Schloss Ardeck in Gau-Algesheim
Heute ist von der Burg Ardeck nur noch der Hauptbau und die Umfassungsmauern des Grabens erhalten. Alle anderen Gebäude wurden 1803 von den Franzosen abgebrochen, und die Steine für den Straßenbau verwendet. Seit dem 19. Jahrhundert wurde das Schloß Landawe "Ardeck" genannt. Nachdem es vielfach den Besitzer gewechselt hatte, befindet es sich seit 1924 im Besitz der Stadt Gau-Algesheim. Nachdem es in den 1960er Jahren als Erziehungsheim genutzt wurde, war es bis Ende 1995 der Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung. Nach der Neueinweihung der renovierten Burg am 16.3.2002 dient die Anlage heute als Bürgerhaus und Museum (Fahrradmuseum).
Der Ort Gau-Algesheim, im Jahr 766 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch zuerst erwähnt, kam zusammen mit dem Binger Reichslandgebiet 983 durch Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh der Gemeinde 1332 Stadtrechte, Kaiser Karl IV. billigte ihr zu, sich durch Mauern und Gräben zu schützen (Graulturm). Die Ansicht, in Gau-Algesheim habe schon früh eine Burg gestanden, ist nicht unumstritten. Die Befürworter gehen davon aus, dass mit der Nennung des Flurnamens Moseburg auf die Existenz einer gleichnamigen Burg geschlossen werden darf. Wenn es die Moseburg gegeben hat, hat es sich um eine Burg des Mainzer Erzbischofs gehandelt. Doch auch die Nennung von Burgmannen in der sog. Mainzer Heberolle aus dem 13. Jahrhundert setzt nicht zwangsläufig die Existenz einer Burg voraus. Damals wurden häufig Burgmannen für die Stadtverteidigung ernannt. Erst unter Erzbischof Dietrich von Erbach (1434-1459) ist eine Burganlage nachgewiesen, die in der Zeichnung von G. Maskopp aus dem Jahre 1577 "Landaw "genannt wurde. Ein Wassergraben umgab die Burg. Gegenüber der Stadt und ihrer Befestigung grenzte sich die Burg ab. Nur durch ein Tor und über eine Zugbrücke konnte man von der Stadt aus hineingelangen. Offensichtlich zog die Burgbesatzung ins Kalkül, sich gegen die Gau-Algesheimer Bevölkerung verteidigen zu müssen. Auch die Martinsburg in Mainz war zur Stadt hin befestigt. Auf der Seite zur Stadt hin lag der zweigeschossige Hauptbau, wo sich wahrscheinlich die Wohnung des kurmainzischen Amtmanns und ein großer Saal befunden haben.
Heute finden sich im Obergeschoss des Schlosses ein großer Festsaal, im Dachgeschoss Räumlichkeiten für die Vereine der Stadt und der städtische Kindergarten sowie im Erdgeschoss das Rheinhessische Fahrradmuseum.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, Ann-Kathrin Zehender
Verwendete Literatur:
- Bornheim gen. Schilling, Werner: Staatliche Bürgen und Schlösser in Rheinland-Pfalz. 2. Aufl. Mainz 1980.
- Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck. Würzburg 1985.
- Brilmayer, Karl Johann: Geschichte der Stadt Gau-Algesheim. Aus gedruckten und ungedruckten Quellen bearbeitet. Mainz 1883.
- Brück, Anton Philipp: 625 Jahre Stadt Gau-Algesheim. In: Mainzer Zeitschrift 54/55(1949/50).
- Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.
- Herrmann, Christofer: Burg Ardeck (Manuskript).
- Rettinger, Elmar: Burg Ardeck. In: Der Kreis Mainz-Bingen (Region und Unterricht 1). Hrsg. vom Pädagogischen Zentrum und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde. Bad Kreuznach 1997.
Aktualisiert am: 08.07.2014