Alterkülz römischer Gutshof
Alterkülz (Rhein-Hunsrück-Kreis)
Römischer Gutshof
Zu besichtigen: Römischer Siedlungsplatz, Bebauungsspuren als Geländemerkmale erkennbar.
Anfahrt: Parken in Neuerkirch am Radweg. Zu Fuß auf dem Radweg in Richtung Alterkülz - Kastellaun, Beschilderung an der linken Seite.
Während der Bauarbeiten an der von Neuerkirch nach Kastellaun führenden Straße durch das Külzbachtal, wurden 1873 die Fundamente eines römischen Gebäudes freigelegt. Die sachgerechte Freilegung der römischen Villa erfolgte unter dem damaligen Pfarrer Bartels. Das 24x25 m große Gebäude wurde durch den Straßenbau durchschnitten, im Südwesten waren noch 4 Räume teils mit Estrichböden erhalten. Einer der Räume weist einen halbrunden Anbau auf, die geborgenen Ziegelplatten und Säulchen gehörten zu einer Fußbodenheizung. Die Heizanlage befand sich an der Südwestseite des Gebäudes. Der östlich anschließende 5,5x5,5 m große Raum ließ noch Reste eines Badebeckens erkennen.
Ab einer gewissen Größenordnung befand sich in den römischen Guthöfen eine Badeanlage mit Kalt- und Warmbad und häufig einer Latrine. Für angenehme Raumtemperaturen bei jeder Witterung sorgten Fußboden- (hypocaustum) und die Hohlziegel (tubuli) der Wandheizung. Hangabwärts wurde die Toilette (latrina) mit Brauchwasser aus der Badeanlage gespült. Den römischen Badeablauf bestimmten Warmbad (tepidarium), die beheizbare Wannen des Heißbades (caldarium) und das Kaltbad (frigidarium).
Die zahlenmäßig dominierende Betriebsform auf dem Land war der einzeln stehende römische Gutshof, die villa rustica. Das Bild des ländlichen Siedlungsraumes in römischer Zeit war geprägt durch Gutshöfe und Landgüter mit umfangreichem Grundbesitz. Der Begriff villa rustica hat sich als Bezeichnung für die bäuerlichen Wirtschaftsbetriebe der Römer bei uns eingebürgert, obwohl als zeitgenössische lateinische Namen eher fundus oder praedium rusticum gebraucht wurden. Die zum Hof gehörenden Äcker und Fluren nannte man ager, ein Begriff, der in unserem Wort Acker fortlebt.
Wichtigste Aufgabe der Gutsbetriebe war die Produktion von Nahrungsmitteln für die Truppen in den Kastellen und für die Bevölkerung in Städten und Siedlungen. Je nach Standort wurde Ackerbau, Gemüse-, Obstanbau, Viehzucht und Holzwirtschaft betrieben.
Die dominierende Wirtschaftsform der Gutshöfe im Hunsrück, dürfte die Vieh- und Pferdezucht gewesen sein. Für die keltischen Treverer ist schon in vorrömischer Zeit eine intensive Pferdezucht belegt und bedingte den Anbau von Futtergetreide auch auf Böden, die für Weizenanbau kaum nutzbar waren. Die vorherrschende Getreideart war Dinkel, gefolgt von Emmer und Einkorn.
Auf den römischen Gutshöfen der Nordprovinzen überwiegen Rinderknochen, das Rind war Arbeitstier und Fleischlieferant. Das hohe Niveau römischer Tierzucht zeigt sich an den rund 10 cm größeren römischen Tieren, einheimische Rinder ereichten dagegen nur eine Widerristhöhe von durchschnittlich 1,15 m.
Milch wurde in Ermangelung von Kühlmöglichkeiten nur in geringen Mengen frisch getrunken und in weitaus größerem Unfang zu Käse verarbeitet. Auch der Schafzucht kam eine große Bedeutung zu. Aus Wolle gefertigte Stoffe waren ein bekanntes Erzeugnis der keltischen Treverer und in römischer Zeit ein gewinnbringender Wirtschaftszweig, wie die Darstellungen auf dem Pfeilergrabmal in Igel an der Mosel verdeutlichen.
Die hohe Wertschätzung des Schweinefleischs spiegelt sich auch in der großen Menge der Rezepte im berühmten Kochbuch des Apicius Caelius (1. Jahrhundert n. Chr.) wider. Die Beliebtheit von Schinken und Würsten zeigt sich auch darin, dass den Toten vorwiegend junge Schweine als Wegzehrung mitgegeben wurden.
Über die Gänsehaltung berichten römische Schriftquellen, dass diese Tiere bei den Landwirten sehr beliebt seien, sie brauchen wenig Pflege und seien wachsamer als ein Hund. Hühner waren schon den Kelten bekannt und wurden überwiegend der Fleischnutzung wegen gehalten. Als Beigabe im Bestattungskult nahmen Hühner wie das Schwein eine wichtige Rolle ein. Hunde waren der älteste Begleiter des Menschen. In römischer Zeit sind Schoßhündchen, Jagd-, Hof und Hirtenhunde belegt. Katzen gelangten erst mit den Römern über die Alpen.
Wildtiere unter den Knochenfunden eines Gutshofs sind ein Hinweis auf die gehobene soziale Stellung der Gutsbesitzer, die sich die Zeit nehmen konnten um auf die Jagd zu gehen.
M. Thoma
Literatur:
Bartels, Römische Baureste in der Gemarkung Alterkülz. Bonner Jahrbuch 55/56 1875, 81-92.