage zur Gemarkung Reckenroth gehörenden Abschnitte sind mit ihren Namen ebenfalls in der Chronik verzeichnet. Vgl. ebd. S. 80-81. Zurück
- Neuper 1985, S. 15. Zurück
- Neuper 1985, S. 19 und Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Bei einer Renovierung 1983/84 wurde ein Wandbild aus früheren Zeiten freigelegt. Vgl. ebd. S. 91. Zurück
- Herold 1985, S. 255-256. Zurück
- Herold 1974, S. 15. Zurück
- Neuper 1985, S. 40-41. In der Chronik sind alle Familiennahmen und die Anzahl der dazugehörigen Hausbewohner aufgeführt. Vgl. ebd. S. 41-43. Zurück
- Neuper 1985, S. 46. Zurück
- Neuper 1985, S. 55. Zurück