Die evangelische Kirche in Jugenheim
Die ehemalige Martinskirche wurde am 28. 05. 1775 geweiht. Aus dem Jahre 1299 stammt die erste Erwähnung der Pfarrei Jugenheim. Von einer Kirche, die damals schon bestand, sind Teile im Unterbau des Turmes erhalten. Es handelte sich um eine sogenannte Chorturmkirche, das heißt, der Chorraum befand sich im Untergeschoss des Turmes. Über das Aussehen der mittelalterlichen Kirche, die dem Mainzer Dompatron, dem hl. Martin, geweiht war, sind wir durch Unterlagen im Pfarrarchiv recht gut unterrichtet. An den Turm mit dem kreuzrippengewölbten Chor schloss sich nach Westen ein etwas breiteres, zweischiffiges Langhaus an. Der Chorbogen zwischen Chor und Kirchenschiff ist in der Westwand des Turmes noch zu erkennen. Er wurde beim Neubau der Kirche im 18. Jahrhundert zugesetzt. Die beiden Schiffe der alten Kirche, die im Zuge des Neubaus abgebrochen wurden, waren durch drei steinerne Pfeiler geteilt, im nördlichen Teil war eine Empore eingebaut.
Von der Einrichtung der alten Kirche ist nur noch das spätgotische Sakramentshäusschen erhalten. Kanzel, Apostelbilder, Kirchenstühle und Orgel wurden beim Neubau nach Tiefenthal (Kreis Bad Kreuznach) und (Stadecken-) Elsheim verkauft. Die Tafeln des mittelalterlichen Hochaltars, der nach der Reformation noch bis 1726 in der Kirche stand, wurden damals im neuen barocken Kirchengestühl verarbeitet. Von einem Umbau im Jahre 1516 abgesehen, (das Jahr wird durch eine Inschrift am Fenstergewände angegeben), behielt der Turm seine Form bis ins 18. Jhd. (Jugenheim in Rheinhessen von Hans-Christoph Dittscheid und Joachim Glatz, S. 11ff.)
1768 begann die Planung der neuen Kirche unter dem nassau-saarbrückischem Generalbaudirektor Friedrich Joachim Stengel, der auch die Bauleitung von 1769-1771 innehatte. 1771 übernahm Johann Wilhelm Faber aus Biebrich bei Wiesbaden die Bauleitung.
Bei der Kirche handelt es sich um einen einschiffigen Saal, dessen Rechteck 5:3 Achsen zählt. Die Länge von 30,77 Metern entspricht der doppelten Breite. An der westlichen Längswand schließt sich an der Mittelachse der quadratische Turm an, während an der als Hauptfassade gebildeten östlichen Längswand ein einachsiger Mittelrisalit diesem Vorsprung entspricht. Unter einem entsprechend verkürzten Fenster findet sich dort der Haupteingang. Zwei weitere Eingänge befinden sich an den Schmalseiten des Rechteckbaus.
Der Innenraum zeichnet sich durch eine Orientierung des Saals in Querrichtung aus (Quersaalkirche). Die Bänke sowie die in Hufeisenform angelegten Emporen gruppieren sich um den sog. Kanzelaltar, der die Mitte der westlichen Längswand einnimmt. Der Altar ist truhenförmig gebildet und steht frei im Raum. Die Emporen werden durch eine von zwei Seiten begehbare Holzkonstruktion gebildet.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: mk
Verwendete Literatur:
- Dittscheid, Hans-Christoph; Glatz, Joachim: Jugenheim in Rheinhessen. Neuss 1992. (Rheinische Kunststätten 261)
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
Aktualisiert am: 28.08.2014