Glan-Münchweiler
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsgemeinde mit den Ortsteilen Glan-Münchweiler und Bettenhausen
Sitz der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler
Einwohner (1999 mit Bettenhausen): 1232 - davon 662 weiblich und 570 männlich, 609 ev., 514 kath., 46 sonstige, 63 keine Religion
Einwohner (2007): 1356
Einwohner (2010): 1222
Wohnplätze: Ortskern und Ortsteil Bettenhausen
Gemarkung: 464 ha, davon 112 ha Wald
.
0.2.Lage
Glan-Münchweiler liegt im Westpfälzer Bergland in einer Mulde des Glantals, eingeengt durch Erhebungen wie Galgenberg, Klopfberg, Eckertsberg und Wingertsberg. Auf der rechten Glanseite, am Fuße des Hochwaldes, liegt der heutige Ortsteil Bettenhausen. Der Talgrund liegt 215 m über NN. Die höchste Erhebung der Gemarkung im Eichenwald liegt 388 m über NN.
0.3.Siedlung und Wohnung
Auf der vom Westhang in das Glantal vorspringenden Terrasse errichteten die Hornbacher Mönche im 8. Jahrhundert einen Hof zur Rodung und landwirtschaftlichen Nutzung des Gebietes. Der hier entstandene Ortskern mit Hof und Kirche war nach der abfallenden Glanseite hin befestigt, im Jahre 1344 als ein ,,burglicher Bau" bezeugt. Nach dem 30-jährigen Krieg entwickelte sich der Ort baulich nach Westen hin zur heutigen Marktstraße. Ring- und Hauptstraße bildeten bald ein Siedlungsquadrat, das zum Ortskern hin nur durch die Kirchstraße durchzogen ist. Mit der Erschließung des Baugebietes im ,,Teich" begann ab 1953 die Erweiterung der Baulandflächen nach Norden hin bis zu den Hanglagen des Fron- und Galgenbergs. Bis auf die Kammbebauung sind sie weitgehend erschöpft. Mit der Erweiterung des Friedhofes 1970 wurde auch die Friedhofstraße und das darunter liegende Gebiet erschlossen. Die 1970 fertig gestellte Autobahn tangiert die Gemeinde im Südwesten unmittelbar und engt die Ortsentwicklung stark ein. Lediglich das Sportgelände mit zwei Fußballfeldern und einer Leichtathletikanlage konnten auf die westliche Seite verlagert werden. Die für den Autobahnbau angelegte Materialstraße wurde nach dem Krieg als Embachstraße bebaut. Das 1914 am Ortsausgang nach Quirnbach errichtete Forsthaus diente nach dem 2. Weltkrieg als Kindergarten im Besitz der katholischen Kirche und ist heute in Privatbesitz. Zur Jahrtausendwende hatte Glan-Münchweiler 27 Straßen und 358 Häuser.
0.4.Name
In einer Urkunde von 1333 wird der Name Monichwilari als älteste überlieferte Form erwähnt, entstanden aus ,,Monachorum Villa" (Haus der Mönche). Weitere Namensnennungen: 1415 Monchwilre, 1564 Monchwiller, 1730 Münchweiler am Glan, ab 1885 Glan-Münchweiler. Der Ortsname Bettenhausen erscheint erstmalig 1393 als "Bottenhusen". Es handelte sich wahrscheinlich ursprünglich um die Siedlung eines Mannes mit dem Namen Botto. Der Flussname "Glan" ist keltischen Ursprungs und bedeutet Fischwasser, sauberes Wasser.
0.5.Wappen
Das Wappenschild in Rot zeigt den heiligen Pirminius in Gold und erinnert an die Gründungsgeschichte des Ortes. Das einfache Schild darunter mit dem silbernen Pfahl im blauen Feld bezieht sich auf die Grafen von der Leyen, die von 1486 bis 1794 die Lehensherrschaft ausübten. In seiner jetzigen Form entspricht das Wappen einem Gerichtssiegel aus dem Jahre 1564. Auch Bettenhausen führte früher ein eigenes Wappen. Die obere Hälfte zeigte einen blauen Löwen mit gelber Zunge und gelben Krallen auf silbernem Grund, in der unteren Hälfte einen silbernen Pfahl auf blauem Grund. Der Löwe bezieht sich auf die frühere Zugehörigkeit von Bettenhausen zu Veldenz, Pfalz-Zweibrücken und zu der Kurpfalz.
0.6.Abriss der Ortsgeschichte
0.6.1.Vorgeschichte und Römerzeit
Funde von Steinbeilen in der Gemarkung von Glan-Münchweiler bezeugen eine erste Besiedlung in der Jungsteinzeit. Die Grabhügelfelder im Eicherwald weisen auf eine gewisse Besiedlungskontinuität in vorchristlicher Eisenzeit hin. Der Ort Glan-Münchweiler liegt am Schnittpunkt alter Verkehrsstraßen. Zahlreiche Funde aus dem 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. belegen eine Besiedlung zur Römerzeit. Der Fund eines Münzschatzes von 1976 im heutigen Ortszentrum und weitere Spuren weisen auf einen Brand im Jahre 351/52 hin.
0.6.2.Mittelalter
Nach der fränkischen Landnahme kam unser Gebiet um die Mitte des 8. Jahrhunderts durch Schenkung in den Besitz der Abtei Hornbach. Die Hornbacher Mönche errichteten um diese Zeit einen Hof zur Rodung und landwirtschaftlichen Nutzung und eine kleine Kirche, deren Reste teilweise in den heutigen Fundamenten der Kirche gefunden wurden. Das Kloster Hornbach verpfändete in der Folgezeit das ,,Münchweiler Tal" an den Raugrafen von Neuen- und Altenbaumburg. Damit wurden weltliche Herren Lehensträger unseres Gebietes. 1383 ging das Lehen auf die Herren von Breitenborn und kurz danach auf das Burgmannengeschlecht der Mauchenheimer über. Ritter Georg von der Leyen heiratete 1468 Eva Mauchenheimer. Damit begann die lange Herrschaft der Grafen von der Leyen im Münchweiler Tal, die bis 1801 dauerte. Glan-Münchweiler erhielt den Status eines Unteramtes mit den Orten Steinbach, Haschbach, Nanzweiler, Dietschweiler, Börsborn und Gries. Sitz des Oberamtes war Blieskastel. Oberster Landesherr blieb jedoch der Herzog von Zweibrücken, der die Schirmherrschaft über das Kloster Hornbach ausübte. Über Jahrhunderte führte dies zu Kompetenzstreitigkeiten. Es gab zumeist zwei Schultheiße, einen der Grafschaft von der Leyen und einen des Herzogtums Zweibrücken. Der erste Schultheiß der von der Leyen von 1490 hieß Andreas Stemmler und der erste der Herzöge Johann Jakob Röhrich
0.6.3.Neuzeit
Die kirchlichen, rechtlichen und sozialen Umwälzungen der Reformationszeit brachten neue Gegensätze und Streitigkeiten in das Münchweiler Tal. Die Herzöge von Zweibrücken als Rechtsnachfolger des Klosters Hornbach waren reformiert, und die Grafen von der Leyen blieben katholisch. Die Verwaltung und die Nutzung der Güter gaben wegen dieses konfessionellen Gegensatzes ständig Anlass zu Streit und Fehde. Während des 30-jährigen Krieges wurde Glan-Münchweiler größtenteils zerstört und durch kroatische Söldner geplündert. Die Pest raffte 1621 die meisten Menschen dahin. Zwei Dörfer im Münchweiler Tal wurden ausgelöscht: Reichertsweiler und Fröschweiler. Die französische Revolution brachte das Ende der bisherigen Herrschaftsverhältnisse. Reichsgräfin Marianne von der Leyen fand auf ihrer Flucht vor den französischen Revolutionstruppen für eine Woche Zuflucht im evangelischen Pfarrhaus. Die Grafschaft von der Leyen wurde 1801 aufgelöst und auch das Herzogtum Zweibrücken wurde liquidiert. Die Pfalz war nun französisch. Münchweiler wurde Sitz einer Mairie, zu der auch die Orte Steinbach, Haschbach, Nanzweiler und Dietschweiler gehörten. Der Ort lag nun im Canton Waldmohr, im Arrondissement Saarbrücken und im Département de la Sarre. Nach der Abtretung der Pfalz an Bayern 1816 wurde Glan-Münchweiler vom Landcommissariat Homburg verwaltet. 1920 kam das Saargebiet zu Frankreich. Der zum Bezirksamt Homburg gehörende Kanton Waldmohr - mit ihm die Bürgermeisterei Glan-Münchweiler - wurde dem Landkreis Kusel angegliedert. Wesentliche Veränderungen brachte die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1969/72. Die Gemeinde Bettenhausen wurde aus dem Landkreis Kaiserslautern ausgegliedert und nach Glan-Münchweiler eingemeindet. Glan-Münchweiler wurde Sitz einer Verbandsgemeinde mit den Orten Börsborn, Herschweiler-Pettersheim, Hüffler, Wahnwegen, Krottelbach, Langenbach, Quirnbach, Henschtal, Steinbach am Glan, Nanzdietschweiler, Rehweiler und Matzenbach.
0.7.Die politische Einstellung der Bürger von Glan-Münchweiler nach einigen ausgesuchten Wahlergebnissen, Bundestag Zweitstimmen
Bundestagswahl 1949 | ||||||
CDU 51,7 | SPD 15,4 | FDP 26,6 | KPD 6,4 | |||
Bundestagswahl 1972 | ||||||
CDU 46,7 | SPD 47,6 | FDP 0,4 | DKP 0,3 | NPD 1,4 | ||
Bundestagswahl 1998 | ||||||
CDU 36,2 | SPD 55,9 | FDP 3,0 | Grüne 2,8 | Rep. 1,6 | ||
Landtag 2001 | ||||||
CDU 34,1 | SPD 49,6 | FDP 4,8 | Grüne 6,0 | Sonstige 5,5 | ||
Landtag 2006 | ||||||
CDU 17,1 | SPD 63,1 | FDP 2,7 | Grüne 5,3 | Sonstige 11,8 | ||
Landtag 2011 | ||||||
CDU 20,0 | SPD 50,7 | FDP 2,0 | Grüne 19,5 | Sonstige 7,8 | ||
Bundestag 2002 | ||||||
CDU 38,0 | SPD 44,5 | FDP 5,8 | Grüne 6,7 | Sonstige 4,9 | ||
Bundestag 2005 | ||||||
CDU 33,4 | SPD 39,3 | FDP 8,8 | Grüne 6,4 | Linke 7,5 | Sonstige 4,7 | |
Bundestag 2009 | ||||||
CDU 33,7 | SPD 25,5 | FDP 14,5 | Grüne 8,0 | Linke 12,5 | Sonstige 5,8 | |
Bundestag 2013 | ||||||
CDU 42,7 | SPD 29,8 | FDP 2,3 | Grüne 7,0 | Linke 6,4 | Sonstige 11,9 |
0.8.Religion
Um das Jahr 820 übernahmen Mönche den hier bestehenden Frankenhof und errichteten die erste romanische Kapelle, die dem Pirminius als Gründer des Klosters Hornbach geweiht wurde. Anfang des 13. Jahrhunderts entstand die größere gotische Kirche, von der Chor und Sakristei noch heute bestehen. Mit dem schönen Fenster und den zierlichen Gewölberippen sind sie der Edelstein der Kirche. 1771 wurde das Langhaus der Kirche erneuert. Dabei entdeckte man drei römische ,,Viergöttersteine", die in das Fundament eingefügt waren. Auch sie weisen auf die römischen Ursprünge des Ortes hin. Weitere Renovierungen der Kirche wurden 1853/54 und 1958 durchgeführt. Bis zur Reformation standen Glan-Münchweiler und seine Pfarrei unter der Oberhoheit des Klosters Hornbach, dessen Abt das Patronatsrecht hatte. Er ernannte und bezahlte die Pfarrer und erhob von jeder Familie den Zehnten als Kirchensteuer. Nach der Reformation löste sich das Kloster Hornbach auf. Die Herzöge von Zweibrücken als Rechtsnachfolger führten zuvor die Reformation ein. Der erste lutherische Pfarrer ist ab 1555 nachzuweisen. Das erste Pfarrhaus wurde 1599 erbaut. 1737 wurde nach dem Abriss an gleicher Stelle ein neues Gebäude errichtet. Es ist noch heute als Pfarrhaus der prot. Kirchengemeinde erhalten und neben dem Haus Lehné eines der ältesten Gebäude in Glan-Münchweiler. Eine besondere Prägung der Kirchengeschichte des Münchweiler Tales resultiert aus dem langen Kompetenzstreit zwischen dem Herzog von Zweibrücken und den Grafen von der Leyen als Lehensträger. Es wurde ein Streit zwischen Protestanten und Katholiken um die Besetzung der Pfarrstelle und die Nutzung der Güter und Einkünfte. 1684 wurde den Katholiken das Mitbenutzungsrecht der Kirche zuerkannt. Während der Reunionsbestrebungen unter Ludwig XIV. trat zu Gunsten der Katholiken eine weitere Besserung ein. 1786 wurde eine Einigung erzielt, die den Protestanten zwei Drittel und den Katholiken ein Drittel der Kirchengüter zuerkannte. Mit diesem Kompromiss lebten die beiden Konfessionen im großen und ganzen in Frieden zusammen. Das Simultaneum der gemeinsamen Nutzung der Kirche dauerte bis 1902. Die katholische Pfarrgemeinde baute eine eigene Kirche und erhielt von den Protestanten eine Abfindung von DM 8.000.-.
Konfessionelle Verteilung 1999: Römisch-katholisch: 514 (ca.42%). evangelisch: 609 (ca.50%)
0.9.Bevölkerung
Von den knapp 300 Einwohnern im Jahre 1610 blieben bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges nur 6 "Untertanen/Hausschaften" übrig. 1725 wird berichtet von Schuhmachern, Krämern, Webern und Nagelschmieden, die sich zu Innungen zusammengeschlossen haben. Durch Einführung der Baumwollspinnerei in Heimarbeit wurden die Einkommensmöglichkeiten verbessert. Die erste Genehmigung zur Schürfung von Steinkohlen und anderen Bodenschätzen wurde 1764 erteilt. Die Einwohnerzahlen stiegen im 18. und 19. Jahrhundert nur langsam an. Erst nach dem Ersten Weltkrieg ist ein schnellerer Zuwachs zu verzeichnen.
0.10.Einwohnerzahlen (ab 1970 mit Bettenhausen)
1610 | 1650 | 1825 | 1835 | 1871 | 1905 | 1919 | 1938 | 1949 | 1961 | 1970 | 1999 |
300 | 21 | 536 | 563 | 577 | 605 | 708 | 886 | 1034 | 1210 | 1295 | 1232 |
0.11.Schulen, Kultur, Vereine
0.11.1.Schulen
Die ersten Schulen im Münchweiler Tal wurden nach der Reformation eingerichtet. Die Pfarrer waren zugleich die Lehrer, die ihren Unterricht in der Kirche oder im Pfarrhaus abhielten. Seit 1580 sind die Schuldiener und Schulmeister nachweisbar. Sie wurden aus den Kirchengütern für ihre ,,Winterschule" von Anfang November bis Ende Februar sehr karg entlohnt. Es waren Handwerker, meist Böttcher, Küfer, Schneider oder Schmiede. Die Werkstatt oder eine dürftige Stube dienten als Unterrichtsraum. Eine wesentliche Verbesserung der schulischen Verhältnisse wurde 1710 mit der Errichtung des protestantischen Kirchspielschulhauses geschaffen. 1772 wurde das inzwischen viel zu kleine Gebäude abgerissen und neu errichtet. Zu diesem Zeitpunkt wurden 60 evangelische und 30 katholische Schüler gezählt. Die erste katholische Schule lässt sich ab 1686 nachweisen. Besonders erwähnenswert im schulischen Leben von Glan-Münchweiler ist die Tatsache, dass zwei miteinander verwandte ,,Lehrersippen" zwei Jahrhunderte lang in ununterbrochener Reihenfolge den Unterricht an der evangelischen Schule prägten: die Familien Börstler und Kiefer. Die politische Neuordnung 1818 brachte für das Schulwesen entscheidende Veränderungen. Der Schulbesuch wurde Pflicht und auf das ganze Jahr ausgedehnt. 1831 wurden ein neues evangelisches und ein katholisches Schulhaus erbaut. Beide blieben in der heutigen Beethovenstraße als Wohnhäuser erhalten. Über hundert Jahre wurde in beiden unterrichtet, bis das neue gemeinsame Schulgebäude 1932 fertiggestellt war. Für die wenig gegliederten Dorfschulen im Münchweiler Tal war schließlich der Bau einer Grund- und Hauptschule 1975 auf dem Galgenberg ein bedeutender Fortschritt. Ab dem Schuljahr 2000/2001 wird die Hauptschule als Teil der Regionalschule geführt und bietet damit ein standortnahes Bildungsangebot für alle Schüler. Kreisvolkshochschule und Kreismusikschule unterhalten Außenstellen in Glan-Münchweiler. Die evangelische Kirchengemeinde ist Träger eines 3-zügigen Kindergartens. Ein Neubau ist in Planung.
Volksfeste und Vereinswesen
Das traditionelle Kirchweihfest wird am 2. Wochenende im Juli gefeiert. Der Jahresablauf ist geprägt von vielen Vereinsfesten und endet mit einem gemeinsamen Weihnachtsmarkt. Am kulturellen und geselligen Gemeinschaftsleben beteiligen sich viele Vereine und Organisationen. Hervorzuheben wäre der 1876 gegründete Gesangverein ,,Liederkranz" und der Turn-Sportverein von 1922 jeweils mit ihren verschiedenen Abteilungen und zahlreichen Aktivitäten. Eine beliebte Freizeitbeschäftigung ist seit langem das Kegeln. Der älteste der zahlreichen Vereine besteht seit 1910. Im kulturellen Bereich wären die Veranstaltungen der Volkshochschule in der Glantalschule zu nennen. Zudem organisiert die Verbandsgemeinde unter ,,Kultur live" eigene Konzerte. Auch die Kirchen und die kirchlichen Vereine bereichern das Angebot an Veranstaltungen. In den Zweigstellen der Banken werden zahlreiche Ausstellungen gezeigt.
0.12.Gesundheits- und Sozialwesen
Gleichsam Vorläufer der Glan-Münchweiler Ärzte waren die verschwägerten Lehrerfamilien Börstler und Kiefer, die sich ab 1750 mit Erfolg als ,,doctoren" betätigten. Der bekannteste war Johann Christian Börstler, der 1784 nach Amerika auswanderte. 1838 ließ sich der erste Arzt, Dr. Leo Herz, in Glan-Münchweiler nieder. 1861 erhielt Carl Wentz die Konzession für eine Apotheke, die noch heute als Adler-Apotheke besteht. In Glan-Münchweiler praktizieren zwei praktische Ärzte, ein Facharzt, ein Zahnarzt und ein Tierarzt. Ein Alters- und Pflegeheim ist im Bau.
0.12.1.Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
In dem kleinen leyischen Herrschaftsgebiet war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die Landwirtschaft wichtigster Erwerbszweig. Es gab seit dem Mittelalter auch Berufe, die mit der Verwaltung, dem Verkehr und dem Handel beauftragt waren. Im Urkataster der Gemeinde von 1845 sind 36 Bauernbetriebe und 45 Gewerbetreibende aufgeführt. Die Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse um die Mitte des 19. Jahrhunderts und der Bau der Bahnlinie 1868 brachten eine Umschichtung der Bevölkerung. Der Handel verzeichnete eine starke Ausweitung, darunter Vieh-, Frucht-, Düngemittel-, Landmaschinen-, Fett- und Kohlenhändler sowie Bierbrauer und Rotgerber. Die Volksbank wurde 1875, die Raiffeisenbank 1891 gegründet. Die einzige größere Firma ist die 1940 gegründete Tief- und Straßenbaufirma Gebr. Hanz. Die wichtigsten Auspendlerziele sind Kaiserslautern und Homburg.
Verkehr
Im Bereich des heutigen Glan-Münchweiler kreuzten sich schon zur Römerzeit zwei Fernstraßen. Der Bau der Bahnstrecken Landstuhl - Kusel 1868 und Glan-Münchweiler-Homburg trugen wesentlich zur Verbesserung der Verkehrsanbindung bei. Es schneiden sich hier die Bundesstraße 423 von Homburg nach Altenglan und zwei Landstraßen nach Miesau und Landstuhl. Der 1970 erfolgte ortsnahe Anschluss an die Bundesautobahn Landstuhl - Trier war eine weitere Aufwertung als Verkehrsknotenpunkt. Autobahn, Bundes- und Landstraßen, Bahnlinie und Flusslauf in der engen Glanbucht sind Trennungs- und Begrenzungslinien, die eine Ausdehnung des Ortes und die Möglichkeit der Industrieansiedlung stark behinderten. Wegen der günstigen Verkehrslage und der guten Wohnqualität besteht eine lange und steigende Nachfrage nach Bauland.
0.13.Zeittafel
352 | Ein Münzschatz mit Brandspuren, der 1976 im Ortszentrum gefunden wurde, weist auf dieses Jahr hin. Auch frühere Funde belegen eine Besiedlung zur Römerzeit. |
760 | Um diese Zeit gründen Hornbacher Mönche einen Hof zur Rodung und landwirtschaftlichen Nutzung, der den Namen Weiler und Mönche = Mönchweiler erhielt. |
840 | Erster (romanischer) Kirchenbau als Gründung des Klosters Hornbach |
1019 | Der Erzbischof von Mainz bestätigt die Zugehörigkeit der Kirche in Glan-Münchweiler zur Abtei Hornbach. |
1333 | Die Raugrafen von Neuen- und Altenbaumburg erhalten das Münchweiler Tal als Lehensträger |
1415 | Johann von Breitenborn übernimmt das Münchweiler Tal als Lehensträger |
1486 | Die Grafen von der Leyen werden durch Heirat Besitzer der Lehnsrechte (bis 1801) |
1621 | Ein Großteil der Einwohner stirbt durch Pest |
1638 | In Glan-Münchweiler leben noch 6 "Untertanen" |
1793 | Reichsgräfin von der Leyen flüchtet vor den französischen Revolutionstruppen und übernachtet in Glan-Münchweiler |
1801 | Während der französischen Annektion gehört Glan-Münchweiler zum Kanton Waldmohr, Arrondissement Saarbrücken. |
1817 | Nach dem Anschluss der Pfalz an Bayern gehört Glan-Münchweiler zum Landkommissariat Homburg |
1934 | Die letzte Postkutsche der Pfalz zwischen Glan-Münchweiler und Brücken stellt den Dienst ein |
1972 | Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz wird Glan-Münchweiler Sitz der Verbandsgemeinde |
0.14.Persönlichkeiten
Boerstler, Johann Christian (* 1752 in Glan-Münchweiler † um 1820 in Maryland)
Er ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der beiden verschwägerten Lehrerfamilien Kiefer und Boerstler, die fast 200 Jahre im Münchweiler Tal als Lehrer wirkten. Neben seinem Beruf beschäftigte er sich mit Naturheilkunde. Er war freiheitsliebend und kritisierte die Ausbeutung durch die Obrigkeit. 1784 wanderte er nach Amerika aus und wirkte dort erfolgreich als „Dr. Boersteler“. Ein Teil seiner Tagebuchaufzeichnungen ist veröffentlicht.
Feick, Otto (* 1880 in Reichweiler/Pfalz †1959 in Schönau a. d. Brend)
Erfinder des Rhönrades. - Feick wuchs in der elterlichen Familie in Glan-Münchweiler auf. Wegen passiven Widerstandes wurde er von den Franzosen aus der Pfalz ausgewiesen. Bis 1925 entwickelte er ein Turngerät, das er nach seiner neuen Heimat "Rhönrad" nannte. Durch Vorführungen bei den olympischen Spielen 1936 wurde das Rhönrad weltweit bekannt. Die Sportart wird heute in vielen Ländern betrieben.
Nägle, Paul (*1907 in Wiesbaden † 1967 Glan-Münchweiler)
Nägle wirkte als Pfarrer in Münsterappel und von 1950 bis 1967 in Glan-Münchweiler. In vielen Vorträgen, einer umfangreichen 2-bändigen Pfarrgeschichte und zahlreichen Veröffentlichungen hat er sich intensiv mit der Kirchen- und Ortsgeschichte befasst.
Weber, Johann Ludwig Daniel (*1775 in Glan-Münchweiler † 20.08.1854 Glan-Münchweiler)
Er war Mühlenbesitzer und Bürgermeister in Glan-Münchweiler. Während der Besetzung unseres Gebietes durch die französischen Revolutionstruppen ging die Bannmühle in seinen Besitz über. Er förderte die freiheitlichen Ideen und den Handel in Glan-Münchweiler. Die Zahl der Gewerbebetriebe stieg stark an. Nachfolger des Stammes Weber, Glan-Münchweiler, sind die heutigen Besitzer der Karlsbergbrauerei in Homburg.
0.15.Nachweise
Verfasser: Hans Weber
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Ammerich, Hans: Vor 100 Jahren gewidmet: Die katholische Pfarrkirche St. Pirminius in Glan-Münchweiler, in: Westrichkalender Kusel 2002, S. 200-206.
- Berndt, Richard: Die Herrschaftsverhältnisse im Münchweiler Tal von der Zeit der Merowinger bis zum Jahr 1533, in: Westricher Heimatblätter Jg. 1, Kusel 1970, S. 52-65.
- Bingesser, Julia: Der Glan-Blies-Weg. Grenzüberschreitender Radweg von Glan-Münchweiler bis Saargemünd (Sarregemines), in: Westrichkalender Kusel 2002, S. 45-46.
- Brill, Erich: Wanderungen in der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler, in: Westrichkalender Kusel 1984, S. 45-46.
- Hanz, Rudolf und Norenberg, Walter: 100 Jahre Musik- und Gesangverein Glan-Münchweiler, in: Westrichkalender Kusel 1977, S. 41-46.
- Krüger, Franz: Das Weistum von Glan-Münchweiler, der Reichsspruch von Kaiserslautern und die alten Wege, in: Westricher Heimatblätter Jg. 12, Kusel 1981, S. 151-153.
- Lafrenz, Willi L.: Meine Begegnung mit Pfarrer Walter Mannweiler, in: Westrichkalender Kusel 1999, S. 91-99.
- Moersch, Karl: Die Geschichte der Pfalz, Landau 1987.
- Krämer, Wolfgang: Ein Hexenprozess im Amt Glanmünchweiler vom Jahre 1594, in: Pfälzisches Museum 1930 Heft 9/10, Speyer 1930, S. 200-203.
- Müller, Klaus: Neubau einer Feuerwache in Glan-Münchweiler, in: Westrichkalender Kusel 1998, S. 198-200.
- Nägle, Paul: Pfarrbeschreibung von Glan-Münchweiler 1957 (Bd. 1 und 2).
- Nägle, Paul: Pfarrdynastie und „Heiratsdiktatur“ der Herren von der Leyen in Glan-Münchweiler in vier Jahrhunderten, in: Westrichkalender Kusel 1958, S. 181-182.
- Nägle, Paul: Die Ausgrabungen in Glan-Münchweiler, in: Westrichkalender Kusel 1959, S. 125-128.
- Nierhaus, Willi: Das Wappen von Glan-Münchweiler. Ein Entwicklungsbericht, in: Westrichkalender Kusel 1983, S. 164-168.
- Paul, Roland: Reisebericht des Amerika Auswanderers Johann Christian Boerstler aus dem Amt Münchweiler am Glan in der Grafschaft von der Leyen im Jahr 1784, in: Mitteilungen zur Wanderungsgeschichte der Pfälzer 1987 Heft 1, S. 175-179.
- Rohe, Ralf: Am Anfang war ein Vorschussverein. Die Volksbank Glan-Münchweiler wird 125 Jahre alt, in: Westrichkalender Kusel 2000, S. 41-46.
- Schneider, Alois: Ein kleiner Münzschatz des 4. Jahrhunderts aus Glan-Münchweiler, in: Westricher Heimatblätter Jg. 9, Kusel 1978, S. 66-69.
- Schütz, J.: Der Bau der Henschbachtalbrücke an der Autobahnneubaustrecke Glan-Münchweiler-Kusel, in: Westrichkalender Kusel 1972, S. 22-23.
- Seeling, Werner: Aufstellung über Aktenstücke die Pfarrei Glan-Münchweiler betreffend, in: Westricher Heimatblätter Jg. 4, Kusel 1973, S. 151-152.
- Spohn, Ernst: 100 Jahre Pfarrei St. Pirminius Glan – Münchweiler / 1902 bis 2002, Glan – Münchweiler 2002.
- Stoffel, Leo: 10 Jahre Jugendchor Glan–Münchweiler (Musikkassette mit Beilagen), Glan – Münchweiler 1995.
- Weber, Hans: Festbuch zum Jubiläum „950 Jahre Glan-Münchweiler“, Herausgeber: Gemeinde Glan-Münchweiler, Gesamtredaktion: H. Weber, 1969.
- Wentz, Anni: Die Geschichte der Mühlen zu Glan-Münchweiler, in: Westrichkalender Kusel 1985, S. 58-62.