Gaugrehweiler
Im Mittelalter
Das Dorf wurde während der Besiedlung durch die Franken im 7. oder 8. Jahrhundert gegründet und gehörte der Grafschaft Nahegau an, bis diese sich Ende des 11. Jahrhunderts auflöste. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Gaugrehweiler jedoch erst 1401 als zu Münsterappel gehörige Pfarrei. Der Name bedeutet in etwa „Weiler des Grafen“. 1584 ist erstmals auch die Unterscheidung Obergrehweiler und Niedergrehweiler belegt, womit die beiden durch den Appelbach getrennten Ortsteile bis ins 19. Jahrhundert unterschieden wurden. Doch schon vorher war der Besitz des Dorfes unter verschiedenen Adelshäusern verteilt.
Aus mittelalterlicher Zeit ist nur wenig über Gaugrehweiler bekannt. Vermutlich gab es bereits im 11. Jahrhundert eine Dorfkirche, in den umliegenden Hügeln wurde Weinbau betrieben. Es gibt außerdem eine einzige urkundliche Erwähnung eines mittelalterlichen Schlosses in Gaugrehweiler. Laut dieser wurde am 27. März 1456 das „Sloßgen zu Grewiler“ vom Pfalzgrafen Ludwig I. von Zweibrücken-Veldenz, genannt der Schwarze, an den pfalzgräflichen Büttel Dietrich und Erben übergeben. Dietrich wurde beauftragt, im Schloss zu leben und für die Instandhaltung zu sorgen. Es gibt jedoch keine weitere schriftlichen Belege über die Existenz des Schlosses, und es wurden auch noch keine Baureste gefunden.
Der rechts des Appelbachs gelegene Teil des Dorfes befand sich im 13. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Falkenstein, bis es im Jahr 1456 an die Grafen von Dhaun-Oberstein überging. Das links des Baches gelegene Gebiet gehörte im 14. und 15. Jahrhundert vermutlich den Rittern von St. Alban und später den Rittern von Randeck, bis es 1501 vom Herzogtum Pfalz-Zweibrücken erworben wurde. Im Jahr 1553 übergab das Herzogtum diesen Besitz an Carsilius Bayer von Bellenhofen, den Oberamtmann zu Kreuznach. Dieser erwarb auch den rechts des Baches gelegenen Teil des Dorfes und vereinte es in seinem Besitz. 1555 wurde die Reformation eingeführt und eine lutherische Pfarrei erreichtet. Bellenhofens Nachkommen verkauften das gesamte Dorf 1597 an das Haus der Wild- und Rheingrafen.
Unter den Rheingrafen bis zum 20. Jahrhundert
Die Wild- und Rheingrafen blieben bis ins 18. Jahrhundert hinein die Herren von Graugrehweiler. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf fast völlig entvölkert, 1667 sind in Obergrehweiler nur 15 Einwohner verzeichnet. Neues Leben kam nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg in die Gemeinde, als Rheingraf Friedrich Wilhelm 1688 seine Residenz nach Gaugrehweiler verlegte. Der vorherige Sitz der Familie, die Burg Rheingrafenstein, war von französischen Truppen zerstört worden. Die Rheingrafen entwickelten eine rege Bautätigkeit in Gaugrehweiler, Straßen wurden ausgebaut, neue, großzügig angelegte Wohnhäuser errichtet und die Pfarrkirche umgebaut.
Rheingraf Carl Magnus übernahm 1740 die Herrschaft, führte die zahlreichen Bauprojekte fort und ließ außerdem ein neues Schloss errichten. Der Bau nach dem Vorbild des Schlosses Versailles dauerte von 1749 bis 1756 und verschlang große Summen. Dies zusammen mit der prächtigen Hofhaltung –ebenfalls nach französischem Vorbild- überstieg die finanziellen Mittel des Rheingrafen bei weitem. Im Jahr 1770 wurde Carl Magnus wegen Überschuldung vom Habsburger Kaiser Joseph II. zu zehn Jahren Haft in Königstein im Taunus verurteilt, seine Besitzungen wurden einer Verwaltungskommission unterstellt. Der Kaiser begnadigte Carl Magnus sieben Jahre später nach zahlreichen Bittgesuchen und ließ ihn 1782 nach Gaugrehweiler zurückkehren.
Im Jahr 1792 marschierten französische Truppen in Gaugrehweiler ein, 1797 wurde die linksrheinische Pfalz im Frieden von Campo Formio offiziell von Frankreich annektiert. Gaugrehweiler wurde ein Teil des Kantons Rockenhausen. Das rheingräfliche Schloss wurde zum Abbruch freigegeben, die noch erhaltenen Reste 1805 verkauft. Die Steine wurden bis auf das Fundament abgetragen und meist für andere Bauten verwendet.
Nach der Niederlage der französischen Armee 1814 kam die linksrheinische Pfalz für zwei Jahre unter österreichisch-bayrische Verwaltung, bis das gesamte Gebiet dem bayrischen Königreich übergeben wurde. Gaugrehweiler wurde 1946 Teil des neugegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz und 1969 Teil des Landkreises Donnersbergkreis. 2001 beging das Dorf seine 600-Jahr Feier.
Nachweise
Verfasser: Juliane Märker
Verwendete Literatur:
- Keddigkeit, Jürgen(Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon. Band 2: F-H. Kaiserslautern 2002.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 15: Donnersbergkreis. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 1998.
Erstellt am: 01.12.2013