Das Patrizier-Geschlecht Zöller / Zöller-Beaumont in Rheinhessen
Der zweite Vortragsabend der genealogischen Bezirksgruppe Worms im Jahre 2008 hatte das Patrizier-Geschlecht Zöller / Zöller-Beaumont als Thema.
Dr. med. Oliver-Hans G.-B. Gero Zöller referierte über seine Ahnenreihe im Mannesstamm (Stammreihe), welche von der ehemaligen freien Reichstadt Pfeddersheim (seit 1969 Stadtteil von Worms) über Westhofen führt.
Im Jahre 1699 wurde der Gutsbesitzer und Küfer Johann Philipp Zöller u.a. im reformierten Kirchenbuch als Vater von Johann Georg (get. Pfeddersheim 4.2.1699) erwähnt. Johann Georg Zöller hatte in Pfeddersheim u.a. das Amt eines Senators (Ratsverwandten) inne. Durch die „Confirmatio Privilegiorum“ am 24. Februar 1748 von Kurfürst Carl Theodor, Pfalzgraf bei Rhein, wurden der alten Reichsstadt Pfeddersheim und ihren „Geschlechtern“ (Patriziern) die angestammten Privilegien erneut bestätigt.
Folgende Begebenheiten verdienen dabei besondere Beachtung:
- Kaiser Albrecht von Habsburg erhob zu Beginn des 14. Jahrhunderts Pfeddersheim zur unmittelbaren Reichsstadt.
- Die reichsstädtischen Privilegien waren am 2. April 1544 schon durch Kaiser Karl V. bestätigt worden.
- Der Patrizierstand (das Patriziat) – von einigen Autoren als Stadtadel bezeichnet – ist nach historischem Recht dem Landadel ebenbürtig und wurde aus politisch und wirtschaftlich führenden Geschlechtern (Verwaltungs- und Handelspatriziat) einer Reichsstadt gebildet.
Dem Gutsbesitzer und Küfermeister Georg Bernhard Zöller (geb. Pfeddersheim err. um 1740) und seinen Nachkommen (u.a. seinem 1779 geborenen Sohn Johann Jacob) wurden durch fürstl.-leiningsche Genehmigung die Führung des Familiennamens „Zöller-Beaumont“ gestattet. Georg Bernhard war Sohn des oben erwähnten Ratsverwandten (Senators) Johann Georg Zöller und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Schönberg (frz. = Beaumont). Im Zuge der in Rheinhessen einfallenden franz. Revolutionstruppen wurden [aufgrund revolutionär-antifeudaler Gesetzgebung] alle Standesbezeichnungen und -namen per Dekret abgeschafft, und der französische Namensbestandteil „Beaumont“ in den „standesamtlichen Registern“ nicht mehr weitergeführt. Johann Jacob Zöller-Beaumont (geb. Pfeddersheim 29.01.1779) heiratete laut „standesamtlichen Register“ unter dem Namen Johann Jacob Zöller 1803 in Bechtheim, wo er als Gutsbesitzer, Küfer und Adjunkt (stellv. Bürgermeister) lebte. Todesort und –datum von Johann Jacob Zöller sind nicht bekannt. [Anm.: Eine Wiederaufnahme des franz. Namensbestandteils war für die Familie aus politisch-wirtschaftlichen Erwägungen und später auch de iure – durch das [bis heute gültige] nationalsozialistische Gesetz über die Änderung von Namen vom 5.Januar 1938 – nicht mehr möglich].
Der Gutsbesitzer und Küfer Georg Bernhard Zöller (geb. 18.10.1804) – Sohn von Johann Jacob - heiratete 1828 die Kaufmannstochter Sibylla Barbara Molter, mit der er die Söhne Georg Bernhard, Georg Ludwig, August (geb. Westhofen 24.11.1834) und Johann sowie die Töchter Anna Maria, Catharina, Margaretha und Elisabeth hatte. Nach seiner Scheidung 1848 wanderte er nach Amerika aus, wo er auch verstarb.
Der oben genannte August Zöller war (nach dem Tode seiner ersten Ehefrau Elisabeth, geb. Roth) in zweiter Ehe mit Anna Maria, geb. Falk, verheiratet und hatte mit ihr die Söhne Heinrich (geb. Westhofen 29.09.1872), Johann, Hugo und Jakob sowie eine Tochter Elisabeth.
Georg Karl (geb. Westhofen 25.04.1902) war jüngster Sohn von Heinrich Zöller und Vater von Wilfried Heinrich (geb. Westhofen 31.07.1936). Wilfried Heinrich Zöller ist Vater des Referenten Dr. Oliver-Hans G.-B. Gero Zöller.
Der erste urkundlich erwähnte Namensträger Zöller in Pfeddersheim ist der Küfermeister Hanß Zöller [Johannes Zeller], der dort 1650 zehn Äcker des Ehepaares Hanß und Margaretha Hebell [Höbell] aus Mörstadt (Albert Cappel: Pfeddersheimer Kaufprotokolle, PFWK VI S. 170) und 1652 fünfzehn Äcker von Johann Andreas Seydenbender aus Straßburg (Albert Cappel: Pfeddersheimer Kaufprotokolle, PFWK VI S. 177) kaufte.
Da der Familienname Zöller einen Beruf bezeichnet, lässt sich onosmatisch, d.h. aus dem Namen, kein direkter Hinweis auf die geographische Herkunft der Vorfahren vom oben genannten Hanß Zöller [Johannes Zeller], ableiten.
Das Wappen der Familie ist vom Apostolischen Stuhl bestätigt.
[Anm.: Wappen haben auch stets sakrale Bedeutung, die in Numeri 2,1-2 zum Ausdruck kommt: "Und der Herr redete mit Mose und Aaron und sprach: Die Israeliten sollen um die Stiftshütte her sich lagern, ein jeder bei seinem Panier (Banner) und Zeichen, nach ihren Sippen“.]
Literatur / Quellen:
· Hellmuth Rössler [Hrsg.]: Deutsches Patriziat 1430-1740, Starke Verlag (1968)
· Alfred Haag [Hrsg.]: 1250 Jahre Pfeddersheim, 1. Auflage, Geiger-Verlag (2004)
· Armin Kohnle: Kleine Geschichte der Kurpfalz, 3. Auflage, G. Braun Buchverlag (2008)
· Otto Gerhard Oexle / Andrea von Hülsen-Esch [Hrsg.]: Die Repräsentation der Gruppen ∙ Texte – Bilder – Objekte (Veröffentlichungen des Max-Planck-Institutes für Geschichte 141), Vandenhoeck & Ruprecht (1998)
· Karl Loewenstein: Kooptation und Zuwahl ∙ Über die autonome Bildung privilegierter Gruppen, Alfred Metzner Verlag (1973)
· Jürgen Udolph / Sebastian Fitzek: Professor Udolphs Buch der Namen ∙ Woher sie kommen · Was sie bedeuten, 4. Auflage, Bertelsmann Verlag (2005)
· Eckart Conze [Hrsg.]: Kleines Lexikon des Adels, Verlag C.H. Beck (2005)
· Herold [Hrsg.]: Handbuch der Heraldik · Wappenfibel, 19. verbesserte und erweiterte Auflage, Verlag Degener & Co. (1998)