Laufersweiler im Hunsrück

Altes Rathaus

Ehemaliges Gemeinde- u. Backhaus "Auf der Linde".[Bild: Kasimix [CC BY-SA 4.0]]

An Pfingsten 1980 berichtete der Hunsrücker Zeitung von Plänen der Gemeinde, das vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammende Gebäude zu renovieren: „Kommunalpolitisch hat die Rathausrenovierung eine für örtliche Verhältnisse recht turbulente Vorgeschichte. Die Gegner der Maßnahme erwiesen sich nämlich als genauso engagiert wie die Befürworter. Mit einer Flugblattaktion waren sie im vergangenen Jahr gegen das 100.000 Mark-Projekt zu Felde gezogen. Dies Geld, so argumentierten sie, wäre so gut wie weggeworfen, wenn man es in das alte baufällige Gebäude stecke. Am 4. November hatte sich der Gemeinderat indessen doch in namentlicher Abstimmung - mit sechs gegen vier Stimmen - grundsätzlich für die Renovierung des Rathaus-Veteranen ausgesprochen."

Schon bevor diese Pläne diskutiert wurden, war das Gebäude in den Kunstdenk­mälern des Rhein-Hunsrück-Kreises registriert worden. 1980 befand sich der um 1786 entstandene Korpus in einem relativ heruntergekommenen Zustand. Frühere Nutzungsfunktionen waren aufgegeben worden. In den letzten Jahrzehnten hatte es als Unterkunft für Wohnungslose gedient. Der von Stützen getragene Vorbau diente in besseren Tagen als Unterstellmöglichkeit für "fahrendes Volk", schließlich waren Gefängnis, Spritzenhaus und ein Backofen im Rathaus untergebracht.

Bei der Renovierung zeigte sich aber auch eine starke Unterstützung innerhalb der Bevölkerung, als Maurer sich mit der Erneuerung des Bruchsteinmauerwerks befassten, als Schiefer von einer nahe gelegenen Firma geliefert wurde und schließlich Balken aus einem Hausabriss zur Renovierung des Rathauses aufgehoben wurden. So entging das alte Rathaus wie beim Dorfbrand von 1839 nur knapp der drohenden Vernichtung.

Am 18. und 19. Juni 1983 fand die Einweihung des renovierten Hauses statt. Da­mals war die Gemeinde, bezogen auf die erste urkundliche Erwähnung, genau 700 Jahre alt. Zur Wiedereinweihung lud die Ortsgemeinde alle Bürger zum Essen ein, "auch die, die nicht bei der Renovierung gearbeitet haben", wie es in der Einladung vom 23. Mai 1983 hieß. Man konnte zwischen Erbseneintopf und Hühnerfrikassee mit Reis auswählen. Frauen wurden gebeten, Kuchen zu backen; Hausmacher Wurst und Backofenbrote als weitere Spezialitäten angekündigt: "Dieser Tag soll soweit als möglich nach typisch ländlicher Art verlaufen."

Die Baumaßnahme hatte rund 150.000 DM gekostet, 60.000 DM kamen aus Zu­schüssen, allein 40.000 DM von Landesdenkmalamt. 2.000 DM freiwillig geleistete Arbeitsstunden sparten zusätzliches Geld. "Für die Gemeinde Laufersweiler und für mich als Bürgermeister ist die Wiedereinweihung unseres Rathauses ein Jahrhunderttag", so zitierte die Lokalzeitung den damaligen Ortsbürgermeister Fritz Ochs während seiner Begrüßung der Gäste im überfüllten Festzelt.

Literaturhinweis:

Fritz Schellack. Laufersweiler. Geschichte und Alltag eines Hunsrückdorfes. Argenthal 1993. (Schriftenreihe des HunsrückerGeschichtsvereins, Nr. 22). S. 240-243