Eckelsheim in Rheinhessen

Die evangelische Kirche in Eckelsheim

Bildstrecke mit Außenansichten[Bild: Wilfried Jung]

von Beate Wridt

Der kleine Saalbau mit dreiseitiger Empore stammt aus dem Jahre 1609 und wurde 1727-41 umgebaut. Das Westportal besitzt einen Volutengiebel, darüber befindet sich eine Platte mit dem Lamm Gottes (1741). Ferner befindet sich in der Kirche eine Orgel aus dem Jahr 1740. Seit dem Jahr 1741, seit mehr als 250 Jahren also, kommt die Eckelsheimer Gemeinde in ihrer heutigen Dorfkirche zusammen. Früher machten sich die Eckelsheimer zum Kirchgang zumeist auf den Weg nach Gosselsheim. Diesen Ort gibt es heute nicht mehr. Er befand sich etwa dort, wo heute der Eckelsheimer Friedhof ist, am Weg nach Gumbsheim. Gosselsheim wurde wesentlich früher gegründet als Eckelsheim. Schon im Jahr 790 wird der Ort in Urkunden des Klosters Lorsch erwähnt. In der Kirche in Gosselsheim saßen Eckelsheimer neben Gosselsheimern und bis zum Jahr 1699 auch neben Christen aus Gumbsheim. Für diese drei Gemeinden war Gosselsheim Pfarrort. Im Jahr 1648, dem letzten Jahr des 30jährigen Krieges, brannte die Kirche ab. Nach dem Wiederaufbau hat die seit 1695 evangelische Kirche nicht einmal hundert Jahre bestanden. 1765 sei die letzte Mauer eingestürzt. Leider ist uns über die Bauweise und die Ausstattung nichts überliefert. Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Pfarrsitz von Gosselsheim verlegt. Eckelsheim wurde zum Pfarrort für Eckelsheim und Gumbsheim. Im Jahr 1724 gedachte die Gemeinde Eckelsheim eine neue Kirche zu bauen. Sie wurde im Jahr 1741 fertiggestellt.

Bildstrecke mit Innenansichten[Bild: Wilfried Jung]

An dieser Stelle darf nicht unerwähnt bleiben, dass im Dorf bereits eine alte Kapelle bestand. Sie wird schon 1355 erwähnt. Mit dem Umzug des Pfarrers von Gosselsheim nach Eckelsheim hat sie sicher an Bedeutung gewonnen. Diese Kapelle war nach dem Heiligen Mauritius (St. Moritz Kapelle) benannt. Auch über die Mauritiuskapelle ist uns nichts näheres bekannt. Lediglich historische Lagepläne und einige Mauerreste belegen ihren Bestand. Bis zum Jahr 1822 blieb Eckelsheim Pfarrsitz. Durch die "Wörrstädter Union" im Jahr 1822 wurden alle rheinhessischen Gemeinden unierten Bekenntnisses, d.h. die vorher selbständig nebeneinander existierenden protestantischen Kirchen (die lutherische und die reformierte) wurden zur "evangelischen Kirche" zusammengeschlossen. In diesem Zusammenhang verlor Eckelsheim seinen Pfarrsitz und wurde der Pfarrei Siefersheim zugeordnet. Nach einigen Schwierigkeiten gelang es den Eckelsheimern schließlich doch, auf eigene Kosten und durch ihrer Hände Arbeit, die neue Kirche 1741 zur Vollendung zu bringen. Das Gotteshaus wird gekrönt von dem 23,49 Meter hohen Turm mit schmiedeeisernem Kreuz und Wetterhahn. Die Kirche hat zwei Glocken. Im Laufe ihrer Geschichte ist die Eckelsheimer Mauritiuskirche mehrfachen Reparaturen unterzogen worden. Die letzte Außenrenovierung fand im Jahr ihres 250jährigen Bestehens statt.

Hinweistafel an der Kirche

In den Jahren 1727 – 1741 errichtet
zur Barocken Saalkirche mit Dachreiter

1862/1864, 1920, 1972 und 1991
fanden Renovierungsarbeiten statt

Das Krüppelwalmdach und der typische Zwiebelturm
prägen äußerlich die Kirche
Der Turm ist mit Wetterhahn genau 23,49 Meter hoch

Das Eingangsportal mit seinem Volutengiebel ist Blickfang
Stolz verkündet die Tafel über dem Portal:
"DIESES EVANGELISCHE GOTTESHAUS WURDE GOTT ZU EHREN
UND ZU ERBAUUNG DER SEELEN AUFGERICHTET
UND AUF EIGENE KOSTEN ERBAUT
VON DER EVANGELISCHEN GEMEIND ZU ECKELSHEIM IM JAR 1741"
Eine zweite Tafel zeigt das Lamm Gottes auf dem Berge und eine auffliegende
Taube. Der angefügte Text nimmt darauf Bezug:
"ICH SAH EIN LAMM STEHEN AUF DEM BERGE – OFF - JOH - 14,1"

Zwei Glocken sind im Turm aufgehängt
Sie sind von der Fa. Rincker gegossen
Die Kleinere wiegt 226 kg und ist auf den Ton c'' gestimmt,
die Größere auf den Ton b''
Eine Glocke musste im zweiten Weltkrieg abgeliefert werden
Die kleinere, noch verbliebene Glocke ist aus dem Jahre 1922
Die größere wurde 1952 von der bürgerlichen Gemeinde gestiftet
Die heute nicht mehr erhaltene Glocke trug die Inschrift: "STEH FEST IM STURM
DER ZEIT – GESEGNET IST DEIN LEID – DENK AN DIE EWIGKEIT"

Die Ausstattung stammt aus dem 18. Jahrhundert

Der Altar ist ein aus Holz gefertigter Kastenaltar

Die Kanzel ruht auf einer Holzsäule
Der Schalldeckel, symbolisiert von unten
durch eine Taube, den Heiligen Geist

Die Orgel von Johann Georg Geib ist aus dem Jahre 1782

Die Bildfenster wurden 1920 von Otto Linnemann gestaltet

Das dritte Fensterbild zeigt den Christuskopf mit Dornenkrone

Bei den Deckengemälden sind die vier Evangelisten

Matthäus (mit Engel), Markus (mit Löwe), Lukas (mit Stier) und Johannes (mit
Adler) abgebildet

Die Bildfenster und Glocken wurden 1922 von Nachfahren
der Eckelsheimer Auswanderer nach Evansville/Indiana, USA gestiftet,
die dafür 71 ¾ Dollar gesammelt hatten.

Nachweise

Vorstehender Text wurde freundlicherweise von Herrn Wilfried Jung zum Abdruck überlassen. Alle Bilder dieser Seite stammen von Wilfried Jung (Eckelsheim).

 

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Wridt, Beate: Geschichte von Eckelsheim.
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985

Aktualisiert am: 14.06.2014