Aspisheim in Rheinhessen

Die römische Badeanlage in Aspisheim

Hinweisschild für das römische Badehaus in Aspisheim

In der Gemarkung des rheinhessischen Dorfes Aspisheim wurden in den 1980er Jahren die Reste einer römischen Badeanlage entdeckt, die wahrscheinlich zu einer bisher noch nicht entdeckten villa rustica gehörte. Der Fund wurde 1984 bei Abbrucharbeiten einer längs der evangelischen Kirche verlaufenden Mauer gemacht.[Anm. 1] Heute ist am Fundort eine entsprechende Marmortafel angebracht.[Anm. 2] 

Konkret wurde ein halbrundes Wasserbecken mit einem Durchmesser von 3,40 Metern und 0,7 Metern Tiefe freigelegt. Der Bodenestrich des Beckens war noch erhalten und die Wanne war durch mehrschichtigen Opus-Signinum-Mörtel ausgekleidet. Ein ebenfalls gefundenes Bleirohr, welches im Wannenboden eingelassen war, ließ sich als Wasserabfluss deuten. Eine Trittstufe ermöglichte den Zugang zum Becken. Leider war die Wanne bereits durch das Stützfundament für die neu erbaute Kirchhofmauer gestört. Aufgrund des Baum- und Pflanzenbestandes und den Verlauf einer modernen Straße war die Ausweitung des Grabungsplatzes nicht möglich, wodurch der Rest der vermuteten villa rustica nicht ergraben werden konnte. Durch Streufunde wurde die Anlage ins 3. Jahrhundert datiert.[Anm. 3]

Die Fundstelle befindet sich in schwach geneigtem Hanggelände, einer sogenannten Hangfußlage. Die Anlage einer villa rustica in einer solchen Lage war typisch für die Region am Rhein. Die Hanglage war ökonomisch sinnvoll – von den Gebäuden waren sowohl die Talwiesen, auf denen Viehhaltung betrieben wurde, als auch die Terrassen, die für Obst- und Ackerbau geeignet waren, zu erreichen – bot den Villenbesitzern aber auch einen Panoramablick und eine Repräsentationsmöglichkeit, da die Gutshöfe weithin zu sehen waren.[Anm. 4] 

Auffällig war außerdem die Entdeckung, dass die Kirchhofmauer streckenweise exakt über dem antiken Mauerwerk verlief, weshalb anzunehmen ist, dass einige dieser Mauern wohl noch zur Bauzeit des Kirchhofes oberirdisch zu sehen waren. 13 Meter nordöstlich des Chores der Kirche wurde des Weiteren wenige Wochen nach dem Fund der Badeanlage eine Mauer gefunden, für die ebenfalls eine römische Zeitstellung angenommen wird. Ronald Knöchlein vermutet aufgrund dieser Funde, dass der mittelalterliche Ortskern von Aspisheim eine römische Ansiedlung überlagert. Die Kirche könnte dabei über das Haupthaus des Gutshofes erbaut worden sein.[Anm. 5] Das Phänomen, dass nachantike Bebauung an die antike räumlich anknüpft, ist in Rheinhessen und dem Naheland, aber auch überregional verbreitet.[Anm. 6] 

Einige Jahrzehnte vor den obigen Funden wurden bereits an anderer Stelle in Aspisheim römerzeitliche Funde gemacht. Bei Drainage-Arbeiten wurden 1932 nordöstlich der Straße von Bingen nach Wörrstadt (heute L414) in Aspisheimer Gemarkung drei Skelettgräber entdeckt, die teils mit Ziegeln und teils mit Schieferplatten umstellt waren. Als nennenswerte Beigaben wurden unter anderem sechs Fibeln und eine Tasse (Terra Sigillata) geborgen.[Anm. 7]

Verfasser: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Knöchlein, Ronald: Zur Frühgeschichte von Aspisheim, Lkr. Mainz-Bingen. Mainzer Arch. Zeitschr. 4 (1997), S. 187-226.
  • Rupprecht, Gerd: Aspisheim. Badebecken. In: Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990, S. 309-310.
  • Schnellenkamp, Werner: Fundchronik für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1932. Arbeitsgebiet des Denkmalpflegers für Rheinhessen Germania 16 (1932), S.  314-315.

Erstellt am: 28.08.2018

Anmerkungen:

  1. Rupprecht, S. 309. Zurück
  2. Ebenda, S. 310. Zurück
  3. Knöchlein, S. 187-188. Für die Mörtelauskleidung des Beckens siehe Rupprecht, S. 309-310. Zurück
  4. Knöchlein, S. 187-188. Zurück
  5. Ebenda, S. 189-190. Zurück
  6. Ebenda, S. 191. Siehe auch die Auflistung S. 191-193. Zurück
  7. Schnellenkamp, S. 314. Zurück