Auel am Mittelrhein

Zur Geschichte von Auel

Auel tritt erstmals 1260 als „Owele“ urkundliche in Erscheinung. Hügelgräber, die aus der Eisenzeit (1000 bis 650 v. Chr.) stammen, legen aber eine wesentlich frühere Besiedlung nahe. Auch in der Zeit der Errichtung der römischen Grenzbefestigungen um 100 n.Chr., die auch die Gegend um Auel einschlossen, erscheint eine Besiedlung nicht unmöglich.[Anm. 1]

Die Hinweise auf Bestand einer Siedlung verdichten sich im 9. Jahrhundert. So werden etwa im Prümer Urbar aus dem Jahr 893 im Ort Bogel 32 Mansen (Bauernhöfe) erwähnt. Dabei wird aber angenommen, dass auch Höfe aus heutigen Nachbargemeinden gezählt wurden, etwa aus Auel.[Anm. 2]

Die Ersterwähnung folgt aber erst in einer Urkunde aus dem Jahr 1260. In diesem Jahr kam es zur Teilung des Hauses der Grafen von Katzenelnbogen in eine ältere und eine jüngere Linie, wobei die ältere Linie verstärkt Besitzungen in der späteren „Niedergrafschaft Katzenelnbogen“ am Mittelrhein erhielt. Entsprechend erhielt Diether V. von Katzenelnbogen aus der älteren Linie in „Owele“ eine Person namens Godebold mit Frau und Kindern zugesprochen. Neben den Grafen von Katzenelnbogen trat etwa auch das Stift St. Goar als Grundherr in Auel auf.[Anm. 3]

Etwa 60 Jahre nach der Teilung wurde in der unmittelbaren Nähe Auels die Burg Reichenberg errichtet. Die Aueler hatten zu Errichtung, Bewachung und Instandhaltung vermehrt Dienste zu leisten.

Auel gehörte bis ins 15. Jahrhundert zum Vierherrengericht auf dem Einrich, das von den Grafen von Nassau und Katzenelnbogen gemeinsam verwaltet wurde, wobei die Herrschaft durch die Teilungen innerhalb der Häuser zeitweise in der Hand von fünf Herrschern lag. Im 15. Jahrhundert ging die Alleinherrschaft über Auel an die Grafen von Katzenelnbogen über, deren Linien sich 1402 wieder vereint hatten. 1479 starben die Grafen von Katzenelnbogen jedoch in männlicher Linie aus. Ihr Erbe traten die Landgrafen von Hessen an.[Anm. 4]

In kirchlicher Hinsicht gehörte Auel bis ins 17. Jahrhundert zum Pfarrbezirk Ruppertshofen. Ab etwa 1675 –hier finden sich erstmals Aueler Sterbefälle in der Lierschieder Chronik – pfarrten die Aueler nach Lierschied. In Ruppertshofen bzw. Lierschied fand jeweils auch der Schulunterricht für Aueler Kinder statt.[Anm. 5]

Auel war lange Zeit ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Zeitweise wurde aber in der Gemarkung auch Schiefer abgebaut. Rechts des Reichenberger Pfades, eines Weges von Auel zur Burg Reichenberg, befinden sich die Überreste eines Stollens, der 1700 angelegt wurde.[Anm. 6]

Ab 1816 gehörte Auel zum Herzogtum Nassau. Im Winter 1816/1817 wurde das Herzogtum durch eine Hungersnot getroffen, für die eine schlechte Kartoffelernte verantwortlich war. Auch in den folgenden Jahrzehnten kam es immer wieder zu Hungersnöten. Dies schlug sich im gesamten Herzogtum in erhöhten Auswandererzahlen nieder. Als Reaktion auf die Hungersnot wurde ab 1820 vonseiten des Herzogtums der Obstanbau gefördert. Ein Opfer der Ernteausfälle war wohl auch der Weinbau in Auel. Dieser ist erstmals 1431 nachgewiesen, wurde jedoch zwischen 1836 und 1866 weitgehend aufgegeben.[Anm. 7]

1866 wurde das Herzogtum Nassau vom Königreich Preußen annektiert. 1895 erhielt Auel eine eigene Schule. 1912 wurde ein erster Vertrag über die Versorgung der Gemeinde mit Elektrizität geschlossen.[Anm. 8]

Im Ersten Weltkrieg fielen acht Aueler Bürger. Die Zwischenkriegszeit wurde durch eine französische Besatzung eingeleitet. Die Besatzungstruppe wurde im Juli 1919 abgezogen. Im selben Jahr konnte der Friedhof des Ortes eingeweiht werden. Ende der 1920er Jahre wurde eine Wasserleitung gebaut. Zuvor hatten acht Privat- und ein Gemeindebrunnen die EinwohnerInnen mit Wasser versorgt. 1931 wurde die Schulstelle in Auel aufgelöst. Wie schon vor 1895 bildete Auel auch jetzt wieder einen Schulverband mit Lierschied.[Anm. 9]

Über die Zeit des Nationalsozialismus in Auel ist kaum etwas bekannt. Allerdings gehörte Auel zu den Orten im heutigen Rhein-Lahn-Kreis, in denen die Nationalsozialisten bei den Wahlen 1932 und 1933 überwältigende Mehrheiten erreichten. Bei der Reichstagswahl im November 1932 stimmten 100 von 101 Aueler WählerInnen für die NSDAP. Bei der Wahl vier Monate später erhielt die NSDAP dann 100 Prozent der Aueler Stimmen. Im Zweiten Weltkrieg starben 14 Aueler Bürger.[Anm. 10]

Der Zweite Weltkrieg endete für Auel mit der Besetzung des Ortes durch US-Truppen am 27. März 1945. Seit 1946 gehört die Gemeinde zum neugegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz. In der Nachkriegszeit konnte auch die bereits in den 1930er Jahren angegangene Flurbereinigung in der Gemeinde abgeschlossen werden. Sie löste oder milderte das durch die Realerbteilung hervorgerufene Problem der Zersplitterung des Grundeigentums. Durch die Flurbereinigung konnte die Zahl der Parzellen von 3100 auf 700 gesenkt werden.[Anm. 11]  

Nichtsdestotrotz hat die Landwirtschaft in der Nachkriegszeit für die Gemeinde stark an Bedeutung verloren. Im Jahr 2000 gab es in der Gemeinde nur noch vier Landwirte im Nebenerwerb. Der größte Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche wurde von Landwirten aus der Nachbargemeinde bearbeitet.[Anm. 12] Zugleich hat sich die Gemeinde ausgedehnt. Die Zahl der Wohngebäude hat sich seit 1950 mehr als verdoppelt. Dazu wurden ab den 1960er Jahren einige Neubaugebiete er- und Lücken in der Bebauung geschlossen. Ende 2019 hatte Auel 188 EinwohnerInnen.[Anm. 13]

Verfasser: Christoph Schmieder

Verwendete Quellen und Literatur:

  • Gemeinde Auel (Hrsg.): Auel. Geschichte und Gegenwart. 1250-2000. Auel 2000.

Zuletzt geändert: 9. Juli 2021

Anmerkungen:

  1. Geschichte und Gegenwart, S. 8. Für letzteres fehlen allerdings, soweit erkennbar, die Quellen. In der Dorfgeschichte aus dem Jahr 2000 heißt es an dieser Stelle: „Zu dieser Zeit dürfte Auel aufgrund seiner geographischen Lage schon besiedelt gewesen sein.“ Zurück
  2. Geschichte und Gegenwart, S. 8f. Zurück
  3. Geschichte und Gegenwart, S. 8f., S. 74. Zurück
  4. Geschichte und Gegenwart, S. 14f. Zurück
  5. Geschichte und Gegenwart, S. 21. In einer Beschreibung aus dem Jahr 1843 wird der Zeitpunkt des Wechsels auf das Jahr 1596 datiert. Dagegen spricht aber, dass auch im 17. Jahrhundert noch Pfarrzinsen nach Ruppertshofen entrichtet wurden. Weiterhin wird in einem Schreiben aus dem Jahr 1676 eine unklare Situation hinsichtlich der Zugehörigkeit erwähnt. Zurück
  6. Geschichte und Gegenwart, S. 64, S. 76. Zurück
  7. Geschichte und Gegenwart, S. 66–71. Zurück
  8. Geschichte und Gegenwart, S. 29, S. 46. Zurück
  9. Geschichte und Gegenwart, S. 31, S. 222, S. 227, S. 238, S. 240. Zurück
  10. Geschichte und Gegenwart, S. 247. Zurück
  11. Geschichte und Gegenwart, S. 85–87. Zurück
  12. Geschichte und Gegenwart, S. 76–78. Zurück
  13. Geschichte und Gegenwart, S. 101f.; Einwohnerzahlen nach https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714109004&tp=2047&ts=tsPop01 (27.11.2020). Zurück