Hinzweiler
0.1.Allgemeine Angaben
Hinzweiler
Ortsgemeinde Hinzweiler, Verbandsgemeinde Wolfstein
Einwohner (2002): 480, überwiegend evangelisch
Einwohner (2009): 420
Einwohner (2010): 385
Wohnplätze: Ortskern, Mühlbergerhof
Gemarkung: 532 ha, davon ca. 32 ha Siedlungsfläche und 200 ha Wald
0.2.Lage
Der Ort liegt im Eßweiler Tal vor dem Panorama des Königsbergs in rund 200 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Die Erhebungen rechts des Tals zum Königsberg hin erreichen eine Höhe von über 500 Metern (Leienberg 524 m). Links des Tales erreichen die Höhen nur 300 Meter (Spenzelberg 305m).
0.3.Siedlung und Wohnung
Die Landesstraße 372 durchzieht den Ort in Nord-Südrichtung, im südlichen Teil des Dorfes links und im nördlichen Teil rechts des Baches. Dennoch kann das Dorf nicht als reines Straßendorf angesehen werden, denn in der Dorfmitte, in jenem Bereich, in dem die Straße den Bach überquert, zweigen Straßen nach Südosten und nach Osten von der Durchgangsstraße ab, wodurch eine Siedlungsverdichtung entsteht. Hier finden wir auch den älteren Baubestand. Die Kirche steht im Süden dieses alten Ortskerns. Die große Königslandhalle mit Bürgerhaus beherrscht das Bild am nördlichen Ortsende. Der Sportplatz liegt im Westen des Dorfes auf der linken Seite des Talbachs, der Friedhof am südlichen Dorfende seitlich der Straße nach Horschbach.
0.4.Wüstungen
In der Beschreibung des Eßweiler Tals von Johannes Hofmann ist zu lesen: "In Hinzweiler Gemarken, oben am Pfarrhofe bei den Kreuzäckern nicht weit vom Zeßelbacher Grunde hat man in den Bauäckern in der Erden auch gehauene Quaderstein von alten Gebäuden, auch alte Münzen und andres mehr gefunden, gibt die Anzeigung, dass vor langer Zeit auch ein Dorf daselbst gestanden habe, Zeßelbach genannt". (Hofmann, Johannes S. 136) Dieser Ort bestand also 1595 nicht mehr. Weitere Nachrichten über Zeselbach bei Hinzweiler liegen nicht vor.
0.5.Name
Bestimmungswort ist der Personenname Hinzo, Grundwort der Siedlungsname -weiler. Demnach wurde der Ort von einem Siedler mit Namen Hinzo gegründet. Allerdings ist nur schwer festzustellen, wann die Weilerorte des Eßweiler Tales gegründet wurden. In Betracht kommt ein sehr großer Zeitraum vom 8. bis zum 12. Jahrhundert. Mit Ausnahme von Nerzweiler erfolgten die bekannten Ersterwähnungen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Es ist vertretbar, die Ortsgründungen etwa 300 Jahre früher als die Ersterwähnungen anzusetzen. Hinzweiler wurde erstmals 1263 als "Hennesweiler" erwähnt. Der Inhalt der entsprechenden Urkunde wurde lediglich in einer Kopie überliefert. Spätere Bezeichnungen waren u. a.: Hinzwiller (Original 1336), Huntzwilre (1393), Huntzwyler (1451), Hintzweyler (1566), Hintzweiller (1666). Die Formen Huntzvilre und Huntzwyler könnten suggerieren, dass der Ort zeitweise Sitz eines Unterbeamten gewesen ist, eines Hun oder Hund. (Vgl.Dolch/Greule 1991 S. 215, auch Dolch 1989)
0.6.Wappen
Das Wappen von Hinzweiler wird bei Debus folgendermaßen beschrieben: "Unter gewelltem roten Schildhaupt in Gold auf grünem Dreiberg eine rote Lyra." (Debus 1988 S. 173) Die Lyra steht für das Wandermusikantentum, das in Hinzweiler zu Hause war. Die Wellenlinie bezeichnet das Tal, in dem Hinzweiler liegt, der Dreiberg soll den Königsberg symbolisieren. Die Farben Rot und Gold beziehen sich auf die frühere rheingräfliche Herrschaft. Das Wappen wurde 1980 durch die Bezirksregierung von Rheinland-Pfalz genehmigt. Ein älteres ungenehmigtes Wappen zeigte eine goldene Kugel auf grünem Grund.
0.7.Abriss der Ortsgeschichte
0.7.1.Frühgeschichte
Nach zahlreichen vorgeschichtlichen Funden in der weiteren Umgebung von Hinzweiler ist anzunehmen, dass die direkte Umgebung ebenfalls während der Bronze- und der Eisenzeit, vielleicht auch schon während der jüngeren Steinzeit bewohnt war. Im 19. Jahrhundert wurde ein vorgeschichtlicher Grabhügel in der Gemarkung von Hinzweiler entdeckt. Dessen Standort ist jedoch heute nicht mehr bekannt. (Bantelmann 1972 S. 48) Auch zur Römerzeit lebten Menschen in der unmittelbaren Umgebung von Hinzweiler. Zeugnis davon gibt eine Spolie am Turm der Kirche, die das Brustbild des Herkules mit üppigem Haupthaar und Bart zeigt. Es könnte sich um den Teil eines Weihesteins aus einem Heiligtum in der Umgebung gehandelt haben. (Vgl. Malitius 1987 S. 198)
0.7.2.Mittelalter
Hinzweiler teilt weitgehend die mittelalterliche Geschichte aller Dörfer des Eßweiler Tals, die in vieler Hinsicht eine Einheit bildeten. Neben H. selbst handelte es sich ursprünglich um Hundheim (Neuenglan), Hachenbach, Nerzweiler, Aschbach, Horschbach, Oberweiler, Elzweiler, Eßweiler und die inzwischen untergegangenen Dörfer (Wüstungen) Letzweiler, Niederaschbach, Nörweiler, Mittelhofen, Zeizelbach, Füllhof, Neideck und Lanzweiler. Sicher ist, dass diese Dörfer in dem freien Reichsland rings um die Königsburg Lautern lagen. Im 9. Jahrhundert, wahrscheinlich kurz vor dem Jahr 870, erwarb der Edelherr Hererich das Eßweiler Tal zum Lehen und vermachte es kurz vor seinem Tod dem Kloster Prüm. Kirchlicher Mittelpunkt dieses Gebietes war zunächst die Hirsauer Kirche bei Hundheim. Hundheim trug zu dieser Zeit noch den Namen Glena oder Glan, wohl Neuenglan (Nieuwen Glena) im Gegensatz zu Altenglan (Gleni). Dieses Glena wurde Sitz eines "Hun", der das ganze Gebiet des Tals für die eigentlichen Herren verwaltete. Der Verwaltungsort Glan an der Mündung des Talbachs in den Glan erhielt nun den Namen Hundheim. Schon vor dem Jahr 1222 verlor das Kloster Prüm seinen Besitz im Glantal, es ist nicht bekannt, unter welchen Umständen. In späterer Zeit werden nur noch die 14 Lehnsherren genannt, die im Eßweiler Tal besondere Rechte ausübten und ihren Anteil am Zehnten einziehen konnten. Bei diesen 14 Lehnsherren handelte es sich um den Junker Mühlenstein von Grumbach als dem Vasallen der Rheingrafen, um die Pfalzgrafschaft Zweibrücken, um die Klöster Offenbach, Remigiusberg, Tholey und Enkenbach und um die Johanniterkommende Sulzbach, um die Kirchen von Zweibrücken, St. Julian und Hinzweiler, um den Stangenjunker von Lauterecken, um die Blick von Lichtenberg, um die Herren von Mauchenheim und um die Herren von Mickelheim. (Vgl. Dolch 1989)
Offensichtlich unterhielten die Lehensherren unterschiedliche Verwaltungssitze. Die Wild- und Rheingrafen als Inhaber der Hochgerichtsbarkeit residierten über die Herren von Mühlenstein (später Cratz- von Scharfenstein) bei der Hirsauer Kirche und in der Springeburg. Die Grafen von Veldenz als Lehensherren der "armen Leute" des Tals (ab 1444 die Pfalzgrafen von Zweibrücken) erwählten den Ort Nerzweiler zu ihrem Amtssitz, der zwischen 1350 und 1446 in Urkunden stets als Sitz des "Nerzweiler Amtes" genannt wurde. Graf Friedrich III. von Veldenz bewidmete seine Ehegattin Margarethe von Nassau-Saarbrücken mit diesem Nerzweiler Amt. Nach 1446 erschien wieder Hundheim als einziger Amtssitz. Hinzweiler selbst erhielt 1451 eine eigene Kirche und wurde an Stelle von Hirsau Mittelpunkt des Kirchspiels im Eßweiler Tal. Die Abhängigkeit von einer Vielzahl von Lehensherren ließ im Tal offensichtlich größere Freiheiten walten als in anderen Gebieten, in denen einheitliche Macht- und Regierungsverhältnisse vorherrschten. Rechtliche Fragen innerhalb des Eßweiler Tals regelten eine Reihe von Weistümern, die schon im Mittelalter gültig waren, aber erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts aufgeschrieben wurden. Sie sind erhalten geblieben und gelten heute als Musterbeispiele für mittelalterliche Rechtsprechung. Es handelte sich um ein Gerichts- und Grenzweistum, um ein Kanzelweistum, um ein Huberweistum und um ein Gemeindeweistum. (Vgl. Mehl 1979)
0.7.3.Neuzeit
1526 bereits wurde im Eßweiler Tal die Reformation eingeführt. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts wütete die Pest im Tal, und die Dörfer wurden entvölkert. In Hinzweiler selbst lebten 1575 nur noch 15 Menschen. Hinsichtlich der herrschaftlichen Verhältnisse kam es im Jahr 1595 dadurch zu einer Änderung, daß die Hochgerichtsbarkeit, die bis dahin die Wild- und Rheingrafen etwa 250 Jahre lang inne hatten, den Herzögen von Zweibrücken übergeben wurde. Als Gegenleistung dafür überließ Pfalzgraf Johannes I. von Zweibrücken den Rheingrafen das Dorf Kirchenbollenbach bei Idar-Oberstein. Damit waren Hochgerichtsbarkeit und Herrschaft über die "armen Leute" in einer Hand, wenngleich die übrigen genannten Lehensherren nach wie vor berechtigt waren, ihren Anteil am Zehnten in den verschiedenen Dörfern einzuziehen. 1614 tauschte Herzog Johannes II. von Zweibrücken seine Leibeigenen in Teschenmoschel gegen Leibeigene des Freiherrn Johann Gottfried von Sickingen in Schallodenbach gegen dessen Leibeigene im Eßweiler Tal ein. Auch im Dreißigjährigen Krieg hatte Hinzweiler zu leiden. Einzelheiten liegen nicht vor. Eine neue grundsätzliche Änderung hinsichtlich der territorialen Zugehörigkeit erfolgte 1755. Jetzt übergab Herzog Christian IV. das Kloster Offenbach mit den Dörfern Hundheim, Nerzweiler, Hinzweiler, Oberweiler, Ober- und Niederaschbach sowie die Hirsauer Kirche an die Rheingrafen von Grumbach, die bis 1595 in diesen Dörfern die Hochgerichtsbarkeit ausgeübt hatten. Hinzweiler blieb nun in der Rheingrafschaft bis zum Zusammenbruch der alten Feudalherrschaft im Zuge der Französischen Revolution.
0.7.4.Neueste Zeit
Während der Zeit der Französischen Revolution und der Regierungszeit des Kaisers Napoléon wurde das linksrheinische Deutschland von Frankreich annektiert. Dabei beseitigten die Franzosen alle bis dahin bestehenden Landesgrenzen und gründeten neue Verwaltungseinheiten. Grob gesehen bildete der Glan die Grenze zwischen dem Saardepartement (Département de la Sarre) und dem Département Donnersberg (Mont Tonnerre). Hinzweiler kam zusammen mit den Dörfern Aschbach, Nerzweiler, Hachenbach und Gumbsweiler zu der neu gegründeten Mairie (Bürgermeisterei) Hundheim, die selbst wieder zum Canton Lauterecken und zum Arrondissement (Kreis) Kaiserslautern gehörte. Nach dem Sieg über Kaiser Napoléon entstand durch den Wiener Kongress nach einer gewissen Übergangszeit der „Baierische Rheinkreis“ des Königreichs Bayern, die spätere Bayerische Rheinpfalz. Hinzweiler gehörte nun zur Bürgermeisterei Hundheim im Kanton (Distrikt) Lauterecken und im Landkommissariat (Bezirksamt, Landkreis) Kusel. Weitere Veränderungen ergaben sich durch die Regional- und Verwaltungsreform von 1968. Die Ortsgemeinde Hinzweiler gehört seit 1972 innerhalb des Landkreises Kusel zur Verbandsgemeinde Wolfstein.
0.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen
SPD | KPD | DVP | NSDAP | |
1928 | 16,0 | 19,4 | 37,3 | --- |
1930 | 9,7 | 26,4 | 57,7 | 0,4 |
1933 (März) | 14,4 | 4,8 | --- | 77,0 |
SPD | CDU | FDP | Grüne | |
Landtag 2001 | 52,0 | 16,0 | 2,0 | 5,0 |
Landtag 2006 | 63,7 | 12,6 | 5,6 | 1,9 |
Landtag 2006 | 54,2 | 18,9 | 3,8 | 10,4 |
Bundestag 2002 | 52,0 | 27,9 | 9,2 | 4,8 |
Bundestag 2005 | 45,3 | 18,2 | 11,9 | 8,9 |
Bundestag 2009 | 32,3 | 36,0 | 10,6 | 4,3 |
Bundestag 2013 | 39,6 | 37,3 | 7,1 | 4,7 |
0.9.Zeittafel
Vorgeschichte | Funde aus den verschiedenen vorgeschichtlichen Epochen in der weiteren Umgebung des Ortes |
Römerzeit | Funde im Bereich der Gemarkung von H. Römische Spolien in der Kirche |
Frühes Mittelalter | Hinzweiler wird innerhalb des Königslands gegründet. Besitzrechte des Klosters Prüm sind zeitlich nicht genau festzulegen |
um 1350 | Verpfändung des Eßweiler Tals an die Kurpfalz, die das Gebiet in der Hochgerichtsbarkeit an die Wildgrafen vergibt, außerdem den sogenannten 14 Lehnsherren Rechte einräumt, vor allem auch der Grafschaft Veldenz. Hinzweiler gehört zum Amt Nerzweiler. |
1444 | Hinzweiler in der Pfalzgrafschaft Zweibrücken |
1451 | Hinzweiler erhält eigene Kirche und wird Mutterkirche des Kirchspiels |
1526 | Einführung der Reformation |
1595 | Die hohe Gerichtsbarkeit geht an die Pfalzgrafschaft Zweibrücken |
1614 | Pfalzgraf Johannes II. von Zweibrücken tauscht seine Leibeigenen in Teschenmoschel gegen die Leibeigenen des Freiherrn Johann von Sickingen im Eßweiler Tal ein |
1755 | Pfalzgraf (Herzog) Christian IV. übergibt das Kloster Offenbach mit den Dörfern Hundheim, Nerzweiler, Hinzweiler; Oberweiler, Ober- und Niederhaschbach sowie die Hirsauer Kirche an die Rheingrafen von Grumbach |
1801 | Hinzweiler im Département Donnersberg, im Arondissement Kaiserslautern,im Canton Lauterecken und in der Mairie Hundheim |
1816 | Hinzweiler in der bayerischen Rheinpfalz, im Landkommissariat (Kreis) Kusel,im Kanton Lauterecken und in der Bürgermeisterei Hundheim |
1972 | Hinzweiler Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Wolfstein |
0.10.Religiöse Verhältnisse
Ursprünglich war die Hirsauer Kirche geistlicher Mittelpunkt für alle Dörfer des Eßweiler Tales. Wann in Hirsau zum ersten Mal eine Kirche erbaut wurde ist heute nicht mehr festzustellen. Wir nehmen an, dass schon Jahrhunderte vor der Erbauung des heute noch bestehenden Gebäudes (um 1100) eine Kirche am selben Ort stand, vielleicht eine aus Holz erbaute Kirche. Aus dem ganzen Tal zogen die Menschen nach Hirsau zum Gottesdienst, alle Hochzeiten wurden dort gefeiert, alle Toten beerdigt. Zudem trafen sich die Männer zur Abhaltung des Things, und an bestimmten Tagen wurde Markt gehalten. Hirsau verlor diese zentrale Rolle, als 1451 die Kirche in Hinzweiler gebaut wurde, die anfangs nur als Filialkirche von Hirsau fungierte. In der Folgezeit kam es zu einem Konkurrenzstreben zwischen beiden Kirchen, indem Hinzweiler die Funktion einer Mutterkirche anstrebte. Bereits 1526 führte das Herzogtum Zweibrücken in der Kirche des Oberamtes Meisenheim die Reformation nach der Lehre von Martin Luther ein, wodurch auch im Eßweiler Tal der Gottesdienst nach und nach im reformierten Sinne durchgeführt wurde. Das Kloster Offenbach, von dem auch die Kirche Hinzweiler abhängig war, widersetzte sich zunächst den reformatorischen Bestrebungen. Doch 1555 führten auch die Rheingrafen von Grumbach die Reformation ein, und 1588 kam es zur Auflösung des Klosters Offenbach. 1562 erhielt Eßweiler einen eigenen Friedhof. Nachdem die Pfalzgrafen von Zweibrücken 1795 unumschränkte Lehnsherren über das Eßweiler Tal geworden waren, mussten die Gläubigen gemäß der Entwicklung in der Pfalzgrafschaft zum reformierten Glauben nach Calvin übertreten. Ab 1601 wurde Hinzweiler zunächst vorübergehend Mutterkirche, doch schon 1610 musste der Ort diese Funktion wieder an Hirsau zurückgeben, erhielt sie aber wieder nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Dieses Verhältnis blieb bis zum heutigen Tag bestehen. Nach ihrer religiösen Zugehörigkeit waren die Einwohner Hinzweilers in früherer Zeit überwiegend Reformierte nach der Lehre Calvins. Als Minderheiten gab es Lutheraner, die sich 1824 in der protestantischen Union mit den Reformierten vereinigten, und Juden. Die Juden ließen 1870 einen eigenen Friedhof anlegen. Viele Grabsteine mit zumeist hebräischen Inschriften sind erhalten geblieben. Christen katholischer Konfession gab bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts nicht in Hinzweiler, und sie kommen auch später nur vereinzelt vor. Von der Kirche in Hinzweiler geht nur der Chorraum im Turm auf das Jahr der Erbauung um 1450 zurück. Um 1600 entstand über diesem Chorraum ein Turmaufbau. Das ursprüngliche gotische Kirchenschiff wurde im 18. Jahrhundert wahrscheinlich wegen Baufälligkeit abgerissen, und ein neues Schiff entstand 1727 nördlich des Turms als Saalbau mit dreiseitigem Schluss und Flachdecke. Beeindruckend ist die Deckenmalerei aus dem Jahr 1974 von Günter Humbert mit ihrer Farbensymbolik und mit den Darstellungen der vier Evangelisten, mit dem Lamm Gottes, dem Pelikan als Sinnbild des Opfertodes und der Taube als Sinnbild des Friedens. Besonderheiten im Bereich des Turms sind in der Außenwand die römische Spolie mit der Darstellung des Zeus, im Innern Reste von spätmittelalterlichen Malereien. Diese Seccomalereien wurden erst 1974 entdeckt und freigelegt. Sie zeigen den thronenden Christus mit Maria als Fürbitterin der Gläubigen.
0.11.Bewohner
Hinzweiler war während des ganzen Mittelalters ein kleines Dorf, dessen Existenz in Zeiten der Pest und des Krieges nicht selten bedroht war. Nach der Pest von 1564 hatte Hinzweiler nur noch 15 Einwohner. Die Menschen lebten vornehmlich von der Landwirtschaft. Manche mögen in den Erzgruben des Königsbergs ihrem Broterwerb nachgegangen sein. Im Nahbereich von Hinzweiler selbst bestand eine Kalkgrube, die einige Personen beschäftigte. In einer Statistik von 1735 galten von 25 Familienvätern 22 als freie Untertanen und 3 als "Hintersassen". Unter den Handwerkern, die Landwirtschaft nur im Nebenerwerb betrieben, gab es vier Schuhmacher, drei Leineweber, zwei Schneider, einen Schmied, einen Müller und einen Wagner. Im Prinzip blieb diese Berufsstruktur bis weit in 20. Jahrhundert hinein erhalten. Allerdings war vom ausgehenden 19. Jahrhundert her bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg das Wandermusikantentum auch in Hinzweiler stark ausgeprägt. Erste aus Hinzweiler genannte Wandermusikanten waren Georg Volles (1823), Heinrich Werner und Karl Krebs. Während dieser Zeit bestand in Hinzweiler die Klavierbauerfirma Eichler.
Alle herkömmlichen Handwerksbetriebe sind inzwischen verschwunden. Die Mehrzahl der Bewohner muss außerhalb des Ortes dem Broterwerb nachgehen. Im späten 18. Jahrhundert ließen sich Juden in Hinzweiler nieder. Ihr Bevölkerungsanteil betrug im 19. Jahrhundert zeitweise fast 10%. Die heutige Bevölkerungsentwicklung wird beeinflusst von der ruhigen Lage des Ortes, teilweise auch von der günstigen Lage zu dem Einkaufs- und Gewerbezentrum Kaiserslautern. Dennoch ist derzeit eine Stagnation der Bevölkerungsentwicklung und gleichzeitig eine Überalterung festzustellen.
Folgende Einwohnerzahlen (frühere Zeit)
1609 | 1735 | 1825 | 1827 | 1835 | 1850 | 1860 | 1875 | 1885 | 1900 | 1910 | 1939 | 1958 | 1961 | 1986 | 2001 |
104 | 100 | 332 | 279 | 387 | 290 | 399 | 461 | 496 | 503 | 490 | 458 | 459 | 511 | 470 | 480 |
0.12.Verteilung der Konfessionen
1802: | 110 ref. | 16 isr. | 11 luth. |
1825: | 302 ev. | 28 isr. | 2 kath. |
1961: | 509 ev. | --- isr. | 1 kath. |
0.13.Schulen, Kultur, Vereinswesen
0.13.1.Schulen
Das Schulwesen erfuhr allgemein seit der Reformationszeit einen Aufschwung. So stellte 1604 bereits die Kirchengemeinde des Eßweiler Tals einen Antrag an die zweibrückische Regierung, einen Lehrer einzustellen, der den Kindern auch Latein beibringen könnte, als bereits ein Lehrer für die "Deutsche Schule" angestellt war. Sollte es damals zur Gründung einer Lateinschule gekommen sein, so hatte diese nur kurzen Bestand, spätestens im Dreißigjährigen Krieg wird sie untergegangen sein. Als Ende des 16. Jahrhunderts kein Lehrer zum Unterrichten in Hinzweiler zur Verfügung stand, sollte der Pfarrer die Unterrichtsarbeit übernehmen. Möglicherweise wurde ein Pfarramtskandidat als Lehrer eingestellt. Aus dem Jahr 1762 erfahren wir, dass es in Hinzweiler neben der reformierten Schule auch noch eine lutherische "Hauptschule" gab, d. h. eine Schule, in der das ganze Jahr über unterrichtet wurde, und die von Dörfern mit lutherischen Winterschulen in der Umgebung durch Naturalabgaben und Geldzuwendungen unterstützt wurde. So erhielt die lutherische Schule Hinzweiler aus Horschbach einen Malter, drei Fass und ein Sester Korn (Roggen) und an Geld vier Gulden 13 Batzen und sieben Pfennige. Die reformierte Schule in Hinzweiler unterstand damals der Überwachung durch den geistlichen Schulinspektor (Pfarrer) aus Odenbach. Allgemein gab es damals noch keine Schulhäuser in den Dörfern, und der Unterricht fand in Privathäusern oder in gemeindeeigenen Räumen statt. Das erste Schulhaus entstand 1844, ein weiteres 1905. Aus der bayerischen Regierungszeit wurde bekannt, dass ab 1840 Johann Adam Drumm, geb. am 26. 3. 1817 in Erdesbach, in Hinzweiler den Unterricht hielt, nachdem er 1839 vom Militärdienst entlassen worden war. Er hatte sehr viele Schüler in der ursprünglich einklassigen Schule zu unterrichten und bat 1862 darum, einen Privatgehilfen einstellen zu dürfen. Drumm war nebenher Kirchendiener, erhielt eine große Menge Gabholz und durfte das umfangreiche Schulland nutzen. Unter anderem hatte er das Recht, 6 Hammel zu halten. Bei Anrechnung der Miete und aller gebotener Vorteile blieb ihm nur ein kleiner Rest seines Gehalts übrig. Adam Drumm starb im November 1863. Sein Nachfolger wurde Friedrich Maurer, der aus acht Bewerbern von der Gemeinde gewählt wurde. 1869 richtete Maurer an die königliche Regierung die Bitte, sich mit Maria Eberhard aus Kindenheim verheiraten zu dürfen. Das Verhältnis Maurers zur Gemeinde blieb nicht lange ungetrübt. Es gab Streit um den Kirchendienst, den Maurer nicht länger ausüben wollte. 1870 wurde eine Strickschule eröffnet. 1913 stellte die Gemeinde einen zweiten Lehrer ein, und das Schulhaus musste erweitert werden. 1934 sollte das 8. Schuljahr eingeführt werden, doch dem entsprechenden Antrag erteilte die Regierung keine Genehmigung. Heute besuchen die Grund- und Hauptschüler die entsprechenden Schulen in Wolfstein. (Quellen: LA Speyer H38 A1228/1229/1230)
0.13.2.Feste und Brauchtum
Der Ort feiert seine Kirchweih am dritten Wochenende im Oktober. Spezielles ortsübliches Brauchtum ist nicht zu vermelden.
0.13.3.Vereine
Musikverein, Schützenverein (Schützengilde Königsberg), Sportverein, Männergesangverein, Königsbergverein mit Wanderhütte, Pfälzerwaldverein, Feuerwehrförderverein, Landfrauenverein, SPD-Ortsverein, Kindergartenförderverein, Karnevalverein, Krankenpflegeverein, Verein der Freien Wählergruppe, Förderverein der Ortsgemeinde.
0.14.Gesundheits- und Sozialwesen
Allgemeinärzte und Apotheken in Offenbach-Hundheim und in Wolfstein, Spezialärzte zumeist in Kaiserslautern. Zuständige Sozialstation ist Lauterecken-Wolfstein. Die nächsten Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken in Kaiserslautern und in Kusel.
0.14.1.Wirtschaft und Verkehr
Noch immer ist die Landwirtschaft ein wichtiger Erwerbszweig am Ort selbst. Größte handwerkliche Produktionsstätte ist ein Betrieb zur Fußbodenverlegung. Für den Dienstleistungsbereich sind zwei Gaststätten zu nennen und hauptamtliche Versicherungsagenturen. Auch eine Zahnärztin unterhält im Dorf ihre Praxis. Außerdem gibt es einen Betrieb zum An- und Verkauf und zur Restaurierung antiker Möbel.
Hinzweiler liegt an der L 273, die Rothselberg mit Offenbach-Hundheim verbindet. Nördlich des Ortes zweigt die L 368 von der L 273 ab und stellt nach Osten hin über Aschbach eine Verbindung zum Lautertal her. Eine zweite Abzweigung, die L 368, führt vom südlichen Dorfende aus über Horschbach und Welchweiler nach Altenglan. Die Autobahnauffahrten Kusel und Kaiserslautern sind 18 bzw. 30 km weit entfernt. Nächster Bahnhof ist der von Wolfstein (ca. 8 km).
0.14.2.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Dolch, Martin und Greule, Albrecht: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.
- Dolch, Martin: Fünf Orte im Landkreis Kusel feiern Geburtstag, in: Westrichkalender Kusel 1999, S. 57-58.
- Dolch, Martin: Hundheim am Glan, Hintergründe eines Namenswechsels im hohen Mittelalter, in: Westricher Heimatblätter Jg. 20, Kusel 1989, S. 72-93.
- Dolch, Martin: Zwei mittelalterliche Urkunden, in: Westricher Heimatblätter Jg. 30, Kusel 1999, S. 170-175.
- Baum, Iris; Christmann Werner und Heß Uwe: Musikanten beiderseits der Lauter, in: Westricher Heimatblätter Jg. 10, Kusel 1979, S. 43-58.
- Fabricius, Wilhelm: Die Grafschaft Veldenz, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Bd. 33, Speyer 1913, S. 1-91.
- Frey, Michael: Historisch-geographische Beschreibung des bayerischen Rheinkreises (Band III), Speyer 1836.
- Hofmann, Johannes: Gründliche und wahrhaftige Beschreibung des Eßweiler Tals von 1595, Transkription Otto Lißmann.
- Kukatzki, Bernhard: Der jüdische Friedhof in Hinzweiler, (Hrsg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit der Pfalz), Landau 2008.
- Lißmann, Otto: Transkription einer Beschreibung des Eßweiler Tales durchj Johannes Hofmann, o. O. und o. J. (Skriptum der Kreisverwaltung Kusel)
- Lehmann, Johann Georg: Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken und seiner Fürsten, München 1867, Reprint Osnabrück 1974.
- Mahler, Ludwig: Hachenbach am Glan und die nähere Umgebung im Wandel der Zeiten, Hachenbach 1966.
- Mehl, Elisabeth: Die rechts- und sozialgeschichtliche Bedeutung der Weistümer im Eßweiler Tal, in: Westricher Heimatblätter Jg. 10, Kusel 1979, S. 4 - 22.
- Pöhlmann, Carl: Regesten der Lehensurkunden der Grafen von Veldenz, Speyer 1928.
- Rust, Arnold: In Eßweiler war einmal eine Lateinschule, in: Westrichkalender Kusel 1960, S. 77.
- Staab, Franz: Gegenstand und Kommentar des Prümer Urbars von 893 aus der Perspektive von einigen bisher unterschiedlich identifizierten Ortsnamen, in: Landesgeschichte, Fachdidaktik Lehrerbildung, Landau 1998, S. 35-66.
- Weizsäcker, Wilhelm: Pfälzische Weistümer Band I, Speyer 1962, S. 467-483.