Herrschaftlicher Viehmarkt vor dem Untertor
Der Marktbeamte auf dem Neumarkt, Regierungsassistent Johann, schrieb am 6. August 1801 an die hochfürstliche Hofkammer, der Marktplatz sei früher [!] von Bäumen allerlei Art bepflanzt gewesen, in deren Schatten das Vieh im Sommer Schutz vor der Hitze gefunden habe. Während des Kriegs seien aber beinahe alle Bäume abgeholzt worden. Johann empfiehlt, neue Bäume anzupflanzen, die "gegen den Anlauf von Menschen und Vieh durch Pfäle" gesichert werden sollten. Die Hofkammer verschob den Antrag erst einmal auf den Herbst, unterrichtete aber Hofgärtner Schneider von dem Vorhaben.[Anm. 1]
Doch wenig später wurden Bäume angepflanzt, die aber schnell durch das Anbinden des Viehs in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Bretterzäune, die man zum Schutz der Bäume angelegt hatte, sind waren wohl in den Öfen der Torwächter gelandet. Johan schlägt vor, die Verhaue zu erneuern und täglich durch den Gefangenenwärter kontrollieren zu lassen. Wer sich an dem Holz vergreift, sollte nach seiner Meinung dem Pranger verfallen.[Anm. 2].
Am 28. April 1806 berichtete der mittlerweile zum Regierungsrat aufgestiegene Johan als verantwortlicher Marktbeamter: Der Viehmarkt habe in den letzten Jahren eher abgenommen. Daran seien zum einen die ungünstige Witterung, zum anderen aber auch fehlende Einrichtungen, wie ein Weideplatz und Geländer schuld. Das habe dazu geführt, dass in den letzten drei Jahre viel bergisches Vieh auf dem Steimeler Markt gehandelt würde. Man habe gehört, dass es früher einmal ein Weidgang gegeben habe, jetzt müsse man in Ermangelung geeigneter Wiesen im Gartengürtel der Stadt, Weiden des Kleeberger Hofes dafür anzumieten.[Anm. 3]
Die Herrschaft reagierte auf den Niedergang des Marktes auf ihre Weise. Am 24. November 1806 wurde verfügt, dass jetzt auch für den Abtrieb unverkaufter Schweine Gebühren bezahlt werden sollten. Das erregte bei den Händlern großen Unmut und bedrohte die Existenz dieses Marktes erst recht.[Anm. 4] Auch die Kosten für die nach wie vor geforderten Gesundheitsscheine, mochte so mancher Händler in der gegebenen Form nicht gerne hinnehmen.[Anm. 5] Da half es wohl auch wenig, dass die herrschaftliche Rentei die Stadt entlastete, indem sich etliche Ausgaben übernahm, wie etwa die für die 12-Mann-Wache, welche die Stadt auf den von ihr abgehaltenen 16 Märkten des Jahres 1809 bezahlen musste, oder die für den Marktdiener, den Markt-Amts-Aktuarius usw.[Anm. 6]
Amtskassierer Hammer berichtete am 22. Februar 1816 der Domänendirektion, bei der Regierung werde diskutiert, den herrschaftlichen Markt vor dem Untertor abzuschaffen, da er sich nicht mehr rentiere. Hammer war da anderer Ansicht. Der herrschaftliche Marktplatz mit der Hütte vor dem Untertor verursache zwar Unterhaltskosten, allein er bringe auch Geld, denn die seit der Hälfte des vorigen Jahrhunderts errichteten herrschaftlichen Vieh- und Krämermärkte, welche den ganzen Sommer hindurch alle 14 Tage stattfänden, gehörten zu den einträglichen Märkten. Zum Verfall der hiesigen Märkte möge beigetragen haben, das es zu viele Märkte an zu vielen Orten gebe, wie etwa der Markt bei Steinen im Amt Selters und auf dem Kuhstamm (?) bei Friedrichwald, da müsse man Abhilfe schaffen. Der Markt sei für Hachenburg wichtig, da er der Stadt Nahrung und Einkommen bringe, nachdem sie nach den eingetretenen Regierungsveränderungen gar sehr an verzehrenden Bewohnern und Zugang von außen verloren habe. Die Marktsaison fange am 18. März dieses Jahres wieder an. An Personal müsse bezahlt werden: Justizrat Magdeburg als Marktbeamter, Aktuarius Daum, ein Rentbeamter, der Schultheiß des Kirchspiels Kirburg und Kroppach, welche bei der Ausfertigung der Marktscheine assistierten, die Wache und ein Marktdiener sowie die Pacht für die Markthütte an die Stadt Hachenburg (6 Gulden).[Anm. 7]
Doch die Herrschaft wollte nicht mehr. Im Jahr 1816 wurde die Veranstaltung der Märkte ganz in die Hände der Kommunen gelegt.
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.
Anmerkungen:
- HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
- Am 28.5.1808 stimmte die herzoglich-nassauische Hofkammer der Neupflanzung von Bäumen auf dem Viehmarkt zu und trug der Rentei auf, das Erforderliche einzuleiten (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
- HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Pächter des Kleeberger Hofes war seit dem 1. Juli 1807 Georg Kessler. Zurück
- HHSTW Abt. 342 Nr. 799. Zurück
- Diese mussten beim Marktbeamten erworben werden. Wurde das mitgebrachte Vieh weiterverkauft, war erneut ein Gesundheitsschein zu lösen. Es wurden bisher 10 Kreuzer oder eigentlich wegen des Mangels an Kreuzern 6 ½ Stüber bezahlt. Jeder Gesundheitsschein muss mit Stempelgeld in Höhe von zwei Kreuzern Stempel versehen sein (HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Bericht Regierungsrat Johans vom 24. Mai 1807). Zurück
- HHSTAW Abt. 212 Nr. 7660 fol. 132. Zurück
- HHSTAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück