Hachenburger Vorschussverein
Auf dieser Grundlage gründeten am 28. Dezember 1862 auf Initiative des Apothekers Georg Mergler 300 Handwerker, Landwirte und Kleinhändler im "Schützenhof" den Vorschussverein. Das Geschäftslokal befand sich im Haus Markt 18 (heute Café Klein). Dem ersten Verwaltungsrat gehörte unter anderem der damalige Altstädter Bürgermeister Franz Christian an. Ziel des Vereins war es in erster Linie, dem Hachenburger Handwerk und Handel Kredite zu annehmbaren Zinssätzen zu verschaffen.
In dieser Zeit haben sich im Westerwald mehrere Vorschussvereine und Genossenschaften gebildet. Sie standen im Bereich des Herzogtums Nassau in Konkurrenz zur 1848 gegründeten Nassauischen Landesbank (heutige Nassauische Sparkasse). Im Jahr 1869 wurde der Vorschussverein Hachenburg eingetragene Genossenschaft.
Am 31. Dezember 1895 wurde eine Bilanz des Hachenburger Vorschuss-Vereins (eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht) für das 33. Geschäftsjahr veröffentlicht. Der Verein zählte damals 1.226 Mitglieder, 1895 kamen 62 neue hinzu, 61 verließen den Verein (Tod, Kündigung, Ausschluss). Direktor war W. Mergler. Die Bilanzsumme belief sich auf 1.169.988 Mark und 42 Pfennige.
Von der Vereins- zur Westerwaldbank
Der Vorschussverein bezog 1899 Geschäftsräume im "Regierungsgebäude", im Druckerschen Haus in der Herrnstraße (Beustsches Haus). Seit 1907 nannte sich der Vorschussverein dann Vereinsbank Hachenburg. Die Geschäftsstelle befand sich bis 1913 in der Herrnstraße, zog dann aber in die linke Hälfte der Hauses am Alten Markt (das Haus Deimel war bereits 1911/1912 erworben worden) um.[Anm. 1]
Ab 1923 firmierte das Geldinstitut unter dem Namen Westerwald Bank. Das Unternehmen vergrößerte sich und nahm (1934) auch die rechte Hälfte des Hauses (Haus Wirth) in Anspruch. Die Bank überstand die Weltwirtschaftskrise relativ unbeschadet. 1937 feierte die Westerwaldbank Hachenburg/Altenkirchen ihren 75. Geburtstag. Man traf sich am 17. Dezember im Hotel Schmidt zum Gänsebratenessen. Das Bankhaus am Alten Markt war festlich beleuchtet. Der Turnverein und die Feuerwehr Hachenburg wurden ebenso mit einer Spende versehen wie das Heim der Hitlerjugend.
Die Haltung der Bank bei der Enteignung des jüdischen Besitzes nach 1938 ist, ebenso wie das der Kreissparkasse und der Nassauischen Landesbank, kein Ruhmesblatt. Mit dem Zusammenbruch der NS-Diktatur wurden auch die Bankgeschäfte kurzzeitig eingestellt. Doch schon am 3. August 1945 erhielt die Westerwald Bank die Genehmigung zur Fortführung der Geschäfte.
Die Westerwaldbank feierte am 9. Dezember 1952 ihr 90jähriges Bestehen.[Anm. 2]
1969/70 errichtete die Bank ihr neues Gebäude auf dem Grundstück des ehemaligen Café Henney am Neumarkt. Im Jahr Im Jahr 1971 wurde das Bankgebäude am alten Markt aufgegeben und 12 Mitarbeiter und 2 Vorstandsmitglieder bezogen das neue Gebäude. Die Einweihung fand am 2.10.1971 statt.[Anm. 3]
Das neue Domizil erwies sich aber bald als zu eng und man fasste bereits in den 1980-er Jahren eine Erweiterung ins Auge. Die Durchführung des Vorhabens wurde aber erst 1993 beschlossen. 1994 wurde zunächst ein Erweiterungsbau am Alexanderring neben dem Bankgebäude errichtet, für das am 14. November 1994 Richtfest gefeiert wurde. 1995 war das Vorhaben vollendet.
Im Jahr 1998 wurde das bestehende Gebäude von 1971 ausgebaut, aufgestockt und mit einer einheitlichen Fassade versehen. In einem dritten Bauabschnitt wurde dann das benachbarte „Alte Rathaus“ abgerissen und an seiner Stelle zwischen April 1998 und Oktober 1999 ein Neubau errichtet. Heute verbergen sich die ehemaligen drei Gebäude hinter einer einheitlichen Fassade aus Granitstein.
Zwischen 1969 und 2000 schufen einige Fusionen mit anderen Geldinstituten[Anm. 4]) und 1998 die Umbenennung in Volksbank Westerwald und 2001 in Westerwald Bank, Volks- und Raiffeisenbank.[Anm. 5]
Kreissparkasse
Im preußischen Westerwald verfügte der Minister für Handel, Verkehr und Inneres bereits 1854 die Gründung von Kreissparkassen. Die Sparkasse des Kreises Oberwesterwald wurde am 5. April 1890 als eine gemeinnützige Anstalt des Kreises unter dessen Haftung ins Leben gerufen. Ihr Geschäftsziel geht aus § 2 der damals beschlossenen Satzung hervor: "Zweck der Sparkasse ist, zur sicheren Anlegung von Ersparnissen und zur Erlangung von Darlehen den Bewohnern des Kreises Gelegenheit zu bieten."
Der Einlagenbestand wuchs kontinuierlich und damit auch der Umfang der Darlehnsvergaben und Hausbau-Hypotheken an die Kreisbewohner. Nach den Verheerungen von Inflation und Deflation stand die Sparkasse fast ohne Geldmittel da. Es dauerte einige Zeit bis die Einlagen wieder wuchsen, sodass wieder in größerm Umfang Kredite, Darlehnen und Hypotheken besonders für den dringend notwendigen Wohnunsgbau vergeben werden konnten.
Im Jahr 1924 eröffnete die Sparkasse eine Geschäftsstelle in Hachenburg in der (Wilhelmstraße (Hausnummer 28/30).[Anm. 6]
Nach dem 2. Weltkrieg entstand zwischen 1960 und 1969 die Kreissparkasse am Neumarkt. Das Gebäude wurde 1992 umgebaut und modernisiert. Im Jahr 2001 konnte nach einjähriger Bauzeit das für 3,5 Millionen Euro völlig neu gestaltete Geschäftshaus der Öffentlichkeit übergeben werden.[Anm. 7]
Von der Nassauischen Landesbank zur Nassauischen Sparkasse
Die Herzoglich Nassauische Landeskreditkasse wurde im Jahr 1840 gegründet. Aus ihr ist die Nassauische Landesbank hervorgegangen. Eine Agentur der Landesbank in Hachenburg wird anlässlich der Grundsteinlegung der Hachenburger Synagoge am 3. Juli 1896 genannt. Damals unterschrieben wichtige Mitglieder der Stadt Hachenburg die Urkunde.
Im Jahr 1908 wird die Landesbankstelle erwähnt. 1931 befanden sich die Geschäftsräume der Nassauischen Landesbankstelle bereits in der Kölner Straße. Die Landesbank hat sich, wie die anderen Hachenburger Geldinstitute auch, an den Enteignung der jüdischen Mitbürger nach 1938 aktiv beteiligt.
Die wunderschöne Gründerzeitvilla aus dem späten 19. Jahrhundert wurde in den 1970-er Jahren aufgegeben und musste einem „moderneren“ Bankgebäude weichen. Die Nassauische Sparkasse bezog am 25. Juni 1996 ihre heutigen Räumlichkeiten.[Anm. 8]
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.
Anmerkungen:
- Rötich, Geschichte Hachenburg o.S. Zurück
- WWZ vom 9.12.1952. Zurück
- Gleichzeitig wurde das Institut in Westerwälder Volksbank umbenannt. Zurück
- 1969 wurde die Westerwälder Volksbank Bad Marienberg übernommen, 1970 die Raiffeisenkasse Westerburg, 1977 ging die Spar- und Darlehenskasse Unnau in der Raiffeisenbank Hachenburg auf, 1984 die Raiffeisenbank Kundert. Die Raiffeisenbank Hachenburg wiederum suchte 1986 Anschluss an den "großen, städtischen Bruder". Im Jahre 1989 übernahm die Westerwälder Volksbank die Vereinsbank Rennerod und die Raiffeisenbank Langenhahn. Es folgten 1998 Verschmelzungen
1998 Volksbank Westerwald, Ransbach-Baumbach, 1999 (Raiffeisenbank Staudt) und 2000/2001 (Raiffeisenbank 2000 Altenkirchen, Volksbank Wissen) Zurück - Gensicke S. 67; Jäger, Einblicke S. 51; Westerwälder Zeitung vom 4.10.1971; 14.3.1994; 14.11.1994; 8.1.1998; 9.11.1998; 10.12.2002; 12.8.2003; Hachenburger Löwe vom 20.10.1999. Zurück
- 80 Jahre Westerwälder Zeitung 1848-1928. Jubiläumsausgabe Presse Handwerk Industrie Handel Marienberg Hachenburg [1928], S. 50 Zurück
- Genter/Riesener, Kreditverhältnisse, S. 80; Heinrichs, Leben S. 111 und 116; Gensicke, Geschichte S. 67; Jäger, Einblicke S. 51; Triesch, Leistungen S. 3; WWZ vom 27.3.1992; 8.1.1998 und 2.7.2001. Zurück
- Hachenburg und seine nähere Umgebung 1908; Brommer, Inventar S. 66f. Nr. 167; LHAKo Best. 620 Nr. 2616 zum Jahr 1896; WWZ vom 25.6.1996. Zurück