Das Judenpogrom in Worms während des 1. Kreuzzugs (1096):
Eine hebräische Chronik berichtet:
Und es geschah, als die böse Kunde nach Worms gelangte, dass einige aus der Gemeinde von Speyer getötet worden, da schrien sie zum Ewigen, weinten laut und bitterlich [...] Da teilte sich Gemeinde in zwei Gruppen, die einen flüchteten zum Bischof in seine Burgen, die anderen blieben in ihren Häusern, denn die Städter hatten ihnen Versprechungen gemacht, die sich als leer und betrügerisch [erwiesen]. Sie waren nämlich wie geknicktes Rohr [=unzuverlässig], denn sie machten gemeinsame Sache mit den Irrenden, uns Name und Errettung auszutilgen. Sie sagten uns leere, nichtige Trostworte: „Fürchtet euch nicht vor ihnen, denn jedermann, der einen von euch tötet, dessen Leben soll gegen euer Leben vergolten werden.“ Sie hatten ihnen auch keine Möglichkeit gelassen, irgendwohin zu fliehen, denn ihr ganzes Vermögen hatte die Gemeinde ihnen übergeben, darum lieferte man sie aus.
[...] da schrien sie und versammelten jeden Waffenfähigen von groß bis klein und sprachen: „Sieh da, nun ist die Zeit gekommen, Rache für den ans Holz Genagelten zu nehmen, den ihre Väter getötet haben. [...] Für Ihn [Gott] und Seine Tora wurden sie getötet wie Vieh, auf die Märkte und Gassen geschleift wie Schafe zur Schlachtbank, nackt lagen sie herum, denn man zog sie aus und ließ sie nackt liegen. [...] Und es geschah, als die Hinterbliebenen ihre Brüder nackt sahen [...] da gehorchten sie ihnen durch große Zwangstaufe [...]
[Viele begingen, um der Zwangstaufe zu entgehen, Selbstmord und töteten ihre Kinder.]
Zitiert nach: Haverkamp, Eva [Hg.]: Hebräische Berichte über Judenverfolgungen während des Ersten Kreuzzugs. Hannover 2005 (= MGH. Hebräische Texte aus dem mittelalterlichen Deutschland 1), S. 280-282