Hachenburg im Westerwald

Gustav Görz (1925)

Nachruf auf den Hachenburger Lehrer Gustav Görz:

Noch spielt der Wind mit den verblassenden Kranzschleifen am Grabe eines der Besten unserer Heimatstadt, als schon wieder die Trauerkunde durch die Gassen wandert vom Heimgang eines weiteren Großen, des Lehrers a.D. Gustav Görz. Ein kurzes Krankenlager hat ihn hinweggerafft, den Alten mit dem Patriarchenkopf und dem Herzen eines Jünglings. Wer von der jetzt lebenden Generation hätte nicht schon einmal seine starke Persönlichkeit erkannt in seiner nahezu 50-jährigen Tätigkeit als Jugendbildner oder in dem vielseitigen Wirken außerhalb seiner Dienststunden, anregend, ja oft bahnbrechend. Nie ehrgeizig nach der Führung haschend war er es doch, der überall, wo er sich in den Dienst der guten Sache stellte, dieser den Stempel aufdrückte; klar und sachlich, ein reiches Wissen verratend, wusste er seine Ideen dem einfachsten Manne mitzuteilen.

Als Sohn der rauhen Westerwaldhöhen hat der Verstorbene sein ganzes Leben dem Aufstieg seiner geliebten Heimat gehweiht und mit suchender Seel nach schlummernden Werten geschürft, die keiner wie er zu heben wusste. Dass dieses ihm im Verkehr mit der Jugend gelungen ist, beweist die große Schar seiner ehemaligen Schüler, denen er das Rüstzeug fürs Leben gab und manchem den Weg zeigte in Erkenntnis seiner besonderen Gaben. Bei denen wird "der alte Lehrer Görz" weiter leben.

Wie sehr er die Scholle liebte, das beweisen seine bahnbrechenden Versuche, dem Westerwald seinen schlimmen Ruf zu nehmen und ihn zu einem Erzeugungsgebiet des Obst- und Gartenbaus zu machen. Was man vor ihm nicht für möglich hielt, die Züchtigung edler Obstsorten auf diesen rauhen Höhene, das gelang durch seine vorbildlichen Versuche und Anregungen.

Aber die zarteste Blüte, die unter seiner geschickten Hand zu einem stolzen Baume emporwuchs, war das deutsche Lied. Von Autoritäten als selten begabter Chorleiter längst erkannt, hat er in uneigennützigem Wirken an der Veredelung des Volksliedes gearbeitet und wer unter seiner Leitung den Zauber des Gesanges kennen lernte, wird ihn nie vergessen können. Nun ruht er, der nicht müßig sein konnte, aus von seinem Leben, reich und köstlich, weil es viel Mühe und Arbeit gebracht. Mögen die Rosen auf seinem Grabe welken, der letzte Trauerchor verhallt sein, er wird weiterleben in den Herzen derer, denen er viel gegeben hat.[Anm. 1]

Gustav Görz starb am 11. Juli 1925 an einem Schlaganfall

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. WWZ vom 11.7.1925 Zurück