Ebersheim in Rheinhessen

Römische Funde in Ebersheim

Eine Schildflügelfibel aus dem Gräberfeld in der Schulrat-Spang-Straße in Ebersheim. [Bild: Landesmuseum Mainz.]

Aus der Zeit der Römer, die gegen Ende des zweiten Jahrzehnts v. Chr. ihre Truppen an den Rhein vorverlegten, kennen wir mehrere Funde auf Ebersheimer Gemarkung.

Ein besonders interessantes Stück ist ein goldener Fingerring. Der Ring weist die Inschrift IAN auf, was als Januari gedeutet werden kann.[Anm. 1] Dies weist auf den römischen Gott Janus hin. Janus war der römische Gott des Anfangs und des Endes und wird deshalb oft mit zwei Gesichtern dargestellt, die vorwärts und rückwärts blicken. Nach ihm ist auch der Monat Januar benannt.[Anm. 2] Dreht man den Ring um 180 Grad, so ist auch die Inschrift IVN für Iunoni möglich. Laut Henkel wäre der Votivring somit der Juno geweiht gewesen.[Anm. 3] Der Ring gelangte als Altfund an das Landesmuseum Mainz. Über den genauen Fundort und den Fundkontext können heute leider keine Aussagen mehr getroffen werden.[Anm. 4]

Im  Jahr 1972 wurden auf dem Grundstück Schulrat-Spang-Straße 33 vier römische Brandgräber entdeckt.

Im ersten Grab fand man einen sogenannten „Schlauchbecher“, der neben dem Leichenbrand Spiralhülsenfibeln und Schildflügelfibeln enthielt. Eine Fibel ist eine metallene Gewandnadel, die Kleidung zusammenhält. Ihre Funktion ist vergleichbar mit einer heutigen Sicherheitsnadel, die jedoch wesentlich schmuckvoller ausgearbeitet wurde. Außerdem fand man in dem Becher noch eine Tiegellampe und einige verbrannte Eisenreste. Zum anderen befand sich in dem Grab noch das Unterteil eines Topfes, das ebenfalls Leichenbrand enthielt, sowie ein kleines Töpfchen und ein Sesterz des Claudius, durch den das Brandgrab in dessen Regierungszeit als römischer Kaiser (41-54 n. Chr.) datiert werden konnte. Ein Sesterz war die häufigste römische Münze und die Hauptrecheneinheit bis zu den Währungsreformen des Kaisers Diokletian im 3. Jahrhundert. Zwischen den zwei Urnen standen zudem noch eine Schale und ein Teller aus Keramik.[Anm. 5]

Im zweiten Grab fand man eine sogenannte „Schrägrandurne“, sowie einen Teller und Scherben eines großen Krugs. Außerdem befanden sich noch ein eisernes Schlossblech, Scharniere, Nägel und eiserne Beschläge in dem Grab. Diese Eisenfunde gehörten wohl zu einem Holzkasten, der allerdings nicht mehr erhalten war.[Anm. 6]

Im dritten Grab wurde eine weitere „Schrägrandurne“ mit Leichenbrand, eine Schale, fünf Eisennägel und zwei eiserne Haken ausgegraben.[Anm. 7]

Im vierten Grab befanden sich abermals eine mit Leichenbrand gefüllte „Schrägrandurne“, der untere Teil eines Henkelkruges und die Scherbe eines Henkeltopfs.[Anm. 8]

Wie Ronald Knöchlein in seiner empfehlenswerten archäologischen Ortsbetrachtung von Ebersheim zeigt, gab es in Ebersheim noch eine Fülle weiterer Funde aus römischer Zeit und den vorherigen Jahrhunderten.[Anm. 9] So wurde 1981 ein Brandgräberfeld im Anemonenweg gefunden, dass Bestattungen vom Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. – also über den kompletten Besiedlungszeitraum der Römer in dieser Gegend – enthielt. Datiert wurden die Gräber durch die gefundene Keramik und einige Fibeln. Da die Funde durch Privatleute und ohne Beteiligung der Landesarchäologie gemacht wurden, sind die genauen Fundkontexte nicht mehr zu rekonstruieren.[Anm. 10] Dies trifft auch auf das frühkaiserzeitliche, römische Kurzschwert (gladius) an einer Kette mit Ring zu, das in der Nieder-Olmer Straße gefunden wurde.[Anm. 11] Des Weitern konnten bisher zwei villae rusticae auf Ebersheimer Gemarkung nachgewiesen werden.[Anm. 12] Die erste Villa wurde „Im hintersten Grund“ im Norden des Ortes gefunden. Bisher ist die Erforschung des Fundplatzes noch in den Anfängen, hochgepflügte Mauerreste lassen aber auf eine solide Bausubstanz schließen. Keramikreste werden in die Zeit um 200 n. Chr. datiert.[Anm. 13] Die zweite Villa befindet sich „Am Linsenberg“. Hier wurde 1997 eine Plangrabung der Landesarchäologie durchgeführt. Die Grabung legte – eher ungewöhnlich und noch einzigartig in Rheinhessen – nicht das Hauptgebäude, sondern den Wirtschaftstrakt des Gutshofs frei. Es wurden grubenartige, verfüllte Vertiefungen gefunden, von der eine Vertiefung eine gemauerte Wand hatte und als Keller gedeutet wurde. Außerdem wurden vier in den Boden eingetiefte Öfen mit kreisrunder Basis und Lehmkuppel gefunden. Aufgrund der Bauform und der daraus entstehenden Höchsttemperatur in den Öfen muss es sich um Backöfen für Backwaren gehandelt haben.[Anm. 14]

Nachweise

Verfasser: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Graf, Fritz: Ianus. In: DNP Bd. 5, Sp. 858-861.
  • Henkel, Friedrich: Die römischen Fingerringe der Rheinlande und der benachbarten Gebiete. Berlin 1913.
  • Knöchlein, Ronald: Ebersheim. Von der frühesten Besiedlung bis zur fränkischen Zeit. Archäologische Ortsbetrachtungen 10. Mainz 2007.
  • Körber, K.: Römische Inschriften des Mainzer Museums. Mainz 1900.
  • Stümpel, Bernhard: Ur- und Frühgeschichte von Ebersheim, Landkreis Mainz. In: 1500 Jahre Ebersheim. Festschrift zur Jubiläumsfeier der Gemeinde im Jahre 1964. Oppenheim 1964, S. 35-39.
  • Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1972 bis 31. Dezember 1973. MZ 70 (1975), S. 194-235.

Erstellt am: 19.10.2016

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Anmerkungen:

  1. Körber, K.: Römische Inschriften des Mainzer Museums. Mainz 1900, S. 105, Nr. 159. Zurück
  2. Graf, Fritz: Ianus. In: DNP Bd. 5, Sp. 858-861. Zurück
  3. Henkel, Friedrich: Die römischen Fingerringe der Rheinlande und der benachbarten Gebiete. Berlin 1913, S. 10. Zurück
  4. Stümpel, Bernhard: Ur- und Frühgeschichte von Ebersheim, Landkreis Mainz. In: 1500 Jahre Ebersheim. Festschrift zur Jubiläumsfeier der Gemeinde im Jahre 1964. Oppenheim 1964, S. 35-39, hier S. 37. Zurück
  5. Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1972 bis 31. Dezember 1973. MZ 70 (1975), S. 221. Zurück
  6. Ebenda. Zurück
  7. Ebenda. Zurück
  8. Ebenda. Zurück
  9. Knöchlein, Ronald: Ebersheim. Von der frühesten Besiedlung bis zur fränkischen Zeit. Archäologische Ortsbetrachtungen 10. Mainz 2007. Zurück
  10. Knöchlein, S. 19-26. Zurück
  11. Ebenda, S. 26-27. Zurück
  12. Ebenda, S. 27. Zurück
  13. Ebenda Zurück
  14. Ebenda, S. 26-34. Zurück