Römische Metallfunde aus Eich
In den Jahren 1970 und 1971 wurden in Eich einige römerzeitliche Metallfunde gemacht, die nach ihrer Bergung ins Museum der Stadt Worms gebracht wurden.[Anm. 1]
Besonders erwähnenswert ist ein Legionärshelm, der zusammen mit mehreren anderen römischen Funden, wie beispielsweise einer birnenförmigen Bronzekanne oder Keramik aus dem 2.-3. Jahrhundert, bei Baggerarbeiten in etwa 10 Metern Tiefe gefunden wurde. Es handelt sich wahrscheinlich um keinen geschlossenen Fundkomplex, da sich die verschiedenen Funde über einen Zeitraum von 100 bis 200 Jahren datieren lassen.[Anm. 2]
Der angesprochene Helm besteht aus Messing, war aber ursprünglich vollständig verzinnt, was ein silbernes Aussehen bewirkte. Auf der Stirnseite der Helmkalotte wurde zur Verzierung ein S-förmiges Flügelornament eingetrieben. Zwischen jenem Ornament ist ein Loch zu sehen. Dort war ursprünglich ein Häkchen zur Befestigung des Helmschmucks angebracht. Zur Befestigung des Helmschmucks diente auch der Helmknauf. In der Mitte des Nackenschirms befindet sich eine Niet, welche eine Ösenvorrichtung festhielt. In diese Vorrichtung waren Ringe eingelassen, die beim Marsch zum Tragen des Helmes dienten; aber auch um einen Lederriemen zu befestigen, der mit dem Kinnriemen verbunden werden konnte, um einen festen Sitz auf dem Kopf zu gewährleisten. Entsprechende Nietlöcher deuten auf Wangenklappen hin, diese sind aber nicht mehr vorhanden.[Anm. 3]
Viele Merkmale des Helmes deuten darauf hin, dass der Helm zum sogenannten Typ „Weisenau“ gehört, der vor allem im 1. Jahrhundert n. Chr. verbreitet war. Die Ohrausschnitte hinter den Wangenklappen sind beispielhaft für diesen Typus. Ebenso die S-förmige Verzierung an der Vorderseite, der weit nach unten gezogene und „gerippte“ Nackenteil des Helms sowie die ovale und abgeflachte Kalottenform.[Anm. 4]
Die Form des Helmknaufs ist allerdings unüblich für den Typ „Weisenau“, bei dem es eher genietete Hülsen waren.[Anm. 5] Ebenso untypisch ist die tordierte Leiste am unteren Helmrand. Auffällig ist auch die nur ganz geringfügige Aussparung für die Ohren. Aufgrund der Nietlöcher ist nachweisbar, dass die Wangenklappen des Helms zuerst weiter hinten befestigt sein mussten. Aufgrund ihres ursprünglichen Befestigungsortes hatten die Wangenklappen somit keinen Platz für Ohraussparungen gelassen. Somit gab es zu Beginn möglicherweise gar keine Ohraussparungen und der Helm wurde später umgearbeitet. Möglicherweise handelt es sich bei dem Helm um eine Mischform der „Hagenau“- und der „Weisenau“-Typen.[Anm. 6]
In Nijmegen in den Niederlanden wurde ein Helm nahezu gleicher Form gefunden, der aufgrund der Fundumstände in augusteische Zeit datiert wird. Eine Datierung des Eicher Helms in dieselbe Zeit ist durchaus möglich.[Anm. 7]
1974/75 wurde ein weiterer Legionärshelm in Eich gefunden, der nach seiner Bergung in die Privatsammlung Reis in Deidesheim kam.[Anm. 8] Der Helm besteht aus Bronze und besitzt eine Besitzinschrift auf dem Nackenschirm: (Centuria) Sempronii/ Arrunti Aquilae. Hinter dem angenieteten Stirnbügel befinden sich auf beiden Seiten des Helms jeweils eine Hülse für den Federschmuck. Der Henkel, der mit 2 Ösen am Nackenschutz montiert ist, diente zum Aufhängen es Helmes. Ein Wangenschutz ist durch noch vorhandene, vernietete Scharnierhülsen nachzuweisen.[Anm. 9]
Fast alle Merkmale des Hagenauer Helmtypus sind bei diesem Helm vorhanden.[Anm. 10] Er ist aus Buntmetall, besitzt einen Nackenschutz mit Eigentümermarke und einen Stirnbügel. Eher zum „Weisenau“-Typus gehört der angesprochene Henkel zum Aufhängen des Helmes.[Anm. 11] Ungewöhnlich ist auch das Fehlen eines dicken Randes und das Vorhandensein der Ohrausschnitte. Auch bei diesem Helm scheint es sich also um eine Mischform zu handeln.[Anm. 12]
Die meisten römischen Funde in Eich wurden bei Baggerarbeiten in Kiesgruben (Altrheinarme) entdeckt, was es schwer macht nachzuvollziehen, ob es sich um Flussfunde oder um Siedlungsfunde handelt.[Anm. 13] Außer den gelegentlichen militärischen Funden gab es lange keine Spur einer römischen Besiedlung, obwohl ein kleiner militärischer Stützpunkt mit Fährbetrieb in Eich denkbar wäre - zumal in Eich bereits ein römerzeitlicher, eiserner Schiffsanker gefunden wurde.[Anm. 14]
Nachweise
Verfasser: Lutz Luckhaupt
Literatur:
- Oldenstein, Jürgen: Zwei römische Helme aus Eich, Kreis Alzey-Worms. MZ 83 (1988), S. 257-270.
- Rupprecht, Gerd: Eich. Soldatenhelme. In: Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990, S. 358.
- Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1970 bis 31. Dezember 1971. MZ 69 (1974), S. 220-263.
- Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1970 bis 31. Dezember 1975. MZ 71/72 (1976/77), S. 248-305.
Erstellt am: 13.04.2016
Anmerkungen:
- siehe Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1970 bis 31. Dezember 1971. MZ 69 (1974), S. 220-263, hier S. 241. Zurück
- siehe Oldenstein, Jürgen: Zwei römische Helme aus Eich, Kreis Alzey-Worms. MZ 83 (1988), S. 257-270, hier S. 258. Zurück
- siehe Oldenstein, S. 260. Zurück
- siehe Oldenstein, S. 261. Zurück
- siehe Ebenda, S. 261. Zurück
- siehe Ebenda, S. 262-263. Zurück
- siehe Ebenda, S. 264. Zurück
- siehe Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1970 bis 31. Dezember 1975. MZ 71/72 (1976/77), S. 248-305, hier S. 284. Zurück
- siehe Oldenstein, S. 266. Zurück
- siehe Ebenda, S. 265 Zurück
- siehe Ebenda, S. 268. Zurück
- siehe Ebenda, S. 265. Zurück
- siehe Ebenda, S. 257. Zurück
- siehe Oldenstein, S. 258 und 268. Zurück