Hachenburg im Westerwald

Alexander, Graf von Hachenbug (1847-1940) – Ehrenbürger der Stadt

Graf Alexander wurde am 14. Juli 1847 im saynschen Stadtpalais zu Paris als Sohn des Grafen Ludwig Adolph Friedrich von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1799-1866, seit 1861 Fürst von Sayn-Wittgenstein-Sayn) und dessen 2. Ehefrau, der russischen Fürstin Leonilla geb. von Bariatinski (1816-1918), geboren.
Im Jahr 1848 kehrte die Familie Frankreich den Rücken und ließ sich auf Schloss Sayn bei Bendorf nieder. Man baute einen am Fuß des Burgberges stehenden Adelssitz zu einem Schloss in neugotischem Stil um und "gründete" dort die neue Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn.
Graf Alexander besuchte die Gymnasien in Bonn und Münster und trat neunzehnjährig in Bonn den Königshusaren bei. Er erlebte 1866 den preußisch-österreichischen Krieg selbst mit und unternahm danach etliche Reisen, die ihn u.a. nach Griechenland und in die Türkei führten.
Seit dem 14. Juni 1870 war er mit Yvonne Auguste Marie, Tochter des Herzogs de Blacas d'Aulps, verheiratet. Der Ehe entstammten vier Kinder: Luise sowie Stanislaus, Friedrich und Gustav Alexander.
Nach dem Tod des Vaters und dem Ausscheiden seiner älteren Brüder trat Graf Alexander 1879 das Sayner Erbe an und übernahm das von seinem Vater 1860 gegründete Fideikomiss Sayn mit dem Titel eines Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Sayn.
Zwei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete der Graf 1883 die Erzieherin seiner Kinder Helene von Krolikowski. Da die Ehe nicht "standesgemäß" war, musste er das Fideikommiss Sayn mit dem Fürstentitel zu Gunsten seines ältesten Sohns Stanislaus aufgeben. Dem Grafen wurde der Titel "Graf von Hachenburg, Prinz zu Sayn-Wittgenstein" verliehen.
1884 zog Graf Alexander in das Schloss Hachenburg und wurde Bürger der Stadt. Durch seine aktive Teilnahme am Stadtgeschehen prägte er das Leben der Stadt und ihrer Vereine und Institutionen nachhaltig. Zwei weitere Söhne wurden in Hachenburg geboren: Hans und Eberhard.
1895 verließ die Familie Hachenburg und zog in das renovierte Schloss Friedewald (1885 erworben), doch zwangen ihn finanzielle Engpässe, den Friedewalder Besitz an seinen Neffen Otto von Sayn-Wittgenstein-Berleburg zu verkaufen.
Als Kriegsfreiwilliger meldete sich der Graf im Dezember 1914 beim Aktiven Jäger-Bataillon Nr. 8 und war während des ersten Weltkrieges in Belgien, Russland, Rumänien und in den Vogesen stationiert. Im Dezember 1918 kehrte er als Major aus dem Krieg zurück. Er lebte seit 1918 zunächst in Bad Godesberg, dann zwischen 1922 und 1925 bei Verwandten in Berleburg, danach drei Jahre in Koblenz-Pfaffendorf und von 1928 bis 1937 in Bad Ems.
Im Jahr 1937 kehrte er nach Hachenburg zurück. Am 14. Juli 1937 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Er starb im Alter von 93 Jahren am 12. August 1940 an einer Lungenentzündung im Krankenhaus in Wissen. Er liegt in der Abteikirche Marienstatt begraben.
Die Liste der Verdienste des Grafen um die Stadt Hachenburg ist lang. Das Kaiser Wilhelm-Denkmal geht auf seine Initiative zurück. Er schenkte der Stadt den goldenen Löwen mit dem Stadtwappen auf dem Marktbrunnen, auf dem bisher nur ein Pinienzapfen angebracht war. Er gründete das Heimatmuseum, das bis zu seiner "Zerstörung" im Schloss untergebracht war. Auf Anregung des Grafen wurden Wanderwege entlang der Nister geschaffen, neue Wege im Burggarten angelegt und Ruhebänke dort aufgestellt. Damit bei "seinen Untertanen" das Mittagessen zur rechten Zeit auf dem Tisch stand, ertönte um 12 Uhr von der Schanze aus ein Böllerschuss. Graf Alexander gründete den Tennisclub und war erster Vorsitzender des Verschönerungsvereins (Westerwaldverein). Aufgrund seiner Vermittlung wurden die Dernbacher Schwestern nach Hachenburg gerufen und für das Helenenstift gewonnen. Seine Verdienste um den Schützenverein und die Wiederbeschaffung der Schützenkette sowie das Hachenburger Musik- und Chorleben sind unvergessen.[Anm. 1]
Graf Alexander war auch schriftstellerisch tätig. Er schrieb eine saynsche Familiengeschichte und gab mehrere Bücher heraus, wie die "Saynsche Chronik" (1929), "Aus Hachenburgs Blütezeit" (1932), das biographische Portrait "Kaiserlich russischer Generalfeldmarschall Ludwig Adolf Peter Fürst zu Sayn-Wittgenstein" (1934) und den "Nekrolog des Saynschen Fürstenhauses" (1935). Sein letztes Werk war 1936 eine "Urkundensammlung über Graf Heinrich III."   

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Sayn, Spuren S. 16ff.; Struif, Zeitspuren S. 168ff. Zurück