Winden im Rhein-Lahn-Kreis

Zur Geschichte von Winden

Winden ist wohl etwa 1000 Jahre alt. Der alte Ortskern befindet sich im Gebiet der Obertal- und Mittelstraße.[Anm. 1]  Erstmals erwähnt wurde der Ort aber wesentlich später: in einer Urkunde aus dem Jahr 1250. Gräfin Mechthilde von Sayn verkaufte darin das Dorf an den Abt der Prämonstratenserabtei Arnstein. Die ursprüngliche Urkunde vom 23. April 1250 ist nicht mehr im Original erhalten. In einer Bestätigung des Vertrags vom 4. Oktober 1250 wird neben dem Dorf auch die Pfarrkirche erwähnt.[Anm. 2]

Die Abtei Arnstein war reichsunmittelbar. Neben der niederen Gerichtsbarkeit hatte sie auch die höchste Gerichtsbarkeit inne. Winden war dabei auch für die benachbarten Dörfer Weinähr, Schirpingen, Ködingen, Hohenthal, Diesch und Eschenau Gerichtsort.[Anm. 3]

Winden blieb auch nach der Reformation katholisch. Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch die Windener Gegend verwüstet. So schrieb der Windener Pfarrer 1638 – also noch während des Kriegs - dass kaum der zehnte Teil der Bevölkerung übriggeblieben sei. In den Arnsteiner Akten wiederum heißt es, dass in den ihr zehntpflichtigen Dörfern nur ein Viertel bzw. Drittel der Bevölkerung verblieben sei.[Anm. 4] Der Ort Schirpingen, der sich wohl etwa einen Kilometer nordwestlich von Winden befand, ging wohl in diesem Krieg unter. Ebenso erging es Hohenthal und Eschenau, während Ködingen wohl schon vor dem Dreißigjährigen Krieg aufgegeben worden war.[Anm. 5]

Die Herrschaft der Abtei Arnstein über Winden endete mit der Säkularisierung im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses 1803. Das Arnsteiner Gebiet gehörte zunächst zu Nassau-Weilburg, ab 1806 bis zur Annexion 1866 zum Herzogtum Nassau.  

1837 wurde in der Gemeinde ein neues Schulhaus eröffnet. Schulunterricht hatte, wenn auch bis 1790 nur im Winter, schon im 18. Jahrhundert in einem Zimmer des „Gemeindebackes“ stattgefunden.[Anm. 6]

Winden verzeichnete im 19. Jahrhundert eine stark schwankende Bevölkerungsentwicklung. 1815 lebten weniger als 500 Menschen in der Gemeinde. Zwanzig Jahre später waren es knapp mehr als 750. Ab etwa 1871 sanken die Zahlen erneut. 1905 hatte Winden nur noch 547 EinwohnerInnen. Der Bevölkerungsrückgang könnte auch mit der Entwicklung im Bergbau zusammenhängen. So wurde die Annagrube in Winden, die zeitweise 60 bis 70 Leute beschäftigt hatte, um die Wende zum 20. Jahrhundert hin aufgegeben. Die dort beschäftigten Arbeiter kamen in anderen Gruben unter oder wanderten ab – etwa ins Ruhrgebiet. Auch erlebte Winden – wie auch andere Gemeinden des heutigen Rhein-Lahn-Kreises – größere Auswanderungsbewegungen, insbesondere in der Mitte des 19. Jahrhunderts.[Anm. 7]

Der erste Weltkrieg forderte in Winden 23 Opfer. 1921 erhielt das Dorf einen ersten Telefonanschluss. Zwei Jahre später wurde der Ort erstmals von elektrischem Licht erhellt. 1928 wurde ein neues Schulhaus errichtet.[Anm. 8]

1933 ergriffen die Nationalsozialisten im Reich die Macht. Der Ort war zuvor eine Hochburg der Zentrumspartei, der Partei des politischen Katholizimus, gewesen. Welche Auswirkungen diese Diktatur auf Winden hatte, ist leider noch nicht erforscht. Vom Zweiten Weltkrieg wurde Winden nicht direkt getroffen. Allerdings fielen 14 Windener an der Front, 12 werden vermisst. Zudem starben zwei Einwohnerinnen bei einem Bombenangriff auf Nassau. Der Zweite Weltkrieg endete für Winden am 28. März 1945 mit der Besetzung durch US-Truppen.[Anm. 9]

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Landwirtschaft im Ort weitgehend aufgegeben, zumal sich auch große Flächen in der Gemarkung außer für die Schafzucht nicht zur Landwirtschaft eigneten. Der Niedergang der Landwirtschaft wurde ferner dadurch beschleunigt, dass sich die BürgerInnen durch eine lokale Unterschriftenaktion gegen eine Flurbereinigung ausgesprochen hatten. In der Folge entwickelte sich Winden früher als vergleichbare Gemeinden zu einem reinen Wohnort. Die meisten ArbeitnehmerInnen aus Winden pendeln zu ihrem Arbeitsort. In der Nachkriegszeit wurde zudem die Infrastruktur verbessert, sei es durch Kanalausbau und Wasserversorgung, sei es durch den Ausbau von Straßen.[Anm. 10] 1976 wurde die Gemeinde Landessieger im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden.“[Anm. 11] Die Schule in Winden musste, nachdem ab 1965 bereits die fünfte bis achte Klasse an einer Mittelpunktschule unterrichtet wurden, mit der Errichtung des Schulzentrums in Nassau ihre Pforten schließen.[Anm. 12]

Wie viele Gemeinden in der Region arbeitet Winden daran, die unter anderem mit demographischem Wandel einhergehenden Probleme zu bewältigen. Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde ab 2010 eine Dorfflurbereinigung angestrebt, um das innerörtliche Wohnumfeld aufzuwerten und den Ortskern weiterzuentwickeln.[Anm. 13] Heute (Stand 31.12.2020) hat Winden 726 EinwohnerInnen.[Anm. 14]

Verfasser: Christoph Schmieder

Verwendete Literatur:

  • Nick, Werner: Pilotprojekt Dorfflurbereinigung in Winden. In: Landentwicklung und ländliche Bodenordnung 52 (2011), S. 49–51.
  • Seibert, Hubertus: Der Aufstieg des Nationalsozialismus im Rhein-Lahn-Kreis (1925-1933). In: Agnes Allroggen-Bedel (Hg.): Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Oberwesel/Rhein 1987, S. 219–251.
  • Seyfried, Hans-Günther (Hrsg.): Winden. Chronik eines Dorfes im Naturpark Nassau. Wiesbaden 1979.

Zuletzt geändert: 9. Juli 2021

Anmerkungen:

  1. Seyfried, S. 9; https://winden.asvoja.de/geschichte/ (28. Juni 2021). Seyfried nennt „Hohl“, „Leitz“ und „Oberalterweg“ als Ortsbezeichnungen, die auf der Website der Gemeinde dankenswerterweise „übersetzt“ werden. Zurück
  2. Seyfried, S. 9. Zurück
  3. Seyfried, S. 14f. Zurück
  4. Seyfried, S. 16. Zurück
  5. Seyfried, S. 17f. Zurück
  6. Seyfried, S. 30–32. Zurück
  7. Seyfried, S. 19, S. 35f.; Statistisches Landesamt, https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714110139&tp=1043&ts=tsPop01 (25. Juni 2021). Zurück
  8. Seyfried, S. 20, S. 33. Zurück
  9. Seyfried, S. 20–22; Seibert, S. 240. Zurück
  10. Seyfried, S. 39–46. Zurück
  11. https://winden.asvoja.de/geschichte/ (28. Juni 2021). Zurück
  12. Seyfried, S. 34. Zurück
  13. Nick, S. 49. Zurück
  14. https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/content.aspx?id=103&l=3&g=0714110139&tp=1043 (28. Juni 2021). Zurück