Briedel an Mosel und Saar

Römische Villa

Briedel, Kreis Cochem-Zell

Römischer Gutshof (villa rustica) südlich von Briedeler Heck

Zu besichtigen: Topographische Situation einer römischen villa rustica

Anfahrt: Auf der B327 von Koblenz in Richtung Trier die Ausfahrt Ravensbeuren L193. In Ravensbeuren rechts auf die K80 in Richtung Briedel abbiegen. Im weiteren Verlauf rechts abbiegen auf die K53 nach etwa 400 rechts abbiegen in Richtung Margaretenhof. Nach kurzem Weg auf der linken Seite der Standort des römischen Gutshofs.

 

Der Gutshof

Der Gutshof von Briedel liegt im Ackerland nahe dem Margaretenhof in einer sanften Talsenke, die sich von N nach S erstreckt und von leichten Höhenzügen umgeben ist. Nur nach SW hin öffnet sich das Tal. In der Umge­bung finden sich Spuren römischen Bergbaus. Mehrere römische Gutshöfe (villae rusticae) sind in der Gemarkung Briedel durch Ausgrabungen und durch Lesefunde von Trümmerstellen bekannt. Meist liegen diese Gutshöfe in südlicher Hanglage etwas abseits der römischen Straßen in der Nähe einer Wasserstelle. Bereits 1867 wurde der römische Gutshof, etwa 1,2 km süd­lich der Siedlung Briedeler Heck entdeckt und untersucht. Die Untersuchungen des Hauptgebäudes vom Typ der Portikusvilla waren 1875 abgeschlossen, die zugehörigen Nebengebäude wurden leider nicht erforscht.

Die Grundmauern des Hauptgebäudes waren noch bis zu 0,5m hoch erhalten und 0,6-0,8 m stark. In den unterkellerten Bereichen des Gebäudes konnten die Mauern auf 3 m Höhe erfasst werden. Grauwackenlagen bildeten die Fun­damente.

Das mehrfach umgebaute und erweiterte Gebäude hatte eine Größe von ca. 42m x 26 m und verfügte über mindestens 32 Räume. Ein Säulengang (portikus) bildete die Frontseite des Hauptgebäudes zwischen zwei Eckrisaliten, den leicht vorspringenden turmartigen Eckbauten. Der Säulengang würde über eine Rampe betreten, von hier aus führte der Weg in den zentralen, 11 m² großen, wahrscheinlich offe­nen Innenhof. Die Wohn- und Schlafräume des Hauptgebäudes waren um diesen Hof angeordnet. Mindestens zwei Räume verfügten über eine Fußbodenheizung. In die Vorrats- und Kellerräume unter der portikus führte vom Innenhof aus eine Treppe.

Das aufgehende Bruchsteinmauerwerk bestand aus Tonschiefer. Das Gebäude war innen und außen verputzt, nicht wie sonst üblich mit einem roten Ziegeldach versehen, sondern mit dem im Altlayer Bachtal anstehenden Hunsrücker Schiefer und die Fenster mit durchscheinenden Scheiben verglast. Je nach Wohlstand der Hausbesitzer variierte die Ausstattung der Wohnräume erheblich. Mit Mosaikfußböden, Wandmalereien, Marmorverkleidungen und anderem Luxus in einzelnen Räumen versuchte man den Prunk der herrschaftlichen Häuser der Großgüter zu imitieren.

Ein eigener Raum für die Küche gehörte schon zum Luxus in einer villa rustica. Meist wurde auf Herdsteilen und in Kuppelöfen im Innenhof der Wohngebäude gekocht und Brot gebacken.

Wegen der am unteren Hang stärkeren Bodenerosion war der Westflügel der Gebäudeanlage we­sentlich schlechter erhalten. Der genaue Zweck der Räume war nicht mehr zu bestimmen. Ab einer gewissen Größenordnung verfügte der römische Gutshof über eine Badeanlage, die sich im Westflügel der Gebäudeanlage befunden haben könnte.

Die ungewöhnliche Ausrichtung der villa rustica mit der Hauptfront nach Norden könnte auf größere Um- und Erweiterungsbauten zurückzuführen sein. Ein älte­rer und kleinerer Vorgängerbau, dessen Grundmauern in den späteren Hau integriert wurden, war vielleicht mit der Front zunächst nach Süden orientiert.

Das typische Gebäude-Ensemble einer villa rustica bestand aus dem Wohnhaus (praetorium), einem separaten Badegebäude und mehreren Wirtschaftsbauten wie Getreidespeichern, Darren, Remisen, Stallungen und Schuppen, die von einer Hofmauer (maceria) umschlossen waren. Auch ein Gemüsegarten, ein Brunnen und ein Backofen gehörten dazu. Die Badeanlagen auf den Gutshöfen dienten der Hygiene und Gesundheit, waren aber auch ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung der Bewohner. Das Wasser für die Versorgung der Badeanlagen wurde meist durch Leitungen von nahe gelegenen Quellen herangeführt.

An Kleinfunden fanden sich bei den Ausgrabungen unter anderem Gefäßreste aus Terra Sigillata und Glas, ein Silberlöffel mit Rosettenverzierung, ein Glasarmring und ein großes Bronzemedaillon des Kaisers Hadrian (l 17-138 n. Chr.) sowie mehrere Münzen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr.



Funktion


Die meisten Gutshöfe wurden im Familienbetrieb bewirtschaftet. Zur familia rustica gehörte auch das »Gesinde«, das dem Willen und der „väterlichen Gewalt« des Villenbesitzers unterstand. Zur Erntezeit hat man zusätzliche Kräfte und »Tagelöhner« angeworben. Die überwiegende Zahl der gewöhnlichen Gutshöfe wurde von der ansässigen Bevölkerung bewirtschaftet oder von »Neubürgern« wie den Veteranen der Hilfstruppen nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst. Sklaven arbeiteten weniger in den ländlichen Gutshöfen sondern in den großen Landgütern, den Latifundien. Als Freigelassene konnten sie wiederum Grund erwerben und so zum Besitzer einer villa rustica werden.

Wichtigstes Kriterium für die Standortwahl einer villa rustica war die Nähe zum Wasser und zu den Verkehrswegen. Das Gehöft wurde im Grenzbereich zwischen feuchtem und trockenem Gelände an einem sanft geneigten Talhang erbaut. Die Viehweiden befanden sich in den Wiesengründen nahe beim Gehöft, hangaufwärts dürften die Ackerflächen gelegen haben.

Die Versorgung der römischen Bevölkerung in den Siedlungen mit frischem Gemüse und Früchten erfolgte aus der näheren Umgebung durch die ländlichen Gutshöfe. Wie noch heute wurden, je nach Region, in unterschiedlichem Maße Schweine, Rinder, Ziegen und Schafe sowie Hühner als Fleischlieferanten gehalten. Knochenfunde mit deutlichen Schnittspuren, Hackmesser und andere Geräte des Metzgers sind von vielen Fundstellen bekannt.

Wichtigste Aufgabe der Gutsbetriebe war die Produkion von Nahrungsmitteln für die Truppen und für die Bevölkerung in Städten und Siedlungen bei den Kastellen. Je nach Standort wurde Ackerbau, Gemüse- und Obstanbau, Viehzucht und Holzwirtschaft betrieben.

Verhandelt wurde nicht das Mehl, sondern das Getreide, das erst in den Haushalten gemahlen wurde. Deshalb gehören abgenutzte Mühlsteine, die in großen Mengen aus dem Lavagestein der Eifel gebrochen wurden, sehr häufig zum Fundgut römischer Siedlungen.

Eine Legion mit ihrem Tross, das sind um Christi Geburt etwa 6000 Mann, benötigte pro Tag eine Getreidemenge von ca. 5 Tonnen. Entsprechend war für die Versorgung von 25000-50000 Bewohnern der römischen Stadt Trier 20-25 Tonnen Getreide pro Tag notwendig. In den Städten gab es Bäckereien mit angegliederten Mühlen, die in großen Mengen Fladenbrot herstellten.


M. Thoma


Literatur:

C.A. Jost, Briedel: Römischer Gutshof (villa rustica) südlich von Briedeler Heck. In: H.-H. Wegner (Hrsg.), Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer arch. Denkmäler Deutschland 46 (Stuttgart 2005) 91-93.

E. Aus`M Weerth, Römische Villa bei Ravensbeuren auf dem Hunsrücken. Bonner Jahrbuch 61, 1877, S. 128 ff.