Zur Geschichte von Alsheim
Vorgeschichte
Die erste Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Alsheim ist für die Jungsteinzeit nachweisbar. Ab dem 4. Jahrhundert vor Christus siedelten in diesem Gebiet vor allem Germanen, die ab dem 1. vorchristlichen Jahrhundert von den Römern verdrängt wurden. In den Jahren 83/84 nach Christus wurde das Gebiet um Alsheim als Germania superior römische Provinz. Dieses Ereignis prägte die weitere Geschichte Alsheims entscheidend. Eine angelsächsische Münze aus dem 7. Jahrhundert, als deren Prägeort „Halasemia“ (wohl die latinisierte Form von Alsheim) angegeben ist, lässt darauf schließen, dass zumindest in der Spätantike in Alsheim Münzen geprägt wurden und das heute kleine Dorf eine bedeutende Siedlung war. Nur in großen Städten wie Mainz, Trier und Worms wurden damals Münzen geprägt, was den Schluss nahelegt, dass Alsheim zu dieser Zeit ein wirtschaftliches Zentrum war. Grund für die hohe wirtschaftliche Bedeutung Alsheims für das Umland waren vermutlich zwei Königshöfe, die ursprünglich Krongüter waren. Aus diesen beiden Königshöfen entwickelten sich zwei Siedlungen, die im 12. und 13. Jahrhundert zusammenwuchsen. Deshalb besaß Alsheim schon in der Zeit vor der Reformation zwei Kirchen.
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung Alsheims ist nicht genau zu bestimmen, da die Datumsangabe auf der Urkunde vermutlich einen Schreibfehler beinhaltet. Es wird von einem Tag in der Regierungszeit Pippins gesprochen, in der dieser jedoch schon tot war. Vermutlich datiert die Urkunde aus den Jahren 765-767. Während des 9. Jahrhunderts befanden sich große Teile der Gemarkung Alsheims in königlichem Besitz. Um die Jahrtausendwende gehörte der größte Teil der Besitzrechte in Alsheim den Reichsklöstern Lorsch und Fulda sowie dem Kloster Selz im Elsass an. In den folgenden Jahrhunderten war das Kloster Fulda jedoch gezwungen, einen Teil seiner Besitzungen zu verkaufen. Auch wenn darüber urkundlich nichts erwähnt wird, geschah dies wohl auch mit den Besitzungen des Klosters Lorsch.
Während des Mittelalters war die Herrschaft in Alsheim zwischen geistlichen und weltlichen Herren aufgeteilt. Patronatsinhaber im Dorf waren das Bistum Worms und das Erzbistum Mainz. Die weltliche Herrschaft und die Übung der Gerichtsbarkeit fiel den Grafen von Leiningen zu. Im 15. Jahrhundert erfolgte ein weltlicher Herrschaftswechsel, als der pfälzische Kurfürst Friedrich I. die Hälfte des Besitzes erwarb. Endgültig kurpfälzisch wurde Alsheim im Jahr 1532.
Neuzeit
Im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges wurde Alsheim vermutlich im Herbst 1620 von spanischen Truppen besetzt. Danach wurde im Ort wieder der Katholizismus eingeführt, nachdem das Dorf zuvor aufgrund der Zugehörigkeit zur Kurpfalz protestantisch gewesen war. Der Dreißigjährige Krieg bedeutete für Alsheim einen hohen Verlust an Bevölkerung, der allerdings in den Nachkriegsjahren durch Ansiedlungen von Menschen aus anderen Regionen schnell wieder kompensiert wurde. Zur Erholung von den Schrecken des Krieges hatte Alsheim allerdings nur wenig Zeit, denn im September 1688 brach mit dem von Frankreich ausgehenden Pfälzischen Erbfolgekrieg der nächste Konflikt über die Kurpfalz herein, der noch schlimmere Verwüstungen als der Dreißigjährige Krieg mit sich brachte. In diesem Krieg wurde Alsheim, wie viele andere pfälzische Städte auch, von der französischen Armee systematisch niedergebrannt.
Von der 1789 ausgebrochenen französischen Revolution war Alsheim zunächst als Durchmarschgebiet des gegenrevolutionären Bündnisses betroffen. Nachdem der preußische Vormarsch auf Paris durch die Niederlage in der Kanonade von Valmy gestoppt wurde, diente Alsheim als Rückzugsgebiet für die Preußen. Im Oktober 1792 marschierten französische Truppen durch das Dorf. Weil Alsheim Teil der neutralen Kurpfalz war, wurde es nicht besetzt, sondern lediglich zu Einquartierungen und Hilfeleistungen genutzt. Als Frankreich im Oktober 1797 durch den Frieden von Campo Formio das linke Rheinufer erhielt, wurde Alsheim ein Teil der Französischen Republik. Die französische Niederlage bei Leipzig im Oktober 1813 läutete das Ende der 16-jährigen Zugehörigkeit Alsheims zu Frankreich ein. Zunächst übernahm im Februar 1814 eine provisorische Regierung die Herrschaft, bevor im Juli desselben Jahres eine österreichisch-bayrische Administration für das linke Rheinufer zuständig wurde. Der Wiener Kongress schlug Alsheim dem Großherzogtum Hessen zu. Die Jahre nach der Französischen Revolution waren in Alsheim durch immer wieder aufflammende Unruhen aufgrund hoher Lebensmittelpreise geprägt. Die gestiegenen Preise hingen auch mit der erhöhten Nachfrage aufgrund eines starken Bevölkerungszuwachses in Alsheim im 18. und 19. Jahrhundert zusammen, der allerdings in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder nachließ. Im Jahr 1793 hatte Alsheim knapp 1000 Einwohner. Bis zum Jahr 1852 wuchs die Einwohnerzahl auf ca. 1700, bis zum Jahr 1910 wuchs die Einwohnerzahl jedoch nur um ca. 50 Personen.
Nach dem Ersten Weltkrieg
Die Folgen des Ersten Weltkriegs waren in Alsheim deutlich sichtbar. Hauptprobleme waren die Ernährungskrise, die Inflation und vor allem die Wohnungsnot. Um Letzteres zum mindern wurde teilweise sogar privater Wohnraum beschlagnahmt. Zudem schaffte die Gemeinde Anreize neuen Wohnraum zu errichten, indem sie Bauherren eine gewisse Zeit von der Grundsteuer befreite. Außerdem wurden gemeinnützige Bauvereine eingeschaltet, um neuen Wohnraum zu schaffen.
Politisch bedeutete das Ende des Ersten Weltkrieges und damit die Abschaffung der Monarchie das Aufgehen des Großherzogtums Hessen im Volksstaat Hessen, zu dem nun auch Alsheim gehörte.
In den letzten Jahren der Weimarer Republik konnte die NSDAP in Alsheim große Gewinne einfahren, jedoch unterblieben Polarisierungen zwischen Rechten und Linken im Gemeinderat. Während des Dritten Reiches kam es auch in Alsheim zu Konflikten zwischen Gegner und Befürwortern der nationalsozialistischen Herrschaft. Von direkten Kriegshandlungen war Alsheim erst Ende 1944 betroffen, als das Dorf bombardiert wurde. Am 21. März 1945 marschierten amerikanische Truppen in Alsheim ein, die am 13. Juli durch französische Truppen ersetzt. Bereits ein Jahr später wurde Alsheim Teil des neu gegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz. In den 50er Jahren wurden umfangreiche Wiederaufbaumaßnahmen in dem vom Krieg zerstörten Dorf durchgeführt, u.a. wurden neue Straßen, Kanalisationen und eine Schule gebaut.
Im Rahmen von Verwaltungsreformen in Rheinland Pfalz Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre wurden die Landkreise Alzey und Worms zusammengelegt, wobei Alsheim Teil der Verbandsgemeinde Eich wurde.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Armin Huber, Sarah Traub
Verwendete Literatur:
- Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
- Gunter Mahlerwein: Alsheim-Halasemia. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Alsheim 1996.
- Gunter Mahlerwein: Alsheim-Halasenmia. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Band 2: Von der französischen Revolution bis heute. Alsheim 2004.
Aktualisiert am: 29.03.2016