Große Freude zur Rückkehr der Kohlhaas-Orgel
Budenheim hat seine historische Attraktion wieder
Ganz leise und kaum hörbar, als wolle sie uns zuflüstern: „Ich bin wieder hier,“ so hat sie die Rückkehr in ihre Heimat nach Budenheim begangen - unsere berühmte Kohlhaas-Orgel.
Und alle waren sie gekommen, um dieses Ereignis miterleben zu können. Die Mitglieder des Fördervereins, unsere ehemaligen Seelsorger, die Vertreter der katholischen, evangelischen und bürgerlichen Gemeinde, die der Parteien und Vereine, Kunsthistoriker und Vertreter des Mainzer Bistums, die Handwerker, Sponsoren und Spender und eine überwältigende Schar von Freunden der Pankratiuskirche. So viele waren da, um sie wieder zu sehen, zu hören und zu empfinden.
Mit einem festlichen Einzug der Ministranten und der Zelebranten Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann, Pfarrer Michael Ritzert und Diakon Walter Kost wurde die Vesper eröffnet und vom katholischen Kirchenchor besonders feierlich gestaltet.
„Eine Vision, gepaart mit dem Vertrauen auf Gott und ein nicht enden wollender Einsatz für diese Kirche und diese Orgel haben das Ereignis war werden lassen,“ so Pfarrer Ritzert in seiner Begrüßung der Gäste. Die Glückwünsche und die Anerkennung unseres Bischofs, Karl Kardinal Lehmann, überbrachte Generalvikar Giebelmann. Es sei ihm eine Freude, dass „in Zeiten, da die Vermarktung von leer stehenden Kirchen ganze Industriezweige beschäftigt, hier das Gegenteil geschieht“ und die Budenheimer diesen Trend gestoppt hätten, da sie solches Engagement für ihr geliebtes Gotteshaus aufbringen und es künftig auch als Begegnungsstätte für alle öffnen wollen. „Das können nur Menschen, die davon überzeugt sind, dass der Glaube an Gott eine Zukunft hat.“
Als sei ihr durch die Weihe von Generalvikar Giebelmann neuer Odem eingehaucht worden, zeigte die Heimgekehrte ihr anderes Gesicht: kräftig volle und den Raum erfüllende Töne ließ sie sich entlocken. Im wahrsten Sinn des Wortes zog Domorganist a.D. Albert Schönberger alle Register. Auch wenn es nur 11 an der Zahl sind, so wusste er die 680 Pfeifen der Kohlhaas-Orgel erklingen zu lassen. Voll und ganz im Sinne des Erbauers der Orgel „zur höchsten Ehren Gottes“, wie Johan Kohlhaaß auf ein Pergament schrieb, dass er im Inneren der Orgel 1747 verbarg.
Am Ende des liturgischen Festaktes stand das erste Konzert auf der Kohlhaas-Orgel. Albert Schönberger gelang es, mit seinem Spiel und seinem Wissensreichtum die herausragende Bedeutung dieser Orgel für Budenheim, das Bistum und das Land noch einmal bewusst zu machen.
Bürgermeister Rainer Becker erinnerte an die schwierigen Beratungen und Entscheidungen vor 30 Jahren und freute sich über das nun erreichte Ziel. Als große Überraschung brachte er einen Scheck über 25.000 € als Zuschuss der Gemeinde mit.
Worte des Dankes waren mehr als angebracht. Danke – ein kleines Wort mit nur fünf Buchstaben... Es umfasst aber den Anfang – „Das wird nie was!“ – bis heute: „Dass ich das noch erleben durfte!“ Allen Gelegenheit geben, ihre Talente einzubringen, Anerkennung und großes Lob den Handwerkern und Künstlern, denn sie haben mehr getan als das, wofür sie Geld bekamen: Sie waren mit Herzblut und Hingabe dabei... „Für uns und unsere Nachkommen" steht in den Dokumenten der Baugeschichte der Pankratiuskirche. Unsere Vorfahren dachten nicht nur an sich, sondern bezogen uns mit ein – und wir geben es weiter an die, die nach uns kommen: diese Kirche und alles, was dazu gehört – nicht als Verpflichtung, sondern als Geschenk, das gehütet werden will. Sie ist unser kulturelles Erbe, und Kreativität ist gefragt – von der Neugestaltung der Fenster bis zu dem neuen Altar, gestaltet aus Teilen des alten Hochaltars und neuen Werkstoffen. Und Kreativität beim Geld-Beschaffen... Es war für viele Ehrensache, sich ehrenamtlich einzubringen – „zur höchsten Ehre Gottes“ , wie Kohlhaas in seine Orgel schrieb. Um Gotteslohn. „Vergelt's Gott!“ ist der beste Wunsch, denn niemand kann besser belohnen als ER...
Nun also ist es wachgeküsst, das lange Jahre schlummernde Dornröschen, wie es 1986 in einer Fachzeitschrift für Orgelkunst gewünscht worden war. Immer wieder werden auf dem Weg dorthin zwei Meilensteine, die eng mit Personen der Gemeinde verbunden sind, aufgeführt: 1996 die Gründung des Fördervereins Pankratiuskirche Budenheim e.V. mit seiner „Galionsfigur“ und Vorsitzenden Maria Viviani, und 2001 die Kündigung des damaligen Pachtvertrages mit dem Steinmetz und die damit einhergehende Wiederbelebung der Pankratiuskirche durch den damaligen Pfarrer Budenheims, Michael Bartmann.
Es ist also vollbracht: die Pankratiuskirche ist fertig gestellt und die Kohlhaas-Orgel ist zurück. Nun sieht es der Förderverein als seine Aufgabe, die Pankratiuskirche als eine Begegnungsstätte für alle werden zu lassen. Anfragen zu Konzerten, Theateraufführungen, Festakten, Ausstellungen und vielem mehr sind herzlich willkommen.