Das Zornheimer Bartholomäushaus (ehem. Pfarrhof)
Bis ins 20. Jahrhundert wurde der Ortspfarrer mit Naturalien entlohnt. Daher residierte der Geistliche in einem Pfarrhof, der – wie ein Bauerngehöft – aus einem Wohnhaus, Ökonomiegebäuden und einem kleinen Garten bestand. Die Bau- und Unterhaltungspflicht oblag den Patronatsherren, dem Mainzer Benediktinerkloster und späteren Ritterstift St. Alban.
Die Pfarrerbesoldung setzte sich im 16. Jahrhundert zusammen aus einem Drittel des Großen Zehnten (von Feldfrüchten und Weinbergen), einem Drittel des Kleinen Zehnten (von Obst, Lämmern und Spanferkeln) und aus der Nutznießung des Pfarrgutes, damals aus 40 Morgen Äckern, 2 Morgen 1 Viertel Weinbergen und 3 Viertel Wiesen bestand. Außerdem erhielt er 4 Gulden und wöchentlich 3 Viernsel Korn aus der Gemeindebäckerei.
Der Pfarrhof wurde bei der Brandschatzung Zornheims 1691/92 völlig zerstört und erst im folgenden Jahrhundert wieder errichtet.
Mit der Abschaffung des Zehnten in der sogen. Franzosenzeit ging dem Zornheimer Geistlichen ein Großteil der bisherigen Besoldung verloren. Ersatzweise wurde eine Besoldung aus den Kirchensteuern eingeführt. Bestandteil des Pfarreinkommens blieb die Bewirtschaftung des Pfarrgutes. Erst im Jahre 1907 gestattete das Bischöfliche Ordinariat, die Weinberge im Selzerberg und zwei Jahre später schließlich alle Weinberge und Äcker zu verpachten.
Die Ökonomiegebäude konnten nun für andere Zwecke genutzt werden. 1935 wurde der Viehstall in ein Jugendheim und 1950 die Scheune in ein Wohnhaus für Flüchtlinge umgebaut. Im Jahre 1980 schließlich richtete man im Kelterhaus den Albans-Keller für die Jugend ein.
Seit 1981 ist die Pfarrei Zornheim (mit Sörgenloch) Teil der Pfarrgruppe Nieder-Olm und wird von dem dort residierenden Pfarrer seelsorgerisch betreut.
Der leerstehende ehemalige Zornheimer Pfarrhof wurde nun in einer aufwendigen Renovierungsmaßnahme in ein Veranstaltungs- und Tagungszentrum der Pfarrgemeinde umgewandelt und erhielt den Namen Bartholomäushaus.
Nachweise
Verfasser: Gottfried Kneib
Literatur:
- Gemeinde Zornheim (Hrsg.): 1200 Jahre Zornheim 771-1971. Beiträge aus der Geschichte der Gemeinde. Zornheim 1971.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
Aktualisiert am: 12.01.2015