Filsen am Mittelrhein

Die Pfarrchronik der Gemeinde St. Margaretha

Der nachfolgende Text basiert auf der Zeittafel der Filsener Pfarrgeschichte aus der Pfarrchronik "St. Margaretha Filsen. Eine Pfarrgemeinde am Rhein" von Pfarrer Lothar Streitenberger, Alfred Neckenich und Günter Runkel aus dem Jahr 1999.

0.1.Frühgeschichte und Mittelalter

Zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert nach Christus entstand Filsen als befestigter Brückenkopf des Kastells Bodobrica. Von Filsen führte ein wichtiger Verbindungsweg zum Limes und den dortigen Kastellen Hunzel und Marienfels. Das heutige Rathaus, die sogenannte „Wachtport“, besteht auf den Fundamenten eines vermutlich römischen Torbaus.

Aus dem 5. Jahrhundert gibt es erste Belege für die Existenz der frühen christlichen Kirche in Boppard mit einem Taufbrunnen und besonderer liturgische Ausgestaltung. Zwischen 1125 und 1236 entstand die Pfarrkirche St. Peter und Johannes des Täufers in Boppard, die heutige Basilika St. Severus. Zwischen diesem St. Severus Stift und Filsen bestand eine jahrhundertelange Verbindung und Abhängigkeit. Das frühe Filsen gehörte ebenso zum Gericht Boppard. Die Kirche von „Wilzene“ war bereits 1319 Filiale der Pfarrkirche von Boppard.[Anm. 1]

Im Jahr 1230 wurde das Dorf Filsen unter dem Namen „Vilze“ erstmals erwähnt. In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1255 erscheint die Ortsbezeichnung „Vilzene“. Diese Schenkung wurde in einer Urkunde vom 28. Februar 1269 wiederholt.

In einem Urkundentext von 1276 finden wir den ersten Hinweis auf eine Gallus-Kapelle in „Vilzene“.

In einer Niederschrift von 1283 finden sich die Namen zweier Schöffen aus „Vilcene“.

1297 schenkte die Bopparderin Petrissia von Alken mehrere Weinberge in Filsen an die Karmeliter in Boppard.[Anm. 2]

1322 wird die Burg Sterrenberg Verwaltungsmittelpunkt des kurtrierischen Amtes Sterrenberg/ Hirzenach, welches neben Niederhirzenach/ Rheinbay auch die rechtsrheinischen Ortschaften Filsen, Kamp, Bornhofen, Kestert, Lykershausen, Prath, Dahlheim, Ehrental und Wellmich umfasste.[Anm. 3]

In einer Auflistung der Siedlungen am Rhein und am Taunusabhang aus dem Jahr 1337 erscheint auch der Name „Vilcen“.[Anm. 4]

Um 1349 breitete sich die Pest erstmals auch im Bereich des Mittelrheins aus und traf so auch Filsen und die umliegenden Orte.[Anm. 5]

Das Bopparder Sendgericht von 1375 behandelte unter anderem die Grenzen des Pfarr- und Zehntbezirks. Im Sendweistum, dem Protokoll dieser kirchlichen Gerichtssitzung, ist zu lesen: "Item ist gefraget, so ... wo das termyn wende der gude, die in Boparter banne und gerichte gelegen sind und zehenden geben?" Die Sendschöffen gaben als Grenze an: "Links des Rheins den Tauberbach bis Rhens und den beyerbach bei Hirzenach, rechts des Rheins die "Grole" bei Filsen und die "Guyl" bei Kestert".[Anm. 6]

Im Rahmen einer Erbteilung innerhalb der Familie des Konrad Bayer von Boppard wurden 1401 unter anderem auch Weinberge in der „Filsener Mark“ aufgeteilt.[Anm. 7]

In der Beurkundung eines Rechtsgeschäftes im Jahr 1425 wird als Zeuge der Filsener Pfarrer Conrad Zwegerlin angeführt.

Der Senatus der Stadt Boppard erlaubte den Bürgern von „Viltzen“ 1435 die Suche nach einem eigenen Kirchenverwalter.

1449 wurde die Kirche von Filsen unter Papst Nikolaus V. durch eine Bulle mit ewigen Ablässen beschenkt.

Im 15. und 16. Jahrhundert traten Mitglieder des Adels als Inhaber von Lehen des Propstes von Boppard in Erscheinung. Sie hatten Lehen in Besitz (Zehntrechte, Grundbesitz, Grundzinsen), für die außer dem Lehnseid keine anderweitigen Verpflichtungen genannt sind.[Anm. 8] Das heißt, sie durften also den sogenannten Zehnten von den Bewohner*Innen erheben, ohne selbst etwas für das kleine Dorf tun zu müssen, wie beispielsweise Verwaltungsarbeiten oder ihnen ein öffentliches Gebäude zu spenden.

Für den adligen Johann von Schöneck war so 1458 unter anderem ein Lehen zu zwei Drittel vom Zehnten in Filsen vermerkt. 1469 hielt Johann aus dem Haus der Vögte von Hunolstein hat einen Anteil am Bopparder Hof und dessen zugehörigen Besitz in den Dörfern ringsum, unter anderem eben auch in Filsen.[Anm. 9] Der Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann von Metzenhausen belehnte 1532 Balthasar Boos von Waldeck mit dem Hof "Zum Birnbaum" in Boppard, sowie mit Zehntrechten in Filsen und anderen Orten.[Anm. 10] Der Domdekan und spätere Erzbischof und Kurfürst von Trier, Jakob von Eltz, erhielt 1557 als Trierer Lehen den Zehnten von Salzig, den Zehnten von Boppard hinter der Stadt, den Zehnten im Peternacher Hamm, in der Filsener Mark und jenseits des Rheins gegeüber St. Martin.[Anm. 11]

1481 wird erstmals eine Margareten-Bruderschaft in „Viltzen“ erwähnt. Diese wurde 1615 erneuert.[Anm. 12]

Im Zusammenhang mit der Belagerung wurde die Stadt Boppard 1497 von der Filsener Ley, einer erhöhten Felsformation bei Filsen, aus beschossen.[Anm. 13]

1498 werden in Filsen 15 Feuerstellen, sprich Haushalte, gezählt.[Anm. 14]

0.2.Frühe Neuzeit

Im Jahr 1562 gliederte sich der Bopparder Stadtbezirk in den ummauerten Bering und in die Oberdörfer Kamp, Kestert, Salzig und Weiler, sowie die Niederdörfer Filsen, Kisselspay, Oberspay, Peternach und Niedersburg, welche so zu der Stadt Boppard gehörten.[Anm. 15]

Am Dienstag, den 27. Juli 1563, fand eine Gemarkungsbegehung zwischen Osterspai und dem frühen Filsen statt.[Anm. 16]

Am 1. April 1576 verstarb der Kanoniker des Bopparder Stifts und Pfarrer von Filsen Eberhard Glaser von Prüm. Er war seit 1565 im Amt gewesen.[Anm. 17]

Das Kollegialstift St. Severus in Boppard war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wirtschaftlich zusammengebrochen und hatte seine Kanoniker und Vikare verloren. Als letzter Kanoniker war Heinrich Dreher im Jahre 1602 als Pfarrer von Filsen gestorben.[Anm. 18] Nach dem Tode des Heinrich Dreher wurde 1603 der Nikolaus Stumm von Boppard neuer Pfarrer von Filsen. Er starb am 1. April 1611 in Boppard als curiae decimalis procurator und Kanoniker von St. Martin in Worms.[Anm. 19]

In einer Rechnung der Propstei St. Martin zu Worms aus dem Jahr 1641 erscheinen auch Korneinnahmen aus dem Zehnten von „Filsen auf dem Berg“.[Anm. 20]

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 waren in den ländlichen Gebieten stellenweise schwere Bevölkerungsverluste eingetreten, nicht wenige Orte waren völlig menschenleer. Peternach, wo im Jahre 1563 noch 23 Häuser mit Herdfeuer standen und besteuert wurden, war vollständig zerstört. Die Ortschaft wurde nie wieder aufgebaut.[Anm. 21]

Bei der kirchlichen Visitation 1656 war die zur Pfarrei Boppard gehörende Filialkirche in Filsen der Heiligen Margaretha geweiht. Das Dorf zählte 40 zum Empfang der Osterkommunion verpflichtete Einwohner*Innen, die über 14 Jahre alt waren. Den Gottesdienst hielten Mitglieder der Bopparder Konvente der Karmeliten bzw. der Franziskaner.

Auf einem Kartenausschnitt aus dem Jahr 1670 ist Filsen unter dem Namen „Viltzen“ verzeichnet.

Bei der Visitation vom 22. März 1681 erscheint Filsen wieder als „Filialis ad Bobard“ mit dem Erzbischof von Trier und den Herren von Boos als Hauptzehntberechtigten. Von Interesse ist, dass nach dem Tode des letzten Bopparder Kanonikers und Pfarrers von Filsen, Heinrich Dreher, das Besetzungsrecht für die Pfarrstelle an das Kapitel von St. Martin zu Worms übertragen wurde. So bestellte das Kapitel wie bereits erwähnt den damaligen Procurator im Bopparder Zehnthof, Nikolaus Stumm, zum Pfarrer von Filsen. Da die Familie von Boos 1681 rheinabwärts im Filsener Nachbarort Osterspai als Patronatsherren und Inhaber von zwei Dritteln des Zehnten genannt werden, und Osterspai ursprünglich zum Bezirk der Großpfarrei Boppard gehörte, dürfen diese Gemeinsamkeiten wohl als weitere Hinweise auf eine alte Verbundenheit zwischen den Orten verstanden werden. In dem Visitationsprotokoll findet sich der Hinweis auf das Patronat „St.Gallus abbas et Margaretha virgo zu Filzen“.[Anm. 22]

Mit Bestallungsurkunde vom 25. August 1694 wurde der Pfarrer Matthias Friderici zum Pfarrer von Filsen ernannt, er trat die Nachfolge des verstorbenen Pfarrers Johannis Trabach an.

Im Jahr 1712 wurde mithilfe von Spenden aus Filsen und den Nachbarorten das Heiligenhäuschen zu Ehren der Heiligen Margareta in Nähe des Rathauses neu errichtet.[Anm. 23]

1717 verzichtete Johannes Leininger auf seine Pfarrstelle, sodass diese am 22. Januar Peter Kaudt aus Camp übertragen wurde.

1742 zeichnete Goswin Klöcker „Das große Bopparder Stadtbild“ von der Filsener Gemarkung aus. Das Gemälde ist über 6m lang und entsprechend die detaillierteste Darstellung der Stadt Boppard. Klöcker selbst war kaiserlicher Notar und Anwalt am Bopparder Gericht; das Gemälde fertigte er vermutlich im Auftrag der Stadt an.[Anm. 24]

Mit Datum vom 26. August 1743 wurde dem Pfarrer Joanni Bulmann die Pfarrei Filsen übertragen, sein Vorgänger war Pfarrer Godefried Bleuel.

In den Pfarrakten von 1751 findet sich ein Vermerk über die Erneuerung von „Gemälden der beiden Flügel zu beiden Seiten des Altares“ der Ortskirche.

Im Jahr 1780 ließ der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus (1768-1802) durch eine „Amtsbeschreibung“ alle zum Erzstift gehörenden Oberämter und Ämter in all ihren Einzelheiten - Lage, Größe, Einwohnerzahl, Zahl der Haushalte, kirchliche, schulische und wirtschaftliche Verhältnisse - auf das genaueste zusammenstellen. Nach dieser Volkszählung des Amts Boppard zählte Filsen 208 Seelen, 36 Häuser, 27 Haushaltungen, einen eigenen Pfarrer und Schullehrer. Die Pfarrei wurde von einem Geistlichen aus dem Karmeliterkloster betreut. Vier weitere Jahre später zählte der Historiker und Autor Johann Christian von Stramberg für seine lokalhistorische Buchreihe „Rheinischer Antiquarius“ in Filsen 56 Häuser. Der Bopparder Pfarrer Christian Sturm erstellte im gleichen Jahr ein Verzeichnis der Einkünfte der Pastorats - und Präsenzgüter. Demnach standen im Besitz des Pastorats und des Präsenz alleine in der Gemarkung Filsen und Kamp 33.769 Weinstöcke in 49 Parzellen. Pastorat und Präsenz erhielten gewöhnlich ein Drittel des Ertrages, den Pächtern verblieben zwei Drittel, wovon sie jedoch noch den Zehnten zu entrichten hatten. Die St. Barbara-Bruderschaft zu Boppard hatte 3250 Weinstöcke in drei Parzellen in Filsen und Kamp.[Anm. 25]

1794 wurde Filsen im Zuge der Besetzung der rechten Rheinseite durch französische Truppen von Boppard abgetrennt. Die zum Bopparder „Reich“ (= Amt) gehörenden rechtsrheinischen Dörfer wurden dem Amt Wellmich unterstellt. 1802 gingen sie auf den  Fürsten Friedrich-Wilhelm von Nassau-Weilburg über. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss wurde auch das in der Gemarkung Filsen gelegene Grundeigentum der Pfarrei Boppard eingezogen.[Anm. 26]

0.3.19. bis 21. Jahrhundert

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Filsen hat 218 Einwohner*innen, bis 1845 verdoppelte sich diese Zahl auf 446.[Anm. 27]

Nachdem der Fürst von Nassau-Weilburg das Aufhebungsdekret über das Kloster Bornhofen unterschrieben hatte, mussten im März 1813 Guardian, Patres und Laienbrüder Bornhofen verlassen. Nach Auflösung des Amtes Wellmich kommt Filsen zum Amt Braubach.

Am 1. Februar 1862 wurde die eingleisig geführte rechtsrheinische Eisenbahnlinie in Betrieb genommen.

1863 wurde eine St. Joseph-Bruderschaft in Filsen gegründet.

Im Jahr 1866 wurde Filsen preußisch und gehörte zur Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis. 1885 kam Filsen zum Kreis St. Goarshausen.

Zu den Feierlichkeiten des 30. Jahrestages der Wahl von Papst Pius IX. im Jahr 1875 wurden von Filsener Seite, nachdem die Stadtverwaltung Boppard entsprechendes für das dortige Stadtgebiet verboten hatte, mit 12 Böllern Ehrensalute geschossen.[Anm. 28]

Am 17. Mai 1877 wurde der Grundstein für den Kirchenneubau der Pfarrkirche gelegt, welcher am 13. Juli 1879 abgeschlossen und feierlich übergeben wurde. Das Gebäude wurde am 16. Juni 1884 durch den Bischof von Hildesheim geweiht.

Eine Aktennotiz mit Datum vom 11. März 1880 belegt den Abschluss der Abrissarbeiten der St. Gallus-Kapelle.

Am 6. Mai 1934 wurde auch die Filsener Bergkapelle nach vollständiger Renovierung wieder eingeweiht.

0.4.Nachweise

Verfasserin: Katrin Kober

Erstellt am: 10.11.2021

Literatur:

  • Streitenberger, Lothar; Neckenich, Alfred; Runkel, Günter: St. Margaretha Filsen. Eine Pfarrgemeinde am Rhein. Filsen 1999.

Anmerkungen:

  1. Vgl. Klein, J.: Geschichte von Boppard. Boppard 1909. Zurück
  2. Vgl. Pauly, Ferdinand: Boppard – St. Severus. Beiträge zur Geschichte der Pfarrei. Boppard 1987. Zurück
  3. Vgl. Monschauer, Winfried: Burg Sterrenberg. Regensburg 2003. Zurück
  4. Vgl. Pauly, Ferdinand: Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier - Die Landkapitel Piesport, Boppard und Ochtendung. Bonn 1961. Zurück
  5. Vgl. Wegner, Hans-Helmut; Mißling, Heinz E. (Hg.): Boppard. Geschichte einer Stadt am Rhein. Bd 1. Von der Frühzeit bis zum Ende der kurfürstlichen Herrschaft. Boppard 1997. Zurück
  6. Vgl. Pauly 1961 u. 1987. Zurück
  7. Vgl. Pauly 1961. Zurück
  8. Vgl. Pauly, Ferdinand: Germania Sacra. NF 14. Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Das Erzbistum Trier 2. Die Stifte St. Severus in Boppard, St. Goar in St. Goar, Liebfrauen in Oberwesel, St. Martin in Oberwesel. Berlin/New York 1980. Zurück
  9. Vgl. Pauly 1961. Zurück
  10. Vgl. Pauly 1961. Zurück
  11. Vgl. Pauly 1961. Zurück
  12. Vgl. Pfarrarchiv Filsen, „Liber Confraternitais S. Margareta in Viltzen”. Zurück
  13. Vgl. Pauly 1961. Zurück
  14. Vgl. Sponheimer, Manfred: Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen und der angrenzenden Ämter auf dem Einrich. Marburg 1932 (Schriften des Instituts für Geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau; 11). Zurück
  15. Vgl. Pauly 1961. Zurück
  16. Vgl. Sponheimer 1932. Zurück
  17. Vgl. Pauly 1980. Zurück
  18. Vgl. Pauly 1987. Zurück
  19. Vgl. Pauly 1980. Zurück
  20. Vgl. Pauly 1980. Zurück
  21. Vgl. Pauly 1987. Zurück
  22. Vgl. Pauly 1980. Zurück
  23. Vgl. Pfarrarchiv Filsen, „Liber Confraternitais S. Margareta in Viltzen”. Zurück
  24. Vgl. Webseite des Museum Boppard, https://museum-boppard.de/test01/#stadtbild (Aufruf am 06.10.2021). Zurück
  25. Vgl. Pauly 1980. Zurück
  26. Vgl. Pauly 1987. Zurück
  27. Vgl. Sponheimer 1932. Zurück
  28. Vgl. Pauly 1987. Zurück