Burg Heimburg (Hohneck)
Vorgeschichte
Im Jahr 815 schenkte König Ludwig der Fromme das Gebiet um das spätere Niederheimbach der von ihm gegründeten Benediktinerabtei Cornelimünster bei Aachen. 983 war Heimbach aber auch der nördliche Eckpunkt jener Schenkung ("Binger Schenkung"), die Kaiser Otto II. dem Mainzer Erzbischof Willigis zukommen ließ.[Anm. 1]
Erst jedoch Anfang des 13. Jahrhunderts ist diese Vogtei wieder nachweisbar. Als Vögte sind zunächst die Rheinboden von Bingen und ab 1213 die Herren von Bolanden belegt. Doch auch Wildgraf Konrad hatte Ambitionen auf das Vogteirecht: Im Jahr 1219 musste er aber zu Gunsten der Mainzer Kirche auf die Vogtei über Heimbach verzichten, nachdem er sie gewaltsam an sich gerissen hatte und deswegen exkommuniziert worden war.[Anm. 2] Seit 1241 schließlich hatte Philipp von (Bolanden-)Hohenfels und somit dessen Geschlecht die Vogtei über den Ort inne.
1245 übertrug die Abtei Cornelimünster zunächst den Schutz ihrer Besitzungen dem Mainzer Erzbischof und verkaufte schließlich 1270 ihren Fernbesitz zu gleichen Teilen dem Erzbischof, dem Mainzer Domkapitel und – als Inhaber des Kirchenpatronats – dem Mariengredenstift in Mainz.[Anm. 3]
Angeblich soll Erzbischof Werner im Jahr 1271 - so berichtet es Bodmann - Philipp dem Älteren von (Bolanden-)Hohenfels die Burgen Reichenstein und Sooneck sowie die Dörfer Trechtingshausen und Heimbach zu Lehen gegeben haben.
Erzbischof Werner schenkte 1272 schließlich sein Drittel am Heimbacher Besitz dem Domkapitel. Dieses Drittel umfasste "das Gebiet zwischen den Rheinzuflüssen Heimbach und Mogenbach, zu dem neben den Orten Trechtingshausen, Ober- und Niederheimbach auch Weiler bei Bingerbrück gehörte".[Anm. 4]
Die Hohenfelser scheinen sich jedoch in ihrer Stellung als Vögte bedroht gefühlt zu haben, zumindest verkaufte Dietrich von Hohenfels im Jahr 1290 den Burgberg zu Reichenstein und die Vogtei über Trechtingshausen und zu Ober- und Niederheimbach, die allesamt mainzische Lehen waren, dem Pfalzgrafen Ludwig:[Anm. 5] Jetzt musste der Mainzer Erzbischof reagieren; der Streit zwischen ihm und dem Pfalzgrafen schien programmiert.
Nach Dehio wurde die Heimburg nach 1290 vom Mainzer Erzbischof errichtet, um zu verhindern, dass Pfalzgraf Ludwig, Herzog von Bayern, von der wieder aufgebauten Burg Reichenstein aus seinen Einflussbereich weiter nach Süden ausdehnen konnte. Die Burg sei schließlich um das Jahr 1305 vollendet gewesen.
Die Heimburg wurde offensichtlich während der Regierungszeit Erzbischof Gerhards (1294-1305), spätestens aber zu Anfang der Amtszeit Erzbischof Peters (1308-1320) mit dem Ziel errichtet, den kurpfälzischen Burgen Reichenstein, Fürstenberg und Stahleck ein mainzisches Bollwerk entgegenzusetzen und Pfalzgraf Ludwig daran zu hindern, seinen Herrschaftsbereich nach Süden auszudehnen.
Der Name Heimburg
Die Heimburg wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder anders geschrieben: 1305 Haineck; 1331/50 Heyenburg; 1344 Heimburg; 1350 zu Heymberg, Hoh(e)neck. Zur etymologischen Erklärung des Burgnamens: Haineck, Heimburg und Heimberg sind Klammerformen aus Hein(bach)eck und Hein(bach)burg/‑berg.
Baubeschreibung
Die Heimburg liegt auf einem niedrigen Bergvorsprung. Die nahezu quadratische Anlage verfügt über zwei unterschiedlich hohe Rundtürme, welche die bogenförmig vortretende Schildmauer einfassen. Erhalten sind auch einige geringe Reste der an die Burg anschließenden Ortsbefestigung.
Der Burgenkampf Mitte des 14. Jahrhunderts
Bereits 1314 sind ernstere Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Pfalzgrafen um diese Schlüsselstellung am Rhein bekannt. Damals verpflichtete sich Pfalzgraf Ludwig, Burg Reichenstein dem Erzbischof zurückzugeben und von seinem gewalttätigen Vorgehen in Ober- und Niederheimbach abzulassen.[Anm. 6] Um was es im Einzelnen ging, ist unklar, wesentlicher Streitpunkt dürfte aber der Burgenbesitz und die strittigen Hoheitsrechte gewesen sein. Als der Streit in Handgreiflichkeiten auszuarten drohte, gelang es dem Mainzer Erzbischof, König Ludwig den Bayern zu bewegen in seinem Sinne einzugreifen: Der Herrscher befahl im Jahr 1317 den Bewohnern von Ober- und Niederheimbach sowie Trechtingshausen, dem Mainzer Erzbischof Peter gehorsam zu sein und ihm als Landesherrn zu huldigen.[Anm. 7] Zur Untermauerung seiner Ansprüche ließ der Mainzer zwischen 1326-1328 den Ort Heimbach und die Heimburg durch seinen dortigen Sachwalter Simon von Rüdesheim weiter ausbauen.[Anm. 8] Gleichzeitig rekrutierte er Burgmannen, die den Schutz der Burg übernahmen. 1331 ist der erste Burgmann auf der Burg bezeugt.[Anm. 9] Die Ausbauarbeiten an der Heimburg hielten bis 1340 an: Erzbischof Heinrich ließ die Burg weiter verstärken und jetzt sogar mit Wurfmaschinen, wohl kleinen Verteidigungsbliden, ausstatten.[Anm. 10]
Doch die erzbischöfliche Herrschaft war keineswegs gesichert. Vor allem die Bewohner:innen von Oberheimbach fühlten sich mehr dem Pfalzgrafen verbunden. Der Riss der Sympathie ging mitten durch die beiden Ortsteile. Er entlud sich in Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bewohnern der beiden Teile Ober- und Niederheimbach, die sich stellvertretend für ihre beiden Ortsherren befehdeten.[Anm. 11] In diese Händel war auch Konrad von Heimburg, anscheinend ein wichtiger örtlicher Dienstmann Erzbischof Heinrichs, verstrickt.[Anm. 12]
Anlässlich des großen Schiedstages zwischen Pfalzgraf und Erzbischof, der 1344 den Streit um die vielen von beiden Parteien beanspruchten Besitzungen klären sollte,[Anm. 13] kamen auch die Verhältnisse in Trechtingshausen und Heimbach zu Sprache. Der Pfalzgraf bestand auf der Hoheit über die beiden Orten und ebenso über die Vogtei beider Gemarkungen, da sie alte pfalzgräfliche Lehen der Abtei Cornelimünster seien.[Anm. 14] Der Erzbischof müsse sie herausgeben und zusätzlich auch die Heimburg wieder abbrechen,[Anm. 15] da sie den Pfalzgrafen bei der Ausübung seiner Vogteirechte behindere. Doch der Mainzer Erzbischof setzte schließlich seine Rechtsauffassung durch, die Klage des Pfalzgrafen wurde erfolgreich abgewiesen.[Anm. 16] Auch die strittige Burg Reichenstein wurde dem Mainzer zugesprochen. Die Heimburg wurde Sitz eines Mainzer Amtmannes und eines Untergerichts.
Weitere Geschichte
Die Heimburg blieb nach 1344 zwar erhalten, verlor aber, da Burg Reichenstein ebenfalls dem Mainzer zugesprochen worden war, ihre strategische Bedeutung. So wurde sie eine Verwaltungsburg, in der ein Mainzer Untergericht unter einem Amtmann eingerichtet wurde. 1347 erscheint die Feste in der Verfügungsgewalt der Vormundschaftsregierung des Erzstiftes, die damals Kuno von Falkenstein als Stiftsverweser leitete.[Anm. 17] 1354 wurde die Burg zusammen mit den Burgen Reichenstein und Fürsteneck an Kuno von Falkenstein persönlich verpfändet, fiel aber bereits 1362 an das Erzstift zurück.[Anm. 18]
1357 kam es zu Streitigkeiten zwischen der Mainzer Dompropstei und den Bewohner:innen Oberheimbachs, u. a. über die Kostenbeteiligung am städtischen Befestigungsbau. Erzbischof Gerlach gelang es jedoch damals, erfolgreich zwischen den Streitparteien zu vermitteln.[Anm. 19]
Die Heimburg wurde vom baufreudigen Mainzer Erzbischof Dieter von Isenburg (1459-1461; 1475-1482) nochmals befestigt. Auch ihm diente sie als Sitz eines Mainzer Untergerichts. Seit dem 16. Jahrhundert geriet die Burg in Verfall und wurde 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen zerstört.
Nach ihrer Zerstörung diente die Ruine der Bevölkerung als Steinbruch. 1787 wurde Jakob Mertes aus Niederheimbach von Kurmainz mit der Heimburg belehnt, 1808 ging sie schließlich in seinen Besitz über. Danach wechselten die Besitzer der Burg häufig: Ein Mayor von Barfuß, Gerbott zu Crefeld, die Freiherren von Wackerbarth und ein Baron von Oettinger sind als nachfolgende Besitzer überliefert.
Schließlich kaufte Eduard Rabeneck die Anlage und ließ sie prächtig und repräsentativ ausbauen. 1898 wurde zunächst Robert Müser, dann 1920 Hugo Stinnes Herr auf der Burg. Stinnes ließ die Burg als Sommersitz in neugotischem Stil ausbauen.
1951 wurde die Heimburg an die Heimburg GmbH verkauft, 1965 an Paulheinz Kann u. a. Seit 1987 ist Frau Bachmann-Thurn die neue Eigentümerin der Heimburg, die den Baubestand der Anlage aufwändig sicherte. Die Heimburg ist heute im Privatbesitz und kann deshalb nicht besichtigt werden.
Nachweise
redaktionelle Bearbeitung: Felix Maskow
Literatur:
- Bornheim gen. Schilling, W.: Zur Geschichte der ehemals mainzisch-rheinischen Burgen Heimburg, Ehrenfels und des Mäuseturms bei Bingen. In: Universitas. FS Albert Stohr, Mainz 1960, S. 337-345.
- Brück, Anton Philipp: Mainzer Besitz im mittelrheinischen Rheinengtal. In: Zwischen Rhein und Mosel. Der Kreis St. Goar. Hg. von Franz Jospeh Heyen. Boppard (1966), S. 77-86, hier S. 84.
- Dahl, Johann Konrad: Die Burgen Rheinstein und Reichenstein mit der Klemenskirche am Rhein. Mainz 1832, S. 66-69.
- Dehio, Georg: Handbuch Rheinland-Pfalz Saarland. Bearb. von Hans Caspary u. a. Darmstadt 1985, S. 742.
- Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 5: Rheinland-Pfalz und Saarland. Hrsg. v. Ludwig Petra (Kröners Taschenausgabe 275). 3., neubearbeitete Auflage. Stuttgart 1988, S. 263.
- Lehfeldt, Paul: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Düsseldorf 1886. S. 594 f.
- Liebeherr, Irmtraut: Der Besitz des Mainzer Domkapitels im Spätmittelalter (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte.14). Phil. Diss. (Mainz 1971).
- Rettinger, Elmar: Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Bd. 2: Der ehemaliger Landkreis St. Goar (s. Spalte rechts).
- Tillmann, Curt: Lexikon der deutschen Burgen und Schlösser. 2 Bde. Stuttgart 1958-59, hier S. 376.
- Witte, Barthold: Herrschaft und Land im Rheingau (Mainzer Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 3). Meisenheim/Glan 1959, hier S. 48, 91.
Erstellt am: 11.08.2022
Anmerkungen:
- Böhmer/Will 17,34 1092 überließ dann Erzbischof Ruthard die Vogtei über das Dorf Heimbach Vertretern der Martinskirche zu Mainz.
Böhmer/Will 24,12 und 84. Zurück - Böhmer/Will 32,332. Zurück
- Siehe hierzu auch die Artikel zu Reichenstein und Burg Sooneck. Zurück
- Liebeherr. Zurück
- Vogt 127. Zurück
- Vogt 1679. Zurück
- Vogt 1917. Zurück
- Vogt 2739, 2943. Zurück
- Otto 3136. Zurück
- Otto 4473. Zurück
- Otto 4649. Zurück
- Otto 6022. Zurück
- Otto 5105. Zurück
- Otto 5126, 5143. Zurück
- Otto 5143. Zurück
- Otto 5144. Zurück
- Vogt 5596, 5836. 5844, 5894. Zurück
- Vigener 7. Zurück
- Vigener 913, 1087. Zurück