Wörsbach in der Pfalz

Protestantischer Glockenturm

Der protestantische Glockenturm in Wörsbach, erbaut 1902. Ein Sandsteinquaderbau mit offenem Stahlgerüst, in dem die Glocken untergebracht sind, das von einem Kupferdach mit Wetterhahn bekrönt wird.
Der protestantische Glockenturm in Wörsbach[Bild: Marcus Leister [CC BY-SA 4.0]]

Der Protestantische Glockenturm in Wörsbach befindet sich in der Olsbrückerstraße und ist ortsbildprägend. Der Turm wurde 1902 errichtet und besteht aus einem gemauerten Sandsteinbau und einem offenen Stahlgerüst, in dem sich die Glocken befinden. Das Gerüst ist von einem gewölbten Kupferdach bedeckt, auf dem sich ein Wetterhahn befindet.

Wörsbach gehörte vermutlich schon seit mittelalterlicher Zeit zur Pfarrei Heimkirchen. Dies änderte sich auch im Zuge der Reformation und der Unterdrückung der Lutheraner durch die Sickinger Herrschaft im 17. und 18. Jahrhundert nicht, sodass Wörsbach 1820 offiziell Filialort der Pfarrei wurde.

Am 11. März 1902 gründeten Bürger:innen aus Wörsbach einen Protestantenverein, der es sich zum Ziel machte, ein Glockengeläut für den Ort anzuschaffen. Bei der Gründungsversammlung wurden 89 Protestant:innen gezählt, was etwa einem Fünftel aller Einwohner:innen des Ortes entsprach (1900: 434 Einwohner:innen). Personen anderer Konfessionen waren von einem Beitritt allerdings ausgeschlossen.

Der benötigte Bauplatz und die geplanten Glocken wurden mithilfe von Spenden der Vereinsmitglieder und Wörsbacher Bürger:innen finanziert. So konnte eine Fläche von etwa 20qm eines Gartengrundstücks des Landwirts Julius Christmann in der Olsbrückerstraße für 80 Mark erworben werden. Die beiden Glocken wurden bei der Firma Pfeiffer in Kaiserslautern in Auftrag gegeben. Der Turm selbst entstand hauptsächlich in Eigenleistung einheimischer Maurer und freiwilliger Helfer.

Am 8. Juni 1902 konnten die Glocken und der Wörsbacher Glockenturm eingeweiht werden. Eine Platte am Turm mit der Aufschrift „Erbaut vom Protestantenverein Wörsbach 1902“ erinnert an diese Eigenleistung der Wörsbacher Bevölkerung. Geläutet wurde hauptsächlich bei Sterbefällen, samstagsabends und den Vorabenden von religiösen Feiertagen sowie eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes. Wenn für die politische Gemeinde geläutet wurde, erhielt die Kirchengemeinde eine Nutzungsentschädigung.

Nur wenige Jahre später machten durch Regen entstandene Schäden eine Reparatur des Turmes notwendig, die am 28. Mai 1908 durchgeführt wurde. Erneute Ausbesserungen fanden 1932 statt. In Zuge dessen wurden auch die unteren Stufen der Treppe erneuert.

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde auch in Wörsbach die größte Glocke für die Kriegswirtschaft beschlagnahmt. Am 9. Januar 1942 holte eine Kommission der Wehrmacht die große Glocke ab und ließ sie einschmelzen. Die kleinere Glocke durfte zum Läuten in Notfällen im Wörsbacher Glockenturm verbleiben.

Am 5. September 1968 wurden die protestantischen Kirchenbezirke neuaufgeteilt und die Gemeinde Wörsbach wurde in die neugegründete Pfarrei Olsbrücken eingepfarrt. Proteste und Versuche der Gemeinde zusammen mit Heimkirchen Teil der Pfarrei Niederkirchen (heute Pfarrei Niederkirchen-Heimkirchen) zu werden, blieben erfolglos, obwohl die politischen Gemeinden Niederkirchen, Heimkirchen, Morbach und Wörsbach ab 1969 eine gemeinsame Ortsgemeinde bildeten. Die lutherische Gemeinde Wörsbach ist heute zusammen mit Olsbrücken, Unter- und Obersulzbach und Frankelbach Teil der Pfarrei Olsbrücken.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

  • Bäcker, Karl: Chronik von Niederkirchen. Bd. 2. Ortsteile Heimkirchen, Morbach und Wörsbach. Niederkirchen 199
  • Gümbel, Theodor: Die Geschichte der protestantischen Kirche der Pfalz. Mit besonderer Berücksichtigung der pfälzschen Profangeschichte. Kaiserslautern 1885. Online verfügbar unter: https://www.dilibri.de/urn/urn:nbn:de:0128-1-37226 (Aufgerufen am 20.12.2022).
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreis Kaiserslautern. Stand Okt 2022. Online verfügbar unter: https://gdke.rlp.de/de/ueber-uns/landesdenkmalpflege/service-landesdenkmalpflege/denkmalliste-rheinland-pfalz/ (aufgerufen am 20.12.2022).
  • Kirchengemeinde Olsbrücken. In: Internetseite des Prot. Dekanats an Alsenz und Lauter. URL: https://www.dekanat-alsenzundlauter.de/index.php?id=57 (aufgerufen am 20.12.2022).
  • Reh, Kurt / Wagner, Friedrich L. / Westrich, Klaus P.: Landkreis Kaiserslautern. Bonn 1968. (Heimatführer der deutschen Landkreise, Bd. 1).
  • Schauder, Karlheinz: Türme im Umkreis. Beredte Zeugen der Geschichte. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern 2015. S. 115–128.

Aktualisiert am: 20.12.2022