Dienheim in Rheinhessen

Der Steinerne Stock in Dienheim

[Bild: Wigbert Faber]

Der "Steinere Stock" ist ein tabernakelartiges Bauwerk. Ob es um 1226 durch Erzbischof Engelbert von Köln an die Gemarkungsgrenze zu Oppenheim gesetzt wurde (so wie es Josef Rick in seinem Aufsatz "Die Weinbaugemeinde von Dienheim, in: Die Rheinfront. Schriftenreihe für die Rheinfrontorte und Umgebung. Heft 1. Bechtolsheim 1965" beschreibt) ist zweifelhaft, weil der Grenzverlauf zwischen Oppenheim und Dienheim bis zum Jahre 1605 strittig war. Wenn der "Steinerne Stock" sich schon vor 1500 dort befand so kann es auch ein Heiligenhäuschen oder eine Kreuzwegstation gewesen sein, denn an seinem jetzigen Standort zweigte der Oppenheimer Kreuzweg von der Landstraße ab und führte über den Dienheimer Saarweg an der Oppenheimer Richtstätte vorbei zum Heiligen Grab in der heutigen evangelischen Bonifatiuskirche von Dienheim. Bezüglich Oppenheimer Richtstätte irrte Rick: Sie befand sich nicht zwischen dem "Steinernen Stock" und dem Oppenheimer "Guteleuthaus" sondern in der heutigen Dienheimer Gemarkung, also nicht nördlich vom "Steinernen Stock" sondern südöstlich am ehemaligen Dienheimer Saarweg gelegen.

In den vier Nischen des Bauwerks sollen Inschriften gewesen sein. Hinweise dazu finden sich erstmals 1820 in "Die Römischen und deutschen Altertümer am Rhein: Rheinhessen, Band 1 auf Seite 66". Auf Seite 65 liest man "Der sog. steinerne Stock, an der Chaussee gegen Oppenheim, enthält in seinen Nischen seit wenigen Jahren Inschriften." Man hat den folgenden Text hineinkonstruiert nachdem Dienheim zum Großherzogtum kam, weil die ursprüngliche Bedeutung des Bauwerks in der Erinnerung der Menschen erloschen war:

Nach Norden, Oppenheim:
"Mich sahen die Ruprecht,
Ludewig und Friederiche 1300-1500
Spinolas und Mélacs Mordflammen
verwüsteten Tempel,
Schlösser, Häuser, Thürme.
Ich blieb stehen."

Nach Osten, Rhein:
"Mich sah Gustav Adolph,
der große Schwedenkönig, als
er am 7.Dezember 1631 über den
Rhein setzte und Oppenheim im
Sturm eroberte."

Nach Süden, Dienheim:
"Die Karl Philipp und
Karl Theodor und die große
Zahl mit ihren Erscheinungen
gingen an mir vorüber.
Alles veränderte sich, ich blieb
unverändert."

Nach Westen, B9:
"Mich sieht erneuert unter
der Regierung Ludewig I. Groß-
herzog von Hessen und bei Rhein
das weingesegnete Jahr 1819.

Nachweise

Verfasser: Wigbert Faber

Verwendete Literatur:

  • Faber, Wigbert: Aus der Geschichte von Dienheim. Band 6: Dienheim und seine Herrscher: Kurpfalz und Fulda. Wer hatte das Sagen? Dienheim 9/2015.

Aktualisiert am: 03.06.2016