Gau-Bickelheim in Rheinhessen

St. Martin in Gau-Bickelheim

Bereits 1171 befanden sich die Kirche sowie zumindest ein Teil des Zehnten im Besitz des Mariengredenstiftes. Innerhalb des Stiftes kam es im 13. Jahrhundert über die Verwendung des Gau-Bickelheimer Getreidezehnten zu Streitigkeiten, die vom Propst des Domkapitels geschlichtet wurden. 1240 verkaufte der Erzbischof seinen ihm noch verbliebenen dritten Teil des Zehnten an das Domkapitel, so dass fortan folgende Besitzverteilung galt: Mariengreden hatte einen Teil des Zehnten sowie die Rechte an der Gau-Bickelheimer Pfarrkirche. Bereits 1481 wurde der Altarist für den Marienaltar in Gau-Bickelheim vom dortigen Pleban sowie Schultheiß, Schöffen und Gemeinde präsentiert, ein Recht, das ihnen 1590 für diesen wie den Katharinenaltar vom Mainzer Erzbischof entzogen wurde. Für Gau-Bickelheim ist eines der wenigen Sendweistümer der Region überliefert. In ihm sind die Abgaben an den Sendherren bei der Abhaltung des Sendgerichts aufgeführt. Diese sind nur halb so hoch, wenn der Mainzer Dompropst als Sendherr im Dorf erscheint, als wenn der Erzbischof selbst in dieser Eigenschaft auftritt. Die beiden Mainzer Stifte, die die Zehntrechte inne hatten, bestellten im 16. Jahrhundert einen Zehntknecht, der auf ihrem Zehnthof die Einsammlung des Weinzehnten besorgte. Der Getreidezehnt wurde dagegen jährlich verpachtet.

Das Kirchengebäude

Bildstrecke zur Kirche[Bild: Alexander Wißmann]

Auf dem Palmberg, am Südausgang des Dorfes und jenseits der Bundesstraße 420, steht die katholische Pfarrkirche von Gau-Bickelheim. Sie wurde in den Jahren 1845 bis 1853 nach den Plänen des Kreisbaumeisters Ludwig Rhumbler erbaut und ist dem Hl. Martinus Geweiht. Am 29. Juni 1853 wurde sie von dem großen Mainzer Sozial-Bischof Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler konsekriert. Schon vorher hat es im Ort eine Martins-Kirche gegeben. Diese alte Pfarrkirche stand mitten im Ort in der Oberen Pforte. Sie soll um 1100 errichtet worden sein, musste aber 1842 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Die dreischiffige, flachgedeckte Hallenkirche mit Chor (Fünf-Achtel-Schluss) und Fassadenturm ist überwiegend in neuromanischen Formen gehalten. Der Außenbau ist unverputzt in Quadermauerwerk gehalten; der Turm wurde 1930 aufgestockt. Das Langhaus wird durch beiderseits vier weitgespannte Rundbogenarkaden auf Achteckpfeilern geteilt. Die Kapitelle sind mit Palmettenornamenten verziert. Einige der Figuren der Innenausstattung stammen aus dem 18. Jahrhundert, zum Teil befinden sie sich jetzt im Pfarrhaus. Zum Kirchenschatz gehören zwei Kelche, der eine 1730 von Johann Peter Köhler, der andere 1774 von Ignaz Innozenz Eimberger hergestellt.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, Daniela Schomisch

Verwendete Literatur:

  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.
  • Schmitt, Sigrid: Ländliche Rechtsquellen aus den Kurmainzischen Ämtern Olm und Algesheim. Stuttgart 1996.

Aktualisiert am: 13.07.2014