Kappeln
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken
Einwohner (2000): 234
Einwohner (2009): 231
Einwohner (2010): 225
Wohnplätze: Ortskern und Udenhof (Aussiedlerhof, früher Mühle).
Gemarkung: 767 ha, davon ca. 6 ha Siedlungsfläche und 57 ha Wald
0.2.Lage
Der Ort liegt in rund 230 Metern Höhe über NN im Tal des Perlebachs, dem hier der Merzweiler Bach (Jeckenbach) zufließt. Die Erhebungen rings um den Ort erreichen Höhen von ca. 350 Metern über dem Meeresspiegel.
0.3.Siedlung und Wohnung
Es handelt sich um ein zusammengedrängtes Haufendorf mit alter Bausubstanz, das sich im erweiterten Talgrund der beiden Bäche ausbreitet und seitlich zu den Berghängen hin ansteigt. Die Kirche steht in der Mitte des Dorfes und der Friedhof liegt im Westen an einer Straße, die parallel zur Ortsstraße rechts des Perlebachs verläuft. Etwa 500 Meter bachabwärts vom Ortsende aus und seitlich der Straße nach Löllbach steht die Kappelermühle. Im Nordosten auf einer Anhöhe liegt der Sportplatz, im Nordwesten, etwa 100 Meter weit vom Dorf entfernt, ein Schießstand. Insgesamt ist nur geringe Neubautätigkeit festzustellen. Die ehemalige Schule dient heute als Dorfgemeinschaftshaus.
0.4.Wüstungen
Unterhalb des heutigen Ortes in Richtung Löllbach, im Bereich der Kapellermühle, soll ein „Udenhof“ bestanden haben, über den jedoch keine Einzelheiten bekannt sind.
0.5.Name
In der Kopie einer Urkunde von 1319 wird der Ort als Cappeln bezeichnet, in einer Urkunde von 1363 als Capellen. 1417 erscheint die Bezeichnung Udin Capellen. Weitere Namensformen: Vdencapelln by Grunbach gelegen (1457), Vden capell (1562), Udencapeln (1830 In einer Generalstabskarte). Der Name geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine kleine Kirche zurück, bei der dieser Ort entstanden ist. Der Beiname „Uden“ wird mehrfach gedeutet. Weit hergeholt erscheint die Version, der Mönch Utho, der in Niederbayern das Kloster Metten gegründet hat, könnte auch hier eine kleine Kirche gebaut oder gar ein Kloster gegründet haben. Da der Beiname erst im 15. Jahrhundert auftaucht, nimmt Otto Karsch an, der Ort könnte erst jetzt in irgendeiner Beziehung zu dem Kloster Metten gestanden und sich selbst nach dem Klostergründer benannt haben. Wahrscheinlicher ist die von Dolch/Greule genannte Version, dieser Beiname sei auf die Wüstung Udenhof bezogen. Immerhin war der Name Udenkappeln noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geläufig. Seitdem ist nur noch die heutige Bezeichnung Kappeln üblich.
0.6.Wappen
Das Wappen wird diagonal in ein gelbes und in ein grünes Feld aufgeteilt. Auf dem gelben Grund erscheint ein blaubewehrter und blaubezungter roter Löwe, auf dem grünen Feld eine Kirche. Der Löwe weist auf das Wappen der Wildgrafen hin, zu deren Besitz Kappeln gehörte. Die Kirche ist ein Hinweis auf die Kapelle, nach der dieser Ort wahrscheinlich seinen Namen erhalten hat. Das Wappen wurde 1964 durch das Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz genehmigt.
0.7.Abriss der Ortsgeschichte
0.7.1.Erdgeschichte und Frühgeschichte
In der näheren Umgebung von Kappeln wurden zahlreiche Fossilien aus der Permzeit entdeckt. Es handelt sich dabei vornehmlich um Fische aus dem großen Binnensee der Saar-Nahe-Mulde, der sich vor rund 300 Millionen Jahren ausgebreitet hatte.
Frühgeschichte und Römerzeit
Wir nehmen mit Sicherheit an, dass die Umgebung des Ortes schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Wahrscheinlich bestand in der Ortslage zur Römerzeit eine villa rustica. Erhalten aus gallo-römischer Zeit blieb ein steinernes Relief, das in die Pfarrhausmauer eingesetzt wurde. Die Darstellung zeigt eine kniende Männergestalt mit Schlangenbeinen, erhobenem rechten Arm und abgewinkeltem linken Arm. Auf der linken Schulter und auf dem linken Arm trägt die Gestalt einen Stein mit der verstümmelten Inschrift "Felic..."
0.7.2.Mittelalter
Über die Ursprünge des Ortes sind nur Spekulationen möglich. Möglicherweise bestand im Bereich des heutigen Ortes schon im frühen Mittelalter eine kleine Kirche als Mittelpunkt eines Kirchspiels, in deren Umkreis das Dorf Kappeln entstanden ist. Nach einer Legende soll um 800 der Mönch Udo, der das Kloster Metten gründete, auch diese Kirche erbaut haben. Ursprünglich gehörte das Dorf zum Nahegau, nach dessen Aufteilung um 1130 kam es zunächst in den Besitz der Wildgrafen von Kyrburg. Die späteren Besitzverhältnisse sind nicht immer leicht zu durchschauen. Die erste urkundliche Erwähnung von 1319 steht im Zusammenhang mit dem Anspruch der Wildgrafen von der Kyrburg (bei Kirn) auf eine Reihe von Dörfern aus dem Gericht Grumbach. Nach der Urkunde wurden dem Wildgrafen Friedrich von Kyrburg durch Schiedsrichter seine Rechte an den Dörfern Schweinschied, Kappeln, Löllbach, Langweiler, Käsweiler (Wüstung), Sulzbach, Homberg, Kirrweiler und beiden Jeckenbach abgesprochen. Lediglich sein Anteil an der Hochgerichtsbarkeit und am Blutbann blieb ihm erhalten, da diese Dörfer zu dem Hochgericht auf der Heide gehörten, in dem die Kyrburger ohnehin Blutbann und Hochgericht ausübten. Die Einschränkung des Anspruches hatte für die einzelnen Orte unterschiedliche Ursachen. Für Kappeln beruhte sie auf der Tatsache, dass der Ort inzwischen in den Besitz mehrerer Herrschaften gekommen war. Zur einen Hälfte blieb Kappeln im Besitz der Herren von Löwenstein, zu einem Viertel im Besitz der Herren von Greifenclau und zu einem weiteren Viertel im Besitz der Grafen von Veldenz. Die Besitzer mit dem größten Anteil, also die Grafen von Löwenstein, waren dadurch sehr mächtig, dass sie große Teile des früheren Nahegaus zum Lehen erhalten hatten. Burg Löwenstein liegt in der Nähe von Niedermoschel. Die Herren von Veldenz hatten ihren Anteil an Kappeln an die Herren Boos von Waldeck weitergegeben. Diese Boos von Waldeck waren auf der Burg Montfort in einem Seitental der unteren Nahe zu Hause. Die ihnen an sich zustehende Rügegerichtsbarkeit hatten die Löwensteiner jedoch an die Wildgrafen von Grumbach übergeben. Sie wurde ausgeübt an einem Tag zwischen "Remigii und Martini", also zwischen dem 1. Oktober und dem 11. November. Die Wildgrafen von Grumbach mussten den angesetzten Gerichtstermin durch Boten in jedem Haus bekannt geben. Für ihre Richtertätigkeit erhielten sie aus jedem Haus ein „Fastnachtshuhn“. Das Rügegericht hatte vor allem einfache Streitigkeiten und Eigentumsdelikte zu verhandeln.
0.7.3.Neuzeit
1589 erwarben die Löwensteiner den Anteil der Familie Greifenclau an Kappeln und besaßen nun drei Viertel des Dorfes. Im Jahr 1596 verkauften die Löwensteiner ihre Mehrheit an dem Dorf dem Wild- und Rheingrafen Johann von Grumbach. Da inzwischen die Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken nicht nur den Viertel Anteil von Veldenz, sondern auch die Lehenshoheit über den Ort besaßen, kam es wegen dieses eigenmächtig durchgeführten Verkaufs zu Streitigkeiten. Diese wurden erst 1684 dadurch überwunden, dass unter König Karl XI. von Schweden, der damals zugleich Herzog von Zweibrücken war, der Wild- und Rheingraf Leopold Philipp Wilhelm von Grumbach mit Kappeln belehnt wurde. Dennoch brachen auch in der Folgezeit immer wieder Streitigkeiten aus. 1780 wurde vorgeschlagen, Kappeln gegen Nieder-Hundsbach (inzwischen Wüstung) auszutauschen. Noch 1790, also kurz vor dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen, versuchten die Rheingrafen durch Ankauf die Rechte der Herren Boos von Waldeck zu erwerben.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde auch der Ort Kappeln in Mitleidenschaft gezogen. Damals erstreckte sich das Dorf noch von der Kirche aus bachabwärts bis zur Kappelermühle. Vor allem 1635 und 1636 kam es zu Übergriffen durch kroatische Truppen, die auf der Seite des Kaisers standen, und durch die Truppen des ebenfalls kaiserlichen Generals Gallas. Die Bewohner flüchteten aus dem Dorf in die nahen Wälder und sahen mit an, wie die Häuser des Dorfes zerstört wurden. Hunger und Pest dezimierten die Bevölkerung. Viele Menschen zogen in Gegenden, in denen der Krieg weniger stark wütete. Nur vier der ursprünglichen Bewohner kehrten am Ende des Krieges in das Dorf zurück. Aber durch Neubesiedlung stiegen die Einwohnerzahlen verhältnismäßig schnell wieder an. Das Dorf entstand nicht wieder exakt an der alten Stelle, sondern jetzt am Perlbach oberhalb der Kirche. Durch die Kriege Ludwigs XIV. von Frankreich (Sonnenkönig) kam es erneut zu Verlusten. Verhältnismäßig ruhig war es in der Zeit des 18. Jahrhunderts. Die Bevölkerung vermehrte sich wieder, und es kam sogar schon zu ersten Auswanderungen.
1749 ging ein schweres Wetter über Kappeln nieder. Der Ort stand hoch unter Wasser, und die gesamte Ernte wurde zerstört. Während sich alle Menschen retten konnten, fiel ein großer Teil des Viehbestands den Fluten zum Opfer.
0.7.4.Neueste Zeit
Während der Zeit der Französischen Revolution und der anschließenden Zeit des Kaisers Napoleon wurde das linksrheinische Deutschland von Frankreich annektiert. Kappeln gehörte wieder zur Mairie Grumbach. Grumbach war zugleich Zentrum eines Cantons. Dieser wiederum gehörte zum Arrondissements Birkenfeld und zu dem Département de la Sarre (Saar). Schon 1793 zogen französische Truppen durch das Glantal und nahmen auch in den Dörfern bei Grumbach Quartier, auch in Kappeln. Dabei kam es zu Übergriffen der Revolutionstruppen gegen die Bevölkerung des Ortes.
Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde im Wiener Kongress das Fürstentum Lichtenberg begründet, das in den Besitz des Herzogtums Sachsen-Coburg kam. Kappeln lag innerhalb dieses Fürstentums Lichtenberg. 1834 verkaufte Sachsen-Coburg das Fürstentum an Preußen. Es bildete nun innerhalb der preußischen Rheinprovinz den Kreis St. Wendel. Dieser Kreis war in mehrere Ämter aufgeteilt. Kappeln gehörte innerhalb des Kreises St. Wendel zum Amt Grumbach.
Weitere Veränderungen ergaben sich nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Großteil des Kreises St. Wendel verblieb 1919 bei dem autonomen Saargebiet. Aus dem bei Preußen verbliebenen Teil des Kreises entstand zunächst der so genannte "Restkreis St. Wendel-Baumholder" mit Sitz in Baumholder. 1937 wurde dieser Restkreis mit dem bis dahin oldenburgischen Kreis Birkenfeld vereinigt, und es entstand ein neuer Kreis Birkenfeld innerhalb des preußischen Regierungsbezirks Koblenz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Ort zunächst im Regierungsbezirk Koblenz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968 wurde das Amt Grumbach aufgelöst. Kappeln kam 1972 zur neu gegründeten Verbandsgemeinde Lauterecken, gleichzeitig vom Regierungsbezirk Koblenz in den neu gegründeten Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz.
0.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimme
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | |
Landtag 2001 | 56,3 | 23,3 | 4,9 | 5,8 | --- | 9,7 |
Landtag 2006 | 52,3 | 28,8 | 1,4 | 3,0 | 0,8 | 4,7 |
Landtag 2011 | 50,0 | 32,8 | 0,9 | 10,3 | 2,6 | 3,4 |
Bundestag 2002 | 44,9 | 37,3 | 8,5 | 3,4 | --- | 4,9 |
Bundestag 2005 | 39,3 | 31,6 | 17,9 | 5,1 | 2,6 | 3,4 |
Bundestag 2009 | 29,9 | 51,3 | 12,9 | 4,0 | 7,9 | 9,0 |
Bundestag 2013 | 30,7 | 35,6 | 3,4 | 4,3 | 6,0 | 5,2 |
0.9.Zeittafel
Vorgeschichte | Keine Funde aus vorgeschichtlicher Zeit. Dennoch frühgeschichtliche Besiedlung in der direkten Umgebung des Ortes möglich. |
Römerzeit | Spolie mit Inschrift in der Pfarrhausmauer |
Frühmittelalter | Um 800 Legendäre Kirchengründung durch den Mönch Udo. Wahrscheinliche Gründung des Ortes innerhalb des Nahegaus bei einer Kirche (Kapelle) |
1140 | Kappeln kommt in den Besitz der Wildgrafen von Kyrburg |
1319 | Kappeln ist im Besitz der Herren von Löwenstein (1/2), der Herren von Greifenclau zu Vollrads (1/4), der Herren von Montfort als Lehen der Grafen von Veldenz (1/4). Die Hochgerichtsbarkeit bei den Wildgrafen von Kyrburg, das Rügegericht bei den Grafen von Grumbach. |
1417 | Zum ersten Mal erscheint die Bezeichnung "Uden-Kappeln" in einer Urkunde und ist bis zum 19. Jahrhundert üblich |
1537 | Einführung der Reformation durch die Pfalzgrafschaft Zweibrücken |
1556 | Bestätigung der Reformationseinführung durch die Rheingrafen von Grumbach |
1589 | Die Herren von Löwenstein übernehmen zusätzlich den Anteil der Herren von Greifenclau |
1596 | Die Löwensteiner verkaufen ihren Anteil von 3/4 an Kappeln (Udenkappeln) an die Rheingrafen von Grumbach |
1618 | Vereinbarungen zwischen den Rheingrafen von Grumbach und den Pfalzgrafen von Zweibrücken über die Kirchenorganisation in Kappeln |
1632 | Spanische Truppen durchziehen die Dörfer um Grumbach. Die Pest wütet |
1635 | Flucht der Bürger vor den Kroaten |
1648 | Ende des Dreißigjährigen Krieges. In Kappeln leben noch vier Menschen |
1669 | Im Hirtenhaus des Dorfes unterrichtet Lehrer Molter die Schulkinder |
1697 | Im Zusammenhang mit den Kriegen Ludwigs XIV. zerstören französische Truppen den Ort |
1749 | Ein schweres Unwetter trifft den Ort. Die Ernte wird vernichtet, viele Häuser stehen unter Wasser |
1798 | Eingliederung des linksrheinischen deutschen Gebietes an Frankreich. Kappeln gehört zur Mairie und zum Kanton Grumbach, zum Arrondissemont Birkenfeld, zum Département de la Sarre. |
1816 | Kappeln gehört im Amt Grumbach zum Fürstentums Lichtenberg, das selbst wiederum zu dem Land Sachsen-Coburg gehört |
1834 | Kappeln gehört innerhalb des Kreises St. Wendel zur preußischen Rheinprovinz |
1838 | Bau eines Schulhauses |
1875 | Eine erneute schwere Überschwemmung richtet großen Schaden an |
1880 | Durch ein Großfeuer werden drei Wohnhäuser und mehrere Scheunen vernichtet |
1918 | Ende des Ersten Weltkrieges. Kappeln liegt zunächst im sogenannten Restkreis St. Wendel-Baumholder |
1922 | Kappeln erhält elektrisches Licht |
1937 | Kappeln kommt zum Kreis Birkenfeld |
1945 | Ende des Zweiten Weltkrieges. Kappeln gehört innerhalb des Bundeslandes Rheinland-Pfalz zunächst weiterhin zum Amt Grumbach |
1968 | Im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform des Landes Rheinland-Pfalz kommt Kappeln 1972 als Ortsgemeinde zur Verbandsgemeinde Lauterecken |
0.10.Religiöse Verhältnisse
Im geschichtlichen Teil wurde auf die legendäre Kirchengründung durch Udo hingewiesen. Kappeln war schon lange vor der Reformation Sitz einer eigenen Kirchengemeinde, ursprünglich wohl mit mehreren Filialgemeinden, die heute nicht mehr genau zu bestimmen sind. Die Ursprünge der Kirche des Dorfes liegen im Dunkeln. Von der alten romanischen Kirche blieb kaum etwas erhalten. Älteste Teile des heutigen Kirchengebäudes sind die Untergeschosse des Turmes, die selbst schon in der Zeit des Barock entstanden sind. Das Obergeschoß des Turmes stammt aus dem Jahr 1820. Das Kirchenschiff ist ein klassizistisch anmutender Saalbau mit rechteckigen Fenstern, erbaut 1789.
Im Gegensatz zu fast allen Dörfern aus dem früheren Amt Grumbach gehörte Kappeln nicht zum Kirchspiel Sulzbach, sondern zu der Kirche von Meisenheim, was dadurch zu erklären ist, dass die Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken die Lehnsherren des Ortes waren und die Herren von Boos und Waldeck als zweibrückische Vasallen über den vierten Teil des Ortes verfügten. Während die Wildgrafen von Grumbach allgemein erst 1556 die Reformation in ihrem Bereich einführten, kam die neue Glaubensrichtung bereits 1537 von Meisenheim her nach Kappeln. Das führte ursprünglich zu Misshelligkeiten mit den Rheingrafen. Nachdem auch diese sich der Reformation zugewandt hatten, forderten sie als Landesherren, den Pfarrer zu bestätigen, der dazu in Grumbach eine Probepredigt halten sollte. Damit waren die Pfarrer in Kappeln nicht einverstanden. Erst 1618 trafen die Pfalzgrafen von Zweibrücken und die Rheingrafen von Grumbach gemeinsam mit den Herren Boos von Waldeck Vereinbarungen über die Kirchenorganisation, wodurch die Probleme überwunden wurden. Dennoch führten die damaligen Verhältnisse, nach denen sowohl die Rheingrafen als auch die Pfalzgrafen von Zweibrücken Anspruch auf die Kirche in Kappeln erhoben, bis in die neuere Zeit zu Konflikten. Als im 19. Jahrhundert der Ort Kappeln dem sachsen-coburgischen Fürstentum Lichtenberg zugeordnet wurde, blieb die Kirchengemeinde organisatorisch bei der Kirchengemeinde von Meisenheim. Diese Verhältnisse blieben erst recht nach 1834 unter der preußischen Oberhoheit erhalten. Erst 1973 kam es zu einer Vereinigung mit der Kirchengemeinde von Grumbach, der die Protestanten des Ortes auch heute noch zugeordnet sind. Das ehemalige Pfarrhaus erhielt einen Anbau mit einem Tagungsraum und mit einer Küche. Es wird heute vom Kirchenkreis St. Wendel als Evangelische Bildungsstätte genutzt.
0.11.Bevölkerungsentwicklung
um 1620 | 1648 | 1815 | 1860 | 1900 | 1925 | 1958 | 1978 | 2010 |
200 | 4 | 236 | 314 | 318 | 334 | 318 | 269 | 234 |
0.12.Schulen, Kultur, Vereinswesen
0.12.1.Schulen
Wie in den übrigen Dörfern des Amtes Grumbach entstanden auch in Kappeln im ausgehenden 16. Jahrhundert als Auswirkung der Reformationsbewegung die Bemühungen, Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Doch erst im späten 17. Jahrhundert wurde am Ort selbst unterrichtet. In einem Hirtenhaus erteilte ein Lehrer mit Namen Molter den Unterricht. Ein richtiges Schulhaus, das noch erhalten ist, wurde erst 1883 erbaut. Doch die Schule wurde 1983 geschlossen. Die Grundschüler besuchten bis 2010 die Grundschule Grumbach-Hoppstädten, danach die Grundschule in Lauterecken. Die Hauptschüler kamen 1983 sofort zur Hauptschule in Lauterecken. Auch das Gymnasium Lauterecken ist nur wenige Kilometer weit entfernt. Nach umfangreichen Umbauarbeiten dient das Schulhaus jetzt mit einem Fassungsraum von 300 Sitzplätzen als Dorfgemeinschaftshaus.
0.12.2.Feste und Brauchtum
Die Kirmes von Kappeln findet am 1. Wochenende im Juli statt. Altes Brauchtum, wie es in früherer Zeit in allen Dörfern der Glangegend üblich war, wird heute kaum noch gepflegt.
0.12.3.Vereine
Es bestehen am Ort ein Männergesangverein seit 1879 und ein Turn- und Sportverein mit Abteilungen für Fußball und Schießen seit 1928. Die Sportabteilung bildet seit 1976 mit dem Nachbarverein Eintracht Hoppstädten die SG Perlbachtal, eine Spielergemeinschaft zum Austragen von Verbandsspielen. Die freiwillige Feuerwehr besteht seit 1970. Weitere Vereine: Landfrauenverein, Förder- und Kulturverein, Sportförderverein.
0.13.Gesundheits- und Sozialwesen
Allgemeinärzte können in Offenbach und in Lauterecken aufgesucht werden. Die nächstgelegenen Krankenhäuser sind die von Meisenheim und von Kusel. Zuständige Sozialstation ist die von Lauterecken.
0.13.1.Wirtschaft und Verkehr
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe stark zurück, doch die landwirtschaftlich nutzbare Fläche blieb weitgehend erhalten. Die fortbestehenden Betriebe vergrößerten sich also. Haupterwerbsbetriebe wurden zumeist in Nebenerwerbsbetriebe umgewandelt, dadurch reduzierte sich die Anzahl der Betriebe auf ein Minimum. Erwerbstätige mussten nun in immer stärkerem Maße auswärts ihrem Broterwerb nachgehen. Bereits 1956 pendelten 35 von 90 Erwerbstätigen aus. Diese Zahl der Berufspendler hat sich inzwischen erheblich erhöht. Eine Raiffeisengenossenschaft besteht seit 1956.
Der Ort liegt an der Landesstraße L 373, die von Langweiler her die B 270 mit der B 420 bei Meisenheim verbindet. Das drei Kilometer weit entfernte Grumbach ist über eine eigene Straße (K 65) zu erreichen. Lauterecken liegt etwa 6 Kilometer weit entfernt. Zu Autobahnauffahrten bei Kusel und Kaiserslautern müssen 35 bis 45 Kilometer zurückgelegt werden. Nächster Bahnhof ist der von Lauterecken.
0.14.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Dolch, Martin und Greule, Albrecht: Historisches Siedlungsnamenbuch der Pfalz, Speyer 1991.
- Fabricius, Wilhelm: Das Hochgericht auf der Heide - Die Wildgrafschaft zwischen Oberstein, Meisenheim, Lauterecken und Kusel, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst Jg. 24, Trier 1905.
- Karsch, Otto: Geschichte des Amtes Grumbach, Neuwied 1959.
- Scheib, Heinz: Aus der Geschichte des Ortes Kappeln, in: 100 Jahre MGV Kappeln 1979.
- Schneider, Carl: Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundsrücken, Kreuznach 1854.