Langscheid am Mittelrhein

Zur Geschichte von Langscheid

St. Nikolaus [Bild: Imhof-Verlag]

Langscheid liegt in einem Rodungsgebiet, das ursprünglich zu dem Fiskalbezirk  Oberwesel gehörte und von dort aus besiedelt wurde. Der Ort gehörte nach der Verpfändung Oberwesels 1312 zum kurtrierischen Amt Oberwesel (Oberamt Boppard). Die Einwohner unterstanden der kurtrierischen Landeshoheit. In der schriftlichen Überlieferung taucht der Ort im Jahr 1253 auf: in Langesceider bach. Auch in späteren Jahren wird der Ort mehrfach genannt: 1308 apud Lange(n)sheyt; 1319 de Langisheit; 1385 Langescheid; ca. 1690 Langscheidt; 1788 Langscheid. Etymologisch wird der Ortsname aus mittelhochdeutsch (ze deme) langen scheit = beim langen bewaldeten Höhenrücken hergeleitet. Die Endung „-scheid" deutet auf eine Entstehungszeit der Gemeinde während der großen Rodungsperiode im 12./13. Jahrhundert hin. es ist aber wahrscheinlich, dass es in der Gemarkung, insbesondere auf der Mittelrheinterrasse, schon Einzelgehöfte gegeben hat. Eine völlig legendäre Behauptung in der Ortschronik eines Schullehrer lautet:
Im Mittelalter hatten die Bewohner Langscheids den Herren auf Burg Stahleck jährlich eine größere Abgabe zu entrichten. Als die Forderungen der Burgherren mit der Zeit immer höher wurden, verweigerte die Dorfgemeinschaft die Zahlung. Die Herren von Stahleck drohten daraufhin, das Dorf, das sie mit Gräben umgeben hatten, anzuzünden. In letzter Minute erklärten sich die Bewohner von Langscheid bereit, die Abgaben weiterzuzahlen, doch der untere Teil des Dorfes brannte bereits. Die Häuser bis zur Kirche wurden zerstört. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) plünderten Soldaten des Schwedenkönigs Gustav Adolf das Dorf, zerstörten die Kirche und steckten einen Teil des Dorfes in Brand.
Der Urkataster aus dem Jahre 1813 zeigt deutlich die frühere Ortsumwallung durch Graben und eine Art Gebück, die unterhalb der Kirche ein nicht mehr bebautes Gebiet mitumfasst.
Im Jahr 1798 war Langscheid französische Commune im Kanton Bacharach (Arrondissement Simmern), gehörte 1800 zur Mairie Wiebelsheim und 1816 zur preußischen Bürgermeisterei Wiebelsheim. Weitere Zugehörigkeit: 1948 Amt Oberwesel, Landkreis St. Goar,  1969/70 Verbandsgemeinde Oberwesel, Rhein-Hunsrück-Kreis; 1972 Verbandsgemeinde St. Goar. Im Jahr 1974 erfolgten die Auflösung der Gemeinde und die Eingemeindung in die Stadt Oberwesel.

Grundbesitzer in Langscheid

  • Stift Liebfrauen/Oberwesel Der Stiftbesitz wurde Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen eingezogen, 1804-07 kamen vier Objekte (1. 0,14 ha Land, 2. 0,29 ha Land, 3. 0,29 ha Land, 4. 0,14 ha Land) zum Verkauf.
  • Stift St. Martin/Oberwesel: Einkünfte der Präsenz des Stifts sind 1650 bekannt.

Zehntrechte

1258 besaß der Dekan des Liebfrauenstifts/Oberwesel die Hälfte des Weinzehnten und den kleinen Zehnt; je die Hälfte des Fruchtzehnten der Dekan und die Kanoniker von Liebfrauen sowie St. Martin. 1303 Stift St. Martin (großer Wein-, Frucht-, Haferzehnt). 1490 Belehnung des Simon Boos von Waldeck mit dem Zehnten zu Langscheid als Kempenicher Burglehen durch Erzbischof Johann II. von Trier. 1549 kam es zu einem Prozess zwischen Ritter Georg von der Leyen gegen Arnold Wilhelm von Püttlingen wegen Erbansprüchen auf einige Fruchtzehntgefälle zu Lehen; Ca. 1600 gemeinsame Zehntrechte der Dechanten von Liebfrauen und St. Martin in Oberwesel. 1698 Graf Meinhard von Schomburg gegen Friedrich Graf zu Schoenberg. 1779 waren Kurtrier, der Graf von der Leyen und der Pastor am kleinen Zehnt beteiligt.

Quelle: Rettinger, Historisches Ortslexikon (s. rechte Spalte); Homepage der Verbandsgemeinde; redakt. Bearb. S.G.