Zur Geschichte von Steinsberg
Steinsberg wird zum ersten Mal im Jahr 1305 in einer Urkunde erwähnt: Ein Ritter wird dort als Besitzer eines Hofes genannt. Steinsberg gehörte lange Zeit zur Herrschaft Schaumburg, die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach den Besitzer wechselte. So wird der Ort in einer späteren Urkunde aus dem Jahr 1328 – die lange für die Ersterwähnung gehalten wurde – als Dorf des Freiheimgerichts Habenscheid erwähnt. Die Herren von Westerburg wurden darin von König Ludwig IV. mit dem Freiheimgericht belehnt. 1563 wurde die Reformation durchgeführt. 1656 schließlich wurde die Herrschaft Schaumburg an Agnes, die Witwe des Grafen Peter Melander verkauft. Melander, der 1648 gestorben war, hatte zuvor mit der Reichsgrafschaft Holzappel, die aus der Esterau und der Vogtei Isselbach bestand, eine eigene Grafschaft geschaffen. Über Heirat und Vererbung gelangte die Herrschaft Schaumburg im 18. Jahrhundert an das Haus Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym.[Anm. 1]
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wuchs Steinsberg stark. Es wurden einige neue Häuser errichtet. Dieser „Bauboom“ fand ein Ende. Zwischen 1850 und 1950 wurden kaum neue Häuser und Gebäude errichtet. Ab den 1970ern und 1980er Jahren wurden weitere Baugebiete erschlossen. Der Ort dehnte sich zwar aus, allerdings stagnierte die Bevölkerungszahl.[Anm. 2]
Steinsberg war ein bäuerlich geprägter Ort, wobei die einzelnen Höfe bis ins 18. Jahrhundert hinein vielfach in der Hand verschiedener Grundherren – etwa des im 16. Jh. aufgelösten Bärbacher Klosters – waren. 1794 waren fünfzig Prozent der Fläche in der Hand der Kirche oder der Standesherrschaft. Nur ein Drittel des landwirtschaftlichen Bodens gehörte Steinsbergern.[Anm. 3]
1826 erhielt Steinsberg eine eigene Elementarschule. Anfangs musste der Lehrer noch in einer Mietwohnung unterkommen, aber schon 1828 wurde ein neues Schulgebäude inklusive einer Lehrerwohnung errichtet.[Anm. 4]
Die Steinsbergerinnen und Steinsberger waren keineswegs wohlhabend. Im 19. Jahrhundert kam es vermehrt zu Auswanderungen, vor allem in die USA. Mindestens fünf Personen, die um 1850 auswanderten, kamen aus Steinsberg.[Anm. 5] 1850 konnten die Steinsbergerinnen und Steinsberger immerhin den Zehnten ablösen und so eine der Belastungen loswerden. Allerdings war die Ablösung mit einer jährlichen Zahlung und somit mit hohen Kosten verbunden. Die Steinsberger mussten zur Ablösung jährlich 183 Gulden, 7 Kreuzer und 3 Heller zahlen.[Anm. 6]
Abgesehen von der Landwirtschaft boten sich nur im Bergbau größere Arbeitsmöglichkeiten. 1898 arbeiteten vier Steinsberger in der Grube Holzappel. Aber auch in der Steinsberger Gemarkung wurde Bergbau betreiben. Insgesamt wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über 30 verschiedene Bergwerksfelder verliehen, in denen zumeist Schiefer gefördert wurde. Zudem wurde ab 1897 durch verschiedene Pächter ein Steinbruch betrieben. Dabei wurde etwa Diabasgestein abgebaut, das vor allem für den Straßenbau diente.[Anm. 7]
1905 wurde eine Wasserleitung gebaut. 1923, möglicherweise erst 1926, wurde der Ort elektrifiziert. 1929 wurde die Schule renoviert, da die Lehrerwohnung Mängel zeigte und zu kalt war.[Anm. 8] Politisch wurde in der Zeit der Weimarer Republik die landwirtschaftliche Prägung des Ortes in den Wahlergebnissen der konservativ-bäuerlichen Landvolkpartei sichtbar. Diese erhielten bei der Reichstagswahl 1930 mehr als 60 Prozent der Steinsberger Stimmen. Etwa 30 Prozent entfielen auf die SPD, etwa zehn Prozent auf die NSDAP.[Anm. 9]
In den beiden Kriegen des 20. Jahrhunderts hatte auch Steinsberg einige Gefallene zu beklagen. Im Ersten Weltkrieg fielen zehn Personen. Im Zweiten Weltkrieg fielen elf Steinsberger. Fünf werden vermisst. Im Zweiten Weltkrieg gingen einige Bomben in der Gemarkung Steinsberg nieder, trafen jedoch keine Gebäude. Auch wurden bei den Bombenabwürfen – wenn auch mit viel Glück – keine Menschen verletzt. Am 28. März 1945 endete der Krieg für Steinsberg mit der kampflosen Übergabe. Im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg wurde Steinsberg teil der französischen Besatzungszone. Seit 1946 gehört es zum Bundesland Rheinland-Pfalz.[Anm. 10]
1956 wurde die Schule erneut renoviert, wobei der zuvor existierende Schulturm abgerissen wurde. 1965 wurde die Schule geschlossen.[Anm. 11] Am Ende des 20. Jahrhunderts gab es keinen Vollerwerbslandwirt mehr im Ort. Teilweise gab es noch Landwirte im Nebenerwerb, wobei vor allem Weizen angebaut wird. Die Viehzucht – zeitweise waren über 200 Stück Rindvieh im Ort gehalten worden – spielt heute gar keine Rolle mehr.[Anm. 12] Steinsberg hat heute (Stand 31.12.2019) 234 Einwohnerinnen und Einwohner.[Anm. 13]
Verfasser: Christoph Schmieder
Verwendete Quellen und Literatur
- Gemeinde Steinsberg (Hrsg.): Steinsberg (1305–1997). Beiträge zur Geschichte des Dorfes. Steinsberg 1998
- Herold, Rudolf: Die Einführung der Reformation im heimischen Raum. In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Hrsg. von Agnes Allroggen-Bedel. Oberwesel/Rhein 1987. S. 166–183.
- Schüler, Winfried: Das Herzogtum Nassau. 1806 - 1866. Deutsche Geschichte im Kleinformat. Wiesbaden 2006 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau; 75).
Zuletzt geändert: 30.08.2020.
Anmerkungen:
- Chronik, S. 7–9; Herold, S. 180. Zurück
- Chronik, S. 21f. Zurück
- Chronik, S. 12, S. 29f. Die übrigen 16,7 Prozent waren in der Hand ortfremder Personen. Es handelte sich meist um geerbten Kleinstbesitz. Zurück
- Chronik, S. 68f. Zurück
- Chronik, S. 32. Zurück
- Schüler, S. 140–142; Chronik, S. 34f. Zurück
- Chronik, S. 35, S. 130, S. 134–139. Zurück
- Chronik, S. 41–43. Zurück
- Chronik, S. 45. Zurück
- Chronik, S. 77–80. Zurück
- Chronik, S. 71–73. Zurück
- Chronik, S. 31, S. 38. Zurück
- https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714103130&tp=1027&ts=tsPop01 (30.07.2020). Zurück