Sankt Julian
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsteil in der gleichnamigen Ortsgemeinde Sankt Julian in der Verbandsgemeinde Lauterecken
(Weitere Ortsteile: Eschenau, Gumbsweiler, Obereisenbach)
Einwohner im Ortsteil (1997): 593, männlich 292, weiblich 301, ev. 537, rk 42 (1997)
Einwohner (2007 Ortsgemeinde): 1256
Einwohner (2010 Ortsgemeinde): 1261
Gemarkung: 1407 ha der Ortsgemeinde St. Julian, davon 300 ha im Truppenübungsplatz Baumholder
0.2.Lage
Der Ortsteil St. Julian dieser Großgemeinde liegt im Glantal, hauptsächlich auf dem linken Glanufer beiderseits der B 420. Auf dem rechten Glanufer entstand eine kleinere neue Siedlung. Außerdem liegen hier die Schule und der Kindergarten sowie die Museumsmühle. Früher führte die Glantallinie der Eisenbahn durch den Ort, die auf diesem Abschnitt 1992 endgültig stillgelegt wurde. Die Gemarkung reicht von den fruchtbaren Äckern im Glantal bis zu den Höhen links und rechts des Flusses. Ein Teil der Gemarkung gehört zum Übungsgelände des Truppenübungsplatzes. Die Höhenlagen reichen von 190 Metern über NN in der Talsohle bis zu 463 Metern am Ottskopf im so genannten Schwarzland.
0.3.Siedlung
Das Ortsbild ist durch die topographische Lage geprägt. Durch die Tallage links des Glanes entstand ein Straßendorf, das später zur Bergseite hin durch zwei seitliche weitere Straßen erweitert wurde. Der Siedlungsraum um die Kirche ist als Mittelpunkt des Ortes anzusehen. Vorgeschichtliche Funde weisen aus, dass die Umgebung schon zur Zeit der Latène-Kultur und zur Römerzeit besiedelt war. Als Wallfahrtsort und als Sitz des „Vierherrengerichts“ galt der Ort schon im Mittelalter als ein zentraler Ort im Glantal, und bis heute konnte eine bestimmte zentrale Stellung behauptet werden.
0.4.Gemarkung
Der frühere Ort Sankt Julian besaß eine große Gemarkung, die links des Glans an die Fluren von Eschenau, Niederalben, Obereisenbach und Niedereisenbach angrenzte, rechts des Glans an die Gemarkungen von Gumbsweiler, Welchweiler, Horschbach und Hachenbach. Diese Grenzen erklären sich aus der mittelalterlichen Geschichte des Dorfes, das Sitz des Vierherrengerichts war. St. Julian, Eschenau, Obereisenbach, Niederalben (mit den untergegangenen Dörfern Ohlscheid, Hunhausen, Grorothisches Gericht) besaßen sehr wahrscheinlich einen gemeinsamen Wald und eine Markallmende und hatten diese erst im Laufe der Zeit aufgeteilt. So lassen sich die verzwickten Grenzziehungen erklären. Die gemeinsamen Gemarkungen dieser Dörfer umfassten 1905 noch 1856 ha Land, die mit der Gemarkungsgröße des ursprünglichen Vierherrengerichts übereinstimmen. Noch heute gehören zur Gemarkung von St. Julian 327 ha einer unbewohnten Flur "Schwarzland" , die später im Truppenübungsplatz aufgegangen war und formal jetzt wieder an die Gemeinde zurückübertragen wurde. Auf dem rechten Glantalufer besaß der ursprüngliche Ort St. Julian ebenfalls Teile seiner Gemarkung. Diese grenzten an den Lenschbach, der früher das wildgräfliche Gebiet von dem zweibrückischen trennte. Manche Flurnamen, z. B. der Name "Pfaffental", erinnern noch an die Zeit, da St. Julian ein bedeutender Wallfahrtsort, vielleicht auch der Sitz eines Klosters war.
Die Gemarkung wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein von kleinen landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet, die Getreideanbau, Viehzucht und Obstanbau betrieben, in geringerem Umfang auch Weinbau. Wenige größere Betriebe waren 10 bis 20 ha groß, die große Zahl der kleineren Betriebe bearbeiteten etwa 3 bis 4 ha Land.
Im 19. Jahrhundert reichte das landwirtschaftlich nutzbare Land für die anwachsende Bevölkerung nicht mehr aus. Landwirte suchten andere Erwerbsmöglichkeiten, viele wanderten aus. Heute gibt es nur noch einige Landwirte, und die moderne Landwirtschaft bietet in St. Julian wie in den übrigen Glantaldörfern nur noch wenigen Betrieben eine Erwerbsmöglichkeit.
0.5.Name
Der Ort wird in einer Urkunde von 1290 als "apud Sanctam Julianam" umschrieben, und folglich bezieht sich der Name St. Julian auf eine Heilige Juliane, die in der Kirche von Sankt Julian verehrt wurde. Es gibt mehrere heilige Frauen mit Namen Juliane. Das alte Patrozinium für die Kirche von St. Julian kann sich nur auf Juliana von Nikomedien beziehen, die während ihres langen Martyriums mit Blei übergossen wurde. Nach einer von Schott gefälschten Urkunde, die auf das Jahr 1192 datiert worden war, hätte "Saint Julien" der Namenspatron der Kirche sein können, und tatsächlich unterhält der Ort eine Partnerschaft mit einem der vielen französischen Saint Julien - Orte. Ursprünglich trug St. Julian wohl einen anderen Namen, der wegen der regen Wallfahrt zur Heiligen Juliane verdrängt wurde und heute nicht mehr bekannt ist. Der eigentliche Name wurde also durch den Namen der Heiligen ersetzt. Nach 1290 erscheint der Ortsname in folgenden weiteren Verbindungen: ecclesiae sanctae Julianae (1336), ecclesiae de sancta Juliana (1340), zu sant Juliana; 14. Jh., Sanct Julian (1588), Sanct Juljan (1686 ). Mundartlich wird der Ort als "Dilje" bezeichnet.
0.6.Wappen
Das Wappen bezieht sich auf die gesamte Ortsgemeinde. Es zeigt in einem silbernen Wappenschild ein rotes Dreieck mit einer silbernen Wellenlinie und einem goldenen Mühlrad. Diese Symbole betreffen alle Ortsteile und deuten auf die Lage am Glan hin und auf die Mühlen der verschiedenen Orte. Ein blauer Kessel im linken silbernen Feld weist auf das Martyrium der Juliane hin, ein blauer Krummstab im rechten silbernen Feld auf die frühere Zugehörigkeit des Ortsteils Gumbsweiler zum Remigiusland. Das Blatt einer Esche quer über dem Krummstab bezieht sich auf den Ortsteil Eschenau. Als Wappenfarben wurden die Farben der Wild- und Rheingrafen ausgewählt.
0.7.Abriss der Ortsgeschichte
0.7.1.Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit
Der Siedlungsraum um St. Julian ist sehr alt. Im Bachbett des Lenschbachs wurden während der 50er Jahre zwei Steinbeile aus Jade gefunden, die dem Jungneolithikum zugeordnet werden, also etwa 5000 Jahre alt sind. In der Gemarkung Schwarzland wurden um 1938 zwei Urnengräber aus der Latènezeit mit einem blauen Glasring als Grabbeigabe entdeckt. Der alte Kirchturm zeigt einige römische Spolien. Möglicherweise wurde die Kirche am Ort eines früheren römischen Heiligtums erbaut. Offensichtlich wurden beim Neubau des Kirchenschiffs im Jahr 1874 römische Spolien aus dem alten Mauerwerk gesichert. Diese wurden zunächst im Turm aufbewahrt, 1970 dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer übergeben. Abgüsse dieser Spolien zieren heute das Mauerwerk beim Treppenaufgang zur Kirche. Es handelt sich um die Abbildung eines Hippokamps aus einem römischen Grabmal. Beim Hippokamp handelt es sich um ein fabelhaftes Seetier von Rossgestalt mit einem Fischschwanz, das in den Wagen einer Meergottheit eingespannt war. Weitere römische Spolien enthält das Mauerwerk Kirchturms. (Vgl. Malitius 1987) Zu den Fundstücken gehörten auch zwei Amazonenschilde, wie man sie üblicherweise an den Sockeln von Mithräen findet.
0.7.2.Mittelalter
Es ist nicht bekannt, wann der heute noch bestehende Turm der alten romanischen Kirche erbaut worden ist, nach seinen Stilelementen wohl im Übergang vom 11. zum 12. Jahrhundert. Mit großer Wahrscheinlichkeit bestand zuvor an diesem Platz schon eine frühere Kirche. Um 1290 wirkte in St. Julian ein Priester Conrad, ein vermögender Mann, der zur Aufbewahrung der Reliquien der Heiligen Juliane eine Kapelle stiftete, die neben der damaligen romanischen Kirche errichtet wurde. Außerdem vermachte Conrad dem Ort einen größeren Landbesitz. Nach dem Bau der Kapelle muss sich St. Julian zum Wallfahrtsort entwickelt haben.
Zur Zeit des Mittelalters bestand in dem rheingräflichen Gebiet zwischen Glan und Nahe das so genannten "Hochgericht auf der Heide", in dem die Wild- und Rheingrafen die Hochgerichtsbarkeit ausübten. Dieses Hochgericht war in kleinere Gerichtsbezirke aufgeteilt, zu denen auch das "Vierherrengericht" gehörte, das in St. Julian seinen Sitz hatte. 1424 wurde der Ort einem Grafen Johann vom Steine als ein Lehen der Wild- und Rheingrafen übergeben, während 1624 ein Hugelin vom Steine (Johanns Bruder?) schon mit dem Nachbarort Obereisenbach und mit einer Mühle zu St. Julian belehnt worden war.
0.7.3.Neuzeit
Im 16. Jahrhundert kam es zu einer Verpfändung an die Pfalzgrafschaft Zweibrücken unter dem damaligen Herzog Wolfgang, doch der Ort wurde 1559 von der Wild- und Rheingrafschaft wieder ausgelöst. Nach einem Rechtsstreit fiel der Ort 1628 an Steinkallenfels. Die Hochgerichtsbarkeit verblieb zunächst noch bei den Wild- und Rheingrafen, wurde jedoch 1680 ebenfalls an die Herren von Steinkallenfels übergeben. 1778 erlosch die Seitenlinie von Steinkallenfels, und Sankt Julian wurde wiederum von den Wild- und Rheingrafen eingezogen.
In der Zeit der Französischen Revolution und in der Napoleonszeit gehörte Sankt Julian zu der Mairie Offenbach und zu dem Canton Grumbach. Dieser Canton lag wiederum im Arrondissement Birkenfeld und im Saardepartement. Während in der nun folgenden territorialen Neuordnung die rheingräflichen Orte links des Glans dem sachsen-coburgischen Fürstentum Lichtenberg zugeschlagen wurden, kamen St. Julian, Obereisenbach und Eschenau 1817 ausnahmsweise an Bayern im Austausch gegen einen Ort im Ostertal. (Vgl. Kirsch 2000) St. Julian wurde zunächst Sitz einer Bürgermeisterei für diese drei Orte, wobei Obereisenbach mit St. Julian verwaltungsmäßig zur Gemeinde St. Julian-Obereisenbach vereinigt wurde. Die Bürgermeisterei wurde 1861 mit der Bürgermeisterei Ulmet vereinigt, erlangte jedoch 1887 wieder ihre Selbständigkeit.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehört der Ort zu dem Land Rheinland-Pfalz. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968 wurde die Bürgermeisterei aufgelöst, und die Dörfer St. Julian-Obereisenbach, Eschenau und Gumbsweiler bildeten nun die große neue Ortsgemeinde St. Julian, die seit 1972 zu der Verbandsgemeinde Lauterecken gehört.
In der ländlichen Gemeinde mit einem großem Anteil von Arbeitern unter der Bevölkerung vollzog sich hier nach dem Ersten Weltkrieg eine deutliche Polarisierung in den politischen Gruppierungen. Verhältnismäßig früh konnten die Nationalsozialisten einen größeren Anhang gewinnen. Heute gilt die SPD als stärkste Partei. Weitere Erkenntnisse über das Wählerverhalten soll die nachfolgenden Übersicht vermitteln.
0.8.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen
Dt. Block | KPD | SPD | Zentr. | DVP | BVP | Republ. | Volksblock | USPD | |
Reichstag Mai 1924 | 3,3 | 11,5 | 12,4 | 0,5 | 66,5 | 0,5 | --- | 5,3 | --- |
SPD | DNVP | BVP | KPD | DVP | WP | NSDAP | Landvolk | VD | |
Reichstag Sept. 1930 | 37,2 | 0,5 | --- | 7,3 | 2,7 | 2,7 | 29,8 | 11,0 | 4,6 |
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | ||||
Landtag 2001 | 69,0 | 13,6 | 4,1 | 3,4 | --- | 10,0 | |||
Landtag 2006 | 65,9 | 13,1 | 4,5 | 4,3 | 5,7 | 6,5 | |||
Landtag 2011 | 57,8 | 17,7 | 3,1 | 11,0 | 3,3 | 7,1 | |||
Bundestag 2002 | 66,2 | 15,2 | 8,1 | 6,6 | --- | 3,9 | |||
Bundestag 2005 | 52,6 | 14,2 | 6,7 | 7,4 | 13,7 | 5,3 | |||
Bundestag 2009 | 40,1 | 16,0 | 11,5 | 7,1 | 22,0 | 3,4 | |||
Bundestag 2013 | 49,0 | 24,1 | 3,1 | 6,2 | 9,9 | 7,6 |
0.9.Zeittafel
Steinzeit | Funde zweier Jadebeilchen im Tal des Lenschbachs |
Eisenzeit | Brandgräber in der Gemarkung Schwarzland |
Römerzeit | Gallo-römische Siedlung, Mithräum |
8. Jhd. | Wahrscheinliche Gründung des Ortes St. Julian. Der ursprüngliche Name ist heute nicht mehr bekannt. |
um 1100 | Bau der romanischen Kirche |
1290 | Ersterwähnung des Ortes. Hinweis auf die Heilige Juliane. St. Julian ist zu dieser Zeit ein berühmter Wallfahrtsort. |
1426 | Hengelin von Stein wird mit St. Julian belehnt |
1560 | Einführung der Reformation |
1629-1648 | Dreißigjähriger Krieg. Große Bevölkerungsverluste |
1694 | Die Kirche brennt nieder |
1698/99 | Neuaufbau der Kirche |
1776 | Abriss der Michaeliskapelle |
1799-1815 | Französische Revolution. St. Julian gehört zur Mairie Offenbach und liegt im Kanton Grumbach |
1816 | St. Julian wird Sitz einer Bürgermeisterei im Königreich Bayern |
1861-1887 | Die Bürgermeisterei ist während dieser Zeit mit der Bürgermeisterei Ulmet vereinigt und wird dann wieder selbständig |
1878 | Bau einer neuen Kirche |
1938 | Bau der "Heeresstraße" |
1945 | St. Julian liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz |
1966 | Einweihung des neuen Schulhauses |
1972 | Auflösung der Bürgermeisterei und Eingliederung in die Verbandsgemeinde Lauterecken |
1985 | Einstellung des Personenverkehrs auf der Bahnlinie Altenglan-Lauterecken |
1992 | Endgültige Schließung der Bahnlinie |
0.10.Religion
Wie schon im Abschnitt über die Ortsgeschichte berichtet, war Sankt Julian in der Zeit des Mittelalters ein bekannter Wallfahrtsort. In der Michaeliskapelle neben der Kirche wurden Reliquien der Heiligen Juliane verehrt. Das ursprünglich romanische Kirchenschiff wurde im um 1878 durch ein neugotisches Bauwerk ersetzt. Der alte romanische Turm blieb erhalten.
Im Mittelalter war Sankt Julian Sitz eines Kirchspiels, zu dem außer den Dörfern des Vierherrengerichtes auch Niedereisenbach und Offenbach gehörten, sowie einige Dörfer aus dem Gebiet des heutigen Truppenübungsplatzes. Der Pfarrer von Sankt Julian war auch Pfarrherr im Kloster Offenbach. Das hatte noch Folgen für die Zeit nach der Reformation, als der Schaffner von Offenbach dem Pfarrer von Sankt Julian die Zweibrückische Kirchenordnung aufzwingen wollte, obwohl dieser ein rheingräflicher Untertan war. Das Problem erledigte sich erst nach der Französischen Revolution, als St. Julian bayerisch geworden war.
Sowohl die Pfalzgrafschaft als auch die Rheingrafschaft übernahmen in der Reformationszeit früh den lutherischen Glauben. So traten auch die Bewohner St. Julians um 1560 zum Protestantismus über, und noch heute leben überwiegend evangelische Christen in dem Ort. Durch den 30-jährigen Krieg erlitt St. Julian große Verluste, blieb aber von den französischen Réunionsbestrebungen verschont. 1694 brannte die Kirche teilweise nieder. Sie wurde in den Jahren 1698/99 wieder aufgebaut, und Stilelemente des Barock bestimmten nun die Kirche. Die kleine Michaeliskapelle wurde im Jahr 1776 abgerissen. Das 19. Jahrhundert brachte wiederum gravierende bauliche Veränderungen. Das Kirchenschiff wurde 1880/81 durch einen klassizistischen Neubau ersetzt, der mittelalterliche Kirchturm blieb jedoch erhalten.
0.11.Bevölkerung
Übersichten über die Größe der Bevölkerung aus der Zeit vor 1800 liegen nicht vor. 1828 hatte der Ort 471 Einwohner, davon 432 Protestanten, 36 Juden und 3 Katholiken. Im folgenden Jahrhundert stieg die Bevölkerungszahl nur geringfügig an. 1997 wurden 593 Einwohner gezählt. Davon waren 537 evangelisch, 42 katholisch. Seit der Verfolgung durch das Naziregime leben keine Juden mehr im Ort.
0.12.Bevölkerungsentwicklung mit Obereisenbach:
1825 | 1835 | 1871 | 1905 | 1939 | 1961 | |
gesamt | 467 | 530 | 600 | 652 | 643 | 724 |
katholisch | 3 | 37 | ||||
evangelisch | 434 | 684 | ||||
israelitisch | 30 | --- | ||||
sonstige | 3 |
0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen
0.13.1.Schule
Über die Ursprünge des Schulwesens im Ort ist wenig bekannt, da alle Schultagebücher am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren gingen. Aus alten Liegenschaftsbüchern ist aber zu ersehen, daß die Gemeinde bereits im 17. Jahrhundert "Schulland" besaß. Also gab es schon zu so früher Zeit eine Schule. Nach der Größe des Dorfes zu schließen, muss schon früh eine zweiklassige Dorfschule entstanden sein. Das erste Schulhaus stand an der Abzweigung der Steige von der Bergstraße (Haus Steige 1) nahe beim Pfarrhaus. Es kann schon im 17. Jahrhundert erbaut worden sein, wurde aber 1850 abgerissen und durch ein größeres Haus ersetzt. Dieses Haus diente ungefähr bis 1900 als Schulhaus. Nach 1945 wurden hier Lehrerdienstwohnungen und das Gemeindesekretariat eingerichtet. Das Haus ist heute in Privatbesitz. Ein neues Schulhaus wurde um 1900 an der Hauptstraße erbaut. Hier waren bis zum Jahr 1973 stets zwei Klassen untergebracht und das Bürgermeisteramt. Dieses Haus (Hauptstraße 38) wurde später von der Gemeinde verkauft. In ihm sind heute die Sparkasse und eine Zahnarztpraxis untergebracht.
1962 wurde ein Schulverband St. Julian gegründet, in dem alle Schüler von St. Julian, Obereisenbach, Eschenau, Gumbsweiler, Hachenbach und Rathsweiler zusammengefasst wurden. Aus den Dörfern Horschbach, Elzweiler und Welchweiler wurden lediglich die Hauptschüler in den Schulverband eingegliedert, aus Ulmet und (erst 1968) auch aus Niederalben die Schüler der 7. bis 9. Klassen.
1966 entstand für diesen Schulverband als eine Zentralschule das große Schulhaus an der Lenschbach. Doch durch die damals durchgeführte Schulreform und die gleichzeitige Gebiets- und Verwaltungsreform und den Anschluss einer Reihe von Orten des Regierungsbezirks Koblenz an den Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz ergaben sich wieder neue Voraussetzungen zur Gründung von Schulverbänden. So wurde 1970 zunächst die vorläufige Hauptschule Offenbach-Hundheim/St. Julian mit Sitz in Offenbach-Hundheim eröffnet. Zunächst gab es dreizügige Klassen. Die Klassen 5 und 6 wurden in dem neuen Schulhaus St. Julian unterrichtet, die Klassen 7 bis 9 in dem Schulhaus von Offenbach-Hundheim. Diese Hauptschule besuchten die Schüler aus Offenbach-Hundheim und Sankt Julian und jene aus Buborn, Kirrweiler, Homberg, Deimberg, Glanbrücken, Hachenbach und Wiesweiler, anfangs auch noch die Hauptschüler aus einigen Dörfern der Verbandsgemeinde Altenglan, nämlich aus den Hermannsberggemeinden Horschbach, Elzweiler und Welchweiler und aus Ulmet, aus Niederalben und aus Rathsweiler. Diese Schüler aus der Verbandsgemeinde Altenglan wurden 1973 in die für sie zuständige Hauptschule Altenglan eingegliedert. Die Hauptschule Offenbach-Hundheim wurde 1975 mit der Hauptschule Lauterecken vereinigt. Neben der Hauptschule bestand zunächst in St. Julian eine Grundschule für die Schüler aller Ortsgemeinden von St. Julian und für die Grundschüler aus Hachenbach, Niederalben und Rathsweiler. 1973 entstand dann eine neue Grundschule St. Julian Offenbach-Hundheim für die Grundschüler aus den Orten Buborn, Nerzweiler, Offenbach-Hundheim, St. Julian und Wiesweiler. Diese Grundschule hat noch heute ihren Standort in St. Julian.
0.13.2.Vereinswesen und Volksfeste
Vereine: Angelsportverein, Frauenbund, Bürgergemeinschaft Obereisenbach, Gesangverein 1873, Kirchbauverein St. Julian e. V., Landfrauenverein, Obst- und Gartenbauverein, Ralleyclub Mittleres Glantal, Schäferhundeverein, Tischtennisverein, Turn- und Sportverein, Wanderverein „Die Dippelbrüder“, Krankenpflegeverein, SPD-Ortsverein, Feuerwehr, Förderverein der Feuerwehr, Freie Wählergruppe e. V., Jagdgenossenschaft
Volksfeste: An jedem 2. Wochenende im Juli wird die Kerb gefeiert, am ersten Advent findet ein Weihnachtsmarkt statt. Obereisenbach feiert die Kerb am ersten Wochenende im Juli.
0.14.Gesundheits- und Sozialwesen
In St. Julian praktizieren ein Allgemeinarzt und ein Zahnarzt. Die Apotheke wurde geschlossen, nächste Apotheke in Offenbach-Hundheim. Ein Pflegeverein versorgt gemeinsam mit der Sozialstation Lauterecken und mit der privaten Institution "Pflege mit Herz" alte und kranke Menschen.
0.14.1.Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Der Ort war von Anfang an ländlich geprägt. Durch die zentrale Lage entstanden aber auch schon früh kleine Handelsbetriebe. Mühlen wurden nach dem 30-jährigen Krieg erbaut. Im 19. Jahrhundert entstanden größere Steinbrüche, in denen ein gelber Sandstein gebrochen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam dieser Industriezweig jedoch zum Erliegen. Eine lange bestehende Brotfabrik wurde geschlossen, ebenso eine Fensterfabrik im benachbarten Eschenau. Viele Arbeitnehmer pendeln aus bis nach Kaiserslautern, vereinzelt sogar bis nach Ludwigshafen.
Verkehr
St. Julian lag an der Glantaleisenbahn, die von 1904 bis 1987 in Betrieb war, ebenso an der Glantalstraße, die im 18. Jahrhundert von den Herzögen von Zweibrücken in Betrieb genommen und um 1840 durch das Königreich Bayern umfassend ausgebaut wurde. Diese Straße wurde 1938 zu einer Heeresstraße ausgebaut. Es handelt sich um die heutige B 420. Von St. Julian aus bestehen heute gute Busverbindungen nach Kusel und nach Lauterecken.
0.15.Nachweise
Verfasser: Inge Schworm †
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Dolch, Martin: Sankt Julian und seine Heilige, in: Westricher Heimatblätter Jg. 21 (1990), S. 122-125.
- Kirsch, Hans: Warum Eschenau und St. Julian 1816 bayerisch wurden, in: Westrichkalender Kusel 2000, S. 144-145.
- Leppla, Ekkehard: Die Entwicklung des Nationalsozialismus in Sankt Julian, in: Westricher Heimatblätter Jg. 21 (1990), S. 39-42.
- Malitius, Diethelm: Römische Inschriften und Skulpturen im Kreis Kusel, in: Westricher Heimatblätter Jg. 18 (1987), S. 185-223.
- N. N.: Geographisch-statistisches Handbuch von Rheinbaiern, Zweibrücken 1828.
- Schworm, Ernst: 700 Jahre Sankt Julian, in: Westrichkalender Kusel 1991, S. 92-97.
- Weber, Friedrich W.: Sankt Julian, in: Westricher Heimatblätter Jg. 3 (1972), S. 100-105.