Marienborn in Rheinhessen

Die Bevölkerungsgeschichte der Pfarrei Marienborn

Von Elmar Rettinger

In Marienborn setzen die Kirchenbuchaufzeichnungen erst 1676 ein. Von der Jahrhundertwende an dürften die Register ohne Lücken sein. Graphik 30 beschränkt sich deshalb auf die Darstellung des 18. Jahrhunderts. Auch für die ersten beiden Jahrzehnte sind Einschränkungen zu machen. Aus einer Bemerkung nach 1716 geht hervor, dass das Original des Taufbuches verloren war, und die Taufeinträge – unvollständig – aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen worden sind.  [Anm. 1] Der Ort lag verkehrsgünstig, jedoch nicht ganz so exponiert wie Bretzenheim.

Insgesamt verlaufen die vitalstatistischen Kurven auf einem niedrigen Niveau. Es gibt kaum herausragende Krisen. Marienborn bietet das typische Bild einer Gemeinde mit geringer Bevölkerungszahl, wie es sich schon bei Budenheim und Drais gezeigt hat. In der Pfarrei sind gemessen an der Bevölkerungszahl ungewöhnlich viele Taufen und vor allem Heiraten zu verzeichnen. Die Marienkirche des Wallfahrtsorts war als Tauf- und Heiratskirche beliebt.

Auch wenn die vitalstatistischen Daten fehlen, gibt es deutliche Hinweise, dass der Ort von demographischen Krisen nicht verschont wurde. 1644 sind nur zwei Familien aus Marienborn erwähnt, die im Dreißigjährigen Krieg Schutz in der Festung Mainz gesucht hatten. [Anm. 2] Es muss erhebliche Bevölkerungsverluste durch den Krieg und die Pest 1666 gegeben haben; denn zwischen cirka 1630 und 1668 war die Zahl der Herdstätten um über zwei Drittel von 23 auf sieben zurückgegangen. [Anm. 3]


Zur Zeit des Pfälzischen Erbfolgekrieges suchten die Marienborner 1691 wie die Bewohner anderer Gemeinden in Mainz Schutz vor den angreifenden Franzosen. [Anm. 4] 1736 verließen sowohl der Pfarrer als auch die Einwohner den Ort aus Furcht vor feindlichen Soldaten. [Anm. 5]

Obwohl Marienborn etwas im Hinterland lag, wurde es dennoch stark in das unmittelbare Kriegsgeschehen der neunziger Jahre einbezogen.  Während der Belagerung der Stadt Mainz 1793 befand sich das preußische Hauptquartier im Ort. Südlich der Gemeinde über den Hechtsheimer Berg bis Weisenau lagen die Kaiserlichen. [Anm. 6] Auf Grund der strategischen Bedeutung des Ortes überfielen die Franzosen von Zahlbach aus am 30./31. Mai 1793 den Ort. [Anm. 7]

Eine Notiz des Marienborner Schultheißen illustriert die Not der Bevölkerung. Am 2. Dezember1795 schrieb er anstatt einer Auflistung der Vorräte: „Da hiesiges Ortchen von den Franzosen ausgeplündert worden und dieses Jahr gar nichts eingeärndet wurde, so ergiebt sich von selbsten, daß nicht der mindeste Vorrath allhier statt haben könne.“ [Anm. 8]

Nachweise

Verfasser: Elmar Rettinger

Verwendete Literatur:

  • Börckel, Alfred: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Mainz 1913.
  • Rettinger, Elmar: Die Umgebung der Stadt Mainz und ihre Bevölkerung vom 17. bis 19. Jahrhundert. Ein historisch-demographischer Beitrag zur Sozialgeschichte ländlicher Regionen. Stuttgart 2002 (Geschichtliche Landeskunde 53).
  • Rödel, Walter G.: Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert. Demographische Entwicklung, Lebensverhältnisse und soziale Strukturen in einer geistlichen Residenzstadt. Stuttgart 1985 (Geschichtliche Landeskunde 28).
  • Schaab, Karl Anton: Die Geschichte der Bundes-Festung Mainz, historisch und militärisch nach den Quellen bearbeitet. Mainz 1835.

Aktialisiert am: 19.10.2014

Anmerkungen:

  1. KB Marienborn, Taufregister 1716. Zurück
  2. RÖDEL, Mainz, S. 40. Zurück
  3. SADa, Mainzer Jurisdiktionalbuch, C 2, R 36, Bl. 11'-12. Zurück
  4. KB Marienborn, Taufregister 1691. Zurück
  5. KB Marienborn, Taufregister 1736. Zurück
  6. SCHAAB, Bundesfestung, S. 344f. Zurück
  7. SCHAAB, Bundesfestung, S. 359. – BÖRCKEL, Geschichte, S. 110f. Zurück
  8. StAMz 28/1. Zurück