Redaktioneller Hinweis: Der nachfolgende Text stammt aus der Publikation "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart" von Karl Johann Brilmayer, die 1905 erschienen ist. Brilmayer gab keine Belege an und die Aussagen sind auch nicht von der Redaktion überprüft worden. Im Allgemeinen gilt Brilmayer aber als recht zuverlässig. Bei einer Benutzung Brilmayers für eine Veröffentlichung sollten die Angaben im Detail überprüft werden.
Ober-Hilbersheim bei Karl Johann Brilmayer
Ober-Hilbersheim, im ehemaligen unteren Nahegau gelegen, wird zum erstenmal im Jahr 1163 in einer Urkunde des Erzbischofs Konrad von Mainz unter dem Namen Hilversheim erwähnt, vom Jahr 1219 an aber stets Ober-Hilbersheim genannt, um es von dem nahe dabei liegenden Nieder-Hilbersheim zu unterscheiden. Ober-Hilbersheim gehörte zu dieser Zeit schon zur Grafschaft Spanheim, welche sich über die Gegend zwischen Rhein, Nahe und Mosel erstreckte und kam nach dem Tod Gottfried II. im Jahr 1232, bei der Teilung der Grafschaft, zur vorderen Grafschaft Spanheim, bei der es auch verblieb, als diese Grafschaft nach dem Aussterben der Spanheimer Familie 1437 in Gemeinschaftsbesitz von Kurpfalz, Baden und Pfalz-Simmern übergegangen war und nach Austerben der Pfalz-Simmer'schen Linie im Jahr 1673 den beiden zuerst genannten verblieb.
Im Orlean'schen Krieg 1688 wurde auch die vordere Grafschaft Spanheim stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Franzosen besetzten die einzelnen Orte, plünderten dieselben und verübten die größten Greuel. Auch Ober-Hilbersheim hatte unter diesen traurigen Verhältnissen zu leiden, bis der Friede von Ryswick 1697 wieder geordnete Verhältnisse herstellte.
Doch hatte der gemeinschaftliche Besitz der Grafschaft zwischen Kurpfalz und Baden schon zu vielen Streitigkeiten Anlass gegeben. Um neuen Verwirrungen vorzubeugen, wurde im Jahr 1707 die Gemeinschaft über die vordere Grafschaft Spanheim aufgegeben und die letztere unter die beiden ersteren verteilt. Die Ausführung erfolgte im folgenden Jahr. Dabei kam Ober-Hilbersheim mit noch 23 anderen, zum Teil rheinhessischen Orten, zur Kurpfalz. Es wurde dem Oberamt Kreuznach zugeteilt und blieb als "ansehnlicher Marktflecken" bei demselben bis zu den großen Verwüstungen am Ende des 18. Jahrhunderts.
In den unrhigen Zeiten des 16. Jahrhunderts gehörte Ober-Hilbersheim zu jenen Orten in der Umgebung von Bingen, aus welchen im Jahr 1552 vor Amtmann und Rat der Stadt Bingen Abgesandte mit ihren Wehren erschienen, wie sie in Nöten von Richtern, Bürgermeister und Rat gefordert werden können und ihre Gelübde leisteten, um der Stadt mit Kriegshilfe beizustehen. Zugleich verpflichtete sich Ober-Hilbersheim (gemeinschaftlich mit Appenheim), die 14. Wacht zwischen dem Schloss und der Dräußpforte in Bingen zu bauen und mit 4 Mann zu bewachen. Dagegen erhielten die betreffenden Dörfer große Freiheiten: sie waren zollfrei von allem, was sie in Bingen ein- und ausführten, mit Ausnahme des Weines; an der Pforte waren sie, ebenso wie die Bürger von Bingen, frei vom Weggel; kein Auswärtiger durfte sie oder ihre Güter in Bingen arretieren; wurde eines der Dörfer beschädigt, so konnten sich die Einwohner mit Leib, Gut und Vieh nach Bingen begeben und sich dort bis Beendigung ihrer Fehde aufhalten, selbst wenn sie jemand in Bingen etwas schuldig geworden wären.