Strüth
Eine schon frühe Besiedlung der Umgebung der heutigen Gemeinde Strüth beweisen mehrere Grabhügel aus der Bronzezeit (ca. 1600 bis 1300 v. Chr.). Es handelt sich um Urnengräber mit Beigaben aus Bronze.
Nach der sogenannten Schönauer Reimsage verstarb Drutwin I. von Estergau, Graf von Lipporn auf dem Einrich, 956 in Strüth, nachdem er auf dem Heimritt nach einer Schlacht durch den Pfeilschuss eines feindlichen Bauern getötet worden war. Vor seinem Ende habe er den Ort, an dem er starb, als Platz für ein Mönchskloster mit dem Heiligen Florin als Schutzpatron bestimmt und diesem Zweck sein Geld und Gut vermacht. An dieser Stelle – heute am Ortsrand von Strüth – soll später der Hochaltar der Schönauer Klosterkirche errichtet worden sein. Die Geschichte von Strüth ist entsprechend eng mit dem des Klosters verbunden. So wurde Strüth schriftlich erstmals zwischen 1140 und 1160 in einem Grundbesitzregister des Klosters Schönau erwähnt. Die Gemeinde war diesem zugehörig und hatte dementsprechend Abgaben zu leisten, die in dieser Urkunde aufgelistet wurden.
Das Kloster blieb durchweg katholisch, obwohl die Grafen von Nassau in ihrem Vogteigebiet von Schönau, Welterod, Strüth und Lipporn die Reformation von 1541 bis 1544 durchsetzten. Die drei Gemeinden teilten sich einen evangelischen Pfarrer. Auch wurden EinwohnerInnen aus Strüth entweder auf dem Friedhof von Welterod oder Lipporn beigesetzt, da sie als evangelisch Getaufte nicht auf dem Kirchhof des katholischen Klosters bestattet werden konnten. 1920 wurde ein eigener Friedhof in Strüth eingerichtet.
Im Dreißigjährigen Krieg erfuhr Strüth wie fast alle umliegenden Dörfer großes Leid durch die umherziehenden Truppen, Seuchen und Hungersnöte. Schwedische und hessische Truppen überfielen 1631, 1634 und 1635 das Kloster. Im Dezember 1723 brannte das Kloster samt seiner Kirche nieder, konnte jedoch wiedererrichtet werden. Im Jahr 1802 wurde es säkularisiert und die Mönchsgemeinschaft wenig später aufgelöst.
1775 kam Strüth wie andere Orte der Umgebung in den Besitz der Landgrafen von Hessen-Kassel. Von 1806 bis 1813 war das Gebiet der Niedergrafschaft unter französischer Verwaltung Napoleons (Pays réservé de Catzenellenbogen). Im Wiener Kongress 1815 schließlich wurden Strüth und 34 andere Gemeinden dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Es war zunächst der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet und ab 1885 dem neu gegründeten Kreis Sankt Goarshausen.
Bis ins 19. Jahrhundert besuchten die Kinder aus Strüth die Schule in Welterod, wo auch die Kinder aus Lipporn unterrichtet wurden. Nachdem die Anzahl der SchülerInnen sich erhöhte, wurde 1818 eine eigene Schule in Strüth errichtet. Mit Bau der Mittelpunktschule in Nastätten erübrigte sich das Schulwesen in Strüth.
Im Ersten Weltkrieg wurden 73 Männer aus Strüth als Soldaten einberufen. 14 von ihnen fielen. Die verbliebenen Bewohner in Strüth erhielten 20 russische Kriegsgefangene zur Unterstützung bei der landwirtschaftlichen Arbeit.
Nach dem Krieg befand sich der Ort in dem ironisch als „Freistaat Flaschenhals“ bezeichneten kleinen Gebiet zwischen den Besatzungszonen der Amerikaner und Franzosen. Dieses politisch bizarre Konstrukt existierte vom 10. Januar 1919 bis zum 25. Februar 1923. An diesem Tag marschierten marokkanische Hilfstruppen der französischen Besatzungsmacht im "Freistaat Flaschenhals" entgegen des Versailler Vertrages vom 28. Juni 1919 ein.
Der Aufstieg des Nationalsozialismus wurde in Strüth sehr begrüßt. Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 wählten die Einwohner zu 80% deutschnational und nationalsozialistisch. Im Laufe des Krieges erhielt Strüth erneut Kriegsgefangene aus Frankreich, Polen, der Ukraine und Russland. Bei Fliegerangriffen im März 1945 wurden der Kirchturm des Klosters sowie ein Schuppen in Strüth schwer getroffen, jedoch wurden nur wenige Zivilisten von Splittern der Geschütze verletzt. 19 Menschen aus Strüth fielen im Krieg, neun gelten noch als vermisst.
Am 27. März 1945 besetzten amerikanische Soldaten den Ort. Danach war er Teil der französischen Besatzungszone.
Seit 1946 ist der Ort Teil des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz. Seit 1972 gehört es der Verbandsgemeinde Nastätten im Kreis Rhein-Lahn an.
Nachweise
Erstellt am: 09.10.2020
Verfasserin: Katrin Kober
Dieser Artikel basiert auf:
- Thierfelder, Johannes: Der Pfeilschuss in der Strude. Heimatbuch der Gemeinde Strüth. Herausgegeben anläßlich der 750-Jahrfeier. 1248-1998. Mainz-Hechtsheim 1998.
- Back, Richard: Das Kloster Schönau. In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft – Geschichte – Kultur unserer Heimat. Hrsg. v. der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises. Oberwesel/Rhein 1987, S. 143ff.