Filsen am Mittelrhein

Schiff gesucht - von Alfred Neckenich

Mit welchem Schiff befuhr der Filsener Jacob Simon Dorweiler Mitte des 19. Jahrhunderts den Rhein ". . . von dem Punkte an, wo derselbe schiffbar wird bis ins Meer und zurück"?
Die Filsener Geschichte belegt an mehreren Stellen die enge Verbundenheit der Bewohner des kleinen Rheindörfchens mit dem vorbeifließenden Strom. Wir wissen, dass im Laufe der Jahrhunderte viele ihren Broterwerb in der Rheinschifffahrt als Schiffsführer, Schiffsknechte oder Schiffsbaugehilfen verdienten.
Ein besonders wertvolles Dokument der Filsener Zeitgeschichte kam jetzt wieder ans Tageslicht: Die 79-jährige Margot Proff sichtete nach langer Zeit noch einmal die wenigen Erinnerungsstücke an ihre Vorfahren und stieß dabei auf ein von ihr vergessenes, abgegriffenes und unscheinbares Taschenbüchlein; den Eichschein des im Schiffsregister auf den Namen ihres Urgroßvaters Jacob Simon Dorweiler aus Filsen eingetragenen Schiffes HOFFNUNG, gesiegelt vom Königlichen Schiffs-Aichamt zu Coblenz am 25. Januar 1853 und darin eingeklebt das Schifferpatent ihres Urgroßvaters, ausgestellt am 17.ten Januar 1856 von der Herzoglich Nassauischen Landesregierung in Wiesbaden.
Margot Proff fragt sich nun, mit welchem „ . . . zum Betrieb der Rheinschifffahrt tauglichen und gut befundenen, mit einem Fahrsegel ausgestattetem und für 183 Zentner Fracht geeichten Schiffsgefäß“ ihr Urgroßvater seinerzeit auf dem Rhein unterwegs war.

Wer kann weiterhelfen und uns anhand der nachfolgend übersetzten Dokumente nähere Angaben zu dem Schiff machen?

Nr: 13. Jan. 1876
ad Num: Reg 2590

Dem Schiffer Jacob Simon Dorweiler wohnhaft zu Filsen, Herzoglichen Kreisamtes Braubach, wird andurch in Gemäßheit des Art. 42 des Rheinschiff-fahrtsvertrages vom 31.ten März 1831 und nach genommener Einsicht der beigebrachten Zeugnisse, sowie auf dem Grund des von Herzoglich Nassauischer Schiffer-Commission zu Caub erstatteten Berichts vom 16.ten Januar 1856 woraus hervor-geht, dass derselbe ein zum Betriebe der Rheinschifffahrt taugliches und gut befundenes Schiffsgefäß geaicht sub. Num.1041 / Cobl.A. genannt „HOFFNUNG“ von 183 Zentner Ladungsfähigkeit, samt allen dazu gehörigen Schiffsgerätschaften, eigenthümlich besitzt, der Schifffahrt auf dem Rhein genügend kundig, und gegen seinen guten Ruf und sittliches Betragen nicht einzuwenden ist, auch im Allgemeinen dem § 2 der Herzoglich Nassauischen Rheinschifffahrts-polizeiverordnung vollkommen entsprochen hat, dass Recht zur Ausübung der Schifffahrt auf dem Rheine von dem Punkte an, wo derselbe schiffbar wird bis in das Meer und zurück, unter Verweisung auf alle auf die Rheinschifffahrt Bezug habenden besonderen polizeilichen Verfügungen, ertheilt.

Zu seiner Legitimation ist dem Schiffer Jacob Simon Dorweiler dieses Patent, welchem das Signalement desselben beigefügt ist, ausgefertigt worden.

Wiesbaden, den 17ten Januar 1856
Herzoglich Nass. Landes Regierung

(Unterschrift)

(Siegel)

HERZOGLICH NASSAUISCHE LANDESREGIERUNG

Signalement.
StandSchiffer. Ist verheiratet
Alter39 Jahre
Größe5 Schuh 5 Zoll
Farbe der Haareblond
Schnitt derselbenkurz
Form der Stirnehoch
Farbe der Augenbrauenblond
Farbe der Augenbraun
Bildung der Naseproportional
Bildung des Mundesdto.
Zähnegut
Bart./.
Kinnrund
Gesichtsformoval
Gesichtsfarbegesund
Besondere Kennzeichenkeine

Rheinschiffahrt
Königliches Schiffs-Aichamt
in
koblenz
No. 1041

Aichschein

des Schiffes, genannt HOFFNUNG
Name und Wohnort des Eigenthümers:
Simon Dorweiler von Filsen


1) Nachricht über etwaige frühere Aichungen     - / -

2) Angabe der Aichmerkmale
Die leere Tiefe ist durch zwei Aichklammern bezeichnet und beträgt durchschnittlich 0,26 Meter.
Die Decimeter sind von den beiden Scalen jedes Mal durch drei Nägel und eine Aichklammer, neben welcher dicht dann die Buchstaben R5/cz eingebrannt wird, bezeichnet.

3) Höhe des Gebörds über den Aichscalen

links rechts
Met.Dec.Cent.Mill.Met.Dec.Cent.Mill.
Vorn 38
Mitte
Hinten 38
Durchschnittlich- Met.3 Dec.8 Cent.- Mill.

4) Höhe der Aichscalen

links rechts
Met.Dec.Cent.Mill.Met. Dec.Cent.Mill.
Vorn 4
Mitte
Hinten 4
Durchschnittlich- Met.4. Dec.- Cent.- Mill.

5) Bemerkungen

Wasserstand auf dem Boden bei der Aichung: - Met., - Dec., 2 Cent, - Mill.

 

6) Verzeichnis der Gerätschaften und Vorräthe, welche bei der Vemessung auf dem Schiff vorhanden waren und als zur Führung des Schiffes erforderlich anerkannt worden sind:

AnzahlBenennungUngefähres Gewicht: Zentner Kilo
Anker
Großer Anker
1Kleiner Anker 20
Tauwerk
1Ankerkette 25
Kabelkette
Bugstrang
1Fahrstrang 13
1Kleine Strang 20
Große Pferdeleine1
Kleine Pferdeleine
Triebseil
Kabel
Kabelschlag
Tackelwerk 25
Verschiedenes kleines Tauwerk
Segelwerk
Schobersegel mit Raa und Zugehör
1Fahrsegel
Fock
Klein Fock
Filter
Toppsegel mit Gaffel und Zubehör
Besansegel
Segelfaß oder Segelkasten
4Deckblahen (Spannblahen)1
1geteerte Blahe 15
1Winden
Hebeisen
Geschirrkiste
Vorderlappen mit Blatt
Lappenhorn
3Schockriemen 24
Staffelbord
25Streu3
Stellung
25Pumpen 3
Stechruder
3Schoor oder Stumpf 15
Theertonnen
Weinlagerhölzer
Steinlagerhölzer
Ueberfänge
Gangborde
Standlatten
1Stege1
Mobiliengesamt
Küchengeräth|
Kohlen (Holz, Stein)|
Brennholz4
Fässer mit Wein, Bier
Fässer, leere
kleines Fahrgeschirr
Zusammen 147

Die Richtigkeit der Aufnahme anerkannt.
Koblenz, den 25, Januar 1853

Der Schiffer (Jacob Simon Dorweiler)

7) Einsenkung

Die Ladung beträgt bei EinsenkungZentnerKilo
des 1. ten Decimeters4213
des 2. ten Decimeters8728
des 3. ten Decimeters13448
des 4. ten Decimeters18349

In Gemeinschaft mit dem Aichamte hat die unterzeichnete Schiffs-Untersuchungs-Kommission bestimmt, dass für die Ladung von Kaufmannsgütern das Schiff mindestens 0,38 Meter Gehörde müsse.  

Koblenz, den 25. Januar  1853        
Die Schiffs-Untersuchungs-Kommission
(Unterschrift)        

Ausgefertigt auf den Grund des Vermessungs-Protocolls.
Koblenz, den 25. Januar 1853      
Das Aichamt
(Unterschriften)

Nachweise

Verfasser: Alfred Neckenich