Heimkirchen in der Pfalz

Holbornerhof und Holbornermühle

Der Holbornerhof ist ein Wohnplatz südlich des Ortsgebietes von Heimkirchen. Während über seine Entstehung nur wenig bekannt und gesichert ist, wird vermutet, dass der Hof um das Jahr 900 von einem fränkischen Ritter gegründet wurde, der an der Stelle eines hohlen Borns, also eines Brunnens, eine Hofstelle gründete, die den Grundstock des landwirtschaftlich geprägten Wohnplatzes bildete.

Der Holbornerhof wurde schon früh Heimkirchen zugeordnet und gehörte mit dem Ort zur Herrschaft Schallodenbach, die ab 1532 von den Herren von Sickingen gehalten wurde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) siedelten sich zahlreiche Menschen aus weniger stark vom Krieg betroffenen Gegenden in den Gebieten der protestantischen Fürsten der Pfalz an. So siedelten sich in Heimkirchen und dem Holbornerhof vornehmlich Zuwanderer aus Frankreich, der Schweiz und Belgien an. Der Ausdruck „Welscher“, eine Bezeichnung für Schweizer mit französischer Muttersprache, ist daher häufig in den Kirchenbüchern zur Beschreibung von Zuwanderern zu finden. Ein Problem für die Einwohner:innen des Holbornerhofes stellte lange die schlechte Wasserversorgung da, die wiederholt auch in den Gemeinderatssitzungen von Heimkirchen behandelt wurde. Neben einer Reparatur des Brunnens 1835 wurden jedoch keine weiteren Maßnahmen unternommen, was 1840 zu einer Viehseuche auf dem Holbornerhof führte. Im Jahr 1853 wurden 98 Einwohner:innen auf dem Wohnplatz verzeichnet. 1961 lebten noch 80 Einwohner:innen auf dem Hof. Heute ist der Holbornerhof der größte Wohnplatz der Ortsgemeinde Niederkirchen und nimmt dadurch beinahe den Rang eines weiteren Ortsteils ein.

Auf dem Holbornerhof finden sich heute noch mehrere historische Gebäude, die als Kulturdenkmäler eingetragen sind. So findet sich neben der ehemaligen Holbornermühle auch ein spätbarocker Einfirsthof (auch Eindachhof), Holbornerhof Nr. 8. Dieser Hoftyp zeichnet sich dadurch aus, dass er im Wesentlichen aus einem Gebäude mit einem Dach und durchlaufender Firstlinie besteht. Der Einfirsthof auf dem Holbornerhof ist mit der Jahreszahl 1794 datiert und entstand damit im späten 18. Jahrhundert als die Pfalz und die linksrheinischen Gebiete vom revolutionären Frankreich besetzt waren.

Die Holbornermühle

Die Holbornermühle liegt nördlich des Wohnplatzes am Holborner Bach, einem Zufluss des Steinbachs. Das ehemalige Mühlengebäude von 1806 ist ein nachbarocker Bau mit Krüppelwalmdach, mit gemauertem Erdgeschoss und Fachwerk im Obergeschoss. Das 2. Wohnhaus und die Bruchsteinscheune wurden im 19. Jahrhundert errichtet.

Eine Mühle wird erstmals 1482 urkundlich erwähnt, wobei über diese Mühle nur wenig bekannt ist. Das Mühlengebäude der Holbornermühle wurde wahrscheinlich um das Jahr 1686 errichtet und wurde vermutlich zunächst nur als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Wann genau der Mühlenbetrieb aufgenommen wurde, ist heute nicht mehr überliefert. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697) wurde die Holbornermühle schwer beschädigt. Brandspuren im heutigen Keller deuten darauf hin, dass die Mühle einem Feuer zum Opfer fiel, das möglicherweise in diese Zeit datiert werden kann. Die Mühle wurde in der Folge wieder aufgebaut.

Um 1804 löste ein schweres Unwetter in Niederkirchen Hochwasser aus, das alle Brücken über den Odenbach zwischen Niederkirchen und Odenbach zerstörte. Auch die Holbornermühle wurde durch dieses Hochwasser weggeschwemmt und zerstört. Zwischen 1804 und 1806 wurde die Mühle im nachbarocken Empirestil neu errichtet. Über der Eingangstür an der Vorderseite des Fachwerkgiebels finden sich heute noch die Buchstaben H.B. und A.C.A. sowie die Jahreszahl 1806, die auf den Abschluss des Wiederaufbaus der Holbornermühle in diesem Jahr hinweisen.

Einer der ersten überlieferten Besitzer der Holbornermühle war der 1754 geborene Johann Pfleger, der die Mühle zusammen mit seiner Frau Anna Braun betrieb. Diese starb im Januar 1815 und Pfleger heiratete in zweiter Ehe Christine Scherer aus Roßbach. Johann Pfleger verstarb am 4. Januar 1818 und seine Witwe ließ die Holbornermühle 1819 mit allem zugehörigen Ackerland versteigern. Im Intelligenzblatt des Rheinkreises (8. Mai 1819) ist der Umfang des zur Mühle gehörenden Besitzes aufgelistet, der wegen Unteilbarkeit versteigert werden sollte:

  1. "Einem Wohnhause und Mahlmühle mit einem Schäl- und Wahlgang zwischen dem Holbornerhof und der Gemeinde Heimkirchen gelegen.
  2. 282 Aren Ackerland auf den Bann von Heimkirchen gelegen;
  3. 48 Aren Ackerland und 24 Aren Wiesenland auf dem Bann von Schallodenbach gelegen." [Anm. 1]

Im Intelligenzblatt vom 4. Juni 1819 wird allerdings berichtet, dass bei der vorläufigen Versteigerung kein Gebot auf die Holbornermühle abgegeben wurde. [Anm. 2]

In der Folge muss die Mühle an Heinrich Göddel gegangen sein, da dieser im Grundsteuerkataster 1819 als Eigentümer eingetragen ist. Über diesen Besitzer sind nur wenige Informationen erhalten, jedoch ging der Besitz der Holbornermühle noch im selben Jahr wieder an die Familie Pfleger über. Die genauen Umstände dieses Besitzwechsels sind heute leider nicht mehr überliefert, sodass einige Unklarheiten bleiben.

Karl Pfleger (1813 – 1867) übernahm schließlich die Holbornermühle und verdreifachte in den folgenden Jahren die Mühlenkapazität und modernisierte den landwirtschaftlichen Betrieb. Bekanntheit erlangte er unter anderem durch die Züchtung von Kartoffelsorten, die gegen die Kartoffelfäule resistent waren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die oberhalb der Mühle stehenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet. Am 2. Juli 1866 übertrug Karl Pfleger seiner Tochter Dorothea Pfleger und ihrem Ehemann Adam Maue die Mühle und verstarb am 27. April 1867. Seine Tochter Dorothea verstarb am 11. August 1876 und vermachte die Mühle ihrem Ehemann Adam Maue, der den Betrieb weiterführte. Letzter Betreiber der Mühle war von 1919 bis 1939 Manfred Christmann vom Amoshof bei Wörsbach. Die Holbornermühle wurde 1939 stillgelegt. Seitdem besteht nur noch die Landwirtschaft auf dem Holbornerhof weiter.

Heute ist die Holbornermühle als ehemalige Mühle ein eingetragenes Kulturdenkmal der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 25.11.2022

Anmerkungen:

  1. Intelligenzblatt des Rheinkreises 35 vom 11.5.1819, S. 278–279.  Zurück
  2. Intelligenzblatt des Rheinkreises 41 vom 4.6.1819, S. 323–324.  Zurück